12 Monate Angst - Ein Kandidat für den Vincent Preis
12 Monate Angst
Ein Kandidat für den Vincent Preis?
Verlag, Herausgeber und Autoren
Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser haben bereits 2014 mit "Dunkle Stunden" eine bemerkenswerte Anthologie herausgegeben. Die beiden sind auch als Autoren unterwegs und haben zweimal den Deutschen Phantastik Preis in der Kategorie "Beste Kurzgeschichte" gewonnen. 2010 waren sie mit der Fantasystory "Das Herz des Jägers" und 2014 mit "Der letzte Gast" erfolgreich. Diesmal sind sie selbst mit zwei Geschichten vertreten. Auch unter den anderen Autoren gibt es echte Schwergewichte. Da wäre z.B. Tobias Bachmann zu nennen, dessen Storysammlung "Liebesgrüße aus Arkham" 2017 den Vincent Preis gewann. Auch Markus K. Korb gehört dazu, der im Jahre 2004 mit der Kurzgeschichte "Die Schlafgänger" den Deutschen Phantastik Preis gewann und dreimal im Bereich Kurzgeschichten mit dem Vincent Preis ausgezeichnet wurde: 2008 für seine Horrorstory "Der Nachzehrer", 2012 für "C-M-B" und 2014 für "Der Struwelpeter-Code".
Außerdem gewann er 2012 den Vincent Preis für seine Storysammlung "Schock!". Ebenfalls zur Autorenschar gehört Perry Rhodan Autor Oliver Plaschka, der 2016 für seine Kurzgeschichte "Das öde Land" den Deutschen Phantastik Preis erhielt. Als besonderes Highlight ist die Beteiligung von Bestsellerautor Markus Heitz zu betrachten, der bisher zwar mehr mit seinen Fantasyromanen in Erscheinung getreten ist, allerdings auch schon mehr als ein halbes Dutzend Kurzgeschichten veröffentlicht hat. Auch Jörg Kleudgen ist dem Liebhaber der Horror-Kurzgeschichte kein Unbekannter. Dazu kommen noch Matthias Töpfer, Jan-Christoph Prüfer, Gebrüder Thot, Thomas Karg und Dieter Winkler, die ebenfalls schon einige Veröffentlichungen aufweisen können.
Idee und Storys
Themenanthologien erfreuen sich großer Beliebtheit und sind neben den Kurzgeschichtensammlungen (nur ein Autor), den periodischen Magazinen und den Jahresbänden die wichtigste Präsentationsform der Kurzgeschichte. Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser machen es sich und den Autoren aber nicht so leicht, einfach nur über das Thema Angst zu schreiben. Nein, sie stellen das Ganze in den Reigen der 12 Monate, so dass es für Januar bis Dezember jeweils eine Geschichte gibt, die die jahreszeitliche Atmosphäre mit einbezieht.
"Es sind düstere Geschichten geworden, die den Federn ihrer Schöpfer entsprungen sind, einige spielen auf subtile Weise mit der Angst, andere begegnen ihr direkt, blutig und erbarmungslos. Manch eine dieser Erzählungen enthüllt die grauenhafte Fratze der Angst, die eine oder andere findet hingegen einen Weg, sich beinahe damit auszusöhnen."
(Vorwort, S.8)
Mit eröffnet die Anthologie. Passend zu Jahreszeit spielen große Teile der Geschichte in einer verschneiten Jagdhütte. Am Anfang steht aber ein irgendwie missglückter One-Night-Stand. Und dann kämpft der Protagonist mit Erinnerungslücken auf einmal mit dem Problem, wohin mit der Leiche?
Ganz anders kommt die Februargeschichte daher. entführt in in den bitterkalten Winter im Zweiten Weltkrieg. An der Ostfront liefern sich deutsche Soldaten und russische Partisanen ein erbittertes Scharmützel. Da taucht etwas Unbekanntes auf.
In der Märzgeschichte schickt eine Oma und ihren Enkel ins Moor. Plötzlich sehen die beiden einen Mann, der halbversunken um Hilfe schreit. Die Oma kennt die Spukgeschichten, die man sich über das Moor erzählt und bleibt vorsichtig. Aber ist das genug?
Der April gehört den . In geht es um eine allein lebende Frau, die in den Verdacht gerät eine Hexe zu sein. Schließlich wollen die Dörfler sie verbrennen. Der junge Wenzel geht zu ihr, um sie zu warnen.
