Der Vampir-Horror-Roman ist eine Legende des Heftromans. Ich bin leider erst nach Einstellung der Reihe auf die Serie gestoßen und habe in den achtziger Jahren jede Menge davon gelesen.
Dreißig Jahre später wiederhole ich das Experiment Vampir-Horror-Roman lesen nochmals. Ob es immer noch gefällt?
(Le banquet des tenebres)
von Peter Randa (Andre Duquesne)
Vampir Horror-Roman Nr. 77
Ins Deutsche übertragen von Biggy Winter
Juli 1974 / DM 1,20
Pabel Verlag
Wie immer, zur Mittagszeit, steuert Arthur Leggatt seinen angestammten Platz in seinem Lieblingsrestaurant an und wartet auf die Bedienung. Die beiden Kellnerinnen, Jeannine und Juliette, kümmern sich zwar rührend um ihren Stammgast, nennen ihn aber, in seiner Hörweite, einen alten Trottel. Leggatt macht es nichts aus, denn er weiß, dass sein Erscheinungsbild andere nicht gerade vor Ehrfurcht erzittern lässt. Doch er trägt ein Geheimnis in seinem Innern aus dem er selber nicht ganz schlau wird. Er wird sich bald verändern und eine andere Person sein. Erinnerungen an diese Verwandlung hat er nicht, es wird bald geschehen. Immer wieder. Dann wird von dem schüchternen, alles duldenden alten Trottel nicht mehr viel übrig sein. Normalerweise ist er mit den Empfehlungen der Bedienung immer zufrieden, doch jetzt verlangt er statt nach Suppe nach einem blutigen Steak und aus dem magenschonenden Mineralwasser wird Wein und Vermouth. Jeannine fällt diese Veränderung auf, sie kennt die Gewohnheiten des pensionierten Fotografen der in England geboren ist, aber auch Leggatt weiß ziemlich viel über die Angestellten seines Stammlokals. Zum Beispiel, dass Jeannine eine kleine Tochter hat und keinen Ehemann. Sie ist eine natürliche Schönheit ohne aufgedonnert zu wirken. Genau das, was Leggatt oder besser gesagt das Wesen in seinem Inneren an Frauen schätzt. Er weiß, dass sie bald ihm gehören wird.
Das zweite Ich von Leggatt hat jetzt völlig die Kontrolle übernommen. Er sieht nicht mehr so vertrottelt aus, fährt einen Cadillac, den er in einer Garage versteckt hält und trägt komfortablere Kleidung. So ausgestattet wartet er vor dem Bahnhof von Saint Prix auf Jeannine. Als sie auftaucht, bietet er ihr an sie mitzunehmen. Nach kurzem Zögern geht sie auf seinen Vorschlag ein und steigt in den Wagen. Schließlich kennt sie den älteren Mann und hält ihn für harmlos. Ein paar gefüllte Pralinen versüßen die Fahrt. Sie hätte besser die Finger von den Dingern lassen sollen, denn Leggatt hat sie mit einem Schlafmittel gefüllt. Voller Vorfreude schaut er auf die mattgesetzte Kellnerin. Vielleicht ist sie die Richtige und hat nicht solche Angst wie die anderen Frauen in seinem Haus in Colombes. Mit ihnen kann er nicht viel anfangen und einige wird er auch bald entsorgen. Nachschub gibt es immer genug.
Als Jeannine erwacht, hat sie einen Knebel im Mund und ist auf einen Stuhl festgebunden. Um sie herum ist völlige Finsternis und ein fürchterlicher Gestank raubt ihr fast den Atem. Dann fällt ihr Leggatt wieder ein und sie bekommt Panik. Was will er von ihr? Bestimmt nichts Gutes. Ratten streifen um ihre Beine und nach einiger Zeit wird sie wieder bewusstlos.
Leggatt hat in der Zwischenzeit seine alte Rolle und den Platz im Restaurant wieder eingenommen. Das alles gehört zu seinem Plan – man will ja schließlich nicht auffallen. Und wieder hat er nur eine vage Ahnung von den Geschehnissen.
