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Die Vampire und Dirk - Der Vampir-Horror Roman: Die gelbe Villa der Selbstmörder

Dirk und die VampireDer Vampir-Horror-Roman
Die gelbe Villa der Selbstmörder

Der Vampir-Horror-Roman ist eine Legende des Heftromans. Ich bin leider erst nach Einstellung der Reihe auf die Serie gestoßen und habe in den achtziger Jahren jede Menge davon gelesen.

Dreißig Jahre später wiederhole ich das Experiment Vampir-Horror-Roman lesen nochmals. Ob es immer noch gefällt?

Die gelbe Villa der SelbstmörderDie gelbe Villa der Selbstmörder
von Hugh Walker
(Hubert Straßl)
Vampir Horror-Roman Nr. 100
Januar 1975 / DM 1,20

Pabel Verlag
Das Gewitter schien keinen normalen Ursprung zu haben. Die etwa fünfhundert Einwohner Gehrdorfs hatten sich tief in ihren Häusern  verkrochen und warteten geduldig auf das Ende des Weltuntergangs. Etwas Böses wollte eindringen und rüttelte heftig an den Türen und Fensterläden. Die zehnjährige Julia Bergen war noch unterwegs, hatte aber fast schon ihr Zuhause erreicht. Onkel Paul stand in der Tür und hielt wohl nach ihr Ausschau. Als sie fast vor ihm stand, nur durch eine Scheibe getrennt, bemerkte sie seinen starren Blick und den Strick, der von seinem Hals ins Stiegenhaus führte. Hinter Onkel Paul tauchte plötzlich eine Gestalt in einem grünen Kleid auf – Julias Mutter. Sie lächelte zufrieden und verschwindet wieder im Nichts. Anna Bergen starb vor zwei Jahren am Strick, ihr Mann drei Monate später, doch ihre Seele findet keine Ruhe.

Hans Feller, Geisterjäger und Spezialist für unheimliche Spukhäuser, bekommt vier Tage nach dem Vorfall einen Zeitungsartikel der „Plangauer Zeitung“ über eine mysteriöse Selbstmordserie zugeschickt. Bereits achtunddreißig Menschen sind in dem kleinen Ort so ums Leben gekommen. Bei einer Einwohnerzahl von fünfhundert Seelen sicherlich kein Zufall. Mit seinem Mitarbeiter Willie Wenzel macht sich Feller auf den Weg nach Gehrdorf – zur gelben Villa der Selbstmörder.

Der Ort liegt abgeschieden in einen Talkessel und wirkt nicht gerade sehr fortschrittlich. Die Leute sehen seltsam mürrisch aus und scheinbar gibt es auch keine Kinder. Zumindest hat Feller keine gesehen. Als sie an der Villa, ein altmodischer Bau mit gepflegten Garten, ankommen, treffen sie auf das halbe Dorf. Man kennt Feller und seine Berufung als Geisterjäger und möchte sich beraten, ob man die Ermittlungen zulässt. Im Gasthaus warten Feller und Willie auf die Entscheidung, als plötzlich die Haushälterin der Bergen, Rosa Abbot, mit der Bitte vor ihnen steht, der toten Anna zu helfen. Sie übergibt ihnen den Schlüssel zur Villa. Natürlich lehnen die Dorfbewohner das Herumschnüffeln ab, aber der Geisterjäger ist fest entschlossen, in ein paar Tagen wiederzukommen. Diesmal mit seinem Medium Klara Milletti und einem weiteren Mitarbeiter. Die Dorfbewohner dürfen davon allerdings nichts erfahren.

