Eltern und andere finstere Gesellen - Hammerharte Horror Schocker 6
Eltern und andere finstere Gesellen
Hammerharte Horror Schocker 6
Frau Schorf ist nach einem Schlaganfall an ihr Bett gefesselt. Die Schuld an dem Zustand gibt sie ihrem Sohn Ernst, der vor einiger aus dem gemeinsamen Haus ausziehen wollte. Das habe sie nicht verkraftet und hätte zu dem Schlaganfall geführt. Seitdem pflegt Ernst seine Mutter und plagt sich mit seinem schlechten Gewissen.
Dr. Ohligs ist Ärztin und besucht die Schorfs täglich. Ihr eigentliches Interesse aber gilt Ernst, denn in den hat sie sich verliebt. Die beiden werden zu einem Pärchen und Ernst gesteht ihr, dass er mit der Pflege seiner Mutter hoffnungslos überfordert ist und dass er sich manchmal ihren Tod wünsche. Dr. Ohligs erkennt, dass sie Ernst nur für sich haben kann, wenn seine Mutter tot ist. Sie planen daher, ihr eine tödliche Injektion zu verabreichen.
Frau Schorf kann die beiden bei ihrer Planung allerdings belauschen. Sie springt aus dem Bett, als Dr. Ohlig versucht, ihr die Spritze zu setzen und würgt sie zu Tode. Ernst erkennt, dass seine Mutter ihren Schlaganfall nur vorgetäuscht hat und seine große Liebe aus Eifersucht getötet hat. Es kommt zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen Sohn und Mutter, in deren Verlauf Ernst rückwärts die Treppe hinunterfällt und ohnmächtig wird.
Als Ernst aus einer Ohnmacht erwacht, liegt er im Bett und kann seine Beine nicht mehr bewegen. Seine Mutter steht an seinem Bett und verspricht ihm, sich aufopferungsvoll um ihn zu kümmern.
Eltern und Kinder haben für gewöhnlich eine enge emotionale Bindung, bei der die Eltern Orientierung und Struktur bieten. In der einsetzenden Pubertät versuchen sich Jugendliche ein Stück weit aus dieser Beziehung zu lösen. Sie fordern für sich mehr Eigenständigkeit ein und die Möglichkeit, eigene Entscheidungen treffen zu können. In der Regel ist das der normale Prozess, den ein Mensch zum Erwachsenensein durchläuft.
Frau Schorf ist nicht bereit, ihren Sohn Ernst aus der kindlichen Abhängigkeit zu entlassen. Sie täuscht einen Schlaganfall vor, um ihren Sohn unter Druck zu setzen und ihn emotional zu erpressen. Sie gibt ihm die Schuld dafür, dass sie dem angeblichen Schlaganfall erlegen sei. Ihr Egoismus kennt dabei keine Grenzen, selbst nicht vor der emotionalen Erschöpfung, die Ernst förmlich ins Gesicht geschrieben steht.
Dr. Ohlig ist der Lichtblick, mit dem sich Ernst aus der Umklammerung seiner Mutter befreien kann. Ernst selbst schafft es nicht, sich aus diesem Abhängigkeitsverhältnis zu befreien. Von daher schreitet Dr. Ohlig zur Tat, die allerdings von Frau Schorf vereitelt werden kann. Selbst mit der toten Ärztin auf dem Boden versucht sie, ihren Sohn weiter emotional zu erpressen und verspricht, ihm zu vergeben. Sie sucht verzweifelt einen Weg, ihren Sohn weiter an sich zu binden.
Nach dem Treppensturz ist Ernst gelähmt. Er kann nicht mehr laufen und Frau Schorf hat ihr Ziel erreicht. Der ursprüngliche Zustand ist wiederhergestellt, nur mit dem Unterschied, dass Ernst jetzt ans Bett gefesselt ist und er seiner Mutter vollends ausgeliefert ist.
Vergeblich sucht der Leser in dieser Geschichte eine Person, mit der er sich identifizieren kann. Da ist die egoistische Mutter, die den Status Quo um jeden Preis beibehalten will. Dr. Ohlig bietet sich ebenfalls nicht als Identifikationsobjekt an, denn sie plant einen Mord. Aber auch Ernst trägt eine Verantwortung für die Ereignisse. Er könnte seine Mutter ja einfach verlassen und eine Betreuungsmöglichkeit organisieren.
