Abkürzung des Grauens - Wrong Turn
Abkürzung des Grauens
»Wrong Turn«
Wenn man in West Virginia mit dem Auto vom Highway abkommt, landet man im Wald. Jedenfalls, dann wenn man nach diesem Film geht. 2003 bescherte man den süchtigen Horror-Fan mit diesem Film aus dem Reich der Kannibalen. So richtig schön ekelig wird es aber nicht, obwohl man den Film gemeinhin zur Gattung der Splatter zählt. Ich halte nicht viel von den Begriffen, denen man diese Filme zuordnet, um sie in sogenannte Subgenre zu unterteilen. Natürlich kann man das machen, aber dies schürt nur unnötigerweise die Erwartungshaltung an solche Filme. Für mich ist interessant, wie gut oder schlecht der Film am Ende ist und ob er Potenzial hat, um als Klassiker zu taugen oder wenigstens als All-Time-Favorit. Das Schubladen-Denken ist dabei eher hinderlich.
Handlung nach jahrzehntelang bewährtem Strickmuster
In den Horrorfilmen der späten 80er-Jahre und der frühen 90er-Jahre war es Usus, das die Protagonisten zumeist aus einer Gruppe meist junger Leute bestand. Warum man das so einheitlich durchgezogen hat, ist unbekannt. Möglicherweise wollte man eine möglichst junge Gruppe von Kinogängern ansprechen. "Wrong Turn" ist von 2003 und damals war ich gemessen an den Hauptdarstellern dieses Films zumindest noch fast in deren Altersklasse. Gewohnt war ich durch meine Prägung aber eher erfahrene Helden und Haudegen, die schon so einiges mitgemacht haben und die so leicht nichts schreckt. Deswegen waren Jünglinge in Filmen, noch dazu als unverwundbare Helden, geradezu unglaubwürdig für mich. Die Jünglinge waren eher die, die in den Filmen in den Jahrzehnten davor, meistens zuerst drauf gingen wenn es brenzlig wurde.
Nun hier ist es ja nicht unähnlich. Ein paar junge Leute Ende zwanzig machen einen Waldausflug. Wie es der Zufall will haben sie einen kleinen Unfall mit einem anderen Mann, der auch noch recht jung ist.
Und jetzt passiert genau das, was für Filme dieser Art immer die Ausgangslage per se ist. Eine Gruppe von Menschen ist zusammen gekommen. Schon klar, das jetzt das Grauen beginnt und einer nach dem anderen dran glauben muss. Die verformten Kannibalen machen fortan Jagd auf sie und ehe sie sich versehen ist einer nach dem anderen nicht mehr am Leben. Außer zweien, die wie immer bei solchen Filmen das Liebespaar bilden. Alles bleibt schön im Muster solcher Filme, welche es schon seit Jahrzehnten gibt. Man denke nur an Frogs (Die Frösche), denn ich vor einigen Tagen besprach. Bis auf die Gruppe ausschließlicher junger Leute, findet sich hier eigentlich das gleiche Schema. Der Gegner ist aber hier das Tierreich. Der Effekt ist der selbe.
Warum in "Wrong Turn" am Ende eines der jungen Mädchen nur entführt und nicht auch gleich getötet wird, ist unklar. Das ist reichlich unlogisch, da die Monster doch sonst so brutal und rücksichtslos agierten.
Hat der Film Potenzial?
Hat der Film Potenzial? Das ist eine gute Frage. Ich fand ihn jetzt nicht so schlecht. Vielleicht war gerade das Erwartbare das Gute daran. Auch das Motiv der Kannibalen war seinerzeit noch recht neu und die verschrobene Hütte im Wald, der mystische Autofriedhof - das alles hatte was. Allerdings hätte man schon etwas mehr daraus machen können. Wenn man auf die unnötige Eingangsszene verzichtet hätte in der gleich zwei wiederum sehr junge Menschen zu Opfern werden. Man hätte diese vielleicht nutzen können, um etwas mehr über die Kannibalen zu erfahren.
So steht der Film nach 80 Minuten erstmal für sich - auch wenn am Ende eine Fortsetzung angedeutet wird. Das wiederum ist genauso üblich, wie alles andere an dem Schema.
Fortsetzungen
Der Film erfuhr dann einige Fortsetzungen, die ich mir nicht unbedingt noch antun wollte. Aber vielleicht mache ich es einmal. Für dieses Jahr (2021) ist sogar ein Reboot angesetzt. Das Wort Reboot deutet an, dass es eine ganze Reihe von Fortsetzungen geben wird. Zumindest der Absicht nach.
Überzeugend
Die Darsteller überzeugen. Das ist ebenfalls gut an dem Film. Für Genrefans lässt er bestimmt nicht viel offen. Für den Zuschauer ohne Erwartungshaltung ist er eine Überraschung.