Feller nutzt die Zeit, um mehr über die Bergen und Gehrdorf zu erfahren. Anna Bergen, früher Fehrer, und ihr Mann Christian, sind erst vor ca. drei Jahren mit Julia von Plangau nach Gehrdorf gezogen. In der Redaktion der Plangauer Zeitung trifft er auf Franz Schwaber, dem Autor des Bergen-Artikels. Er wollte über die Selbstmorde recherchieren, aber die Bewohner des Ortes waren dagegen. Ihm sind auch die fehlenden Kinder aufgefallen, die man scheinbar in den Häusern versteckt. Die Verstorbenen wurden immer erst nach der Beerdigung bei den Behörden gemeldet und ein angeblich dahingeschiedener Dorfbewohner, den Schwaber persönlich kannte, lief am Tage im Dorf umher. Er vermutet, dass man die Totenscheine fälscht. Feller bittet den Reporter um Unterstützung. Am Abend erstattet Schwaber Feller telefonisch Bericht. Er hat sich heimlich mit Julia getroffen, die wiederum Kontakt zur Haushälterin Rosa Abbot hat. Diese warnt vor den Dorfbewohnern und besonders vor Leo Geisser, den Feller bereits als einer der Anführer des Dorf-Mobs kennen gelernt hat. Sie ist fest davon überzeugt, dass man sie beobachtet und beseitigen möchte. Laut ihrer Aussagen haben die Gehrdorfer ihre Seelen und ihre Kinder dem Teufel verkauft. Feller rät Schwaber vorsichtig zu sein. Auch der Reporter hat das vage Gefühl, beobachtet zu werden. Er glaubt, im Gegensatz zu Feller, nicht an Geister, aber er spürt ebenfalls eine Bedrohung.

Nach dem Telefonat kämpft Feller plötzlich gegen einen magischen Angriff, der vom Schlüsselbund der Villa ausgeht. Scheinbar ist man ihm auf der Spur und will ihn davon abbringen, in Gehrdorf tätig zu werden. Trotzdem hält er an dem Plan, in der Villa eine Geisterbeschwörung abzuhalten, fest.

Zusammen mit Klara und Kurt Vlatschek, ein weiterer Mitarbeiter, fährt er in die Nähe von Gehrdorf und trifft sich dort mit Franz Schwaber. Als Julia dazukommt, sind sie vollzählig. Auf dem Weg durch den Wald zur Villa berichten Schwaber und Julia von den Hintergründen der Familie Bergen. Onkel Paul war der frühere Mann von Anna Bergen. Sie hatte noch ein weiteres Kind, einen Jungen, der kurz vor ihren Selbstmord auf mysteriöse Weise starb. Paul und Christian, Annas späterer Mann, waren gute Freunde. Christian war sehr interessiert an dem Baby und heckte mit Paul etwas aus. Nach Annas Tod hatten sie Angst vor ihrer Rache – bis sie selber am Strick baumelten. Die Dorfbewohner scheinen an den Vorgängen nicht ganz unschuldig gewesen zu sein.

Nach einiger Zeit erreichen sie endlich den Rand des Tals und schauen auf´s Dorf hinunter. Klara hat eine Vision und rät, nicht zur Villa zu gehen. Schwarze Wolken ziehen auf, kein Licht brennt in den Häusern. Das Feuer, selbst Streichhölzer, funktioniert nicht mehr wenn das Böse kommt. Dann ist der Spuk plötzlich, mit einem finalen Donnerschlag, vorbei und es kommt wieder Leben ins Dorf. Karla erfasst mit ihren Sinnen etwas Lauerndes und Bedrohliches. Jemand wurde umgebracht – wahrscheinlich die lästige Haushälterin Rosa.

Gegen Mitternacht, im Dorf ist es wieder ruhiger geworden, erreichen sie endlich die gelbe Villa. Julia und Kurt sehen im Ort nach der Haushälterin. Schwaber, der immer nervöser wird, Karla und Feller versuchen sich im Haus einzurichten. Karla spürt die Anwesenheit von Anna Bergen und schließlich taucht der Geist kurz auf – dann kommen die Dorfbewohner. Die drei haben keine Chance gegen die Übermacht und werden schließlich ins Gasthaus geschleppt.