Autor Josef Rother präsentiert uns diese bitterböse Geschichte mit den Zeichnungen von Eckart Breitschuh. Eckart Breitschuh arbeitet seit vielen Jahren im Comicbereich und hat viele Arbeiten veröffentlich. Eine seiner bekanntesten Arbeiten ist die Serie Wanda Caramba, mit der er mit dem ICOM Independent Preis ausgezeichnet wurde.
Die vorliegende Geschichte wird in alptraumhaften Bildern wiedergegeben. Die Figuren sind bis aufs groteske verzogen und unterstreichen den Charakter der jeweiligen Person. Die Mutter ist übermächtig und groß. In den Kampfszenen sind ihre Gesichtszüge bis auf das Äußerste entstellt. Ernst ist ein Schatten seiner selbst, der aus großen ängstlichen Augen daher schaut und Dr. Ohlig wirkt ziemlich selbstsicher und scheint genau zu wissen, was sie will.
Es ist Frühling im Jahre 1643 und den Menschen bleibt nach einem harten Winter wenig zu essen. Der ehemalige Landsknecht Rüttger beobachtet, wie ein Händler frisches Schweinefleisch anbietet. Die Nachfrage ist groß und er nimmt eine Menge Geld ein.
Rüttger beschließt, dem Händler nach dem Abverkauf der Sau zu folgen. Er will ihm sein Geld abnehmen. Er beobachtet, wie der Händler in das Haus eines Mannes Namens Hieronymus geht. Die beiden scheinen Geschäftspartner in der Aufzucht der Schweine zu sein. Rüttger belauscht die beiden durch ein Fenster und vermutet, dass der Händler aus vergangenen Käufen noch sehr viel mehr Geld zuhause haben muss.
Rüttger folgt dem Händler unauffällig in seine im Wald abgelegene Hütte. Er verschafft sich Einlass und fordert mit Waffengewalt die Herausgabe des Geldes. Rüttger bemerkt nicht, wie sich Hieronymus heimlich in die Hütte schleicht und ihn von hinten mit einem Spaten niederschlägt.
Nun klärt sich auch, wie die beiden trotz der ärmlichen Verhältnisse ihre Schweine ernähren können. Sie verfüttern die Kadaver von toten Menschen an die Tiere, die Hieronymus regelmäßig besorgt. Leider hat Hieronymus heute keine bekommen. Kurzerhand tragen sie den gefesselten Rüttger in den Schweinestall und werfen ihn zu den Tieren. Die hungrigen Schweine fallen sofort über Rüttger her.
Levin Kurio ist Autor und Zeichner dieser Geschichte, die er in seiner üblichen Art gestaltet. Die Tuschezeichnungen sind dieses Mal von Kostja Schleger.
Rüttger ist schon ein finsterer Geselle. Eiskalt plant er, den Händler um sein Geld zu bringen. Sein Motto ist „fressen und gefressen werden“. Die Ironie seines Schicksals ist, dass er am Ende gemäß seines eigenen Mottos wortwörtlich gefressen wird. Dies wird ihm bewusst, als sich die Schweine über ihn hermachen und anfangen, ihn anzuknabbern.
Der erfahrene Leser ahnt bereits zu Beginn der Geschichte, dass das zu verkaufende Fleisch nicht auf lautere Weise zustande gekommen ist. Es herrscht Hunger und der Händler verkauft ziemlich viel Fleisch. Da liegt schon nahe, dass Menschenfleisch eine Rolle spielen könnte. Und so verfolgt der Leser genüsslich, wie der Landsknecht in sein Verderben läuft. Er endet zwar nicht als Nahrung auf dem Marktplatz, erfährt aber ein wenn nicht noch schlimmeres Schicksal. Er wird den Schweinen lebendig zum Fraß vorgeworfen.
Arun-Kaman ist der Anführer einer Räuberbande, die in der Wüste einer Karawane auflauert, um sie zu überfallen. Da entdeckt er im Sand einen goldenen Armreif, der vermutlich einen höheren Wert als die Beute haben wird, die sie beim Überfall auf die Karawane machen können.
Er befiehlt seinen Männern von der Karawane abzulassen und ein Grab zu suchen, aus dem das Kleinod wahrscheinlich stammen wird. Dort vermutet er noch viel mehr Schätze.
