Zu perfekt, um wahr zu sein - »Die Frauen von Stepford« (2004)
Zu perfekt, um wahr zu sein
»Die Frauen von Stepford« (2004)
Wenn eine Erstverfilmung bereits herausragend geworden ist, hat es ein Remake zwangsweise recht schwer, zumal es in diesem Fall nicht nur dem gesellschaftskritischen Anspruch der Vorlage gerecht werden, sondern darüber hinaus auch seine Existenzberechtigung in Anbetracht einer bereits gelungenen Adaption beweisen muss. Paul Rudnick und Frank Oz, die auch schon beim Kassenschlager „In & Out“ ein erfolgreiches Team bildeten, haben sich deswegen dazu entschieden, möglichst viel anders zu machen und einen mehr oder weniger eigenständigen Film zu kreieren, der sich bei den Motiven aus Levins Vorlage lediglich als Inspirationsquelle bedient. So wurde aus einem leisen, unterschwellig seine Spannung aufbauenden Science-Thriller mit subtilen Seitenhieben auf die US-Spießbürgerlichkeit der 70er Jahre eine schrille Typenkomödie mit SF-Elementen als Handlungsträger. Nach einer überaus geglückten Vorspannsequenz, in der historische Werbeclips mit strahlenden Hausfrauen für ultramoderne Küchengeräte aneinandergeschnitten wurden, setzt Oz mit einer neu hinzuerfundenen Szene ein, welche die Unsitten unserer heutigen Fernsehlandschaft parodistisch ausschlachtet. Danach hält sich Drehbuchautor Rudnick zumindest inhaltlich auf weite Strecken an den Roman, nimmt dessen Prämisse jedoch in keiner Sekunde ernst und poltert auch schon in den ersten Minuten mit der von Levin sorgsam umschriebenen Auflösung ins Haus. Dafür wird dann am eigentlichen Ende noch nicht Schluss gemacht, sondern die Geschichte um eine neuerliche Wendung bereichert.
Joanna Eberhart (Nicole Kidman) hat gerade ihren lukrativen Job bei einem skrupellosen Fernsehsender in New York verloren und zieht nun gemeinsam mit Ehemann Walter (Matthew Broderick) und den beiden halbwüchsigen Kindern in das idyllisches Nest Stepford in Connecticut, um dort noch einmal ganz neu anzufangen. Diese Gated Community ist der Inbegriff des perfekten American Way of Life. Die Häuser sind adrett, gepflegt und pikobello sauber, was das Verdienst der Ehefrauen ist, die nicht nur alle Haushaltsaufgaben mit Liebe und Inbrunst erledigen, sondern ihren Ehemännern auch jeden weiteren Wunsch von den Lippen ablesen. Für die emanzipierte Joanna ist das kaum vorstellbar, und mit ihren neuen Freunden Bobbie (Bette Midler) und Roger (Roger Bart), die ebenfalls noch nicht lange in Stepford leben, will sie hinter das Geheimnis der seltsamen Kleinstadt kommen.
Für Zuschauer, die Levins Buch nicht gelesen und Forbes Film nicht gesehen haben, mag das alles ganz witzig und unterhaltsam sein – belanglos, aber kurzweilig. Sollte man sich „Die Frauen von Stepford“ jedoch mit der Erwartung anschauen, einen bösen und spannenden Thriller geboten zu bekommen, kann man nur bitter enttäuscht werden. Die Darsteller scheinen jedenfalls ihren Spaß gehabt zu haben, da sie in ihren exzentrischen Rollen einmal mehr aufblühen können, so vor allen Dingen Bette Midler, Christopher Walken und Glenn Close. Wenn man für anderthalb Stunden vergisst, dass es sich hierbei um eine Ira-Levin-Verfilmung handelt, kann man sich also ganz nett unterhalten lassen. Die BluRay-Erstveröffentlichung bei Paramount bietet ein sehr gutes Bild (im Widescreen-Format 1,78:1) und einen nicht zu beanstandenden Ton (Deutsch, Französisch, kanadisches Französisch und Japanisch in Dolby Digital 5.1 Surround, die englische Originalfassung im DTS HD Master Audio 5.1 Surround, eine englische Audiodeskriptionsfassung, optional mit Untertiteln in diesen vier Sprachen). Die Extras entsprechen der DVD-Erstauflage und umfassen einen Audiokommentar mit Regisseur Frank Oz, das Making-Of „Eine perfekte Welt“ (20 Minuten), die Specials „Stepford: Eine Definition“ (4 Minuten), „Stepford: Die Architekten“ (6 Minuten), „Stepford: Die Gattinnen“ (10 Minuten), „Stepford: Die Gatten“ (8 Minuten), sechs unveröffentlichte und erweiterte Szenen (zusammen 10 Minuten), verpatzte Szenen (5 Minuten) sowie den englischen Teaser-Trailer und Original-Kinotrailer zum Film.