In einem dunklen Verlies des Hauses spricht plötzlich Anna Bergen aus Karla. Sie möchte Rache nehmen, nachdem man sie umgebracht hat - und für ihren kleinen Sohn. Kurz darauf bringt man  die Gefangenen in einen Unterirdischen Versammlungssaal mit einem Altar in der Mitte. Julia, Schwaber und Kurt, dem man mit einer Droge ruhig gestellt hat, wurden ebenfalls gefangen. Alles sieht nach einer Opferung aus, aber anscheinend gibt es auch unterschiedliche Meinungen innerhalb der Dorfgemeinde. Egger, bei dem Julia und Rosa Abbot untergekommen sind, und der Dorfarzt sehen bekümmert aus. Ein alter Mann sitzt plötzlich auf dem Altar und beginnt eine Beschwörung, die sich gegen Julia richtet, doch plötzlich greift Anna Bergen, in Gestalt von Karla ein. Mit geistigen Kräften manipuliert sie den Alten, der sich selber eine Schlinge um den Hals legt und schließlich an einem Balken baumelt. Hans Feller, dem man nach einem kurzen Kampf mit Geisser ebenfalls Drogen eingeflößt hat, bekommt alles nur am Rande mit. Er hofft auf das Eingreifen Willies, der vorsorglich außen vor gelassen wurde um noch ein Ass im Ärmel zu haben. Dann hört Feller in weiter Ferne Polizeisirenen.

Im Erdgeschoss des selben Gebäudes kommt Feller´s Bewusstsein so langsam wieder aus dem Drogennebel hervor. Die Polizei ermittelt, ist von den wirren Aussagen der Zeugen, sie sprechen von Geistern und Besessenen, nicht gerade erbaut. Fellers Trupp stellt eigene Überlegungen an. Scheinbar haben die Gehrdorfer ein Mittel gefunden, wie man Leben verlängert. Man braucht dazu nur ein Opfer für... ja, hier liegt das Problem, denn nach einer Teufelsbeschwörung sah das ganze Brimborium nicht unbedingt aus. Vielleicht eine alte Gottheit? Fakt ist, dass der alte Mann auf dem Altar das Leben Julias erhalten sollte, wenn ihre Mutter, in Gestalt von Karla, nicht dazwischen gegangen wäre. Das zehnjährige Mädchen schien um Jahre gealtert zu sein. Die ganze Sache schrie nach Aufklärung.

Oberinspektor Berger ist nicht gerade eine Freund des Übersinnlichen, aber selbst er merkt, dass in Gehrdorf etwas nicht stimmt. Die Bewohner werden beobachtet und dürfen das Tal nicht verlassen. Wo sind die Kinder der Gemeinde? Feller versucht ihm, so zartfühlend und schonend wie möglich zu erklären, dass sie in der Falle sitzen. Das Geheimnis des Dorfes war so gut wie gelüftet, die Bürger stehen mit dem Rücken zur Wand, weshalb keiner der Fremden entkommen darf. Die Telefonleitung nach Plangau funktioniert nicht mehr und Berger hat seine Beamten überall im Dorf verteilt, wenn sie überhaupt noch leben. Die Gehrdorfer versammeln sich vor dem Haus und warten  auf das Zeichen zum Sturm. Es bleibt für Feller und seinen Leuten nur die Flucht in den Versammlungssaal im Untergeschoss. Irgendwie schaffen es die Dörfler aber trotzdem auch hier ihre Magie zu wirken. Erst wird es verdammt kalt, dann kommen die Schmerzen. Julia kennt dieses Gefühl schon – die Gemeinde saugt so ihren Opfern das Leben aus, um selber weiter existieren zu können. Und das schon seit Jahrhunderten. Zuerst kamen die eigenen Kinder dran, dann die umliegenden Dörfer und schließlich lockte man andere Menschen ins Dorf. Feller wird immer schwächer als plötzlich Anna Bergen aus Karla spricht. Sie will endgültig Rache nehmen. Für ihren toten Sohn, für sich, denn sie wurde damals betäubt und anschließen aufgeknüpft, und für alle Toten, mit denen die Gehrdorfer ihr unheiliges Leben verlängert hatten. Sie schickt die Verzweifelten schlafen, woraufhin sich die Dörfler in ihrer Gier auf sie konzentrieren müssen.

