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Sub- und Miniserien in Terra und Utopia: Flaggschiffe, Flottenkadetten und Flops - Roboter Psychohistoriker Weltraumranger Asimovs Serien I

Mini- und Subserien bei Terra und UtopiaFlaggschiffe, Flottenkadetten und Flops
Folge 10:
Roboter, Psychohistoriker und Weltraumranger –
Serien von Isaac Asimov (I)

Von den Fünfzigern bis in die Achtziger hinein gab es SF auch in zahlreichen Reihen. Herausragend dabei die ›Marken‹ »Utopia« und »Terra«. Für viele der erste Kontakt mit der Science Fiction bzw. dem ›utopischen Roman‹. In diesen Reihen erschienen zahlreiche Sub- und Miniserien. Diese werden in den kommenden Wochen einmal etwas genauer betrachtet ...


Die drei Gesetze der Robotik

1.) Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen oder durch Untätigkeit zu Schaden kommen lassen.

2.) Ein Roboter muss den Befehlen eines Menschen gehorchen, es sei denn, solche Befehle stehen im Widerspruch zum ersten Gesetz.

3.) Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange dieser Schutz nicht dem Ersten oder Zweiten Gesetz widerspricht.

zitiert aus: Isaac Asimov, Alle Roboter-Geschichten, Bastei Paperback 28101, 1982

Alle Roboter-GschichtenWas soll man über Isaac Asimov sagen, was nicht schon bekannt ist? Geboren 1920 im heutigen Weißrussland, mit 3 Jahren in die USA übersiedelt, Studium der Biochemie, Professor an der Universität von Boston, Veröffentlichung seiner ersten SF-Kurzgeschichte bereits 1939, zusammen mit dem Herausgeber John W. Campbell und einigen anderen Spitzenautoren einer der wichtigsten Gestalter des „Goldenen Zeitalters der SF“, Autor und Herausgeber von Hunderten von Büchern, darunter Romane für Erwachsene und Jugendliche, Kurzgeschichtensammlungen, Anthologien und Sachbücher, sowie ungezählten Artikeln, Vorwörtern, Nachwörtern, Essays, Kommentaren und und und ... 1992 wurde er durch die Folgen einer Aids-Infektion, die er sich durch eine Bluttransfusion zugezogen hatte, aus dem Leben und von der Schreibmaschine gerissen.

Isaac AsimovAsimov ist zusammen mit Arthur C. Clarke (und vielleicht noch Frank Herbert, dessen „Wüstenplanet“ an der Spitze der SF steht wie „Der Herr der Ringe“ über der Fantasy) der wichtigste und berühmteste Autor der Science Fiction-Geschichte. Mit seinen Roboter-Geschichten, die hauptsächlich in den Bänden „Ich, der Robot“ und erweitert in „Alle Roboter-Geschichten“ gesammelt wurden sowie dem Foundation-Zyklus, der zuerst in Fortsetzungen im Magazin „Astounding Science Fiction“ erschienen ist und dann zu einer Trilogie zusammengefasst wurde, hat er sich seinen Platz im Olymp der Science Fiction-Autoren erarbeitet.

Ich, der RobotDie Roboter-Geschichten haben als verbindenden Charakter die Robotologin Susan Calvin und schildern die technische und ethische Entwicklung der Roboter bis zum eigenständigen Denken, immer in Zusammenhang mit den Drei Robotergesetzen gesehen, die das erste Mal in der in der Geschichte „Runaround“ formuliert wurden. Asimov schrieb einen großen Teil dieser Geschichten bereits in den vierziger Jahren als sehr junger Autor. Die erste deutsche Ausgabe gab es 1952 als „Ich, der Robot“, eines der vier berühmten „Rauchs Weltraum-Bücher“, einem ambitionierten Projekt, das leider für den hiesigen Markt zu früh kam und gescheitert ist. Weitere Roboter-Geschichten entstanden nach und nach und wurden auch in verschiedenen Kurzgeschichtenbänden gesammelt. Die empfehlenswerte erweiterte Sammlung dieser Geschichten ist jedenfalls „Alle Roboter-Geschichten“ (The Complete Robot).

