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Die Terranauten - STADT DES WAHNSINNS (Band 08)

Die  Terranauten STADT DES WAHNSINNS
Band 08 von Carl Priest (= Karl-Heinz Prieß (?))

David terGorden, Narda, Rollo, Greeny und Whity gelingt dank der zurückbleibenden Treiber die Flucht von Island. Sie werden von den Grauen verfolgt. Obwohl die Loge nicht komplett ist, retten sich die Treiber in Weltraum II – Yggdrasil versetzt den Fluchtgleiter dabei nach Rorqual, damit David dort sein Medaillon einem Mädchen übergibt. „Berühren“ darf er die Welt nicht – eine Rückkehr wäre ihm nicht mehr möglich. Zurückversetzt nach Terra stürzt der Gleiter über Kanada ab.

 

Die Kinder YggdrasilsLeroy 102, ein Spion Growan terGordens, fliegt im Kaiserkonzern auf und muss fliehen. Er hat Neuigkeiten für David und versucht ihn zu finden. Da er den Funkverkehr der Grauen abhört, erfährt er von der Absturzstelle von Davids Gleiter.

In Ödrödir können die Grauen Garden alle verbliebenen Treiber festnehmen.

Leroy 102 findet in Kanada sehr schnell David und seine Begleiter, die sich einer Gruppe Nomans angeschlossen haben. Er teilt David die Neuigkeiten mit: Max von Valdec will die Transmitterexperimente von nun an nicht mehr auf dem Mond, sondern in Berlin durchführen. Und dass er von Carlos Pankaldi keine Hilfe mehr erwarten darf, denn David wurde vom Konzil zum „Feind der Menschheit“ erhoben.

David beschließt, nach Berlin zu gehen und die Versuche, mit denen von Valdec die anderen Konzernsführer von der Kaiserkraft überzeugen will, erneut zu sabotieren. Er weiß ebenso wenig wie Leroy 102, dass Queen Mandorla in Max von Valdecs Auftrag die Flucht des Spions begünstigt hat, um ihn zu finden und nach Berlin zu locken…

Leroy bringt die Gruppe um David nach Berlin. In den Ruinen werden sie vom „Schützenverein Berlin“, der sie für Nomans hält, gejagt; sie können entkommen.

Max von Valdec hat die gefangen genommene Lithe mit ‚psychologischen Tricks’ überreden können, als Versuchperson bei dem entscheidenden Transmitterexperiment, zu dienen. Sie als Tochter Merlins ist die entscheidende Person, um die anderen Konzilsmitglieder definitiv von der Kaiserkraft überzeugen zu können.

Die Vorversuche in Berlin machen sich bemerkbar: Ein Grauer dreht bei einem Nachtmarsch durch, schießt auf seine Kameraden und tötet sich selbst, eine Frau (Relax) stürzt sich von einem Gebäude. Auch David und die anderen entkommenen Treiber spüren die negative Kaiserenergie. Insgesamt gibt es während den 14 Minuten des Experiments 460 Selbstmordversuche, zudem laufen einige Menschen Amok und viele haben Halluzinationen.
Die Nebeneffekte beim Einsatz der Kaiserenergie, die überwiegend an seelisch labilen Menschen zum Vorschein kommen, sollen vorerst geheim gehalten werden. Max von Valdec lässt die Versuche, nachdem sich das Phänomen wiederholt hat, beenden und alles für die entscheidende Vorführung vorbereiten.

In Berlin werden erst Davids Begleiter, dann auch er selbst von Max von Valdecs Schergen festgenommen. Die Flucht ist beendet.

Vom Gefängnis heraus bilden David und seine Begleiter während des entscheidenden Transmitterexperiments erneut eine Loge und holen Lithe zu sich, kurz bevor sie den Transmitter durchschreitet. Sie wird dann auf dem gleichen Weg zu einem Geheimversteck nach Grönland gebracht. Max von Valdex ist erneut vor den anderen Konzilsmitgliedern bloßgestellt.