Fazit
Sehenswert und unterhaltsam, trotz allzu bekannter Strickmuster, die man aus früheren Filmen kennt. Hinzu kommt das Element der fast ausnahmslos jungen Leute als Helden und Opfer, was wiederum ein Element aus Filmen jüngerer Vergangenheit darstellt.
Wrong Turn
Kommentare
Man nehme da nur mal in den USA eine Großstadt wie Los Angeles oder etwa New York City als Beispiel. Wird da eine Person und vom Typ her nur ein Otto-Normalbürger vermisst und innerhalb 48 Stunden nicht gefunden, hat sich die weitere Suche nach dieser vermissten Person auch schon fasst erledigt.
Die Umsetzung von WRONG TURN war da trotz der klischeehaften Aufstellung (da am Ende eben nur das Hautpaar überhaupt Überlebenschancen hatte) innerhalb der Besetzung durchaus ein recht spannender Backwood-Horror, der hier eigentlich sogar noch recht sparsam mit blutigen Szenen umging. Die Bezeichung als "Metzelmovie" ist daher hier für den ersten Film und für meine Begriffe eher weit hergeholt. Anders sieht es da bei den fünf Fortsetzungen aus, bei denen man auch eine Steigerung der optisch gut sichtbaren Splatterszenen bescheinigen darf, was ich persönlich nun nicht unbedingt als schlechten Schachzug bezeichnen würde. Man merkte jedoch spätestens ab WRONG TURN 5: BLOODLINES (2012), das da aus der Filmreihe langsam aber sicher die Luft raus war. WRONG TURN 6: LAST RESORT (2014) war dann auch der absolute Tiefpunkt der Filmreihe gewesen, der auch wegen einem verdammt schmalen Budget und dem fehlen einer gewissen Fantasie der Macher (hinsichtlich eines zumindest spannenden Handlungsaufbau) kaum noch einen Fan hinter dem Ofen wirklich noch hervorlocken konnten.
Zumindest sehe ich mir die ersten vier Filme der WRONG TURN Filmreihe (2003 bis 2011) immer mal wieder gerne an, zumal ich ja auch alle sechs Filme als DVDs in meinem Archiv besitze.
Ich schrieb ja auch: Zitat: "Man darf bei solchen Geschichten bekanntlich nie die Logik bemühen - ansonsten gäbe es ja gar keinen Film." Bezog sich eher auf das nie entdeckte Treiben der Hinterwäldler-Kannibalen - nicht direkt auf jene, die ihnen zum Opfer gefallen sind. Selbst in einem derart unübersichtlichen Areal hätte man diese garstigen Typen irgendwann entdecken müssen - und sei es auch nur durch irgendeinen verflixten Zufall. Damit wäre dann ja evtl. auch das Schicksal der Vermissten geklärt. Meines Erachtens steckt dass schon gewisse Logik steckt.
Nun ja, ohne jetzt darauf rumreiten zu wollen, aber die USA bietet (zum Glück) immer noch weite Gebiete, in denen man nicht mal eben entdeckt wird, wenn man das nicht will. Und nicht alles was in der Realität abgeht, ist immer auch logisch zu erklären oder in einem gewissen logischen Rahmen eingebunden. Von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet, gehe ich auch mitunter recht milde an das Prinzip Logik innerhalb von Filmen heran.
Das musst du so sehen: Der Mensch gilt ja allgemein betrachtet als ein sehr intelligentes Wesen. Da ist es aber kaum logisch zu erklären, wieso so viele Handlungen des Menschen so extrem neben jeder halbwegs gesunden Vernunft liegen.
Du siehst also, selbst die Logik kann ein recht flüchtig Ding sein.
Und was Splatter und Gore betrifft, weißt du doch das bei mir in Sachen Horror einfach etwas wichtiges fehlen würde, wenn nicht ab und zu mal was Hirn oder Stücke der Leber und Därme von den verschimmelten Wänden rutschen (was sowohl Film wie Buch und eventuell auch ein wenig für die Ohren in Sachen Hörspiel/buch einschließt). Schließlich wollen auch Opfer im Genre mal ab und zu richtig schön in Szene gesetzt werden.
"Und nu ich wieder: möglich ist das selbstverständlich, aber gerade neuzeitlich gesehen - im Zeitalter solcher "Spielzeuge" wie, z.b. die alles überfliegenden Drohnen- wird mancheiner wohl doch nicht unentdeckt bleiben. . Und fiese "Backwood-Kannibalen" "fliegen" wahrscheinlich erstrecht auf. "
Also gut, wenn da so ein Kannibale grade "Opfer am Stil" frisst, während so eine einsame Drohne gedankenverloren durch die großen Wälder streift, ist der natürlich selbst schuld.
Das mit dem Godzi-Artikel finde ich schon mal wieder sehr interessant. Besonders mit so ein paar persönlichen Anekdoten als Filmfan. Das freut doch den mitalternden Leser wie mich.