Der Mann von drübenDas Roboter-Universum wurde von Asimov in den fünfziger Jahren durch die beiden Romane um den Detektiv Elijah Baley von der New York City Police erweitert, welche in einer Zukunft spielen, in der die Menschheit bereits begonnen hat, die Galaxis zu erobern. New York ist in dieser Zeit wie die anderen großen Städte auf der übervölkerten Erde eine Stahlhöhle unter einer riesigen Kuppel. Ein „Spacer“ (in der ersten deutschen Übersetzung "Astronide"), einer der menschlichen Bewohner einer Außenwelt, ist ermordet worden. Baley ist alles andere als begeistert, als ihm zur Unterstützung seiner Ermittlungen ein Kollege beigestellt wird, der von den Spacern kommt, denn R. Daneel Olivaw ist ein hochentwickelter Roboter mit menschlichem Äußeren. Auf der Erde sind Roboter im Unterschied zu den Kolonialwelten verpönt. Durch die Zusammenarbeit der beiden ungleichen Partner kann der Fall gelöst werden. Im zweiten Band „Die nackte Sonne“ wird Baley nach seiner erfolgreichen Aufklärungsarbeit des ersten Falles zum Planeten Solaria gerufen, weil auch dort ein Mord passiert ist. Die dortigen Spacer schauen zwar verächtlich auf ihre Artgenossen von der Ursprungswelt Erde, brauchen jedoch die detektivischen Fähigkeiten von Baley, um das Verbrechen aufzuklären. Als Partner arbeitet wieder Roboter Daneel mit ihm zusammen. Dies ist nicht verwunderlich, denn auf Solaria gibt es wesentlich mehr Roboter als Menschen, dafür ist aber direkter gesellschaftlicher Kontakt zwischen Menschen tabu. Die unterschiedlichen Lebensformen und Gesellschaftsstrukturen auf der Erde und den von ihr besiedelten Planeten sind ein interessanter Hintergrund für beide Bände. Außerdem zeigt sich deutlich, dass sich Asimov neben seinem umfangreichen SF-Werk auch als anerkannter Autor von Kriminalromanen etabliert hatte und hier konnte er beide Fähigkeiten verbinden. In Deutschland erschienen die Roboter-Romane zuerst in den fünfziger Jahren in Buchausgaben mit den Titeln „Der Mann von drüben“ und „Die nackte Sonne“ im AWA-Verlag, dann gab es im Utopia Großband eine Heftausgabe von „The Naked Sun“, die als „Mord unter fremder Sonne“ übersetzt wurde, bevor die beiden Titel wie die meisten anderen als Taschenbuchausgaben zu Heyne übersiedelten, später auch mit neuen Übersetzungen.

FoundationDer zweite Pfeiler von Asimovs Ruhm ist natürlich die „Foundation“-Serie. Wie die Roboter-Geschichten erschien auch dieses Werk in Fortsetzungen im Magazin „Astounding Science Fiction“ in den vierziger Jahren. Herausgeber John W. Campbell nahm zweifellos großen Einfluss darauf. Werke auf einem Niveau wie seine eigenen bombastischen Weltraumabenteuer aus seinen Anfangsjahren, als er selbst als Autor aktiv war und mit denen wir uns in Folge 15 befassen werden, hätte er zu dieser Zeit in „seinem“ Magazin keinesfalls mehr zum Abdruck gebracht. In Buchform wurde dann aus der „Foundation“-Serie eine Trilogie.

