Die Novelization - Der Roman zum Film: Da ist der Wurm drin
Squirm – Invasion der Bestien (Squirm)
Hinter dem reisserischen Titel verbirgt sich ein sehr trashiger Streifen aus den Siebzigern, der nur kurz in den Kinos lief und dann wieder in der Versenkung verschwand. Zu Recht, denn es handelt sich um den haarsträubenden Versuch auf der damaligen Erfolgswelle der Tierhorrorfilme mitzuschwimmen. Großes Glück war dem Filmemacher damit aber nicht beschieden, denn der Streifen war zwar für die damalige Zeit recht originell, aber gleichzeitig auch äußerst ekelhaft. Die Schauspieler gehörten übrigens auch nicht gerade zur damaligen Elite. Ein weiteres Manko war das knappe Budget. Dementsprechend fällt auch das Ergebnis aus. Gedreht wurde 1976 übrigens innerhalb von lediglich 24 Tagen in Georgia gedreht. Als Drehbuchautor und Regisseur ist Jeff Lieberman (schrieb auch das Drehbuch zu „Die unendliche Geschichte 3) verantwortlich.
Die Story:
Ein gewaltiger Sturm braust über Georgia und reißt mehrere Strommasten um. Die ungehindert ins Erdreich strömende Elektrizität treibt große, blutdurstige Würmer an die Oberfläche, die sich unmittelbar danach auf Nahrungssuche begeben: natürlich Menschenfleisch! Die Kleinstadt Fly Creek sieht sich kurz darauf mit einer Invasion der glitschigen Würmer konfrontiert, Menschen fallen Ihnen zum Opfer, indem sich die Bestien blitzschnell unter die Haut graben und sich durchs warme, dampfende Fleisch fressen. Der Film geizt nicht mit miesen Tricks, ekelhaften Wurmfluten und obskuren Einfällen: Die Würmer dringen sogar aus Duschköpfen in Häuser ein, oder lauern in Milkshakes. Hauptfiguren sind ein selbstverständlich Liebespaar, ein sturer und uneinsichtiger Sheriff, sowie ein wurmophober, gestörter junger Mann, der zudem auch von Eifersucht geplagt wird. Allzulange bleibt er auch nicht schwanzgesteuert, sondern wird eher … wurmgesteuert. Was bei ihm wohl sehr ähnlich geartet sein dürfte.
Was sich anhört wie ein SchleFaZ, ist auch einer. Die meiste Zeit passiert nicht recht viel, der Film kommt erst in den letzten Zehn Minuten richtig in Fahrt. Das Machwerk lief in meiner Heimatstadt übrigens im Kino der amerikanischen Streitkräfte, das sich gleich neben dem Original US-Supermarkt befand. Als Kinder durften wir da natürlich nicht rein, also begnügten wir uns auf dem Nachhauseweg in die Schaukästen zu starren. Der Streifen ist im Original auf DVD erhältlich, eine deutsche Kauf-Fassung gibt es nicht, lediglich auf VHS.
Die Romanfassung:
Der Roman zum Film wurde im Nachhinein von Richard Curtis (nicht zu verwechseln mit dem Engländer Curtis Richards, dem Verfasser der Romanfassung von Halloweeen. Die englischsprachige Wikipedia irrt hier) basierend auf dem Drehbuch geschrieben, es handelt sich also wieder um eine echte Novelization. Der 1937 in New York geborene Curtis war insgesamt recht wenig als Autor tätig. Squirm ist auch sein einziger Roman, es erschienen aber noch einige Kurzgeschichten von ihm. Vermutlich war die Nacherzählung lediglich eine Auftragsarbeit - Eggcreams kosten schließlich auch Geld. Ab Ende der Siebziger schrieb er dann eine große Menge an Essays und Artikeln. Inzwischen ist er Literaturagent. Das Buch scheint auch kein Verkaufsschlager gewesen zu sein. Bei Amazon bekommt man die US-Fassung für schlappe 0,01£.
Auf Deutsch erschien das Werk dann auch, und zwar im Jahr 1977 als Dämonenkiller (!)-Taschenbuch Nr. 30, übersetzt von Elisabeth Simon.
Das Buch macht im Gegensatz zum Film wirklich Laune. Zwar handelt es sich um genauso haarsträubenden und völlig unlogischen Blödsinn mit sinnfreien Dialogen, aber der wurde durchaus gekonnt zu Papier gebracht. Bei Novelizations geschieht es häufig, dass der Autor sich gewisse Freiheiten herausnimmt und eigene Ideen mit einbaut. Hier nicht: Die Romanfassung folgt dem Film nahezu 1:1. Sogar die Dialoge sind fast identisch. Obwohl in der ersten Hälfte (wie auch im Film) nicht wirklich viel passiert, wird der Roman dennoch nicht langweilig. Zum Schluss überschlagen sich die Ereignisse zwar sehr, aber das dürfte diesmal weniger an den sonst bei Pabel üblichen Streichungen und Kürzungen liegen, die notwendig waren um die Story in knappe 145 Dämonenkiller-Taschenbuch-Seiten zu pressen. Das Original hat auch nur 157 Seiten Umfang. Besonders Spaß macht die Lektüre, wenn man zwischendurch immer wieder mal in den Film hineinschnuppert. Essen sollte man aber nebenbei nicht gerade…
Zum Cover der deutschen Ausgabe:
Stammt von Nikolai Lutohin (1932-2000), einem sehr umstrittenen jugoslawischen Künstler, der Meister Thole beim Vampir Horror Roman ablöste und später für die Gestaltung der Mythor-Titelbilder tätig war. Ein recht gut gelungenes Bild ziert dieses Taschenbuch, das allerdings dennoch nicht zum Roman passt. Zweitverwendet wurde das Gemälde für Geister Schocker Nr. 28. Wer Lust und Laune hat, und zudem vielleicht auch nicht weiß, was er mit seinem Weihnachtsgeld machen soll: Lutohin-Originale können bereits unter 200,00€ käuflich erworben werden. Ich selbst besitze zwei Stück von ihm.
Bewertung:
Sinnfreie Lektüre für einen Abend wenn man sonst nichts anderes zu lesen hat, aber durchaus vergnüglich: Hirn ausschalten, dazu einige Bierchen (vom Genuß eines Eggcream wird dringend abgeraten) und schon ist das Wurmloch wieder in Ordnung. Ich vergebe 5 von 5 Angelhaken.
Kommentare
und ihnen den Film für die SchlefaZ-Reihe vorgeschlagen ;)