Geschichten auf zwei Ebenen - Hammerharte Horror Schocker 20
Geschichten auf zwei Ebenen
Hammerharte Horror Schocker 20
Der schwarze Mönch
Zur Zeit der Kreuzzüge ist die katholische Kirche durch Gier nach Macht und Streben nach Reichtum durchseucht. Junge Männer werden dazu angehalten, um im Namen Jesu Christi den Einflussbereich der Kirche zu mehren und in deren Auftrag zur Waffe zu greifen. Der Mönch Eustachius lehnt sich gegen den Klerus auf und wird fortan der schwarze Mönch genannt. Er nimmt den bewaffneten Kampf gegen die Kirche auf.
Der Erzähler der Geschichte gerät auf dem Weg in den heiligen Krieg in Seenot und gelangt auf das Schiff des schwarzen Mönches. Nun kämpft er in den Reihen des Mönches gegen die Soldaten der Kirche. Als sie ein Schiff des Klerus entern, kommen ihnen Kreaturen aus den Tiefen des Ozeans zur Hilfe. Gerufen werden die Unholde durch Tula, die sich ebenfalls in Diensten des schwarzen Mönchs befindet.
Nach dem Sieg ziehen sie sich in die Burg auf einer Insel des Mönches zurück und feiern ihren Sieg. Der Erzähler landet mit Tula im Bett.
Von den Wesen aus dem Meer erfährt Tula, dass ein Angriff auf die Burg vorbesteht. Sie versucht mit dem Erzähler von der Insel zu fliehen, die Boote aber sind alle zerstört. Tula gibt sich schließlich ebenfalls als ein Wesen aus dem Meer zu erkennen und kann den Erzähler an die Küste des Festlandes bringen. Dort wird er von den Häschern der Kirche aufgegriffen, kann sich aber als ahnungsloser Fischer ausgeben. Sie lassen ihn laufen.
In den Führungsgremien der Kirche ist man beruhigt. Der abtrünnige Mönch und seine Leute sind besiegt und nun kann man wieder beruhigt seinen schmutzigen Geschäften nachgehen.
Levin Kurio hat diese Geschichte geschrieben und gezeichnet. Die Qualität der Zeichnungen hat noch mal einen kräftigen Sprung nach vorn gemacht. Der Detailierungsgrad vor allem in den Hintergründen ist enorm. Es kommt der Story zugute, dass sie mit einer höheren Seitenzahl versehen ist. So kommen mehrere Dialogszenen zustande und die Handlung wird flüssig vorangetrieben.
Die Geschichte ist gut konstruiert und funktioniert auf zwei Ebenen. Zum einen ist da die Kirche, die sich nicht ausschließlich den Werten des Christentums verpflichtet fühlt, sondern je nach Lage auch zu anderen Methoden greift. Der schwarze Mönch lehnt sich gegen den Klerus auf und schart Leute um sich, um die bestehenden Strukturen zu bekämpfen. Dem Leser wird der Mönch zu Beginn der Geschichte so offenbart, als sei er derjenige, der dem Bösen verfallen ist. Das Bild wird dadurch erhärtet, dass er sich mit den Meereswesen verbündet, die auf den ersten Blick wie Dämonen wirken. An der Figur Tula erkennt der Leser, dass es sich bei den Wesen eben nicht um Kreaturen aus der Hölle stammt. Sie rettet den Erzähler beim Ansturm auf die Burg des Mönches und rettet ihm damit das Leben.
Die andere Ebene ist die des Erzählers. Er ist ein einfacher Mann aus dem Volk, der sich den herrschenden Verhältnissen unterordnet und versucht in ihnen zu überleben. Er lässt sich von Vertretern des Klerus dazu überreden, im Namen der Kirche an den Kreuzzügen teilzunehmen. Als er an Bord des schwarzen Mönches landet, stellt er sich in seine Reihen und kämpft für ihn. Es bleibt ihm auch nichts anderes übrig. Nach der Rettung Tulas gelangt er in die Hände der Häscher der Kirche. Er gibt sich als Fischer aus und die Männer lassen ihn laufen. So schafft er es wieder, sein Leben zu retten.
Unschuldig
Zacharias sitzt in seiner Gefängniszelle und wartet auf seine Gerichtsverhandlung. Er hofft, dass sich dort alles aufklären wird, denn er sich keiner Schuld bewusst, eine Straftat begangen zu haben.
Der Gefängnispsychologe offenbart ihm, dass eine andere Persönlichkeit zeitweilig die Kontrolle über ihn übernehmen würde, die für die Straftat verantwortlich ist. Der Psychologe verspricht Zacharias, dass er den Verhalt in sein Gutachten aufnehmen wird, so dass er aufgrund einer Schuldunfähigkeit nicht zum Tode verurteilt wird, sondern in die Psychiatrie eingewiesen wird.
Die Gerichtsverhandlung endet mit der Verkündung der Jury, dass Zacharias aufgrund einer psychischen Störung schuldunfähig ist und in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen wird. Mit einem Mal trübt Zacharias ein.
Als er wieder erwacht, befindet er sich doch auf dem elektrischen Stuhl. Mit der Verkündung des Juryurteils war Zacharias‘ andere Persönlichkeit in den Vordergrund getreten und hat den Staatsanwalt vor aller Augen ermordet. Die Härte der Tat führte dazu, dass die Jury ihn dann doch schuldig sprach und er zum Tode verurteilt wurde.