Alle Wege führen nach TrantorDas galaktische Imperium liegt im Sterben. Dies ist der Ausgangspunkt für einen Plan, den der geniale Wissenschaftler Hari Seldon auf Trantor, der Zentralwelt des Reiches, mit Hilfe der Psychohistorik entwickelt hat. Der Planet Trantor, „die Welt aus Metall“, ist komplett verstädtert und hat eine Bevölkerung von vierzig Milliarden Menschen. Als ich in „Star Wars 1 – Die dunkle Bedrohung“ die Bilder von Coruscant, des Hauptplaneten der Republik, sah, glaubte ich, auf die Oberfläche Trantors zu blicken. Zweifellos hat George Lucas seinen Asimov gelesen, wenngleich es bei ihm im Gegensatz zu den Werken von Asimov von außerirdischen Intelligenzen geradezu wimmelt. Die Psychohistorik ist eine neue Wissenschaft, deren Urheber Hari Seldon selbst ist. "Der Tausendjahresplan" Seldons kann den Untergang des Imperiums zwar nicht verhindern, aber den Zeitraum bis zum Wiederaufbau der galaktischen Zivilisation zu einem neuen Zusammenschluss von dreißigtausend auf tausend Jahre verkürzen. Zu diesem Zweck gründet er zwei Stiftungen („Foundations“) an entgegengesetzten Enden der Galaxis. Als Tarnung für die Erste Foundation dient die Sammlung allen Wissens in einer „Encyclopaedia Galactica“. "Terminus, der letzte Planet" (so der Titel des ersten Bandes in der deutschen Heftausgabe), ist der Ort am Rand der Galaxis, von wo aus die Foundation ihre Tätigkeit entfaltet. Die Zweite Foundation wird geheim auf einem unbekannten Planeten mit Namen „Star's End“ gegründet. Durch die Lage weitab von den Zentren gelingt es der Ersten Foundation in den Wirren vor dem endgültigen Zusammenbruch des Imperiums relativ ungestört, durch den klugen Aufbau eines Handelsimperiums ihren Einfluss auf die benachbarten Regionen der Milchstraße auszudehnen. Auch "Der galaktische General", ein Offizier des alten Imperiums, der sich mit aller Macht gegen das Ende wehrt, kann den Lauf der Geschichte nicht ändern und verliert den Kampf gegen „die tote Hand“ Hari Seldons. Während verschiedener Krisen werden die führenden Köpfe der Foundation durch Videobotschaften des längst verstorbenen Seldon angeleitet, wie sie die Situation bereinigen können. Hört man die Botschaften allerdings genauer an, kommt einem das Orakel von Delphi in den Sinn. Der Plan wird gefährdet, als "Der Mutant", genannt „der Fuchs“ (in neueren Übersetzungen „das Maultier“), der Menschen psychisch beeinflussen kann, die Macht ergreift, was der Seldon-Plan nicht vorausgesehen hat, weil er nur das Verhalten von Menschenmassen, aber nicht das von einzelnen Menschen vorausberechnen kann. Um den Mutanten auszuschalten, greift die bisher geheimgehaltene Zweite Foundation ein, die sich der Beherrschung der Geisteskräfte des Menschen widmet, und offenbart damit ihre Existenz. Die Erste Foundation empfindet die andere Organisation als Bedrohung ihrer Macht und der Pläne zum Aufbau eines zweiten galaktischen Imperiums und sucht daher intensiv nach ihrem Standort. Dies gefährdet ebenfalls den Tausendjahresplan. Aufgrund der von Hari Seldon überlieferten Aussage wird die Zweite Foundation auf der anderen Seite der Milchstraße vermutet. Nach intensiven Nachforschungen kann ihr vermeintlicher Standort gefunden und eine Gruppe von Agenten, die bereits auf Terminus aktiv sind und hier Menschen geistig beeinflussen, ausgeschaltet werden. Doch die Wahrheit ist ganz anders. Die Zweite Foundation blüht und gedeiht an einem ganz anderen Ort, damit kann der Seldon-Plan weiterhin erfolgreich verfolgt werden ...

