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Fans im Land der Mythen

MythenlandFans im Land der Mythen

Im letzten Jahr wagte sich Kelter mit drei Taschenheftserien auf den deutschen Markt. Zwei davon sind mittlerweile eingestellt und werden nun als Heftromane weitergeführt. Bei der dritten Serie handelte es sich um eine Fantasy-Serie, die den Titel „Mythenland“ trägt und von Volker Ferkau geschrieben wurde. Laut Ferkaus Newsletter war sie ein respektabler Erfolg.

Dennoch ging es nach dem ersten fünfbändigen Zyklus erst einmal nicht weiter.

Stattdessen wurde der Serie eine Pause bis Januar 2011 eingeräumt. Unter dem Gesichtspunkt, dass noch keine neuen Romane geschrieben waren, klang das durchaus sinnig. Merkwürdig war es natürlich spätestens Mitte Februar, als man immer noch nichts Neues vom zweiten Zyklus wusste.

Mittlerweile hat Volker Ferkau bekannt gegeben, dass der zweite Zyklus kommen wird, wenn er fertig ist. Das klingt logisch, schließlich kann man schwerlich etwas veröffentlichen, was es noch nicht gibt. Dennoch verwundert es etwas, dass Kelter bei einer erfolgreichen Serie nicht darauf drängt, dass sie möglichst bald wieder an den Kiosk zurückkehrt. Schließlich ist nicht gesichert, dass sich über ein Jahr nach dem Start der Serie und knapp ein Jahr nach dem Ende des ersten Zyklus noch viele ehemalige Leser an die Serie erinnern.

Um die Zeit zu überbrücken, scheint man sich zwei Dinge überlegt zu haben. Kelter möchte den ersten Zyklus noch einmal veröffentlichen. Was das für einen Sinn macht, sei dahingestellt. Denn wenn die Serie tatsächlich ein so großer Erfolg war, dürfte da nicht mehr viel abzugreifen sein. Andererseits „begeistert“ die Serie auf die Art und Weise vielleicht noch den einen oder anderen, den man dann an den zweiten Zyklus binden kann.

Die faneditionDas interessantere „Überbrückungsprojekt“ ist eine Fan-Edition zu der Serie. Ferkau hat vor einiger Zeit dazu aufgerufen, Kurzgeschichten einzusenden, die für das Projekt verwendet werden sollen. Die Fan-Edition ist für 9,99 € bei Ferkau selbst zu beziehen oder aber für ca. 1,50 € im Kindle-Store und bei Beam zu erwerben. Die Ebook-Version hat 53 Seiten, was ungefähr dem Umfang eines Heftromans entspricht. Allerdings wird sie durch ganz nette Aquarelle etwas in die Breite gestreckt. Der Preis ist für ein Fan-Projekt aber wirklich fair gewählt. Neben vier „Fans“ liefert Ferkau als selbst ernannter „größter Fan der Serie“ ebenfalls eine Geschichte zu dem Buch, das den Titel „Reise nach Mythenland“ trägt.

Der erste Zyklus der Serie endete recht unbefriedigend. Nach zwei guten und einem sehr guten Band flüchtete sich die Handlung in ständige Rückblenden, der Bösewicht überzeugte nicht und die Auflösung der Handlung war merkwürdig klein für die Welt, die Ferkau geschaffen hat. Damals schrieb ich einen Beitrag, mit einer Liste von Dingen, die sich an Mythenland ändern sollten. Die Fan-Edition zeigt, dass zumindest zwei der Störelemente änderbar sind.

Die Fan-Edition kommt – wie erwähnt – zumindest in der elektronischen Form mit einem fairen Preis daher. Das sollte man sich auch für den nächsten Zyklus überlegen. Denn bisher war es so, dass man die Schriftgröße auf die Altersgruppe 80plus gesetzt hat und somit viele Seiten mit wenig Inhalt für viel Geld verkauft hat.

