Grusel, Spuk und Unglücksschiffe - Hammerharte Horror Schocker 17
Grusel, Spuk und Unglücksschiffe
Hammerharte Horror Schocker 17
Die Moorfrau
Die kleine Sylvie lebt mit ihren Eltern in einem Haus am Rande eines Moores. Alte Geschichten besagen, dass eine böse Moorfrau in den Sümpfen lebt und kleine Kinder dort hineinzieht, wenn sie nicht artig sind.
Eines Tages Ist der Vater Sylvies spurlos verschwunden. Sie vermutet, dass die Moorfrau ihn geholt hat. Erst im folgenden Sommer wird er bei Reinigungsarbeiten in einem Graben entdeckt.
Jahre später kehrt Sylvie mit ihrem Ehemann Bernd und der Tochter Leonie nach dem Tod der Mutter in das Haus zurück. In der ersten Nacht entwickelt sich draußen ein Unwetter und Leonie liegt auf einmal nicht mehr in ihrem Bett. Bernd und Sylvie durchsuchen das ganze Haus, aber die gemeinsame Tochter bleibt unauffindbar. Voller Sorge läuft Sylvie hinaus in das Moor. Sie vermutet, dass die kleine dort hineingelaufen ist.
Bernd findet Leonie derweil in einer kleinen Abstellkammer, in der sie sich aus Angst versteckt hatte. Sylvie hingegen bleibt verschollen. Die Suchtrupps der Feuerwehr können die Frau nicht im Moor finden. Ist auch sie von der Moorfrau geholt worden?
Levin Kurio präsentiert dem Leser eine Gruselgeschichte, die in einem klassischen Gewand daherkommt. Eine einsame Hütte im Moor, eine Spukgestalt und vermisste Personen sorgen für eine Gänsehautatmosphäre, die ohne Humor auskommt und damit den bedrohlichen Charakter des Handlungsverlaufes unterstreicht.
Die Moorfrau selbst tritt nicht in Erscheinung, wenn es sie denn überhaupt gibt. Die Geschichte lebt von dieser bedrohlichen Atmosphäre der Ungewissheit. Sylvie bekommt als Kind gesagt, dass in Sturmnächten das Lachen der Moorfrau zu hören sei und auch Bernd meint in der Nacht des Verschwindens seiner Frau ein Lachen aus den Sümpfen zu hören. Das könnte aber auch ein Stilmittel sein, um das Verschwinden des Vaters von Sylvie sowie deren eigenes in einen Zusammenhang zu setzen. Der Vater war im folgenden Sommer tot aufgefunden und wahrscheinlich war er in der Nacht ganz natürlich verunglückt.
Die Moorfrau hat in der Geschichte eine vergleichbare Bedeutung wie die Angst vorm schwarzen Mann. Eine mythische Gestalt holt die Kinder, wenn sie nicht folgsam sind. Die Angst vorm schwarzen Mann formte sich zwar aus der Angst vor der Pest, veränderte sich in der Folgezeit aber immer mehr zu einer Gruselmär für Kinder.
Die Zeichnungen unterstreichen wie gewohnt den Gruselcharakter der Geschichte. Besonders schön sind die Zeichnungen in den Sturmsequenzen gelungen. Die Tuschezeichnungen sind sehr verwaschen und vermitteln einen Eindruck von Unübersichtlichkeit. Dem Leser wird sofort klar, dass die vermissten Personen nicht gefunden werden können.
Im Spukwald der Geisterfrau
Wolfgang und Friedrich haben im Jahr 1789 ihren Dienst in der preußischen Armee beendet. Die beiden haben im Krieg zusammen viel durchgemacht und sich ewige Freundschaft geschworen.
Nun befinden sie sich auf dem Weg zu Friedrichs Onkel. Von ihm hat er ein Schwert erhalten, dass ihn in allen Gefahrensituationen im Krieg Glück gebracht hat. Nie ist ihm etwas passiert.
Auf einer Lichtung erscheint mit einem Male eine Spukgestalt. Wolfgang versucht mit ihr in Kontakt zu treten, wird aber auf einmal von einer kopflosen Gestalt mit einer Sense angegriffen. Die Gestalt holt aus und der Kopf Wolfgangs purzelt einem Abhang hinunter. Friedrich sticht mit seinem Schwert auf die Gestalt ein und zur Verwunderung der Spukgestalt geht diese in die Knie. Das Schwert des Onkels erweist sich als wirkungsvolle Waffen gegen die Schreckgestalt.
