Angriff der Monstermotte - Mothra bedroht die Welt
Angriff der Monstermotte
»Mothra bedroht die Welt«
Die Tatsache, dass „Mothra bedroht die Welt“ hierzulande nie in den Kinos ausgewertet wurde und seine deutsche Erstaufführung erst Anfang der 1990er Jahre auf dem Privatsender Kabel1 erlebte, erstaunt dann doch einigermaßen. Denn die Kaijus, wie man in Japan das Riesenmonstergenre nennt, erfreuten sich auch im bundesdeutschen Nachkriegskino großer Beliebtheit. Die meisten Filme, die von Toho in diesem Segment produziert wurden, fanden auch in Deutschland einen Kinoverleih. Obwohl der erste Auftritt Mothras durchs Raster fiel, machten auch die deutschen Fantasyfans mit der Riesenmotte Bekanntschaft, allerdings erst 1969, als diese als ein Monster unter vielen im Godzilla-Streifen „Frankenstein und die Ungeheuer aus dem Meer“ einen Gastauftritt absolvierte. Umso löblicher ist der Umstand, dass nun auch „Mothra bedroht die Welt“ in der liebevollen Kaiju-Classics-Edition von Anolis Entertainment als üppig ausgestattetes Steelbook erschienen ist, das vor Extras und Bonusmaterialien strotzt.
Nach einem Schiffsunglück werden auf einer strahlenverseuchten Insel vier Überlebende entdeckt, die die Wissenschaft vor Rätsel stellt. Obwohl die atomar belastete Insel als unbewohnt galt, erklären die völlig strahlungsfreien Schiffbrüchigen, sich vor der Strahlung mit dem Saft der Eingeborenen geschützt zu haben. Ein Forschungsteam wird entsandt, um hinter das Geheimnis der mysteriösen Insel zu kommen. Clark Nelson (Jerry Itô) aus Rolisica entpuppt sich dabei als Einzelgänger, der den Trip zu seinen Gunsten zu nutzen versteht. Denn auf der Insel macht die Gruppe die Entdeckung eines nur zwanzig Zentimeter großen Zwillingsmädchen-Paares (Yumi und Emi Itô). Die beiden werden von Nelson gefangengenommen und zu einer Showattraktion gemacht, die dem zwielichtigen Manager große Gewinne einbringt. Die Zwillinge indes sind sich sicher, dass sie bald aus ihrer Gefangenschaft befreit werden, weil ihre Insel unter der Protektion einer Gottheit steht. Deswegen dauert es auch nicht lange, bis aus einem gigantischen Ei auf der Insel die Riesenlarve Mothra schlüpft, die sich sogleich auf den Weg nach Tokio macht, um die Zwillinge zu befreien.
Man merkt „Mothra bedroht die Welt“ an, dass er noch zu den frühen Riesenmonsterfilmen aus Japan gehört. Immerhin dauert es geschlagene 40 Minuten und damit fast bis zur Hälfte des Films, bis das Titel gebende Ungetüm zum ersten Mal auftaucht. Bei späteren Genrebeiträgen sieht man die Monster zumeist schon in den ersten Einstellungen. Ishirô Honda, der schon Godzilla bei dessen erstem Kinoeinsatz inszenierte, erweist sich aber auch hier wieder als guter Schauspielerregisseur, bei dem auch die Szenen ohne Monsterauftritte kurzweilig und stimmig sind. Mothra kann insbesondere in ihrer Inkarnation als Riesenlarve auch heute noch überzeugen. Die Szenen mit der zur Riesenmotte gewandelten Gottheit hingegen sind aus heutiger Sicht recht trashig geraten. Vor allem die durch die Luft wirbelnden Spielzeugautos und die nicht sonderlich detailreich gestalteten Modellwolkenkratzer, die aufgrund von Mothras Flügelschlägen in sich zusammenstürzen, wirken in keinem Moment realistisch. Fans des Kaiju-Kinos ist aber auch diese Neuveröffentlichung wärmstens zu empfehlen. Das Steelbook beinhaltet eine BluRay und eine DVD, auf der sich sowohl die auch hierzulande verbreitete US-Version des Films (im Widescreen-Format 2,35:1 – leider recht grobkörnig geraten – und mit deutschem und englischem Ton im DTS HD Master Audio 2.0 Mono, optional mit deutschen Untertiteln) als auch die japanische Schnittfassung (elf Minuten länger; wahlweise mit deutschem und japanischem Ton im DTS HD Master Audio 2.0 Mono, optional mit deutschen Untertiteln) finden. Die Extras umfassen drei verschiedene Audiokommentare (mit Steve Ryfle/Ed Godziszewski; mit Jörg Buttgereit/Bodo Traber und Ingo Strecker; mit Florian Bahr), die japanische Super-8-Fassung des Films (5 Minuten), den amerikanischen und japanischen Kinotrailer sowie eine hübsche animierte Bildergalerie mit Aushangfotos, Postern und Setfotografien zum Film.
Kommentare
Eher gehe ich davon aus, das man sich hier auf den jeweils eigentlich zu drehenden Film konzentrierte und nicht wirklich im Vorfeld Abgleichungen anstellte, was Fakten aus Vorgängerfilmen betraf. Wenn man die Filme kennt, fällt dies einem auch durchaus in kleineren Dingen innerhalb der Verfilmungen auf. Geschadet in Sachen Kritiken seitens der Zuschauer hatte es bei Toho den damaligen Kaijus jedenfalls nicht.