Der Erste Sprecher hatte längst aufgehört, zu den Studenten zu reden. Im Grunde machte er diese Ausführungen für sich selbst, wie er da vor dem Fenster stand und zu den unglaublichen Flammen des Universums hinsah, zu der gewaltigen Galaxis, die jetzt für immer sicher war.
„Hari Seldon nannte Trantor „Star's End“, flüsterte er, „und dieses bißchen poetische Phantasie sei ihm doch erlaubt. Das ganze Universum wurde einmal von diesem Felsen aus gelenkt, alle Fäden, an denen die Sterne hingen, führten hier zusammen. „Alle Wege führen nach Trantor“, lautet ein altes Sprichwort, „und das ist der Ort, wo alle Sterne enden“.

zitiert aus: Isaac Asimov: Zweite Foundation; in: Foundation. 3 Romane, Heyne Bibliothek der Science Fiction Literatur, 1991

Ich, der Robot„Foundation“ erhielt ihre deutsche Erstveröffentlichung in Heftform und zwar aufgeteilt auf vier Hefte in der Reihe Terra Sonderband. Trotz dieser Aufteilung und der Platzierung im Sonderband, der einen größeren Seitenumfang hatte als die Standard-Heftreihen, konnten Kürzungen nicht vermieden werden. Kenntnisreicher Übersetzer, der auch „Foundation“ richtigerweise als „Stiftung“ ins Deutsche übertrug, war Lothar Heinecke, der sich über seinen frühen Tod hinaus Renommee aus Herausgeber der deutschen Ausgabe des Magazins „Galaxis“ erwarb. Es ist bemerkenswert, dass ein derartiges Highlight der internationalen SF in Deutschland zuerst in Heftform erschien. Ein Beweis dafür, dass es hierzulande damals noch kaum einen Markt für SF im Buch gab. Für die Reihe „Terra Sonderband“, in der auch einige andere interessante internationale SF-Werke erschienen, war „Foundation“, hier als Zyklus „Der Tausendjahresplan“ bezeichnet, das Spitzenwerk. Die späteren deutschen Ausgaben, sei es in drei Einzelbänden oder als Sammelband, waren dann im Heyne Verlag beheimatet, in dessen SF-Reihe besonders in den ersten Jahren eine Reihe von interessanten Titeln, die vorher in den Utopia- und Terra-Heftreihen erschienen waren, erstmals in Taschenbuchausgaben vorgestellt wurden. Nicht unschuldig an dieser Entwicklung war der Lektor Günter M. Schelwokat, der neben seiner Tätigkeit für Perry Rhodan und die anderen Moewig-Reihen auch die Heyne SF in ihren ersten Jahren betreute, bis Heyne die Tochterfirma Moewig Verlag verkaufte und das Duo Herbert W. Franke und Wolfgang Jeschke eine neue Ära bei der Heyne SF einleitete. Interessant war später auch noch als „Außenseiterausgabe“ der Bastei-Sammelband „Die Psycho-Historiker“, bei dem man sich auch wieder getraute, „Foundation“ mit „Stiftung“ zu übersetzen.