Die Spukgestalt ruft all ihre Opfer zusammen und hetzt sie auf Friedrich. Er stolpert den Abhang hinunter und verliert das Schwert, welches in den Händen des toten Wolfgang landet. Er schafft es, sich seinen Kopf wieder aufzusetzen und sich aus der seelischen Umklammerung der Spukgestalt zu befreien. Darüber hinaus ermöglicht er den weiteren am Abhang liegenden Opfer der Spukgestalt ihre Köpfe wiederzuerlangen und sich aus deren Einfluss zu befreien. Sie stürzen sich auf sie und vernichten sie. Wolfgang konnte sich mit dem Schwert in der Hand an das Versprechen erinnern, sich bis in alle Ewigkeit nicht von Friedrich zu trennen und stürzt sich mit erhobener Waffe auf den Freund.
Michael Vogt hat die Spukgeschichte geschrieben und gezeichnet. Die Farben stammen von Sven Strangmeyer.
Im Wald lauert eine Spukgestalt, die die Reisenden in eine Falle lockt und sie enthauptet. Der Torso eines Getöteten rutscht in eine Grube und dort liegen die Opfer der Gestalt. Sie hat nun macht über die Toten und kann sie gegebenenfalls aktivieren und für ihre Zwecke einsetzen.
Das Schwert Friedrichs ist mit einer Rune versehen, die eine Schutzwirkung auf ihn im Krieg gehabt hat. Die Spukgestalt erkennt das Schwert als eine Waffe der alten Art. Sie versteht sofort, dass das Schwert eine Gefahr für sie werden könnte und jagt die ganze Horde enthaupteter Untoter auf Friedrich los. Was sie nicht ahnt, ist, dass das Schwert mit der Rune den toten Wolfgang aus ihrer Beeinflussung herausreißt. Er ist sogar in der Lage, seinen Kopf wieder auf den Torso zu setzen und sich gegen seine Herrin zu stellen.
Er geht noch viel weiter. Die anderen Gefangenen erhalten ebenfalls ihr Köpfe zurück und können sich so aus der Umklammerung der Gestalt befreien. Sie stürzen sich auf sie und machen dem Spuk im wahrsten Sinne des Wortes ein Ende.
Allerdings sind die Opfer nicht mehr lebendig geworden. Sie sind nach wie vor Untote, so auch Wolfgang, der sich mit schwingenden Schwert auf seinen Freund stürzt und ihn tötet. So wird das Versprechen doch noch war, dass ihre Freundschaft bis in alle Ewigkeiten anhalten wird.
Das Jahrhundert-Wunder
Im Jahr 1854 wird in einer Londoner Werft das bis dahin größte Schiff der Welt fertiggestellt. Jack ist Innennieter und hat auf dem Schiff seit der Inbetriebnahme bis zur Ausmusterung 1891 Dienst getan.
Von Beginn an reihte sich auf dem Schiff ein Unglück an das andere. Schon beim Stapellauf kommt ein erster Arbeiter ums Leben. Der Stapellauf selbst ist ein Reinfall, da das Schiff nicht sofort in das Wasser gezogen werden kann.
Es vergehen drei Monate, bis das Schiff seine erste Fahrt in die USA antreten kann. Es dauert nicht lange, bis der Hauptkessel explodiert und mehrere Besatzungsmitglieder kommen ums Leben. Als der Kahn dann endlich New York erreicht, reißt es die Kaimauer ein, auf der viele Menschen das Schiff erwarten. Die Unglücksserie führt dazu, dass kaum ein Mensch mehr mit dem Schiff reisen will.
Die Reederei verkauft das Schiff und es wird als Lager und später als Ausstellungsraum genutzt. Die Unglücksserie setzt sich weiter fort. 1891 wird das Schiff schließlich außer Dienst gesetzt und demontiert. Dabei wird in einem verschlossenen Raum ein Skelett entdeckt. Es ist Jack.