Nun, Annas Geist und Karlas Körper haben es geschafft, dass sich die Gemeinde selber richtet. Kein Gehrdorfer war mehr am leben. Oberinspektor Berger muss sein Weltverständnis neu sortieren. In den Gräbern auf dem Friedhof lagen nur Kinderskelette. Karla hatte, vielleicht auch durch Annas Geist, endlich ihre Liebe zu Hans Feller entdeckt und erwidert sie nun deutlich.

Dirk und sein SenfMein Senf
Hugh Walker ist wieder da. Seit VHR Nummer 81 hat er nichts mehr von sich hören lassen. Ich habe ihn vermisst. Im September 1972 startete er mit seinem Roman  „Vampire unter uns“ die Vampir-Horror Serie des Pabel Verlags. Da war ich gerade mal unschuldige sechs Jahre alt und habe mich vor Jesus mit seiner Dornenkrone und der Leidensmiene in unserer Kirche  gefürchtet (zumindest nach Erzählungen meiner Mutter). Den Teufel fand ich wohl irgendwie knuffig, zumindest die Handpuppe aus dem Kasperle-Sortiment. Den Rotgesichtigen ohne Unterbau und seinem schelmischen Lächeln (das Kleidchen und die Hände waren nicht mehr vorhanden) schleppte ich überall mit hin – das Krokodil allerdings auch. Damals konnte ich ja nicht ahnen, dass der sympathische Typ der Höllenfürst war und einen an die Seele möchte. Ich schweife schon wieder ab. Wenn man so will, schließt sich heute zum ersten Mal der Kreis, denn Pabel hat bestimmt nicht unabsichtlich Hugh Walker an die Jubelnummer gelassen. Er hatte die Latte mit seinem Erstling ziemlich hoch gelegt. Vielleicht ein Ansporn für die deutschsprachigen Kollegen und Vorlage für den gewünschten Standard? Zumindest zeigte Pabel damals schon, in welche Richtung ihre Anthologie-Serie gehen sollte. Dazu das grandiose Titelbild von Thole, das bis heute noch nichts von seinem unheimlichen Reiz verloren hat ( das Vampir-Wesen schaut dem Betrachter direkt ins Gesicht) und die stimmungsvollen Innenillus von Franz Berthold. Ein gelungenes VHR-Gesamtpaket.

In der gelben Villa passierte eine Menge. Ich hoffe, ihr habt langsam gelesen. Was für ein unfassbarer Haufen an Informationen und alles schien wichtig zu sein. Ein undankbarer Job für mich, denn ich erzähle ja lieber breit heraus, was aber diesmal sicherlich den Rahmen gesprengt hätte. Gut, dass der Zauberspiegel-Online ganz dem Fan und Amateur gewidmet ist, obwohl manche Beiträge und Artikel hier schon ins Profimäßige hinübergleiten. Der Spaß steht trotzdem immer an erster Stelle.  Das ist ja eigentlich Sinn der ganzen Sache und der Grund, warum ich überhaupt mit der Lesereise angefangen habe. Heute kann ich das ja mal erwähnen, denn mit VHR Nummer 100 ist mein gestecktes Ziel erreicht. Klar, es fehlen noch drei Romane (ich bin dran), aber sind wir mal nicht so kleinlich.