Nun im Angesicht der Hinrichtung übernimmt noch einmal die andere Persönlichkeit Zacharias. Sie bekräftigt die Taten und es sei von vorn herein ihr Ziel gewesen, Zacharias zu töten. Zacharias sei ein schwacher Mensch gewesen, der es nicht wert sei, zu leben.
Autor Jo84 und Zeichner Till Felix legen eine Story in bester Jekyll and Hyde Manier vor. Die Zeichnungen fügen sich gut in die Machart des Horror Schocker ein.
Es gibt unzählige Geschichten in der Literatur, in der dieses Konstrukt genutzt wird. Die Idee, dass sich die andere Persönlichkeit gezielt gegen Zacharias einsetzt und eine destruktive Wirkung entfaltetet, überrascht. In der Regel mordet die zweite Persönlichkeit und will unauffällig bleiben. In der vorliegenden Geschichte verfolgt sie ein Ziel: Den gemeinsamen Körper zu töten.
Dieser Teil ist isoliert für sich gesehen überraschend und gut gemacht. Allerdings hat der Weg dorthin mit einer Unlogik zu kämpfen, die das Lesevergnügen mindert.
Die Jury spricht Zacharias frei, da er im Zustand der Schuldunfähigkeit eine Straftat begangen hat, d.h. die Jury folgt der Erkenntnis des Gutachtens des Gefängnispsychologen, dass mit der zweiten Persönlichkeit eine psychische Störung bei Zacharias vorliegt. Nach der Verkündung des Urteils übernimmt die zweite Persönlichkeit Zacharias und ermordet den Staatsanwalt vor aller Augen. Die Jury und das Gericht können das Ausmaß der Störung direkt beobachten, aber trotzdem rücken sie von ihrem Urteil ab und verurteilen Zacharias zum Tode. Folgerichtig wäre es gewesen, ihn jetzt erst recht in die geschlossene Psychiatrie einzuweisen.
Die Moral von der Geschicht
Peter und Michel befinden sich auf dem Heimweg durch den nächtlichen Wald. Michel ist erst vor einigen Jahren in den Ort zugezogen und versteht nicht Peters Angst, in der Dunkelheit durch den Wald zu gehen.
Peter berichtet ihm, dass vor langer Zeit hier im Wald eine Frau in einer einsamen Hütte gelebt hat, die alle für eine Hexe gehalten haben. Die Kinder des Ortes hänselten die alte Frau und warfen Steine in ihr Haus. Dabei kippte eine brennende Kerze um und das Haus ging in Flammen auf. Die alte Frau kam elendig in dem Feuer um.
Die Eltern der Kinder bekamen es mit der Angst zu tun, dass sie für die Taten ihrer Kinder zur Rechenschaft gezogen würden. Daher vergruben sie den verbrannten Leichnam in einem Wald. Wenig später erschien der Geist der Hexe und verfluchte die Einwohner des Ortes sowie deren Nachkommen. Sie sollten auf ewig im Wald umherstreunen und all diejenigen angreifen, die den sicheren Weg verlassen.
Michel hält die Geschichte für ausgemachten Unsinn und macht sich über Peter lustig. Dabei schubst er ihm vom Weg in den Wald und mit Peter geht eine Veränderung vor. Seine Gesichtszüge verzerren sich zu einem Monster. Nun bekommt Michel es mit der Angst zu tun und Peter eröffnet die Jagd auf ihn.
Auf seiner Flucht gelangt Michel an ein Schullandheim und sucht Schutz im inneren. In dem Gebäude befinden sich wolfähnliche Wesen, die ihn weiter in das Gebäude hereinziehen und ihn dort zerreißen und auffressen.
Draußen wartet Peter, der sich noch nicht ganz verwandelt hat. Aber bald ist es soweit und dann wird er sich zu seinen neuen Freunden begeben.
Autor Walkin präsentiert dem Leser einen Gruseler mit den klassischen Zutaten, der ohne Überraschungen auskommt, aber durchaus zu unterhalten weiss.
Die Einwohner eines Dorfes werden verflucht, weil sie eine Hexe getötet haben. Der Fluch bleibt nicht auf die Täter begrenzt, sondern wirkt auf die Nachkommen der Täter fort.
Es ist eine schöne Idee, den Fluch nur wirksam werden zu lassen, wenn die Personen im dunklen Wald den sicheren Weg verlassen. Damit bekommt die Geschichte etwas märchenhaftes und bedient die Angst vieler Menschen, in einem dunklen Wald vom rechten Weg abzukommen.
Die Zeichnungen von Kolja Schäfer unterstützen das Gefühl, der Leser habe eine Sage oder ein Märchen vor sich. Die liebevoll gestalteten Panels vermitteln vor allem durch die Art der Farbgestaltung eine Mischung aus Unheimlichkeit und Bedrohung. Es ist eigentlich fast schon egal, wie die Geschichte ausgeht. Erfahrene Leser werden sich sowie schon denken können, wie die Nacht für Michel endet. Aber es macht Spaß mitanzusehen, wie Michel, der sich zu Beginn über den ängstlichen Peter amüsiert hat, nun vor diesem fliehen muss, zumal er selbst dafür verantwortlich ist, dass der Fluch bei Peter aktiviert wird. Er selbst schubst ihn ja von dem sicheren Weg weg.
Hammerharte Horror Schocker 20