Sterne wie StaubDie drei Romane der „Imperiums-Trilogie“ erschien in den USA Anfang der fünfziger Jahre etwa zur gleichen Zeit wie die Buchausgaben der „Foundation“-Trilogie, wurden also nach dieser geschrieben, denn diese war vorher ja schon in Fortsetzungen herausgekommen. Im Unterschied zu diesem zusammenhängenden Werk handelte es sich hier um drei von einander unabhängige Romane, die allerdings vor dem gleichen galaktischen Hintergrund in verschiedenen Zeiträumen lange vor den Ereignissen in „Foundation“ spielen. Sie teilen allerdings das Merkmal, dass die Erde zum Zeitpunkt ihrer Handlungen zwar noch nicht vergessen, aber als radioaktiver Planet gemieden wird. Die Romane fanden in Deutschland zuerst eine Heimat im Goldmann Verlag, wo sie 1960 die renommierte Reihe „Goldmann Zukunftsromane“ einleiteten und erlebten mehrere Neuauflagen im Taschenbuch, bevor sie sich mit neuen Übersetzungen und Titeln zu den anderen Asimov-Werken bei Heyne gesellten. „Sterne wie Staub“, der chronologisch erste Band von den dreien, spielt zu einer Zeit, wo zwar schon einige tausend Planeten der Galaxis besiedelt sind, das Zentrum der Galaxis aber noch nicht erreicht wurde. Biron Farrill vom Planeten Widemos und Student auf der Erde, erfährt, dass sein Vater von den Tyrannen (die Einwohner des Planeten Tyrann, der Name ist, ähem, zufällig) gefangengenommen und ermordet worden ist. Er flieht, weil er sich selber in Gefahr wähnt, auf den Planeten Rhodia. Dort kommt ihm ein Gerücht zu Ohren, dass ein unbekannter Planet einen Aufstand gegen die Herrschaft der Tyrannen plant. Brian und seine Freunde stehlen ein Raumschiff der Tyrannen und fliegen zum Pferdekopfnebel, wo sie den aufständischen Planeten vermuten. Dieser wird dort zwar nicht gefunden, weil er gar nicht existiert, aber Biron kann den Mord an seinem Vater aufklären. Es stellt sich zum Schluss heraus, dass tatsächlich eine Rebellion geplant wird, allerdings auf dem bekannten Planeten Rhodia. Als Vorbild für den Aufbau einer künftigen freien Gesellschaftsordnung dient den Umstürzlern ein uraltes Dokument aus vergangenen Jahrtausenden: Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika.

Der fiebernde PlanetDer fiebernde Planet“, der Titel für den zweiten der Imperiums-Romane in der ersten deutschen Übersetzung, ist eine Bezeichnung für die radioaktiv gewordene Erde. Die Menschheit hat sich weiter über die Galaxis ausgebreitet. Trantor, der spätere Hauptplanet des galaktischen Imperiums, ist schon besiedelt und der Hauptplanet eines bedeutenden regionalen Königreichs. Die Handlung dreht sich um den von Trantor unabhängigen Planeten Sark und seine Kolonie Florina, das von Sark ausgebeutet wird, weil nur dort der Stoff „Kyrt“ wächst, eine hochqualitative, universell einsetzbare Faser. Rik, ein Mann von der Erde, findet heraus, dass die Sonne von Florina dabei ist, sich in eine Sonne zu verwandeln. Der Grund dafür sind „Ströme im All“ (deutscher Titel des Buches in der neuen Übersetzung), also kosmische Energieströme, die die Sonne aufheizen und ihr Spektrum verändern. Diese Konstellation ist aber auch dafür verantwortlich, dass Kyrt auf Fiorina gedeiht. Die Regierung von Sark nimmt das Angebot von Trantor an, ihr Florina abzukaufen, weil durch die neuen Erkenntnisse die Bedingungen, unter denen Kyrt angebaut werden kann, auch woanders hergestellt werden können. Die radioaktive Erde, die bereits unter der Kontrolle von Trantor steht, ist zur Evakuierung vorgesehen. Dies wird aber verhindert, weil sie von vielen nach wie vor als die Urheimat der Menschheit angesehen wird.