 Hubert Straßl stauchte auf 63 Seiten zusammen, was auf 120 vielleicht besser ausgesehen hätte. Sehr dicht und in die Tiefe gehend, erzählte er in seinem gewohnt nachdenklichen Stil die Geschichte der Gehrdorfer. Keine Monster ala Vampir oder Werwolf musste diesmal leiden oder sich wie ein Aussätziger vorkommen, gejagt von einem Mob mordlüsterner Menschen ohne Verständnis für dämonische Minderheiten. Diesmal waren die Menschen selber die Gejagten – zu recht. Wer sogar seinen eigenen Nachwuchs preisgibt, nur um sein Leben um ein paar Jahrhunderte zu verlängern, hat es verdient, in einem Roman von Hugh Walker die Pest an den Hals gewünscht zu bekommen. Die Schweine... Okay, die Gehrdorfer waren eine verschlossene Gemeinschaft und da kommt es schon mal vor, dass man sich im Kreis befruchtet und irgendwann alle die Blutgruppe I  haben. Das befürchtete auch Willie Wenzel.

Der Autor ließ am Ende kein gutes Haar an seinen Artgenossen – was auf gefühlten zehn Seiten  vielleicht ein wenig too much rüber kam. Ist aber, mal wieder, Geschmacksache und Tagesform.
Kann auch einfach sein, dass nach fast hundert Nummern „Vampire und Dirk“ mein Mitgefühl ein wenig auf der Strecke geblieben ist. Man wiederholt sich ja doch recht oft und stumpft, ich merke diese Erscheinung in letzter Zeit gelegentlich, etwas ab. Soll jetzt aber nicht heißen, dass VHR 100 langweilig war. Eventuell ein wenig zu nachdenklich und einen Ticken anspruchsvoller als bei den Kollegen. Ein Feierabendleser mit Frühschicht und latenten Stimmungsschwankungen könnte an seine Grenzen gestoßen sein. Man musste schon wirklich aufpassen, um der Story zu folgen und gerecht zu werden, denn bei näherer Betrachtung war der Roman erneut ein Meisterwerk von Hugh Walker - nur mit leiseren Tönen als sonst. Wer auf monstermäßige Kloppereien mit fliegenden Gegenständen aus geweihtem Silber stand, bekam diesmal nur einen lahmen Löffel voll Okkultismus mit einem Tupfer Parapsychologie geboten. Jenseits von Seite vierzig nahm der Roman dann ein wenig an Geschwindigkeit zu. Die Bullen tauchten auf. Von der Macht, die hinter den Gehrdorfern steckte, erfuhr der Leser aber wenig bis gar nix. Noch nicht mal der oben erwähnte Teufel spielte eine Rolle. Egal, denn die Atmosphäre machte alles wieder wett. Hugh Walker Nummern sind immer etwas besonderes und der Leser kann froh sein, dass der Mann für 1,20 DM an der Bude hing... bzw. seine Romane. Hatte sich der Leser/die Leserin nicht mehr Okkultismus und Esoterik gewünscht? Wer hätte diesen Wunsch besser umsetzen können als Walker. Okay, da gab es noch ein paar andere.

Manchmal kommt mir seine Schreibe wie ein Stück von Debussy vor (vielleicht Clair de Lune), dem man ja den Übergang von der Klassik in die Moderne zuschreibt – zumindest zum Teil. Auch Straßl benutzt klassische Elemente und pflanzt sie in die moderne Welt. Hexen, Vampire, Werwölfe und jetzt Menschen. Da kommen einige Bestien zusammen. Vom moralischen her, waren die zuletzt genannten die Schlimmsten. Zumindest im heutigen Roman. Der Geist von Anna sann, berechtigt, auf Rache und hat keine Ruhe im Jenseits gefunden. Das Medium Klara lieh ihr dafür ihren Körper und kam, als Nebenerscheinung, aus ihrem langjährigen Stimmungstief. Eine win-win-Situation wenn man so möchte. Hans Feller war der eigentliche Profiteur  und bekam am Schluss seine Angeschmachtete. Hans Feller ist/war übrigens eine real existierende Person aus Straßl´s Bekanntenkreis, der tatsächlich so eine Art praktizierender Geisterjäger war und in Wiener Spukhäusern auf die Jagd nach Geistern ging. Walker hat ihn wohl auch mal begleitet und wer weiß, was die zwei so entdeckt haben. Schön, dass Feller, der Ich-Erzähler und Protagonist des Romans, nicht als Überheld dargestellt wurde. Hätte auch nicht zu einem Straßl Roman gepasst.

