Deutlicher Sprung nach oben - Larry Brent (27) Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus
Deutlicher Sprung nach oben
Larry Brent (27) Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus
Das Russel & Brandon tatsächlich mal das allererste Larry Brent-Abenteuer vertonen wird, war zunächst nicht geplant. Man wollte zuerst bisher noch unvertonte Romantitel angehen. Dadurch schieden vor allem die Abenteuer aus, die EUROPA 1983-1985 schon vertont hatte. Dazu zählten einige Frühwerke wie "Die Angst erwacht im Todesschloss", "Im Kabinett des Grauens" und "Das Grauen von Blackwood Castle", aber auch Klassiker wie "Marotsch, der Vampirkiller". Nun aber schien man doch interessiert an bereits vertonten Stoffen. "Das Grauen schleicht durch Bonnards Haus" war 2007 als inszenierte Lesung bei EUROPA erschienen. Ferner gab es ein Hörspiel/Hörbuch-Hybrid von Winterzeit-Audio. Dies ist also die dritte Vertonung des Romans von 1968. Es wird geschildert wie Larry Brent als FBI-Agent durch Zufall in einen Fall von Vampirismus gerät. Dracula und andere Vampirmenschen spielen hier keine Rolle. Es geht um Vampir-Fledermäuse. Mit dem Blut soll eine alte ägyptische Gottheit wieder erweckt werden. Der Drahtzieher ist Professor Bonnard. Doch nun zum Hörspiel:
Ich bin als langjähriger Hörer von Larry Brent-Hörspielen sehr zufrieden mit diesem Produkt, auch wenn nicht alles perfekt ist. Die Story an sich gab von Haus nicht so viel her und war schon etwas abstrus. Doch das ist eine andere Geschichte - der Roman müsste gesondert rezensiert werden. Zum ersten Mal fühlte ich mich richtig wohl beim Hören einer R&B-Vertonung bezüglich Larry Brent. Hatten doch alle vorherigen Folgen Schwächen und Stärken, die sich mehr oder minder die Waage hielten, so gibt es hier erstmals eine deutliche Steigerung. Die Soundkulisse ist so gut wie nie. Sie genügt erstmals den modernen Ansprüchen an ein Hörspiel dieser Klasse vollends. Keines der Sprecher wirkt überzogen oder gar laienhaft (auch das war in der Vergangenheit schon mal vorgekommen). Man hat ausschließlich Profis am Mikro, auch wenn die Namen nicht allesamt zu den Bekanntesten zählen.
Der Name Detlef Bierstedt (Hier als Prof. Bonnard) ist bekannt und in dieser Serie leider schon etwas überstrapaziert. Andere Stimmen hört zum Großteil erstmalig in der Serie. Das ist sehr erfrischend. Peter Sura überzeugt in jeder Faser als Henry Parker. Beim Hören nach 20 Minuten kam mir bereits der Gedanke "so muss ein Larry Brent-Hörspiel heute klingen". Fast. Denn es gibt einen Makel, den ich nicht verschweigen möchte. Das sind die wenigen Szenen, in denen ein Erzähler von Nöten gewesen wäre, dieser aber nicht eingesetzt wurde. Zum Beispiel in der Eingangsszene. Hier wird der Autofahrer angegriffen. Von was? Oder von Wem? Das erfährt der unbedarfte Hörer erst im weiteren Verlauf der Geschichte. Das es Riesen-Fledermäuse sein könnten, verrät bereits das Cover. Und das ist diesmal auch besonders gut gelungen. In der Vergangenheit war auch das eher ein Minuspunkt. Dies hier hat sogar Vorzüge gegenüber dem Romancover.
Michael Harck als Zeitansage kann hier auch ausnahmsweise mal etwas mehr als nur die Zeit ansagen. Das ist zu begrüßen. Er wäre gar kein so schlechter Erzähler - besser als Jo Jung, der sonst einige Szenen als X-RAY 1 kommentiert. Besser besetzt ist dafür Jaron Löwenberg, der überall dort als Erzähler einspringt, wo er in den Szenen auch vorkommt. Das ist eine gute Entscheidung.
R&B stellt weitere Vertonungen bereits adaptierter Romane in Aussicht. Hier kam Larry zur PSA. In die "Die Angst erwacht im Todesschloss" erlebt er seine Aufnahmeprüfung. Grund genug also, auch diese Geschichte zu bringen.
Und wie passt das erste Abenteuer in die Serien-Chronologie als Folge 27? - Nun das ist einfach. Larry erzählt die Geschichte einfach rückblickend, als Erinnerung an seinen ersten Fall. Natürlich hätte man auch ein Special machen können - oder eine Folge 0. Aber in einer im März erscheinenden Vinyl-Edition dieses Hörspiels wird man die Folgen-Nummer 27 weg lassen. Und man wird die Erinnerung Larrys weglassen, so dass dieses Hörspiel auch als eigenständiges Special funktionieren kann.
Fazit: Deutlicher Sprung nach oben. Drei Klassen besser als z.B. noch "Die Mörderpuppen der Madame Wong".
(1) = Verlagstext