Science-Fiction von Jack Arnold: Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.
Science-Fiction von Jack Arnold
Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.
Der Mini-Mann wird immer kleiner, bis er die Größe eines Streichholzkopfes erreicht hat. Sein neues Leben erfordert einiges an Anpassungsbereitschaft. Scott wohnt in einem Puppenhaus, flüchtet vor der Hauskatze und schlägt sich mit Wassertropfen, Abwasserströmen und Ungeziefer herum... (1)
Ausgefeilte Tricktechnik
Die Story vom "unglaublich schrumpfenden Mann" gilt als eines der herausragendsten B-Movies der 50er-Jahre. Der Film war seinerzeit schon etwas Besonderes im Hinblick auf die für damaligen Verhältnisse, ausgefeilte Tricktechnik. Aus heutiger Sicht sicher eher ein phantastischer Trickfilm, als bahnbrechende Filmtechnik. Doch auch Story-technisch hat der Film was zu bieten und kann auch heute noch erfreuen. Das liegt an der ungeheuren Detailliebe mit der er gedreht wurde, der Einsatzfreude und Spielfreude der Beteiligten sowie der Ungezwungenheit, die damals wohl vorherrschte. Der Film ist einer von sechs bzw. sieben bzw. acht Filmen des US-Regisseurs Jack Arnold. Dies war bereits der fünfte Film dieser kleinen Reihe. Er wird oder wurde in Wiederholungen im TV jedoch oft als erster gezeigt. Vielleicht weil er der herausragende der Reihe ist, die an sich aber etwas Besonderes in der Filmgeschichte darstellt. Es war auch keine Reihe im Sinne einer Serie, da jeder Film für sich steht.
Regieanweisungen
Wie Jack Arnold in einem Interview der 80er-Jahre einmal sagte, arbeitete er bereits damals mit grafischen Storyboards. Um den Mann klein aussehen zu lassen, benötigte er lediglich übergroße Kulissen. Die späteren Szenen mit der Katze und der Spinne nahm er getrennt vom Hauptdarsteller auf. Das schwierigste war dabei für ihn die Spinne in eine bestimmte Richtung laufen zu lassen. Er machte das letztlich mit Luftstößen und trieb die Spinne so mal in die eine, mal in die andere Richtung. Er stellte nüchtern fest:
"So gibt man Spinnen also Regieanweisungen"(2)
Er selbst schrieb am Drehbuch mit, hatte aber als Co-Autoren Richard Matheson (I am Legend) im Boot. Bei der Suche nach einem Hauptdarsteller schwebte ihm Grant Williams vor. Sein Budget als B-Movie-Macher erlaubte es ihm nicht hochkarätige Stars wie Rock Hudson oder Cary Grant zu verpflichten. Der große schwarzhaarige Mann war seinerzeit die Idealvorstellung eines Leinwandhelden. Er sah sich Kritikern ausgesetzt, die Grant Williams nicht als Idealbesetzung sahen, da er eher schmächtig und blond war. (3)
Unterschwellige Botschaft
Da die Hauptfigur Scott Carey hier aufgrund einer atomaren Verstrahlung schrumpft, wurde der Film oftmals als kritische Antwort auf Atomtests gewertet. (4)
Tatsächlich gerät die Hauptfigur während eines Bootsausflugs in einen atomaren Nebel, deren Herkunft aber nicht ganz klar ist und auch nicht näher erläutert wird. Allerdings gibt es dahingehend auch Logiklöcher. So gerät z.B. auch Scotts Freundin mit dem Stoff kurz in Berührung ohne später zu schrumpfen.
Interessant bleibt jedoch die Grundaussage am Schluss, das jedes Individuum stets um ihr Überleben kämpft, auch wenn es weiß, dass es diesen Kampf auf Dauer nicht bestehen kann, bzw. jeder Kampf auch das Ende bedeuten kann. So wird auch Scott letztlich von einem Überlebensinstinkt getrieben, der ihn oft verzweifeln lässt.