Jeannine erwacht erneut und merkt, dass sie nicht mehr allein im Raum ist. Als eine Hand sie berührt und eine Stimme, die entfernt an Leggatt erinnert, sie darum bittet keine Angst zu haben (alle anderen hatten immer Angst) schaltet sie sofort und spielt mit. Sie gibt vor, sich niemals zu fürchten und Leggatt verspricht ihr eine blühende Zukunft: Ewige Jugend, Reichtum, unbegrenzte Macht... Jeannine möchte nur raus aus diesem Irrenhaus. Als sie einen Schritt weiter geht und ihn mit seinem Namen anspricht, gibt ihr Peiniger vor, mit diesem Hampelmann von Leggatt nichts zu tun zu haben. Er stellt sich als Satan, Luzifer oder wahlweise auch Belzebub vor. Ein Irrer. Da sie keine Angst hat, schlägt er ihr „den Pakt“ vor mit dem sie ihm ihre Seele verkauft. Als Bedingung/Wunsch möchte sie die gleiche Macht haben wie er – und Reichtum. Er ist verblüfft und fragt, ob sie Lilith sei - und sie bejaht. Jeannine scheint die richtigen Knöpfe bei Leggatt zu drücken und hofft so dem Alptraum zu entrinnen. Aber der Vertrag muss mit Blut unterschrieben werden und er löst ihr die Fessel einer Hand. Dann beißt er ihr in den Hals, gratuliert ihr zu ihrer Entscheidung und lässt sie allein. Seltsam benommen und von einem inneren Frieden beseelt, entfernt sie mit der freien Hand die restlichen Fesseln, schleicht sich heimlich aus dem Haus und taumelt um ihr Leben. Schließlich wird sie völlig erschöpft gefunden und in eine Klinik gebracht.
Leggatt hat gesehen, wie Jeannine aus dem Haus flüchtete, aber es war ihm egal. Sie trägt bereits den Keim in sich. Er hat andere Sorgen, denn die Rückverwandlung zum alten Trottel steht kurz bevor und man darf ihn nicht in der Nähe seines Unterschlupfs entdecken. Vorher kümmert er sich noch um einen hoffnungslosen Fall namens Greta Wyburg, die er ebenfalls zu sich genommen hat. Mit ihr wird’s wohl nichts mehr. Als er sie von ihren Fesseln befreit, rutscht sie vom Stuhl und bleibt verrenkt liegen. Außerdem riecht sie schon recht heftig...
Dr. Morestier und Kommissar Fauchard versuchen die Informationen, die ihnen Jeannine gegeben hat, zu sortieren. Dieser Leggatt scheint harmlos zu sein, aber er wird beschattet. Die erwähnten anderen Frauen werden wohl tot sein und ihr Mörder scheint ein religiöser Fanatiker zu sein, da er sich selber Satan nennt. Dazu kommt noch die Wunde am Hals und der hohe Blutverlust. Die Kellnerin wurde durch ihre schnelle Auffassungsgabe und dem Mitspielen gerettet, sonst hätte der Frauenmörder wohl ein weiteres Opfer gefunden. Da sie nicht weit geflüchtet sein kann, hat man eine ungefähre Ahnung, wo dieses ominöse Haus liegt. Scheinbar sieht der Mörder Jeannine als eine Art Komplizin an, sonst hätte er sie nicht entkommen lassen. Mit diesen Schlussfolgerungen waren sie gar nicht so weit weg von der Wahrheit. Oder doch nicht?
Den Doktor lässt der Fall nicht mehr los. Nebenbei hat er sich auch ein wenig in die hübsche Kellnerin verguckt. Jeannine hat für derlei Avancen zur Zeit kein Gespür, sie horcht mehr in sich hinein. Etwas seltsames geschieht mit ihr. Als die Schwester nach ihrem Wohlbefinden fragt, bekommt sie plötzlich Lust auf deren Blut. Nach einiger Zeit ist alles wieder normal. Der Kommissar ist davon überzeugt, dass nur mit ihrer Hilfe der Fall aufgeklärt werden kann. Sie hat mehr Informationen über den irren Frauenmörder (immerhin hat er ihr einige Details über kürzlich verschwundene Frauen verraten) als jeder andere. Auch Leggatt ist noch nicht aus dem Rennen. Mann möchte Jeannine als eine Art Lockvogel benutzen. Diese ist zwischendurch gar nicht mehr davon überzeugt, dass Leggatt ihr etwas böses will. Ihr altes Leben scheint Äonen weit weg zu sein. Ihre kleine Tochter wird zweitrangig. Ist sie wirklich Lilith?
