Hat EUROPA das Gruseln verlernt?: Gruselserie (8) Frankensteins Nichte - Erbin des Wahnsinns
Hat EUROPA das Gruseln verlernt?
Gruselserie (8) Frankensteins Nichte - Erbin des Wahnsinns
Nach den letzten Folgen der Gruselserie aus dem Hause konnte man schlicht verzweifeln. Nichts war gruselig, nichts war wie früher und die Umsetzung war zum Teil schon "Ohrenfolter". Es sah fast so aus, als sei die neue Gruselserie eine Persiflage auf sich selbst. Wehmütig hörte der Fan zurück zu den Zeiten der alten Gruselserie, zu den Klassikern von H.G. Francis und Charly Graul, die den Hörern einst das Gruseln lehrten. Hat EUROPA das Gruseln längst verlernt?
Die neuste Folge bietet erstmal nichts Neues. Zwei junge Männer kommen in eine Schönheitsklinik und geraten prompt in das Grauen. Frankensteins Nichte will sich den perfekten Partner "backen". Dafür kommen ihr die beiden Männer gerade recht. Martin und Orlando erleben eine Nacht des Horrors.
Von der Umsetzung her stimmt diesmal so einiges. Das liegt besonders an zwei Dingen. Zum ersten wird mit Overacting gespart und auch auf alberne Komik wird verzichtet. Unterschwellig gibt es diesmal Komik, aber dazu später mehr.
Zum anderen stimmen hier die Sounds und Effekte. Das erinnert atmosphärisch dann schon etwas mehr an die alten Klassiker.
Eine besondere Zutat sind auch diesmal die Sprecher. Mit Helmut Zierl und Nicolas König hat man zwei bekannte Sprecher am Start, die die Hauptrollen auf amüsante wie spannende Art füllen. Als Frankensteins Nichte hört man Desiree Nick. Daran muss man sich nicht gewöhnen. Denn Frau Nick schafft es prima an weibliche Bösewichter vergangener Tage anzuknüpfen. Man denke da nur an Dr. Finistra aus der Gruselserie von 1981. Leider neigt sie auch zu Übertreibungen und Overacting. Das hätte sie keineswegs nötig gehabt.
Als finsterer Butler ist Hans Peter Korff am Start. Der ehemalige Onkel Heini aus Uhlenbusch oder auch Vater Drombusch fällt nicht allzu sehr auf - weder schlecht noch besonders gut - bleibt aber solide.
Hat es EUROPA und Herr Minninger geschafft wieder zu überzeugen mit einem Gruselabenteuer? Zum Teil schon. Man hat bewiesen, dass es man es mit der richtigen Umsetzung und den passenden Sounds noch schaffen kann eine halbwegs passable Gruselgeschichte zu fabrizieren. Ein bitterer Nachgeschmack bleibt. Der Hund Herbie schubst Frankensteins Nichte ins Säurebad. Der Hund als Held der Geschichte klingt ein wenig nach Fünf Freunde. Auch die Protagonisten können sich einen augenzwinkernden Unterton nicht verkneifen. Hinzu kommt das etwas altbackene Thema. Man könnte mehr wagen und sich von den klassischen Themen trennen, die man schon zig Mal durchgekaut hat.
Die Dialoge haben wieder den Hang zur Überlange und verhindern knackige und kurze Szenen mit rasanten Wechsel. Jedenfalls zum Teil. Diese Form der Zeitschindung, um Hörspiele auf das derzeit gültige Mindestmaß von 60 Minuten zu strecken ist gerade bei Stories mit recht magerer Handlung nicht angebracht.
Auch die Cover wirken in letzter Zeit eher immer komischer als gruselig bei der Reihe. Wenigstens ist dieses ganz und gar Corona-Konform und zeigt die Nichte des Wahnsinns mit Mundschutz.
Frankensteins Nichte - Erbin des Wahnsinns
(1)= Verlagstext
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