Radioaktiv...!Radioaktiv...!“ (im Original „Pebble in the Sky“), später „Ein Sandkorn am Himmel“, das handlungschronologisch dritte Buch der Imperiumsromane, kam 1950 heraus und ist damit Asimovs erster veröffentlichter Einzelroman. Bei einem Unfall in einem Kernforschungsinstitut wird der im Ruhestand befindliche Schneider Joseph Schwartz durch die Atomexplosion aus dem 20. Jahrhundert in die Zukunft in die Zeit des galaktischen Imperiums geschleudert. Unfähig, die sich weiterentwickelte Sprache zu verstehen, wird er als zurückgeblieben angesehen und „Opfer“ von psychischen Experimenten, die sich bei ihm aber in stark erhöhten Geisteskräften inklusive telepathischer Fähigkeiten auswirken. Die Erde gehört dem Imperium an, ist nach wie vor hoch radioaktiv, deswegen sehr arm und wird immer wieder von Aufständen gegen die Herrschaft erschüttert. Gerüchte, dass die Erde die Ursprungswelt der Menschen sei, werden als Märchen abgetan. Die Erdbewohner werden diskriminiert, verachtet und mit sechzig Jahren der Euthanasie unterworfen. Schwartz und die Wissenschaftler, die seine gesteigerten Geisteskräfte verursacht haben, werden von Rebellen gekidnappt, die sich für die Unterdrückung rächen und im Imperium ein Supervirus verbreiten wollen. Schwartz kann durch seine neu erworbenen Fähigkeiten den Plan vereiteln und wird von den offiziellen Stellen für die Verhinderung des geplanten Massenmordes geehrt. Das Buch schließt mit der Hoffnung, dass die Erde durch die Ausbringung von nicht kontaminiertem Bodenmaterial von anderen Welten wieder von der Radioaktivität befreit werden kann und die Erdmenschen gleichberechtigte Mitglieder der galaktischen Völkergemeinschaft werden.

Exkurs 1 - Übersetzung von Buchtiteln und Namen
Die Roboter- und Foundation-Erzählungen sind eine hervorragende Gelegenheit, sich einmal mit diesem Thema zu befassen. Hier wird seit Jahrzehnten durch Übersetzer und Redaktionen Schindluder getrieben. Der schlimmste Fall war für mich, als ein englischsprachiger Titel nicht nur nicht übersetzt, sondern in der deutschsprachigen Fassung mit einem anderen englischen Titel versehen wurde! Leider ist mir das Beispiel entfallen. Ich glaube, es war ein Film. Lassen Sie mich deswegen hier „Die drei Heinrichschen Gesetze für werkgetreue Übersetzungen“ in Erinnerung rufen:

1.) Titel von Büchern, einzelnen Kapiteln und Kurzgeschichten sind wörtlich zu übersetzen, außer der Originaltitel ist komplett nichtssagend oder der übersetzte Originaltitel existiert bereits in gleichem Wortlaut bei einem anderen Werk.

2.) Eigennamen sind im Originalzustand zu belassen. Namen aus Sprachen mit nichtlateinischem Schriftsystem sind gemäß IPA-Lautschrift so weit wie möglich phonetisch zu übertragen.

3.) Sonstige Namen sind einzudeutschen, falls der Name eine inhaltliche Bedeutung hat, die übersetzbar ist, andernfalls sind sie im Originalzustand zu belassen.

zitiert aus: Henry Stardreamer, Handbuch für Übersetzer, Heinz Erhardt-Verlag, Unterstinkenbrunn 2016

Schauen wir uns nun einige der besprochenen Titel nach diesen Kriterien an. Da sind die Roboter-Romane „The Caves of Steel“ und „The Naked Sun“. Die „Caves“ wurden zuerst mit dem nichtssagenden Titel „Der Mann von drüben“ übersetzt. Der neuere Titel ist werkgetreu „Die Stahlhöhlen“. „The Naked Sun“ hieß in der Ausgabe im Utopia Großband „Mord unter fremder Sonne“, zwar nicht werkgetreu, aber immerhin mit Hinweis auf die Handlung und die Sonne ist enthalten. In den späteren Ausgaben kam dann werkgetreu „Die nackte Sonne“, was hier besonders wichtig ist, denn das ist auch die Schlusspointe des Romans.