"Was sollte ich werden? Etwas unendlich Kleines?" (5)
Somit zeigt auch das Ende einen Blick ins Weltall. Dort wo alles Leben herkommt, könnte es auch wieder entschwinden. Dort wo wir als Menschen klein wie Staubkörner sind und doch etwas bedeuten, hat auch Scott als kleiner Mann, bald klein wie eine Mikrobe, eine Bedeutung.
SF oder was?
Der Streifen ist dem SF-Genre zugeordnet, hat aber dennoch deutlich mehr Horroreffekte. Der Kampf mit der Spinne und der Katze seien da genannt. Das SF-Element kommt durch die atomare Wolke und seiner Bedeutung mit ins Spiel. Ein Phantastik-Film, der gleich zwei Sub-Genres streift. ihn auch als Drama zu bezeichnen ist aufgrund der Thematik allerdings verfehlt.
Während Hauptdarsteller Williams noch einen weiteren Film nach Jack Arnolds Idee im gleichen Genre dreht (Das Geheimnis des steinern Monsters), war es für Co-Star Randy Stuart der einzige Beitrag im Genre. Beide beendeten die Tätigkeit vor der Kamera bereits in den Siebziger Jahren.
Die unglaubliche Geschichte des Mister C.
(1) = Moviepilot
(2) = Jack Arnold
(3) = Jack Arnold erzählt (Interview)
(4) = Cinema
(5) = Scott Carey (Hauptfigur am Ende des Films)
© by author
SF von Jack Arnold
Science-Fiction von Jack Arnold: »Tarantula«
Science-Fiction von Jack Arnold: »Der Schrecken schleicht durch die Nacht«
Science-Fiction von Jack Arnold: Der Schrecken vom Amazonas
Science-Fiction von Jack Arnold: Die Rache des Ungeheuers
Science-Fiction von Jack Arnold: Die unglaubliche Geschichte des Mr. C.
Science-Fiction von Jack Arnold: Gefahr aus dem Weltall
Jack Arnold - SF möglichst billig
Kommentare
Nicht zuletzt stellt der Film auch eine sozio-anthropologisch-philosophische Frage: Bis zu welchem Grad von Abweichung / Veränderung / Mutation gilt ein Mensch gegenüber Mitmenschen / Gesellschaft (noch) als Mensch?
Das offene Ende regt zudem die eigene Fantasie an: Wenn der Protagonist immer weiter schrumpft - findet er sich dann irgendwann inmitten von gewaltigen Atomen, Elektronen, schließlich Nanoteilchen wieder? Und wie könnte so was (auf der Kinoleinwand oder dem TV-Bildschirm) aussehen?
"Mr.C" gefiel mir immer in dieser älteren Arnold-Ausgabe am Besten, vor allem wegen der, hm, philosophischen Implikationen, obwohl der Kampf mit der Nadel als Schwert gegen die Spinne rein actionmäßig für damals auch nicht zu verachten ist.Übrigens lässt sich leicht errechnen, ab wann (Körpergröße des Geschrumpften ) die Lungenbläschen bzw. die Hämoglobinmoleküle im Blut zu klein werden für den Transport der normal groß gebliebenen Sauerstoffatome.Arnold (und seine Assistenten) ist auch ein Lieblingsregisseur von mir für damals.Die ideen waren gut, auch ganz gut ausgeführt und das S/W hat den Filmen keinen Abbruch getan, sondern die Handlung konzentriert.Manchmal lenkt Farbe nur ab."It comes from outer space" mag ich immer noch.Tarantula sowieso bis auf das zu kurze, schnelle Ende.
Ich erinnere mich an eine Persiflage aus den 80er-Jahren. "Die unglaubliche Geschichte der Mrs. K."
zitiere Friedhelm:
Die Interviews mit ihm waren klasse, zumal er ja gerne aus dem Nähkästchen plauderte und bedauerte immer nur Angestellter bei Universal gewesen zu sein. So bekam er nur ein festes Gehalt, egal wie erfolgreich seine Filme waren. Er fühlte sich aber sehr geschmeichelt, dass die Leute seine Filme noch 30 Jahre später sehen wollten.