Die Aufmerksamkeit des Arztes geht ihr so langsam auf die Nerven, andererseits fühlt sie sich dann wieder von ihm beschützt. Dieser ständige Wechsel verwirrt sie. Das warme Gefühl im Nacken, das sie ab und an bekommt, scheint der Auslöser zu sein.
Als der Doktor sie in ihre Wohnung bringt, war bereits schon jemand dort und hat Blumen und ihre Tasche zurückgebracht, die sie in der schrecklichen Nacht bei sich hatte. Jeannine verhält sich plötzlich merkwürdig. So, als fühlte sie sich durch die Blumen geschmeichelt. Sie füllt sogar Wasser in die staubtrockene Vase. In ihrer Geldbörse befinden sich nun 900 Franc anstatt 90. Sie erinnert sich an den Reichtum, den Leggatt ihr versprach. Morestier ist beunruhigt, bis Jeannine gute Mine zum bösen Spiel macht und ihm recht gibt.
Im Restaurant treffen sie, beabsichtigt, auf Leggatt. Jeannine verhält sich wieder völlig seltsam und hofiert den Alten förmlich. Von Angst keine Spur. Leggatt scheint mit allen Wassern gewaschen und gibt ausweichende Antworten auf die ihm gestellten Fragen.
Bei einer Unterredung mit dem Kommissar schaltet Jeannine auf stur und will nur noch ihre Ruhe haben. Die Beweise gegen Leggatt verdichten sich.
Im Lokal ist etwas passiert. Scheinbar hat Leggatt mit Juliette gesprochen, sie hypnotisiert und zu sich gelockt. Sie sind verschwunden. Der Alte scheint doch nicht so vertrottelt zu sein. Dann verschwindet Jeannine. Die Straßen werden kontrolliert, aber es findet sich keine Spur von den Gesuchten.
In der Nacht kommt Morestier nach Hause und wird bereits von Leggatt am Tor erwartet. Er macht auf unschuldig und erzählt dem Arzt, dass Jeannine und ein Landsmann (der ihm sehr ähnlich sieht) der wahre Frauenmörder, in einem Haus ganz in der Nähe, verschwunden sind. Morestier verständigt über via Torwächter den Kommissar und macht sich mit Leggatt auf den Weg zum Haus, das mitten im Wald versteckt liegt. Zur Sicherheit holt er seine Pistole aus dem Auto. Er hat ein mulmiges Gefühl und traut dem Alten nicht über den Weg. Er soll recht behalten, denn plötzlich ist Leggatt verschwunden. Er entschließt sich, das Haus zu betreten und Jeannine zu retten.
Das Innere der Villa empfängt ihn mit einem fürchterlichen Verwesungsgestank. Leggatt verhöhnt ihn mit Gelächter aus verschiedenen Richtungen und der Arzt schießt in die Dunkelheit. Nach einem Erkundungsgang kommt er in das Zimmer, wo ihn Jeannine majestätisch empfängt. Juliette ist bewusstlos. Jeannine glaubt Lilith zu sein, aber ihre Verwandlung ist noch nicht abgeschlossen. Juliettes Blut sollte ihr bei diesem Übergang helfen, doch sie ist ja immer noch ihre Freundin. Als Leggatt auftaucht, wird Jeannine ebenfalls ohnmächtig. Leggatt erklärt ihm nochmals die Zusammenhänge und will dem Arzt seine Macht demonstrieren. Der Doktor hat einige Versuche unternommen Krebs zu heilen, jedoch zeigen seine Bemühungen keine Wirkung. Leggatt will das ändern. Zudem behauptet er, dass ihn Morestier gleich erschießen wird. Als Jeaninne erwacht, schlägt sie sich auf Leggatts Seite – bis ihn der Arzt erschießt. Morestier nimmt Juliette und Jeaninne mit und flüchtet aus dem Haus. Der Kommissar und seine Leute kommen ihnen entgegen und wollen weiter zur Villa. Nun, das Haus scheint verschwunden zu sein und von Leggatt keine Spur.
