40 Jahre Dan Shocker-Hörspiele - Heftromane auf Magnetband
40 Jahre Dan Shocker-Hörspiele
Heftromane auf Magnetband
Denn der gute Larry Brent war doch wesentlich weltlicher und mit Dämonen bekam er es nur höchst selten zutun.
So gingen dann die berühmten John Sinclair-Hörspiele des Tonstudios Braun an mir zunächst vorbei. Doch irgendwann standen dann plötzlich Larry Brent-Hörspielkassetten im Kaufhaus-Regal. Das war schon etwas besonderes, denn ich hätte mir schon damals kaum vorstellen können, dass es Hörspiele von Horrorheftromanserien geben könnte, die in meinem Erwachsenen-Bekanntenkreis damals als Schund bezeichnet wurden. Dazu wurden diese Hörspiele dann damals auch noch vom Tonstudio EUROPA angeboten, die eigentlich eher Kinder- und Jugendhörspiele fabrizierten. Zunächst nahm ich nur beiläufig Notiz von den Hörspielen und vermied sie zunächst zu kaufen, denn mein Taschengeld war mager. Eines Tages aber lud mich mein Vater ein zu einem Stadtbummel. Und im Hörspielregal durfte ich mir was aussuchen. Da kam ich nicht mehr umhin, mir die Larry Brent-Hörspiele zu kaufen. Auch Macabros kam dann dazu und später der Dämonenkiller.
Die Idee zu den Larry Brent- und Macabros-Hörspielen kam der Regisseurin Heikedine Körting aus einer Konkurrenz-Situation heraus, wie der Autor der Hörspiele, Dpuglas Welbat einmal verlauten ließ. Mit dieser Konkurrenz-Situation konnten eigentlich nur die John Sinclair-Hörspiele des Tonstudio Brauns gemeint gewesen sein. Die Larry Brent-Hörspiele erschienen bis 1985 und es erschienen insgesamt 15 Folgen. Von Macabros gab es 10 Folgen, vom Dämonenkiller gar nur 5. Auch der Weltraumheld Perry Rhodan gesellte sich zwischen 1983 und 1984 dazu. Doch ich will noch bei den Gruselhörspielen bleiben, die schon eine neue Art von Hörspielen darstellte zu der damaligen Zeit. Im Gegensatz zu den John Sinclair-Hörspielen vom Tonstudio Braun aus Wiesbaden waren sie etwas aufwendiger produziert, waren also technisch hörbar besser und als Sprecher hörte man prominente Schauspieler wie Horst Frank, Günter Pfitzmann, Hans Clarin, Helmut Zierl, Judy Winter u.v.a. Die Hörspiele wurden damals in Hamburg im Tonstudio in der Agnesstraße aufgenommen. Was für viele beteiligte Sprecher damals sicher nur eine Episode war, wurde für viele zum Kult. Die Hörspiele waren insofern neu, dass sie einen Aufkleber mit dem Aufdruck "Hörspiel für Erwachsene" trugen. Dies hatte eine verkaufsfördernde Wirkung und war nicht dazu gedacht, Jugendliche von den Kassetten fern zu halten. Dennoch unterschieden sich die Produkte deutlich von den bisherigen Serien des Hauses EUROPA, die u.a. "Hanni & Nanni", "Hui Buh" oder "TKKG" hießen. Denn die Inhalte waren sprachlich ganz anders. Es ging (wenn auch nur andeutungsweise) manchmal um Sex und auch hin und wieder um gewisse Brutalismen, die man so nie in den Romanen von Larry Brent oder Macabros fand. Diese wurden vom Autorenteam der Hörspiele liebevoll in die Geschichten eingeflochten. Die berühmtesten Stellen diesbezüglich dürften u.a. die Sezierszene in "Konga, der Menschenfrosch" (Macabros, Folge 3), die Slip-und BH-Szene in "Irrfahrt der Skelette" (Larry Brent, Folge 1) oder auch die umstrittene Selbsttötung eines Hundes in "Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo" (Larry Brent, Folge 9) sein. Doch das sind nur drei Beispiele. Auf alle Fälle dürften sich diese Hörspiele mit all diesen Merkmalen deutlich von denen des Tonstudio Braun unterschieden haben.
Die Hörspiel hatten damals einen großen Erfolg. Es gab sogar eine Zweitauflage der ersten beiden Staffeln von Larry Brent sowie von den ersten 8 Folgen von Macabros, was den Verkaufserfolg erklärt. Leider gab es damals auch Kritik. Einige Eltern beschwerten sich über die leicht für Kinder zugänglichen Hör-Kassetten, die einen zum Teil nicht jugendfreien Inhalt hätten. Die Folge 9 der Larry-Brent-Serie "Die Schlangenköpfe des Dr. Gorgo" wurde letztlich sogar indiziert und vom Markt genommen. Insgesamt war die Hörspiellandschaft 1983 allerdings auch auf ihren Höhepunkt. In den folgenden Jahren flaute das Geschäft immer mehr ab. Computerspiele eroberten so allmählich den Markt und Musikvideos waren in großer Mode. Zudem gab es eine Menge neuer Fernsehsender. Somit wurden auch Hörspiele viel weniger produziert.