Das Schönste ist aber, dass die „Fans“ gezeigt haben, dass Mythenland nicht von der unsäglich simplen Sprache lebt. Sie wagen Sätze, die auch mal mehr als einen Nebensatz haben und dennoch lesen sich die Geschichten gut. Und auch Volker Ferkau selbst schreibt in seinem Beitrag „Reise nach Mythenland“ nicht mehr so schlicht und platt wie in den Romanen der Serie. Das muss unbedingt in den nächsten Zyklus gerettet werden. Die Charaktere kamen zum Schluss gar nicht mehr aus simplen Strickmustern heraus, weil die Sprache gar nicht mehr hergab.

Neben diesen zwei positiven Eigenschaften der Fan-Edition ist aber auch der Inhalt nicht zu verachten. Die beste Geschichte ist die zweite, die von Marcel Reintges beigesteuert wurde. Sie erzählt von zwei Elfen, die nach Unterwelt kommen und von Murgon erwischt werden. Dessen Schwester schickt die beiden wieder an die Oberfläche, wo sie von arroganten Elfen so behandelt werden, als wären sie dunkle Elfen. Das führt dazu, dass sie es tatsächlich werden und sich Murgon anschließen wollen. Der wiederum lässt sie zu Tode foltern. Die Geschichte macht auf eindrucksvolle Art und Weise verständlich, wie Murgon selbst zum Dunkelelf werden konnte und zeigt aber vor allem auch die Boshaftigkeit Murgons. Denn daran krankte der erste Zyklus ebenfalls: Murgon wirkte als Bösewicht einfach nicht böse, sondern wie ein stümperhafter Möchtegern.

Die anderen Geschichten lesen sich ebenfalls gut. Es wäre unfair, sie jetzt hier in eine Reihenfolge zu bringen, da sie vom Nievau relativ ähnlich sind. Aufgrund ihres Umfanges gelingt es verständlicherweise keiner Kurzgeschichte, dem „Mythenland“ etwas völlig Neues abzugewinnen. Auch Alexander Ziegler verdeutlicht, wie arrogant und machthungrig Elfen sein können. Bei ihm müssen die gierigsten es jedoch mit dem Leben bezahlen. Sascha Vennemann erzählt eine Selbstfindungsgeschichte mit dem Golem, der einige Gefährten der Serie verfolgt hat. Christian Kathan schreibt über den Rachefeldzug einer jungen Frau und schildert dabei einen größtenteils gelungenen Kampf. Hier wirkt das Ende, in dem sich zwei Duellgegner während des Kampfes verbünden, etwas übereilt. Aber das ist vermutlich ebenfalls dem Format geschuldet.

Der letzte Beitrag „Reise nach Mythenland“ ist von Volker Ferkau. Er lässt Frethmar Stonebrock ein paar Worte an den Leser richten, während er gerade eine Reihe von Barbaren meuchelt. Zumindest wirkt es zunächst so, denn die Geschichte ist, um es positiv zu formulieren, ambitioniert. Ebenfalls positiv ist, dass Ferkau versucht, dem sinnlosen Gemetzel ein paar reflektierende Gedanken über das Leben und den Tod abzugewinnen. Wirklich überzeugend ist das leider nicht. Vielmehr hat man den Eindruck, hier muss einfach nur auf Zwang die Gefährlichkeit von Mythenland dargestellt werden. Das ist aber ohne eine Handlung, in die das eingebettet wird, nicht besonders sinnig.

Interessant wird die Geschichte erst kurz vorm Schluss. Obwohl es zwischendurch schon Hinweise auf einen MP3-Player (!) oder auf Filme (!) von Quentin Tarantino gibt, wird da erst klar, dass sich die Erzählung in einer Art Anstalt für Fantasy-Wesen abspielt, die Schriftstellern ihre Erlebnisse schildern. Ob das jetzt allein ein Einblick in Ferkaus Kopf und seine Arbeitsweise, eine witzige Idee zum Abschluss oder ein Lob auf die Fantasie sein soll, bleibt offen. Insgesamt wird man aus der Geschichte nicht wirklich schlau, bleibt doch in erster Linie der Kampf hängen, den Stonebrock, Connor und Haker ausführen, der aber hauptsächlich unnötig wirkt.