Nach einiger Zeit bittet Morestier den Kommissar zu sich. Jeannine befindet sich noch immer in der Klinik, obwohl sie nicht verrückt ist. Sie behauptet steif und fest, die Reinkarnation von Lilith zu sein und spricht von Dingen, über die sie mit ihrer normalen Bildung eigentlich nichts wissen kann. Auch die Krebsexperimente des Arztes zeigen plötzlich Erfolg. Als der Doktor sie mit ihrer Tochter konfrontiert passiert folgendes: Der Raum, den der Kommissar bewacht hat, ist bis auf den toten Morestier verlassen. Er hat eine Bisswunde am Hals. Jeannine und ihre Tochter aber sind verschwunden – obwohl die Fenster mit dicken Eisenstäben gesichert sind...
Uff, das nenne ich mal dicht geschrieben oder besser gesagt, sehr detailreich wiedergegeben. Ein verspätetes Lob an Biggy Winter, die den Originalroman aus dem Jahr 1956 für Pabel auf Heftromanlänge zusammengekürzt und bearbeitet hat. Leider bin ich der französischen Sprache nicht mächtig (Wiki hat einiges über Duquesne parat) so dass für mich das meiste über ihn im Verborgenen bleibt. Der 1911 in Belgien geborene und 1979 verstorbene Duquesne, schleppte in seinem Autorenleben einige Pseudonyme mit sich herum. Als da wären: Jean-Jacques Alain, Urbain Farrel, Herbert Hilen, Jules Hardouin, Jim Hendrix (ohne Gitarre)... lassen wir´s gut sein. Die beiden Randas beim VHR hat er für den Fleuve Noir Verlag verfasst, wobei Mr.Vampir... die Nr.22 der „Angoisse-Reihe war. Warum man DER LEBENDE LEICHNAHM (L entite negativ) von 1962 in der Frühphase der Pabel Serie brachte und nicht den älteren, etwas düsteren LE BANQUET... bleibt ungewiss, zumal VHR 6 einen gehörigen SF-Einschlag hatte und Mr. Vampir wunderbar zu Bruss, Brutsche und Walker gepasst hätte. Ist aber eigentlich auch schnuppe.
Der Einstieg des Romans war alles andere als Mainstream. So stell ich mir den Mittag in einem kleinen, gemütlichen Restaurant in Frankreich anno 1956 vor. Der schrullige und zwiegespaltene Leggatt wusste am Anfang genau soviel über den Ablauf der Geschichte wie die Leser. Das ganze ging aber über normalen Gedächtnisverlust hinaus, denn hier hatten wir es mit einer leichten Variante von Jekyll and Hyde zu tun. Dachte ich jedenfalls, doch der Storyverlauf ging immer mehr in Richtung wahnsinniger Menschensammler ala Simon Beckett´s „TIERE“. Die Szene in dem dunklen Raum voller Gestank war schon krass. Man muss sich vorstellen, dass die anderen (toten) Frauen in einem Abstand von zwei Metern um Jeaninne herumsaßen und die Ratten lustig umherliefen.
Klasse beschrieben auch die Flucht der Kellnerin aus dem Haus. Der Bösling hatte keine Eile und war sich sicher, dass er Jeaninne recht bald wiedersehen wird. Für mich hätte sich Leggatt nicht in einen Blutsauger verwandeln müssen. Der klassische Vampir war er aber auch nicht. Er hielt sich selber für Satan (vielleicht war er das ja) und brauchte das Blut um seinen Pakt zu besiegeln. Also doch der Teufel. Zumindest hatte er die Macht Krebsmittel zu puschen und Dr. Morestier zu Ruhm zu verhelfen. Der Belzebub als Menschenfreund und Wunderheiler? Kommt vor, wenn es der Sache hilft. Eine leichte Verbindung zu VHR 6. Da hatte sich der Unsichtbare vom Anfang auch in eine Art Vampir verwandelt - was eigentlich mehr als überflüssig war. Vielleicht waren Vampire damals verkaufsfördernd. Legatt hat übrigens Faust die ewige Jugend gegeben und Don Juan und Casanova die Liebe. Die Macht ging an Nebukadnezar, Alexander, Cäsar, Nero, Dschingis Khan und Bonaparte. Ich hätte es mir denken können.
Dann flachte die Story etwas ab, denn polizeiliche und ärztliche Recherchearbeit war angesagt. Trotzdem konnte man hier nicht von Längen sprechen, dafür waren die Überlegungen zu unabdingbar für die Handlung. Bei Randa gab es keine vertrottelten und selbstverliebten „Fachidioten“ sondern ernsthafte Menschen, die etwas von ihrem Beruf verstanden. Naja, der Kommissar kam eigentlich immer zu spät und der Doktor hatte ein lüsternes Auge auf seine Patientin geworfen, aber ansonsten haben sie hart und bemüht gearbeitet. Schließlich ging es um einen Serienmörder, der auf der Suche nach Lilith war.