Ich habe damals schon dafür gekämpft, dass die Erwachsenen-Hörspiele auf dem Markt bleiben, aber ohne Erfolg. Sehr schade. Darum können wir jetzt auch nicht mehr so recht daran anschließen. (1)
Selbst von der heutigen Erfolgsserie des Labels EUROPA "Die drei ???" wurden in den Jahren 1983 - 1986 nur drei bis vier Folgen im Jahr produziert. 1988 und 1989 gab es sogar nur zwei neue Hörspiele dieser Serie, die heute jährlich sechs neue Folgen zu Tage bringt. Erst 1995 nahm das Hörspielgeschäft wieder Fahrt auf und es erschienen wesentlich mehr Folgen. Daran zeigt sich, dass 10 Jahre kaum etwas lief und Larry Brent, Macabros und der Dämonenkiller verschwanden irgendwann aus den Regalen, Vielleicht auch wegen der Indizierung. Nur John Sinclair vom Tonstudio Braun fand man noch ziemlich lange in den Tonträgerabteilungen der Kaufhäuser. Von 1981 bis 1990 verkaufte sich die Hörspielserie und brachte es auf über 100 Folgen, wobei sie doch die technisch und künstlerisch viel besseren Horror-Serien von EUROPA weit hinter sich lies. Im Jahr 1999 wurde die Serie dann unter dem Motto "Edition 2000" neu gestartet - mit neuen Sprechern und Machern, was gegenüber den Tonstudio Braun-Produktionen einen Quantensprung bedeutete.
Im Jahre 2000 besann sich das Label EUROPA wieder auf die alten Horrorserien und legte Larry Brent, Macabros und den Dämonenkiller neu auf. Diesmal sogar auf CD. Der Hörspielmarkt hate einen neuen Schub bekommen. Die nun erwachsenen Hörspielkinder von einst, entdeckten die alten Kinderzimmerhelden vom Magnetband wieder. Larry Brent schaffte es sogar weiter. 4 neue Folgen erschienen, allerdings blieb eine Anknüpfung an den großen Erfolg aus den 80er-Jahren aus. Die Folge 9; "Schlangneköpfe des Dr, Gorgo" wurde stärker gekürzt als andere Episoden. Selbst im Jahr 2000 sah man offenbar noch Potenzial für Ärger bei den alten Hörspielen.
Inzwischen gibt es eine Flut an Hörspielen auch im Horrorbereich. Larry Brent wird seit 2012 vom Label Zauberstern-Records vertont, Macabros seit einigen Jahren von Winterzeit-Audio und der Dämonenkiller unter neuem Namen Dorian Hunter bei Zaubermond-Audio. Aber das sind nur wenige Beispiele.
Wenn ich in den 80er.Jahren einen 40 Jahre alten Film im TV gesehen habe, dann war das fast immer ein alter Schinken, der ziemlich angestaubt war. Selbst dann wenn es sich um einen Klassiker handelte. Heute sind die Dan Shocker-Hörspiele 40 Jahre alt. Die alten Original-Versionen sind noch immer in meinem Besitz und die Bänder laufen einwandfrei. Allerdings hole ich sie kaum noch hervor. Man kann sagen, dass diese Hörspiele sehr gut gealtert sind. Sie haben nichts von ihrem Charme verloren. Der PSA-Ring mit dem Larry Brent Kontakt zur Zentrale aufnimmt, wirkt heute im Handy-Zeitalter gar nicht mehr futuristisch, sondern eher charmant und lässt dem Hörer verwundert vorführen, zu welchen Ideen Autoren seinerzeit fähig waren. Man findet alle Hörspiele heute bei den Streaming-Diensten - mit Ausnahme der fünf Dämonenkiller-Hörspiele. Die Gründe dafür sind mir nicht bekannt. Eine Konkurrenz zu den Dorina Hunter-Hörspielen sehe ich nicht. Nun gut, was nicht ist , kann noch werden.
Ich empfehle allerdings die Original-Hörspiele, denn die Streaming-Versionen entsprechen den stark gekürzten und in der Musik veränderten Versionen aus dem Jahre 2000-2003. Da geht der Ur-Charme etwas verloren.
(1)= Heikedine Körting
(c) by author 05/23
Kommentare
Aber Schurz beiseite, schöner Beitrag.
Ich habe meine alten Hörspiele leider nicht mehr und bin froh, dass es Youtube gibt...