Die Fan-Edition zeigt aber, dass Mythenland lebt. Und sie zeigt, dass die Fans der Serie nicht auf den simplen Sprachgebrauch angewiesen sind. Ersteres schürt die Hoffnung, dass es jetzt tatsächlich bald mit dem zweiten Zyklus losgehen wird, zweiteres schürt die Hoffnung, dass dieser dann anspruchsvoller unterhält.

Kommentare  

#16 Laurin 2011-05-28 18:13
Stimmt, mDiS, der Vergleich mit Ken Follett ist schon unglücklich (weshalb ich Follett's Schreibe trotzdem nicht wirklich mag). Aber gut, dass wäre ein anderes Thema.
Ich würde hier auch nie behaupten das Volker Ferkau es nicht besser kann, zumal ich in Sachen Sternenfaust eigentlich nur gutes über seine Romane gehört habe. Wie von mir gesagt an anderer Stelle, ich würde mich nicht einmal über den Inhalt von Mythenland beschweren, weil ich mit Fantasy generell und mit Zwergen, Elfen u.s.w. insbesondere, nichts anfangen kann. Generell sehe ich aber den Verlauf der Serie bei Kelter und genau da scheiden sich die Geister um die Frage eines Erfolg! Es macht überhaupt keinen logischen Sinn eine Reihe mit Erfolg monatelang auf Eis zu legen, da würde ich als Verleger eher die Peitsche schwingen und Alternativen (zusätzliche Autoren unter Ferkau's Leitung einbinden) vorschlagen. So weltfremd ist selbst der Kelter Verlag nicht, das er weiter schläft wenn die Kasse klingelt. Und auch die weitere Verschiebung des Termin regt eher dazu an, zu glauben, wenn wir es weiter heraus zögern, vielleicht erinnert man sich an den Start nicht mehr und die Neugierde treibt den Verkauf an. Wie gesagt, eben reine Gedankengänge die sich einem jedenfalls aufdrängen. Wenn da die zweite Staffel rauskommt, sehe ich es deshalb als einen zweiten Versuch (ähnlich der Abenteuer-Romane) an, weil man die Lichter noch nicht gänzlich löschen will (Hoffnung ist ja eine Tugend). Tut mir leid, aber anders kann ich es nicht sehen. Gleiches dachte ich mir bei aller Hoffnung für die Serie Roberta Lee auch bei den Abenteuer-Romanen im Wechsel mit DJ, was meiner Meinung nach auch nicht funktionieren konnte (schon eben wegen diesem Serien-Mischmasch mit der mehr als lauen DJ-Kiste, fehlende Eigenwerbung auf der eigenen Internet-Seite von Kelter usw.). Und nun sehen wir ja wo bei Kelter die Lichter ausgehen.
#17 Loxagon 2011-06-08 23:52
Ach Kinder ...
#18 Sarkana 2011-06-10 21:24
Ach Leute, wer hat denn je was von Erfolg behauptet? Die Dinge liefen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht so furchtbar viel besser als der Rest des Experiments. Aber aus die Gewinnspanne war höher. Und momentan sollte von Kelter niemand Mut oder Experimentierfreudigkeit mehr verlangen - die Abenteuerromane dürften Kelter einen erheblichen finanziellen Tiefschlag versetzt haben. Da macht es durchaus Sinn mit bewährten Dingen erstmal Geld zu verdienen, bevor man sich an heikle Serie nochmal 8) ranwagt.

Harantor sagt: Die Erfolgsmeldung kamen vom Autor

Kämen vom Autor keine Erfolgsmeldungen, würde ich mir ernstlich Gedanken über Selbigen machen. Die Frage war insofern von rein rhetorischer Natur. :-?

Harantor entgegnet: Schon klar, aber ich beantworte diese Fragen zu gerne.