Der Lilithmythos zieht sich durch viele Kulturen und Religionen. Erstmals erwähnt wurde der weibliche Dämon bei den alten Sumerern, wo sie in einem Baum lebte. Nach dem spalten des Stammes durch Inannas floh sie in unbekanntes Gebiet. Zwischenzeitlich tauchte sie aber immer wieder auf. Meistens mit einem Partner namens Lilu. In der jüdischen Glaubensgeschichte heißt ihr Partner Samael. Zusammen führen sie eine Gruppe böser Dämonen an, die sich mit den Guten um die Weltherrschaft balgen. Nebenbei soll sie resistent gegen den Teufel (zumindest mehr als Eva) gewesen sein und hat sogar mit Gott geschachert (sie hat irgendwie seinen wahren Namen herausbekommen und er war ihr darob einen Gefallen schuldig). In manchen Überlieferungen war sie sogar die erste Frau von Adam. Eine Rippe musste er für sie nicht einbüßen, denn sie war als gleichberechtigter Mensch erschaffen worden. Insgesamt gesehen hat sie heutzutage einen durchaus positiven Ruf. Sie gilt als starke, selbstbestimmte Frau, die sich nicht unterjochen lässt und den Männern nebenbei den Kopf verdreht. Kein Wunder also, dass Frauenläden dann auch oftmals ihren Namen trugen/tragen. Wir hatten auch einen in Essen-Altendorf. Randa/Duquesne war also gar nicht so weit weg mit seiner Lilith-Version samt Begleiter. Ob er jetzt ein Vampir war, nur wegen dem biss...chen Blut süppeln, bleibt irgendwie offen und war wohl auch ein wenig der deutschen Übersetzung des Titels geschuldet. LES BANQUETE DES TENEBRES – DAS BANKETT AUS DER DUNKELHEIT... ok, ich mag den Pabel Titel lieber weil er heiterer wirkt (obwohl es der Roman faustdick hinter den Seiten hat) und über den wahren Inhalt hinwegtäuscht.
Gab es beim zweiten Randa innerhalb der Vampir Serie etwas zu bekritteln? So richtig eigentlich nicht. Alles klang irgendwie rund und durchdacht. Der Schluss kam überraschend daher (so hatte Lilith/Jeaninne doch Muttergefühle und biss lieber dem schwulstigen Doktor, der schon sein Leben mit ihr geplant hatte und bestimmt einige Jahre älter war) und zeigte 1956 schon die feministische Kante. Ihr Verschwinden durch dicke Eisenstäbe war eigentlich ein super Cliffhanger. Von Randas Lilith hätte ich gerne mehr gelesen. Alles in Allem ein schöner Ausflug in die sensationelle Anfangszeit der Vampir Horror-Serie, die wir ja schon seit ein paar Nummern verlassen haben.
Wenn jetzt doch ein jüngerer Mensch, was ich nicht glaube, diesen Artikel liest und dieser mit seiner Zukunft noch hadert oder eventuell noch zur Schule geht, dem möchte ich einen Tipp geben: Lerne Französisch. Es lohnt sich schon allein wegen der tollen Romane unsere Nachbarn. Für so einen alten Sack wie mich, mit ein paar Rest-Gehirnzellen für das Notwendigste, ist der Zug wohl abgefahren. Klar, lernen kann man immer, aber sein wir mal ehrlich... es bleiben ja noch die Übersetzungen von z.B. Biggy Winter.
Auch das klasse Thole-Titelbild wirkt auf den ersten Blick etwas heiterer als sonst. Sein Vampir, aus der Zeit der Jahrhundertwende, ist keine Imitation von Lee oder Lugosi, sondern erinnert an den „HAWKWIND“ Sänger Dave Brock im Promo-Video zu „Levitation“. Ein wenig zumindest...