Lithe wird von den Grauen Garden gesucht. Parallel verhandeln Max von Valdec und David terGorden. Nachdem sich abzeichnet, dass die Suche aussichtslos verlaufen wird, geht der Konzilsvorsitzende auf Davids Forderungen ein: Die Freiheit von Narda, Greeny, Whity, Rollo und David sowie ein Ringo mit genügend Vorsprung gegen Lithe.

Der Ringo ist startbereit, alle bis auf David an Bord. Noch bevor er ebenfalls einsteigen kann, bekommt Queen Mandorla die Nachricht, dass Lithe gefunden wurde. Rollo muss den Ringo starten – ohne den Erben der Macht.

Der vorliegende Band ist der einzige, den Carl Priest zur Serie beigesteuert hat.

Der Roman liest sich flüssig, leidet aber darunter, dass eigentlich zu keinem Zeitpunkt richtige Spannung aufkommt. Davids erste Flucht in dem Roman (weg von Island) verläuft nach bekanntem Schema, der Ausweg mit Weltraum II trotz einer nicht kompletten Loge ist nicht wirklich neu. Mit dem Besuch Rorquals (ohne jeglichen Einfluss der Protagonisten – es ist halt so!) kommt wenigstens ein wenig Phantastik über die PSI-Fähigkeiten der Treiber hinaus vor. Solide erzählt, ein Appetitanreger, doch keine Spannung, da man als Leser die neuen Fakten vorgesetzt bekommt, sie aber noch nicht einordnen kann.

Rorqual wird wichtig werden… in zukünftigen Romanen.

Nach dem Absturz das gleiche Problem: Ein reibungsloser Aufbruch vom Wrack weg, dann ein unspektakulärer Kontakt zu den Nomans.

Nicht zu vergessen die Handlung um Leroy 102: Der gut durchdachten Flucht schließt sich das sehr einfache Herankommen an die Fakten an, um David dann sofort im Großraum Kanada zu finden…
Gut, die Einfachheit dieses Erzählstrangs wird später handlungsrelevant und stimmig erklärt, aber das kann die fehlende Spannung bis zur Erklärung nicht ersetzen.

Auch der Schluss mit der vorübergehenden Befreiung Lithes ist alles andere als spannend und verdeutlicht, dass die Serie allmählich auf ein grundsätzliches Dilemma zusteuert: Jedes Problem wird (oder kann) mit dem PSI-Potential der Protagonisten gelöst (werden).

Es spricht für Carl Priest, dass der Roman dennoch nicht zum Langweiler verkommt, sondern im Gegenteil wirklich von Anfang an in den Bann zieht: Sein Stil liest sich angenehm, er beschreibt treffend und spätestens mit dem „Schützenverein Berlin“ bringt er eine absolut passende zynische Idee ein – die man aber erst einmal haben muss. Hier hat der Autor sich eine hohe Anzahl Sonderpunkte in der Kategorie „Kreative Ideen im Heftroman“ verdient. Respekt, es wird im Gedächtnis bleiben!

Zum ersten Mal wird das Berlin außerhalb der Kaiserkonzernszentrale beschrieben, und Carl Priest weiß zu überzeugen: Die Schilderungen sind durchdacht und in sich stimmig.

Auffallend gut die Dialoge und die Beschreibung der Charaktere, sei es auf der einen Seite Queen Mandorla oder Max von Valdec selbst, die eine Einigung mit David terGorden erreichen wollen, oder eben David und seine Begleiter. Besonders Mandorla und von Valdec werden sehr menschlich dargestellt, sind bei weitem nicht nur die Bösewichter, sondern dürfen den Gegner respektieren.