In der Imperiumstrilogie haben wir „The Stars, Like Dust“, „The Currents of Space“ und „Pebble in the Sky“. Die Titel der Erstübersetzungen sind „Sterne wie Staub“, „Der fiebernde Planet“ und „Radioaktiv...! 2 und 3 enthalten zwar einen Hinweis auf die radioaktive Erde, sind aber nicht werkgetreu. Die neuen Übersetzungen „Ströme im All“ und „Ein Sandkorn am Himmel“ passen wieder. Und jetzt kommen wir zum auch diesbezüglich spannendsten Teil, die Foundation-Trilogie. Die Originaltitel sind „Foundation“, „Foundation and Empire“ und „Second Foundation“. So sehr die Trilogie die SF beeinflusst und zu Recht Millionen von Lesern angezogen hat, die Titel sind es nicht, denn die sind einfallslos. So ist es verständlich, dass die deutschen Übersetzer von der Einschränkung des Ersten Gesetzes Gebrauch gemacht und sprechende Namen gewählt haben. Dies sind in der auf vier Teile aufgeteilten Übersetzung im Terra Sonderband „Terminus, der letzte Planet“, „Der galaktische General“, „Der Mutant“ und „Alle Wege führen nach Trantor“. In der dreiteiligen Heyne-Ausgabe wurden daraus „Der Tausendjahresplan“ sowie ebenfalls „Der galaktische General“ und „Alle Wege führen nach Trantor“. Der Titel des dritten Bandes ist geradezu genial. Er spielt nicht nur auf die Parallelen von galaktischem und römischem Imperium an („Alle Wege führen nach Rom“), sondern liefert für aufmerksame Leser bereits im Titel die Auflösung des Rätsels, das die Akteure des Romans und die Leser während der ganzen Handlung beschäftigt, nämlich den Standort der Zweiten Foundation! In der Neuausgabe in einem Band wurden die Bände originalgetreu, aber fade und denglisch mit „Foundation“, Foundation und Imperium“ und „Zweite Foundation“ betitelt.

In den Roboter-Romanen wurden der Polizist Elijah Baley und der Roboter R. Daneel Olivaw wahrscheinlich aus Gründen der besseren Lesbarkeit im Deutschen in der ersten Übersetzung leicht auf Tom Baley und R. Daniel Olivar umbenannt, eine in meinen Augen verzeihbare Sünde. Die „Spacer“, die Bewohner der von Erdmenschen besiedelten Planeten, wurden entsprechend dem Dritten Gesetz ganz passabel als „Astroniden“ eingedeutscht, in den späteren Übersetzungen aber wieder unübersetzt gelassen. Dies wird zwar mittlerweile immer mehr üblich, ist aber schädlich für die Entwicklung der deutschen Sprache. Eine sehr wortgetreue Übersetzung wäre „Raumlinge“ gewesen, aber da das abwertend klingt, scheidet es wohl aus.

Wir betrachten nun den Mutanten, den Mann, der die erste Foundation besiegte und doch nur eine Episode in der galaktischen Geschichte bleibt, anhand des Schlusses des zweiten Bandes der Trilogie bzw. des dritten Bandes in der vierbändigen Terra-Heftausgabe.

In der Terra-Ausgabe von 1960 ist er einfach „der Mutant“:

„Ich bin immer noch der Mutant, der mächtigste Mann in der Galaxis. Ich werde auch die zweite Stiftung besiegen." Er ging, ohne sich noch einmal umzusehen.

zitiert aus: Isaac Asimov: Der Mutant, Terra Sonderband 26, 1960, Übersetzung durch Lothar Heinecke

In der Heyne-Ausgabe von 1966 wird daraus „der Fuchs“:

"Ich bin trotzdem noch immer der Fuchs, der mächtigste Herrscher der Galaxis. Ich werde die zweite Fundation doch besiegen." Bayta schüttelte energisch den Kopf. "Nein, das gelingt Ihnen nie!" erwiderte sie zuversichtlich. "Ich vertraue noch immer auf Hari Seldons Weisheit. Sie bleiben der erste und letzte Herrscher ihrer Dynastie." Der Fuchs starrte ihnen mit gerunzelter Stirn nach, als sie nebeneinander davongingen.