Seine Stärke, neben anderen, waren sicherlich auch die Charakterstudien. Der spleenige Zeitungsmann Schwaberl, der ungläubige Oberinspektor Berger, die zarte Karla – alles Menschen mit eigenen Geschichten und Eigenarten. Das muss man erst mal auf 63 Seiten unterbringen. Hugh Walker hatte damit keine Probleme. Da gab es Geisterjäger, die nach etlichen Nummern immer noch blass bis transparent wirkten. Trotz aller Ruhe und Gelassenheit, hatte Feller seine liebe Not mit seinen Mitstreitern, denn wie bringt man Menschen, die fest mit ihrem Glauben in der Realität stehen, die Sache mit der Geisterwelt bei? Als Kirchenmann sicherlich kein Problem, aber als praktizierender Parapsychologe hat man da bestimmt einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten. Watt ich nich seh, glaub ich auch nich... Da hat das menschliche Gehirn irgendwie eine Barriere eingebaut über die man nur sehr schwer rüber kann - und wer weiß, wofür das gut ist. Mehr als Vermutungen über das Jenseits und ein paar wage Erkenntnisse über das „Leben danach“ , gibt es nicht.  Hubert Straßl scheint da schon ein Stück weiter gewesen zu sein.

Eine Ungereimtheit gab es dennoch: Wer war Ernst? Eigentlich gab es ja nur zwei Side-Kicks des Geisterjägers, Willie Wenzel und Kurt Vlatschek. Da war ein Ernst eindeutig zu viel. Kann mal passieren. Da fällt mir ein alter Kalauer ein: Bei uns heißen sie alle Willie, außer Kurt – der heißt Ernst. Egal, vielleicht ist mir auch jemand durch die Lappen gegangen. Goodie´s gab es zu Pabels Jubelnummer leider nicht. Schade, ich hätte mich über einen Aufkleber oder zumindest über ein paar Seiten mehr gefreut. Ein paar Stimmen aus der Redaktion oder die Rückkehr von Franz Berthold wären auch nicht schlecht gewesen. So kam Band 100 leider etwas bescheiden rüber.

Was gab es sonst noch?Nein, Tholes Titelbild ist keine Werbung für die Bettenabteilung von IKEA, sondern gibt die Stimmung rund um die Villa, bei aufziehendem Gewitter wenn das Böse kommt, wunderbar wieder. Düster und drohend steht das Haus auf dem Hügel und schaut auf seine (ehemaligen)Bewohner hinab. Dieses Szenario kann einem schon ein wenig die Lust auf so eine schmucke Villa verhageln - sollte man eventuell Kaufabsichten haben. Sicherlich kein Bild, das ein Makler für Werbezwecke benutzen würde.

Die VAMPIR-INFORMIERT Seiten mutieren in letzter Zeit zu einem richtigen Leserforum. Auch in dieser Hinsicht dürfte Pabel, zumindest im Bereich Grusel, der Vorreiter gewesen sein. Die Redaktion, ich schätze mal Kurt Luif und Ernst Vlcek, gaben sich große Mühe, die Leser bei der Stange zu halten und druckten auch kritische Leserbriefe ab. Naja. Zumindest gibt es nicht diese unerträglichen Jubelarien wie bei Sinclair zu meiner Zeit (1-200 ca.). Heute gab es übrigens diese berühmte Beschwerde einer Leserin, die mit den weiblichen Nackten (ihrer Meinung nach auf jedem Titelbild) ein wenig haderte. Die Redaktion ließ auf Thole nichts kommen und konterte mit der Aussage, dass seine Nackten die schönsten sind. Yep, sehe ich auch so.