Den Mai übernehmen die Herausgeber dann persönlich. schildern in " " eine Jugendfreundschaft. Elfjährige Schüler eifern ihren Vorbildern, den Rittern, nach. Der Protagonist muss sich allerdings auch noch um seinen kleinen Bruder kümmern und erleben, wie sich seine Eltern langsam auseinanderleben. Als ein Junge in der Nachbarschaft verschwindet, sehen die Schüler ihre große Stunde gekommen. Sie wollen ihn suchen. Ihr Weg führt sie in die Kanalisation.
Und auch der Juni wird von übernommen. In " " geht es um eine Spukgeschichte. Oder wird einfach nur geschildert wie eine Frau den Verstand verliert? Es beginnt damit, dass die kleine Schwester der Protagonistin spurlos verschwindet. Jahre später, nach dem Tod der Mutter erbt die nunmehr erwachsene Frau das alte Haus und will es für den Verkauf herausputzen. Dabei kommen alte Erinnerungen hoch.
Der Juli gehört . In " " geht es um eine Lovecraft Geschichte. Bernd hat sich gerade im Suff eine Frau angelacht. Am nächsten Morgen weckt ihn sein kleiner Bruder und verkündet, dass Cthulhu erscheinen wird. Bernd beschäftigt sich noch mit der Frage, wie er seine Zufallsbekanntschaft am Besten wieder los wird. Überraschenderweise schlägt sie sich auf die Seite des Bruders und die beiden beginnen mit den Vorbereitungen um Cthulhu zu empfangen.
übernimmt den August. In " geht es um eine Söldnertruppe, die mit einer Gruppe Geiseln auf der Flucht vor der Armee ist. Zur Truppe gehört auch ein unheimlicher Indianerjunge. Während ihr Kommandant sie wie besessen vorantreibt, wird die Truppe nach und nach dezimiert.
ist für den September zuständig. " " heißt seine Geschichte, in der es einen Amoklauf gibt. Nur Lena überlebt, ihre Clique nicht. Das Mädchen wird seither von Schuldgefühlen geplagt und ihres Lebens nicht mehr froh. Ihre Mutter macht mit ihr einen Kurztrip, um sie abzulenken. Doch das einsam gelegene Hotel hat es in sich.
zweite Geschichte spielt im Oktober. " " beginnt im Watt. Im Auftrag seines Bosses hat Dariuz seinen Freund Robert bis zum Kopf im Sand eingegraben und wartet auf die Flut. Dieser hat den Fehler begangen, der Tochter des Bosses Drogen zu verkaufen. Und diese ist dann im Drogenrausch umgekommen. Jetzt wird Robert entweder ertrinken oder von den Krabben bei lebendigem Leib aufgefressen.
Die nächste Geschichte " " stammt von . Magnus ist der festen Überzeugung, einen Mann überfahren zu haben. Dr. Reinhart, sein Neurologe, versucht ihm zu helfen. Denn es gibt keine Spuren an seinem Wagen, keine Meldung bei der Polizei. Die Therapiesitzungen werden zum einzigen Halt in Magnus Leben. Doch dann hat der Arzt plötzlich keine Zeit mehr für ihn.
" " heißt die Dezembergeschichte von . Sie führt uns wieder in einen winterlichen Wald, wo der Protagonist sich mit einer Horde Wildschweine herumschlagen muss.
Schließlich gibt es noch einen "13.Monat". In "
Fazit
"12 Monate Angst" ist eine fesselnde Lektüre. Wer Dunkle Phantastik liebt, sollte bedenkenlos zugreifen. Die dreizehn Storys decken unterschiedliche Aspekte des weiten Genres ab. Man könnte auch sagen von Dark Fantasy bis Horror und Urban Fantasy ist alles dabei.
Mir haben die Geschichten ausnahmslos gefallen, was bei einer Anthologie nicht selbstverständlich ist. Aber hier halten nicht nur die "großen Namen" wie Tobias Bachmann und Markus Heitz was sie versprechen, auch die unbekannteren Autoren wie Jean-Christoph Prüfer brauchen sich und ihre Geschichten nicht zu verstecken.
Die Illustrationen von Jörg Kleudgen tragen das ihre dazu bei, die düstere Atmosphäre zu verstärken. Und wie es sich für eine gute Anthologie gehört, sind jeder Geschichte einige Informationen zu den jeweiligen Autoren vorangestellt. Mich wird es nicht wundern, wenn ich diese Anthologie nächstes Jahr auf der Shortliste des Vincent Preises wiederfinde.
" entführt den Leser in eine mystische Welt, die durch die 11 Tage Unterschied zwischen Mond- und Sonnenjahr bestimmt wird. Nur wenige Menschen können diese Welt betreten.
- 12 Monate Angst - Düstere Geschichten