Nach einiger Zeit finden die Männer den Eingang zu einer unterirdischen Grabstätte. Allerdings trauen sich die Gefolgsleute nicht in die Grabkammer, weil sie einen Geist befürchten, der die Stätte bewacht. Nur mit einem Priester könne man die Gewölbe betreten. Arun-Kaman glaubt zwar nicht an Geister, lässt aber einen Priester entführen, denn allein kann er die vermuteten Schätze nicht aus der Höhle tragen.
Die Räuberbande betritt mit dem Priester die Grabkammer und findet einen unglaublichen Goldschatz vor, der vor den Stufen eines Podestes angehäuft ist. Auf dem Podest steht ein großer Jadekrug.
Die Räuber sind geblendet von den Reichtümern, während der Priester Malereien an der Felswand bestaunt. Aus Ihnen geht hervor, dass es sich hier nicht um eine Grabkammer handelt, sondern um einen uralten Tempel.
Aus dem Jadekrug erhebt sich plötzlich ein großes tintenfischähnliches Wesen und greift die Räuber an. Es erwischt jeden einzelnen mit seinen Tentakeln und nagt die Räuber bis auf die Knochen ab, die danach schön fein säuberlich auf dem Boden verteilt sind.
Das Wesen ist ein alter Gott, der solange in der Höhle bleiben möchte, bis die Menschen den rechten Glauben gefunden haben. Bis dahin dienen ihm die Menschen, die voller Gier seinen Tempel betreten, als Nahrung. Den Priester lässt der alte Gott leben, da er ihm Respekt erwiesen hat und nicht seine Reichtümer entwenden wollte. Er kann das Gewölbe unbehelligt verlassen. Das Wesen ist nun satt für viele Jahre. Es wird im Tempel verweilen, bis die Menschen den richtigen Glauben gefunden haben.
Zum Ende der Geschichte finden zwei Touristen Jahre später wieder den goldenen Armreif im Wüstensand. Auch sie begeben sich, wie die Räuber zuvor, auf die Suche nach einem vermeintlichen Grab mit unsagbaren Reichtümern …
Ähnlich der zweiten Geschichte werden die Räuber zum Opfer ihrer eigenen Gier. Der Priester erliegt nicht der Gier, denn er wollte sich nicht an den Reichtümern in der Höhle bereichern. Daher lässt ihn der alte Gott leben, unter der Voraussetzung, dass er das Geheimnis des Tempels für sich behält.
Das Wesen ist der alte Gott Lebizlan, der sich in den Tempel zurückgezogen hat, als seine Jünger sich der Gier und der Missgunst ergaben. Nun will er dort warten, bis die Menschheit diese Laster abgelegt hat.
Der Priester ist ein Jünger des altbabylonischen Gottes Marduk, der sich von diesen Lastern abgewandt hat. Der alte Gott spürt das. Es scheint Lebizlan in erster Linie nicht wichtig zu sein, dass die Menschen an ihn glauben, sondern dass sie ein tugendhaftes Leben führen und Laster wie Neid und Gier ablegen. Daher kann der Priester die Höhle unbehelligt verlassen.
In den letzten Panels der Geschichte erblickt der Leser zwei Touristen, die, wie die Räuber Jahrhunderte zuvor, den Armreif entdecken. Anscheinend haben die Menschen in dieser langen Periode noch immer nichts dazu gelernt, denn auch sie werden sich aufmachen, um die Grabeskammer wegen der dort vermuteten Schätze zu suchen und sie werden wieder als Nahrung für den alten Gott dienen. Wahrscheinlich sind die Räuber in der Wüste nicht die ersten Opfer gewesen, die ihrer Gier zum Opfer fielen und die Touristen werden nicht die letzten sein.
Das Artwork hat Levin Kurio verfasst, der die Geschichte zusammen mit Peter Schaaff nach dessen Idee geschrieben hat. Peter Schaaff hat bereits mehrere Arbeiten bei Weissblech veröffentlicht, darunter die fortlaufende Fantasyserie Dämonika. Bekannt wurde er durch die Comicserie Andi, die er im Auftrag des nordrhein-westfälischen Innenministeriums geschaffen hat. Die Serie beschäftigt sich mit rechtsradikaler, linksradikaler und islamistischer Gewalt an Schulen und wird im Rahmen der Prävention genutzt. Andere Bundesländer haben die Ausgaben bereits nachgedruckt.
Hammerharter Horror Schocker 6