Leit(d)artikel KolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Mit dem Charme und dem Geist von damals: Die Gruselserie (1) Polterabend - Nacht des Entsetzens

Die Grusel-SerieMit dem Charme und dem Geist von damals
Die Gruselserie (1) Polterabend - Nacht des Entsetzens

Die letzten Stunden vor der kirchlichen Trauung halten für das Brautpaar Gudrun und Gerhard eine makabre Überraschung parat: Der Geist der verstorbenen Ehefrau des Bräutigams verwandelt die fröhliche Party in eine Apokalypse des Grauens… (Hoergruselspiele)

Eine neue Gruselserie von EUROPA. Da gab es viel Argwohn und Kritik im Voraus.

Polterabend - Nacht des Entsetzens Für Kinder sei das bestimmt, hieß es. Dann sickerte eine Altersangabe durch. Ab 14 Jahre hieß es in einigen Ankündigungen, dann wieder 0-14 Jahre. EUROPA hielt sich bis zum offiziellen Pressestatement bedeckt.

Jetzt liegen die ersten beiden endlich vor. Als CD und Vinyl. Eine dritte Folge ist bereits angekündigt. Folge 1 habe ich mir zu Gemüte geführt. Ich ging ohne große Erwartungen daran. EUROPA hat sich in den letzten 16 Jahren (seit dem Ende von Larry Brent) in Sachen Horror abstinent gezeigt. Jugend und Kinder waren wieder das Hauptaugenmerkt. Kann der neuerliche Anlauf nun funktionieren? Ich war hoch erfreut. Und eines vorweg: Dieses ist nicht für kleine Kinder.

EUROPA versteht es noch immer Hörspiele in ihrer Ur-Art zu produzieren. Jedenfalls so wie ich diese Ur-Art verstehe. Wenn man den letzten Jahren oder Jahrzehnten geglaubt hat diese Fähigkeit sei etwas abhandengekommen, so lag das sicher an fehlenden Beweisen. Jetzt liegt der Beweis vor. Mir gefällt die Nacht des Entsetzens außerordentlich gut. In Sachen Grusel und Horror ist der Hörspiel-Fan heutzutage ganz andere Kaliber gewöhnt - das kann man zugeben - doch dieses Gruselstück ist so herzerfrischend charmant und Retro, dass es einem in der Tat warm ums Herz wird. Ein ruheloser Geist kehrt zurück um die Liebschaften ihres Mannes da hinzumetzeln. Das klingt jetzt nicht nach hochtrabenden Grusel mit Hintergrund. Aber das war bei der alten Neon-Grusel-Serie von 1981 auch nicht der Fall. Und daran will man sich letztlich messen. Also alles ist richtig gemacht worden. Einschließlich der Sprecher. Einige davon kommen tatsächlich noch aus der 38 Jahre alten Ur-Serie. Michael Deffert zum Beispiel, Judy Winter und natürlich Reinhild Schneider und Heidi Schaffrath. Bei Frau Schneider gibt es einen Umstand in diesem Hörspiel, den ich beinahe schon als Running-Gag bezeichnen möchte. Sie ist der ruhelose Geist Anna. In der Neon-Serie von H.G. Francis flüchtete sie vor einem (ebenfalls liebestollen) Geist namens Georg. Die Folge damals "Schloss des Grauens". Ihre Partner in dieser alten Geschichte sind leider fast alle verstorben. Aus diesem Grund können nicht mehr allzu viele alte Sprecher der Ur-Serie auch in dem neuen Produkt auftauchen.

Einige Szenen werden schon etwas brutal beschrieben, auch wenn ein Erzähler fehlt. Das  stört hier aber nicht und die Darstellungen belegen: Dieses Hörspiel ist eher nicht dem Kleinkinder-Programm zuzuordnen. Das nur um allen Kritikern diesbezüglich den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Es gibt aber noch ein paar. Zum Beispiel Judy Winter, die aber leider, leider viel von ihren einstigen Glanz eingebüßt hat. In Ihrer Rolle als Apollonia überzeugt sie nicht und stimmlich ist sie stark zurückgefallen. Überzeugen tut dagegen Andreas Fröhlich, der sich vor dem rachsüchtigen Geist seiner toten Frau schützen muss. Auch Regina Lemnitz und Katja Brügger zeigen wieder viel von ihren stimmlichen Höhepunkten.

An einigen Kleinigkeiten darf man bezüglich der neuen Serie gern noch arbeiten. Ich wünschte mir mehr Musik und dadurch eventuell mehr Atmosphäre. Die ist noch etwas karg und so wirkt das Ganze ein klein wenig zu steril für meinen Geschmack. Das ist aber schon alles. Die Geschichten darf man gerne noch ein wenig temporeicher gestalten. Die Länge ist okay.

Der Titel ist wie auch der folgende etwas klobig geraten. "Polterabend - Nacht des Entsetzens". Da ist mindestens eine Nacht zuviel im Text. Ein Abend ist schließlich keine Nacht. Offenbar hat man sich bei der Titelgestaltung auch von der alten Serie inspirieren lassen. Auch dort gab es lange und klobige Titel.

Ich bin guter Dinge, dass mir auch Folge 2 gefällt.

Übrigens: Ich habe die Geschichet zuerst auf Vinyl gehört. Das Gefühl noch einmal eine Hörspielplatte als Premiere auf dem Plattenteller zu hören ist gefühlt schon 100 Jahre her. Aber es fühlt sich gut an. Darauf einen guten alten Wein - ausnahmsweise ohne Weingeister.

Polterabend - Nacht des EntsetzensSprecher:
Gerhard - Andreas Fröhlich
Gudrun - Heidi Schaffrath
Agnes - Regina Lemnitz
Apollonia - Judy Winter
Johanna - Rosemarie Wohlbauer
Verena - Katja Brügger
Torben - Michael Deffert
Nanni - Kerstin Draeger
Mila - Madeleine Tusk
Anton - Sascha Draeger
Anna - Reinhilt Schneider

Produktion:
Buch und Effekte: André Minninger
Redaktion: Hilla Fitzen
Regie und Produktion: Heikedine Körting
Musik: Jens-Peter Morgenstern, Betty George
Laufzeit: ca. 53 Minuten
Illustration und Logo: Wolfram Damerius
Gestaltung: Dangerous
(P) & (c) 2019 SONY MUSIC ENTERTAINMENT (GERMANY) GmbH

Der Gästezugang für Kommentare wird vorerst wieder geschlossen. Bis zu 500 Spam-Kommentare waren zuviel.

Bitte registriert Euch.

Leit(d)artikelKolumnenPhantastischesKrimi/ThrillerHistorischesWesternAbenteuer/ActionOff TopicInterviewsHintergründeMythen und WirklichkeitenFictionArchivRedaktionelles

Wir verwenden Cookies, um Inhalte zu personalisieren und die Zugriffe auf unsere Webseite zu analysieren. Indem Sie "Akzeptieren" anklicken ohne Ihre Einstellungen zu verändern, geben Sie uns Ihre Einwilligung, Cookies zu verwenden.