zitiert aus: Isaac Asimov: Der galaktische General, Heyne SF 3082, 1966, Übersetzung durch Wulf H. Bergner

Erst die ungekürzte Übersetzung von 1991 übersetzt den Mutanten werkgetreu als „das Maultier“:

„Und inzwischen bin ich immer noch das Maultier, der mächtigste Mann der Galaxis. Und ich werde die Zweite Foundation schlagen.“ Mit ruhiger Sicherheit schoß Bayta ihren letzten Pfeil ab. „Das werden Sie nicht. Ich vertraue immer noch auf die Weisheit Hari Seldons. Sie werden der letzte Herrscher Ihrer Dynastie sein, wie Sie der erste sind.“. Das traf Magnifico. „Meiner Dynastie? Ja, ich habe oft daran gedacht. Daß ich eine Dynastie gründen könnte. Daß ich eine passende Gemahlin finden könnte.“ Plötzlich erfaßte Bayta, was der Ausdruck seiner Augen bedeutete, und sie erstarrte vor Entsetzen. Magnifico schüttelte den Kopf. „Ich spüre Ihren Abscheu, aber das ist töricht. Lägen die Dinge anders, könnte ich Sie sehr leicht glücklich machen. Es wäre eine künstliche Ekstaste, doch es gäbe keinen Unterschied zwischen ihr und der echten Emotion. Nur liegen die Dinge nicht anders. Ich nenne mich das Maultier – aber nicht wegen meiner Kraft – offensichtlich...“ Er ging, ohne zurückzublicken.

zitiert aus: Isaac Asimov: Foundation und Imperium, in „Foundation, Heyne Bibliothek der Science Fiction Literatur 79, 1991, Übersetzung durch Rosemarie Hundertmarck

Man sieht deutlich, welche Informationen durch die Kürzungen, aber auch durch schlechte Übersetzungen verloren gehen oder verfälscht werden. Der Mutant heißt in der Originalfassung nicht nur wegen seiner langen Beine und Nase „The Mule“, sondern weil er eben wie ein Maultier zeugungsunfähig ist und daher keine Dynastie gründen kann.

Zum Schluss kommt noch das wichtigste Wort der ganzen Serie: Die „Foundation“. Es wurde zuerst in der Terra-Ausgabe richtigerweise als „Stiftung“ übersetzt, dann in der ungleich bekannteren, weil immer wieder neu aufgelegten Heyne-Ausgabe als „Fundation“ eingedenglischt und bei späteren Neuübersetzungen, als der Originalname bereits sehr bekannt war, im Original belassen. Warum nur konnte man nicht einfach beim guten deutschen „Stiftung“ bleiben? Die wenig bekannte Bastei-Ausgabe der Trilogie „Die Psycho-Historiker“ konnte das. Die Romane hießen hier „Die Stiftung“, „Stiftung und Imperium“ und „Die zweite Stiftung“. Mir gefallen zwar aus den erwähnten Gründen die anderen Titel besser, aber werkgetreu sind diese. Ich habe den Ausdruck „Stiftung“ in diesem Artikel nur aus dem Grund sparsam verwendet, weil „Foundation“ inzwischen so gebräuchlich ist, dass alles andere verwirrend wäre. Ganz schlimm war dann noch die Übersetzung einer Foundation-Geschichte in einer Playboy-SF-Anthologie, wo „Foundation“ mit „Basis“ eingedeutscht wurde. Ein glattes „Ungenügend“, sowohl was SF-Wissen als auch gutes Sprachgefühl betrifft.

Der zweite Teil in einer Woche beschäftigt sich mit der Fortsetzung der Foundation-Serie und der Verbindung mit den Roboterromanen und der Imperiums-Trilogie durch Asimov, weiteren Romanen zu diesem Themenkreis von anderen Autoren, sowie weiteren Serienwerken von Asimov und der kritischen Betrachtung einer Foundation-Gesamtausgabe. Dazu kommt ein Exkurs zum Thema Psychohistorik.

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