VAMPIR INFORMIERT bzw. der mysteriöse Dr. K.K. erklärt uns in seinem zweiten Artikel über den Vapirismus, wie es überhaupt zu diesem Aberglauben gekommen ist. Die Griechen und deren nähere Nachbarn waren schuld! Nach dem endgültigen abspalten von der katholischen Kirche, wurde einige Thesen über die Auferstehung über den Haufen geworfen. War ein unverweslicher Körper bisher immer ein Zeichen besonderer Frömmigkeit, galt er bei den „Rechtgläubigen“ als Makel und war eindeutiges Zeichen einen „Tympaniten“ vor sich zu haben. Ein Wesen, das nach dem Tod noch auf die Rolle ging, bei Verwandten und Nachbarn einstieg, um sich von deren Blut zu ernähren. Die Geistlichen schritten dann mit angespitzten Holzpflock voran und hielten anschließen die Klingelbeutel auf. Wo würde die ganze Horror-Film/Buch-Branche ohne die Kirche sein? Ganze Generationen hätten NICHTS zu fürchten gehabt... schrecklicher Gedanke.
Beim nächsten Roman (VHR 78) lädt uns James R. Burcette/Kurt Luif in DAS DORF DER WOLFMENSCHEN ein. Ich lege mir schon mal Zeckenzange und Flohpulver raus...
Zur Einleitung - Zur Übersicht
Kommentare
Wenn man bedenkt, wie viele Randas und Brusse und andere Fleuve-Noir-Autoren dem Verlag noch zur Verfügung gestanden hätten, kann man nicht ganz verstehen, warum man bei der Schwester-Reihe "Gaslicht" über viele Jahre und Hunderte von Heften und Taschenbüchern Übersetzungen anfertigen lassen konnte, die den Verlag trotzdem nicht in den Ruin getrieben haben. Das waren (bis auf eine mir bekannte Ausnahme) englischsprachige Romane, aber kann es wirklich sein, dass Übersetzungen aus diesem Sprachraum billiger waren als jene aus dem französischen? Oder war die Gaslicht-Auflage um so viel höher, dass sich Lizenz- und Übersetzerkosten trotzdem gelohnt haben?
Sicher hatte man beim VHR zwischenzeitlich eine Riege von deutschsprachigen Autoren herangezüchtet, die Gruselromane schreiben wollten, aber das wäre beim "Gaslicht" ebenfalls möglich gewesen (wie man ab etwa Band 500 vermehrt und in den letzten Jahren fast ausschließlich feststellen konnte). Heute ist das natürlich nicht mehr von Belang, aber qualitätsmäßig konnte man nach dem Wegfall der Französisch schreibenden Zunft nie mehr die Qualiät dieser etwa 80 Romane erreichen.
Interessiert mich mal, wie dir der Kurt Luif-Roman gefallen hat.
Achja, legt auch gleich Katzenminze mit raus. Es spielt auch ein Tigerkater namens George mit....
In DAS DORF DER WOLFSMENSCHEN habe ich kurz reingelesen und unseren Tiger-Kater mal eine Schüssel O-Saft hingestellt. Er hat mich nur grimmig angeschaut und sich dann verkrümelt. Milch zieht da eher George scheint da anders geartet zu sein...
Das ist wahr. Da hätte es genug Auswahl gegeben, und die wären bestimmt nicht schlechter als die wenigen englischen und amerikanischen Titel gewesen, die noch kommen sollten. Im Gegenteil.
Es wundert einen tatsächlich, dass man beim Gaslicht nicht so früh so massiv auf die Hausautoren gesetzt hat. Das wäre beträchtlich billiger gewesen.
Andererseits kamen die deutschen Vampirautoren der ersten Generation fast alle vom Krimi - Ködelpeter, Friedrichs, etc - da gab es wohl größere Schnittmengen als bei der Frauenromanfraktion. Und man darf auch nicht vergessen, dass sich die Autoren in gewissen Grenzen das Genre aussuchen konnten, für das sie schreiben wollten. Wer KX und Fledermaus schrieb und dann Grusel, musste keine große Affinität zu so etwas wie Gaslicht entwickeln. Das wurde erst notwendig, als die Einstellungen losgingen.
Von Randa gibt es ja noch ein paar Utopia-Romane gegen Ende der Reihe. Aber die fallen eigentlich nicht ins Gewicht.
Vvielleicht sind das auch alles nur Verschwörungstheorien und die Realität sieht viel einfacher aus. Der Agent hat dichtgemacht und es gab keinen Nachfolger, oder man wollte zu viel Geld und es hat sich nicht gerechnet.