Die Terranauten - Der Triumph des Lordoberst (Band 12)
Der Triumph des Lordoberst
Band 12 von Robert Quint (= Rainer Zubeil)
Band 12 von Robert Quint (= Rainer Zubeil)
Band 12 beendet den ersten Teilzylus der Terranautenserie.
Obwohl Robert Quint die Handlung sehr gut durchorganisiert hat, bleibt er dennoch seinen bestens gezeichneten Charakteren treu. Wieder einmal gelingt es ihm, die durchaus komplexe Handlung über die Personen zu transportieren. Dabei wird die Handlung aus der Sicht Max von Valdecs genau so intensiv beschrieben wie die Sichtweise der Sympathieträger. Hierfür kann der Autor wieder nur die Bestnote erhalten.
In drei relativ kurzen Kapiteln wird die Verfolgung der Treiber auf anderen Planeten geschildert: Wichtige Stimmungsbilder für das Zyklusfinale, die das Gesamtbild abrunden und vertiefen; Szenarien, die den Leser packen.
Den von den Treibern errichteten PSI-Schirm um Zoe finde ich nach wie vor zu gigantisch, den Angriff jedoch konsequent geschildert. Das der Angriff dann erst einmal scheitert, überrascht prangt doch als Untertitel Finale auf Zoe Der Untergang der Logenmeister auf dem Titel
Überraschend dann auch die Probleme, die Carlos Pankaldi dem Konzilsvorsitzenden bereitet. Die ungewohnte Unsicherheit Max von Valdecs ist für den Leser sehr gut nachvollziehbar, und man mag als Leser lange keine Prognose treffen, wer als Sieger die Versammlung verlässt. Dass die Entscheidung dann durch die Parteiergreifung Chan de Nouilles letztlich herbei geführt wird, ist ein wenig schade. Hier hätte man Max von Valdecs Gegner mehr Weitsicht zugetraut, dieses Problem hätte er berücksichtigen müssen.
Carlos Pankaldi, Milton Daut und Manag Legrain als die Initiatoren des Aufstandes gegen den Konzilsvorsitzenden werden von den Terranauten durchaus skeptisch beäugt. Es ist David und Asen-Ger durchaus bewusst, dass sie den Teufel Max von Valdec nur austreiben können, wenn sie mit Belzebub (eben Pankaldi, Daut und Legrain) einen Pakt schließen.
Dennoch rettet Milton Daut den zum Tode verurteilten Asen-Ger das Leben, wird dabei selbst auf der Flucht erschossen. Nur ein Beispiel, wie vielschichtig Rainer Zubeils Charaktere auftreten und wie er mit ihren Auftritten spielt. Auch die Guten dürfen Vorurteile haben, und einige fragwürdige Charaktere positiv und dennoch passend auftreten Zubeil benötigt nicht viele Zeilen, um großes Kino im Kopf des Lesers entstehen zu lassen.
Ein weiteres Beispiel: Die Grauen, die in jedem Roman mehr oder minder präsent sind, wollten sich mir nie so richtig erschließen. Wer meldet sich freiwillig zu dieser Armee und nimmt eine Gehirnoperation auf sich?
Mit Queen Mandorla, der Verräterin, bietet sich dem Autor eine Möglichkeit, dem Leser glaubwürdig diese Entscheidung nahe zu bringen, und in meinen Augen hat sich Rainer Zubeil hier selbst übertroffen:
Endlich mag man als Leser die Grauen als eigenständige Gruppe begreifen, die genau so faszinieren können wie die Treiber. Die Grauen sind mehr als nur Staffage
(Die Terranauten Band 12, Seite 10 Spalte 2)
Auch mit der im Roman nicht zu knapp vorkommende Action kann der Autor punkten: Der Transmitter wird zwar erst rückwirkend eingeführt, der Plan passt aber zu Max von Valdec, so dass dies nicht negativ auffällt (wieder ein Beispiel, was mit gut geschilderten Charakteren alles gerichtet werden kann ) .
Mit der entarteten Kaiserkraft des Transmitters, die letztlich den ganzen Planeten ins Verderben stürzt, hat der Autor wieder die Möglichkeit, überraschende Wendungen herbei zu führen. Zoe wird vernichtet, aber anders, als Max von Valdec es sich vorgestellt hat.
Es gibt nur ein Fazit für diesen Roman: Herausragend! Selten hat mich ein Heftroman so sehr überzeugt.
Ach ja, Faktor Zeit und damit mein Lieblingsthema (siehe Besprechungen der letzten Bände):
Zwar hat Robert Quint auch in diesem Roman keine einzige Zeitangabe eingebracht, aber in einem der Kolonialplanetkapitel durften für die Treiber seit Ausbruch des Streiks einige Wochen vergehen, bis Kampfschiffe der Grauen auftauchen. Da diese Wochen weitaus realistischer sind als die im letzten Roman genannte Woche (und sie somit als falsche Angabe erklärt), ist für mich die Terranautenwelt wieder in Ordnung
Kommentare
Ein rundherum gelungener Abschluss, der die Ausgangssituation für die folgenden Bände erstklassig erschließt.
Später habe ich immer wieder mal einen Band gelesen und die haben mir auch mehr zugesagt. Also, was ich sagen will, ich fand der Einstiegszyklus gehört zu den schwächeren Abschnitten der Terranauten.
Dem kann ich mich anschließen.
Seltsamerweise kommt es einem beim Lesen der ersten 12 Hefte so vor, als seien einige Aspekte permanent wiederholt worden, und dann gibt es wieder Hefte, die soviel Handlung transportieren, dass die Seitenzahl kaum ausreicht.
Sicherlich haben Autoren und Macher für diesen ersten Teilzyklus eine Menge Lehrgeld bezahlt.
Aber auch ich stimme der Ansicht zu, dass "Die Terranauten" in den folgenden Heften wesendlich interessanter werden.