Autor und Zeichner Till Lenecke erzählt die Geschichte des Unglückschiffes in kompakten Bildern, bei der nicht Personen die tragende Rolle spielen, sondern ein Schiff.
Der Leser kann genüsslich dabei zuschauen, wie der Kahn von einer Patsche in die nächste rauscht. Unglück reiht sich dabei an Unglück, in dem viele Menschen verletzt und getötet werden. Selbst die Weiterverwendung in anderen Bereichen tut dem keinen Abbruch. Als Telefonkabel durch den Atlantik gezogen werden, um Großbritannien und die USA miteinander zu verbinden, kommt es auch hier zu Zwischenfällen, die den Fortgang der Arbeiten behindern.
Die Aneinanderreihung der Unglücke ist an sich schon ausreichend Material für eine gute Geschichte und trotzdem setzt Till Lenecke mit dem Innennieter Jack noch einen oben drauf. Der Leser vermutet zu Beginn der Geschichte, dass Jack ein lebendes Mitglied der Mannschaft ist. Er erzählt die Ereignisse, als wenn er sie als lebende Person miterlebt hätte. Er ist schon zu Beginn der Handlung tot, denn er wurde bei den ersten Arbeiten am Schiff wahrscheinlich versehentlich eingesperrt. Seine Leiche wird erst entdeckt, als das Schiff Jahre später demontiert. Der Leser bekommt die Geschichte von einem Toten erzählt. Ein überraschender und sehr schöner Twist.
Friedlich
Markus ist Filialleiter in einem Supermarkt und völlig überarbeitet. Auch nach Feierabend kann er nur schlecht abschalten und ist gedanklich mit beruflichen Dingen beschäftigt.
Beim Abendessen mit seiner Frau kann er sich nur schlecht mit der Planung seiner Geburtstagsfeier in der kommenden Woche befassen, denn dann wird er 45 Jahre alt.
Er legt sich auf das Sofa und versucht etwas zu entspannen. Als er dort so liegt, krabbelt ein Riesenkäfer auf seinem Bein hinauf und wenig später kommen weitere Tiere hinzu.
Er eilt in die Küche, um dort nach seiner Frau zu schauen. Ein Riesenkäfer beugt sich über sie und hat sie getötet. Der Käfer versucht, sich auf Markus zu stürzen, der aber kann erstmal entkommen. Plötzlich steht seine tote Frau vor ihm und krallt sich durch die Haut durch in sein Herz.
Die Ereignisse um die Käfer spielen sich nur in den Gedanken von Markus ab. Er hatte einen Herzinfarkt und liegt nun tot auf dem Sofa. Die Ehefrau wird von den Rettungssanitätern getröstet.
Auor Michael Vogt präsentiert mit Zeichner Simon Eckert eine Geschichte über Markus, der einem Herzinfarkt erliegt.
Die Sanitäter beruhigen seine Frau, dass er friedlich eingeschlafen sei und demnach keine Schmerzen gespürt habe.
Der Leser weiß es besser, denn Markus hat seinen Tod in seinem Traum erlebt. Die Käfer und seine tote Frau sind eine Methapher für den Herzinfarkt. Der Griff der Frau an das Herz symbolisiert den Zeitpunkt des Todes.
Es ist eine weit verbreitete Floskel, dass Menschen friedlich eingeschlafen sind, wenn sie unvermutet oder morgens tot in ihren Betten gefunden werden. Diese Floskel dient wahrscheinlich der Beruhigung der Angehörigen, denn niemand wird jemals feststellen können, ob ein Verstorbener einfach nur eingeschlafen ist oder ob er in Gedanken oder auch wach mit dem Tode gerungen hat. Das ist eine beunruhigende Überlegung, denn viele Menschen werden diesen Zeitpunkt irgendwann erreichen.
Diese Geschichte reiht sich, wie auch andere in dieser Ausgabe, in Geschichten ein, die nicht unbedingt übernatürlicher Natur sein müssen. Der Horror muss nicht immer nur von Untoten oder Geistern ausgehen, sondern kann sich auch aus alltäglichen Situation heraus entwickeln. Das macht den Horror-Schocker so spannend. Es ist alles dabei, von klassischen Gruselern mit vorhersehbaren Enden und neuerer Horror mit überraschenden Wendungen.
Hammerharte Horror Schocker 17