Der Schluss leidet ein wenig darunter, dass das Experiment letztlich auf die gleiche Weise zum Scheitern gebracht wird wie in Band 3 – was widerum die Serienkontinuität stärkt -, und dass es nicht nur ein wenig unglaubwürdig ist, dass die Grauen Lithe bei einer weltweiten Suche überhaupt aufstöbern, während sie in Kanada nicht einmal ein Ringo-Wrack vor Leroy 102 finden konnten, der doch auf die Informationen der Garde zurückgreifen konnte…

Fazit: Ein unterhaltsamer Roman, der das Szenario der Terranautenserie auf beste Weise ausbaut und vertieft, aber handlungstechnisch zu spannungsarm geraten ist.

Ich hätte gerne mehr Romane von Carl Priest gelesen, denn ich habe den Eindruck, dass er später im Serienverlauf, wo nicht mehr die Verfolgungen bzw. die Flucht der Aufständischen im Vordergrund stehen, seine Stärken wesentlich besser zur Geltung hätte bringen können. Gerade in der SF kann es eigentlich nur von Vorteil sein, wenn ein Unterhaltungsautor Romane kurzweilig schreiben kann, ohne dass ausschließlich alles auf Spannung getrimmt wird. Mit Band 8 hat Carl Priest eben das große Pech, viele bereits geschilderte Lösungen wie die Flucht in den Weltraum II und dass Vereiteln des Experiments ein zweites Mal servieren zu müssen.

Inwieweit sich hinter dem Pseudonym Carl Prieß tatsächlich Karl-Heinz Prieß verbirgt, kann nur vermutet werden. In Dr. Jörg Weigands Pseudonymlexikon (2. Auflage) ist es so vermerkt – mit dem Geburtsjahr 1962. Das würde bedeuten, dass der Autor bei Erscheinen des Romans erst 17 Jahre alt war...

Andere Quellen (terranauten.de) geben ebenfalls Karl-Heinz Prieß an, versehen diese Zuordnung aber mit einem Fragezeichen – und mein Gefühl sagt mir, dass dieses Fragezeichen seine Berechtigung hat...

Kommentare  

#1 Des Orphan 2010-07-21 19:30
Ein Roman,der zumindest recht stark begann.
Die Flucht von David und seinen Gefährten aus Ödrödir liest sich packend und die Szene auf Rorqual gibt einen Schuss Sense of wonder in die Geschichte.
Der Plan,einen weiteren Großversuch der Kaiserkraft in Berlin zu vereiteln und dabei auch noch so ganz nebenbei Lithe zu retten,erscheint hingegen geradezu naiv. Fünf Treiber in der Haupstadt des Feindes!
Ein bisschen zuviel des guten,finde ich.
Spannend und unterhaltsam hingegen wieder die Schilderung der Zustände in den Randgebieten New-Berlins.Relax jagen zum Freizeitvergnügen statuslose Nomans in den Ruinen des alten Berlin.Sehr orginell.
Auch gelungen erscheint der Umstand,dass die aktivierte Kaiserkraft in sensitiven Menschen Wahnvorstellungen auslöst.All dies wirkt sehr dicht und hat Atmosphäre.
Das die Treiber letztlich recht schnell in die Hände der Grauen Garden fallen,ist lediglich folgerichtig und vorhersehbar-das Bilden einer Loge,um Lithe direkt zu ihnen in ihre Zelle zu holen,wirkt dagegen schon recht unglaubwürdig.Dieses Bilden von Logen,die letztlich fast alles ermöglichen wird hier langsam zur Unart der Autoren;auch wirkt all dies nicht wirklich überzeugend.
Doch an diesem Punkt hat der Roman ohnehin sein ganzes Pulver verschossen.Davids einziges Druckmittel gegen Valdec-das Verbergen Lithes-ist wenig überzeugend;die Erklärung,es würde zu lange dauern eine weitere Testperson für den Transmitterversuch vorzubereiten,ist kaum nachvollziehbar.
Das der ganze Plan schließlich ins Wasser fällt ist dann auch nicht mehr wirklich überraschend.
Während seine Gefährten noch fliehen können,gerät David erneut in die Gewalt Valdecs...
Hier war deutlich zuwenig zu erzählen!
Das dies Priest' einziges Heft zur Serie war,erschüttert mich nicht wirklich.

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