Mit dem nächsten Vampir Roman betritt Günter Dönges die Pabel-Bühne. Der Mann konnte schreiben und blieb dem VHR auch einige Zeit treu. Seine Ratten-Romane sind mir gut in Erinnerung geblieben, denn die hatte ich auf Empfehlung eines Freundes gelesen. Freue mich auf nochmaligen Genuss. Zufällig habe ich „Die Ratten kommen“ (VHR 101) noch hier rumliegen.

Wie es mit „Vampire und Dirk“ weitergeht? Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Einerseits wiederholen sich die Themen doch ziemlich oft und irgendwann kann man auch seinem eigenen Ausstoß/Sprachgebrauch nichts mehr abgewinnen. Man soll bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten ist. andererseits bin eh schon drüber hinaus. Die richtig guten Knaller bei den VHR sind eigentlich auch schon dran gewesen – nicht nur die französischen Übersetzungen. Ein paar Perlen werden aber noch kommen. Vielleicht sollte man diese Romane, zumindest bis zur Nummer 200, herausfiltern.

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Kommentare  

#1 Cartwing 2022-04-04 06:28
Würde mich auf jeden Fall freuen, wenn es noch weiter geht. Habe es immer gerne gelesen und oft mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Dönges war ja beim DK eher nicht so beliebt. Von daher bin ich gespannt, wie dir VHR 101 heutzutage gefällt...
#2 Laurin 2022-04-04 11:02
Oh ja, Hugh Walker und seine Romane um den Okkultisten. Die hatte ich ja auch bereits hier rezensiert (2018), allerdings die kompaktere Fassung (Der Okkultist) als Taschenbuch aus dem Emmerich Books & Media Verlag. Aber da ist ja auch DIE GELBE VILLA DER SELBSTMÖRDER drin.

Mal ehrlich gesagt hätte Walker über die Figur und seinem (geliebten) weiblichen Medium ruhig mehr schreiben können, da mir die Konstellation durchaus gefällt (ähnlich wie die HANDYMAN JACK Romane von F. Paul Wilson oder ähnlich gelagerte Buchreihen). Aber davon mal ab stand Hugh Walker eh immer etwas über den "normalen" Autoren aus dem Heftromanbereich und hätte sicherlich besser zwischen zwei schöne Buchdeckel mit erfolgreicher Auflagenzahl gepasst. ;-)

Aber hey ... warum sich langsam um ein Ende deiner VHR-Artikel Gedanken machen? Da ich eh damals nie einen der Vampir-Romane von Pabel in Händen gehalten hatte, freue ich mich eigentlich ständig, wenn du hier wieder einen der Romane behandelst. :-)
#3 Advok 2022-04-04 12:46
Schöner Beitrag, und insgesamt eine sehr schöne Besprechungsreihe! :-)

Zu "Ernst": Der Vlatschek hört sich sehr nach Vlcek an - und der hieß Ernst. Wahrscheinlich der Realname der Vorlagenperson. :-)
#4 Toni 2022-04-04 16:58
Das Zusammenfassen der Romane hat mir immer riesig Spaß gemacht. Schön, dass ein wenig davon rüber gekommen ist. Trotzdem hätte ich große Lust, auch mal wieder etwas anderes zu machen. Eine kleine Reihe über die frühen Tenkrat Romane beim Gespenster Krimi, "Fanzine Classics" verwaist auch immer mehr... da gibt es einiges.

# Cartwing: Stimmt, Dönges/Carson war beim Däki immer eine Spur dröge, aber an seine Rattenromane kann ich mich noch positiv erinnern. Ist aber auch schon länger her.

# Laurin: Habe deinen klasse Artikel über "Der Okkultist" damals auch gelesen. Wer den noch nicht kennt - es lohnt sich.
Klara und Feller waren schon ein tolles Gespann. Mal auf die ruhigere Art. Die VHR Reihe war für mich auch meistens Neuland. Wenn überhaupt, habe ich 40 Romane damals gelesen, der Rest staubte vor sich hin.

#Advok: Da könnte ein Schuh draus werden.

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