Man kann Erfolg melden und man Erfolg übertrieben melden. Der Autor muss unterstützen, aber Legenden verkünden, das wirkt wenig überzeugend.
#19 Anne 2011-06-12 17:01
Ja das ist alles komisch. Da schreibt er in seinem Forum, dass Mythenland jeztt als Heftroman bekommt weil den Händlern die "Bücher" (gemeint sind Taschenhefte) zu dick waren. Wie schafft Cora es dann 1 Mio Zeichen fette Taschenhefte (also er würde sagen Bücher) zu verkaufen? Und zwar massig. Dennoch hat sich mythenland angeblich toll verkauft, und er vermeldet selbiges auch bei seiner kindle-fan-edition. nun, dafür gibts novelrank.com. und da sieht man, was er unter erfolg versteht: im Juni bisher 5 verkaufte ebooks! Toll!
#20 Sarkana 2011-11-05 20:49
Nya, im Oktober waren es ja ein paar mehr. Das ist etwa der Gegenwert von 50? für den Verlag. Ganz netter Zuverdienst immerhin.
#21 Thomas Rippert 2011-11-05 23:45
Die paar Dinger werden gerade beim TEDI verramscht! :)
#22 Wolfgang Trubshaw 2011-11-06 00:24
Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich ihn nicht auch nur mit einem Atom in meinem Hirn für seine offensichtlich ganz eigene kleine Welt "bemitleide"?

(Die Frage ist leidlich un-rhetorisch gemeint ...) :-?
#23 Sarkana 2011-11-08 19:11
Nya, immerhin ist Kelter ja nun offenbar überzeugt worden, doch weiterzumachen. Das mit einem auf drei Hefte gestreckten 2-Hefte-Roman der große Erfolg kommt, der allen Versuchen neben Western und Liebes-/Ärztezeugs etwas zu etablieren versagt blieb, wage ich noch zu bezweifeln - aber seis drum.
#24 Loxagon 2014-10-04 23:04
Weiß irgendwer was aus der Seite der Serie - die inzwischen Mittland heißt - geworden ist?

Leider scheint die down zu sein, was es schwer macht zu sehen, wann neue Romane davon kommen. Nun ja ...
#25 Sarkana 2017-06-08 19:57
Nya, ich vermute die erfolgreichsten Fantasy-Roman-ebooks haben letztlich doch nicht so viel Geld abgeworfen, daß das Weiterschreiben so recht lohnt. Amazon das Recht zum kostenlosen Verteilen einzuräumen, ist ein gewisses Risiko, auch wenn es die Marge drastisch erhöht. Andererseits: Seit 2014 war insgesamt nichts mehr von Volker Ferkau zu hören.
#26 Laurin 2017-06-08 21:18
Mal ehrlich, hat da wirklich noch jemand ernsthaft geglaubt, dass da noch was mehr kommt als nur noch heiße Luft?
Das kostenlose anbieten als eBook sehe ich da eher als Köder, der von Amazon ausgeworfen wird. Nur waren da wohl kaum noch Fische im See die sie hätten schlucken können um später für weiteres/neues auch gewinnbringend zu zahlen.
#27 Harantor 2017-06-08 21:19
Kürzlich war auf Facebook zu sehen, dass der Erfolgsautor auf einer Urlaubsinsel anderen Leuten beibringen will wie man Erfolgsautor wird. Wie Sheldon Cooper sagt, wenn du in deinen Beruf scheiterst, dann unterrichtest du oder so ...
#28 Laurin 2017-06-08 21:21
Ja, so kann man es natürlich auch machen, Harantor. :lol:
#29 Sarkana 2017-06-11 22:06
Ja, ich wäre durchaus davon ausgegangen, daß der zweite Teil des letzten Buchs schon noch erscheint. Nya, wird wohl nicht der Fall sein.
Was die kostenlosen angeht - wenn die Zahl der Fische sich in engen Grenzen hält, ist es unclever die auch noch mit kostenlosem Futter satt zu machen. Da lohnt es eher die Gewinnspanne von vornherein zu senken und dafür alles zu verkaufen.

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