»Dorian Hunter« revisited - Teil 72: Wahre Helden …
»Dorian Hunter« revisited
Teil 72 - Wahre Helden ...
“Der Diamantendolch”
Mit diesem Roman legt Warren die Fortsetzung des Doppelbandes rund um die Ereignisse in Indien vor, und auch wenn (oder besser gerade weil) diese nur am Rande mit den Janusköpfen zu tun haben, kann auch dieser zweite Teil wieder überzeugen.
Das liegt zum einen an der sehr packend geschilderten Handlung, die keine längere Nebenhandlung und somit auch keine unnötigen Längen aufweist, an dem exotischen und sehr schön beschriebenen Schauplatz und nicht zuletzt an dem beachtlichen Talent des Autors, seinen Figuren Leben einzuhauchen.
Das trifft natürlich vor allem auf Unga muss zu, denn diese ohnehin schon starke Figur hat sich in den letzten Bänden noch weiter entwickeln können. Im Gegensatz zum Dämonenkiller, dessen Wandlung zum Halbgott dieser Figur doch sehr geschadet hat, bleibt Unga in seinem Verhalten und Auftreten, auch im Umgang mit anderen Figuren immer glaubwürdig und authentisch.
Vor allem aber - und das ist das bemerkenswerte - ist er im Grunde der wahre Held dieser Serie, da er zum einen noch zu kämpfen versteht, wenn es sein muss auch mit bloßen Händen, und zum anderen das Herz am rechten Fleck hat. Zudem ist er nicht auf den Kopf gefallen und verfügt über einen lakonisch bissigen Humor, der die manchmal etwas trockene Odyssee immer wieder auflockert.
Zwar wundert man sich ein wenig darüber, dass Unga sich in der Vergangenheit kaum weniger zivilisiert verhält, als der gegenwärtige Unga, der das erst nach einer längeren Anpassungszeit konnte, aber da die Episode recht kurz ist, kann man darüber hinwegsehen.
Überhaupt ist die Idee, einen Mythos um die Figur herum zu stricken wieder mal eine von den gelungenen, zumal dieser hier mal eben mit einem Augenzwinkern entzaubert wird, da der “Goldene” eigentlich eine gelbe Gesichtsfarbe aufgrund seiner Krankheit hat. Einfach köstlich.
Auch Ungas Kampf gegen den Dämon Ravana ist spannend und macht Spaß, weil er hier einmal nicht mit seiner immensen Körperkraft, sondern mit Köpfchen agieren muss, was schließlich erst das Rätsel um das im Diamanten eingeschlossene Karma in Gang bringt.
Dass Colonel Bixby sich dann am Ende als Gefäß des Karmas und somit als Wiedergeburt des Dämons erweist, ist dann das Sahnehäubchen, da der Autor den Leser hier zunächst auf eine falsche Fährte führt, weshalb der Schluss diesmal nicht unbedingt vorhersehbar ist. Nebenbei hat man so auch die bis dahin doch recht blasse Figur des Colonel Bixby (zumindest vorübergehend) etwas aufgewertet.
Alles in allem ein spannender, überdurchschnittlicher Roman, der zwar die Handlung um die Janusköpfe nicht groß voranbringt, aber dafür ein kleines Highlight in diesem doch etwas seltsamen Zyklus darstellt, in dem ein Dorian Hunter wieder nur mit hoch erhobenem Ys - Spiegel in der Gegend herumläuft, während der Steinzeitmensch Unga auch mal ohne den Kommandostab zurechtkommt und hier sehr eindrucksvoll zeigt, was ein wahrer Held zu leisten vermag…