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Science-Fiction von Jack Arnold: »Tarantula«

Science-Fiction von Jack ArnoldScience-Fiction von Jack Arnold
»Tarantula«

Beim Brand eines Laboratoriums in der kalifornischen Wüste, wo ein Forscher mit Wachstumsbeschleunigungen experimentiert, entweicht eine giftige Tarantel. Bald erreicht das Tier die monströsen Ausmaße eines Hochhauses und droht ganze Städte auszurotten.

Mit Napalm-Bomben bewaffnet rückt die amerikanische Luftwaffe an, um dem Biest den Garaus zu machen. (1)

TarantulaUngeheuer und Action
"Tarantula" ist wohl der Monsterfilm der 50er schlechthin. In einer Reihe könnte man noch Formicula nennen, denn ich aber Storytechnsich und von der Machart her etwas hinter "Tarantula" ansiedeln muss. Tatsächlich gibt es Leute, die beide Filme häufig verwechseln. Das ist durch die ähnlich angesiedelten Titel und der ähnlichen Thematik nicht verwunderlich. Formicula erschien ein Jahr zuvor. Jack Arnold sagte aber, er habe sich durch diesen Film nicht inspirieren lassen, da er in der Handlung auch ganz anders war. (2)

In "Formicula" ging es um eine Kolonie von Riesenameisen in der Kanalisation von Los Angeles und er hatte nichts mit den Experimenten eines verrückten Wissenschaftlers, wie in "Tarantula" zutun. (2a)

Eine junge Wissenschaftlerin kommt in ein verschlafenes Nest. Hier zeigt sich wieder die Vorliebe Arnolds für kleine verschlafene Nester, in denen fast alle seiner SF-Filme spielen. Die junge Frau will Professor Deemer unterstützen und von ihm lernen. Der kann sich seltsamerweise kaum daran erinnern, sie eingeladen zu haben.

Eines Abends wird Deemer von seinem ehemaligen Assistenten angefallen, im Labor bricht ein Feuer aus und eine Riesenspinne entkommt. Deemer befasste sich mit künstlich erzeugten Riesenwuchs.
Niemand weiß, was genau passiert ist und niemand weiß von der Spinne. Die treibt inzwischen ihr Unwesen in der Wildnis, während sie immer größer wird. Ihr Hunger ist unersättlich und schließlich macht sie sich auf den Weg in die Stadt, wo die Zahl ihrer Opfer unerschöpflich ist.

Anders als bei Gefahr aus dem Weltall und den Creature-Filmen, baut Arnold hier etwas mehr Action mit ein. Dazu zählt vor allem der Schluss, als das Ungetüm per Napalm von Kampfjets aus vernichtet wird. Arnold verteidigte seine Idee, diese Form angewendet zu haben. Er sagte aber auch, dass er das Militär in späteren Filmen nicht mehr eingesetzt hat.

1955 sollte ich für die Universal einen neuen Science-Fiction drehen und suchte nach Ideen. Ich dachte daran, dass viele Menschen Angst vor Spinnen haben. Also nahm ich ein Blatt Papier und schreib darauf "Tarantula". Das war der Anfang. (3)

Auch das Thema Akromegalie behandelt Arnold in dem Film. Eine Tumorerkrankung aufgrund einer Hormon-Überproduktion, die zu einem gewissen Wachstum von Körperteilen führen kann (Hände, Kopf), jedoch im geringeren Maße, als das im Film dargestellt wird.(4) Schließlich ist es im Film auch keine Akromegalie, sondern die vom Professor erzeugte Substanz, die das ganze auslöst.

TarantulaTechnik und Tricks
Technisch wird der Film aus heutiger Sicht hochgelobt. Arnold arbeitete mit Miniaturlandschaften auf denen er eine Tarantel herumlaufen lies. Spezialeffekte wie z.B. explodierenden Strommasten baute er später ein. Auch ansonsten arbeitete er viel mit Kopiertechniken. Für Nahaufnahmen verwendete er spezielle Aufbauten, die ein Spinnenbein simulierten. Zum Beispiel ein verkleideter Kran, mit dem der Professor am Ende des Films gepackt und getötet wird.

Eine der eindrucksvollsten Szenen ist, als die Augen der Spinne durch ein Fenster im Haus schauen, in dem Mara Corday sich gerade auszog. Mehr Erotik wäre zu damaliger Zeit kaum möglich gewesen, sagte Arnold einmal, obwohl die Darstellerin Mara Corday viel weiter gehen wollte nur im Negligé aus dem Haus laufen wollte. Dies war nicht möglich unter den damaligen Moralvorstellungen. (5) Aber es wäre realistischer gewesen, denn normalerweise zieht man sich in der Not nicht mal schnell eben etwas über. Corday hatte mit Arnold schon einen Western gedreht und verstand sich sehr gut mit ihm, weswegen sie bei "Tarantula" sofort zusagte.

TarantulaTrivia
Hans-Georg Franciskowsky bearbeitete den Inhalt des Films - wie auch schon Formicula für die Neon-Gruselserie als Hörspiel. In Folge 9 "Im Bann der Monsterspinne" (siehe auch hier: Europas Gruselserie: Schauplätze des Schreckens (9) Zwei geschichtsträchtige Monster in einem Hörspiel") geht es ebenfalls um eine Studentin die in ein amerikanisches Nest kommt, um einen Wissenschaftler zu besuchen, der überrascht über diesen Besuch zu sein scheint. Auch hier entkommt aus dem Labor, bei einem Brand eine Riesenspinne. Die ist aber schon groß genug und reißt nur einige Rinder, statt Menschen. Hinzu kommt, dass sie sprechen kann. Das nimmt der Geschichte etwas ihren Ernst und macht sie vielleicht auch jugendtauglicher. Danach macht man Jagd auf die Spinne und die junge Frau wird dabei von einem Rechtsanwalt unterstützt. Im Film ist es übrigens ein Arzt. Am Schluss wird die Spinne mit dem Löschschaum der Feuerwehr erstickt, was genau das Gegenteil von Napalm-Bomben sein dürfte.

Darsteller
Mara Corday spielt die junge Wissenschaftlerin und John Agar den Arzt. Letzter spielte schon in "Die Rache des Ungeheuers" den männlichen Hauptcharakter. Leo G. Carroll spielt den Professor. Ein bekannter Darsteller jener Zeit, der u.a. auch in Der unsichtbare Dritte von Alfred Hitchcock mitwirkte. Erneut in einer kleinen Nebenrolle ist Clint Eastwood als Bomberpilot zu sehen. Zum zweiten Mal eine Rolle für ihn in einem Jack Arnold-Film nach Die Rache des Ungeheuers. Zwischen ihm und der Darstellerin Mara Corday entwickelte sich seit dem Film eine jahrzehntelange Freundschaft. Das führte soweit, dass sie regelmäßig bei Eastwood-Filmen mit auftrat. (6)

TarantulaTarantula
(Tarantula)

mit John Agar, Mara Corday, Leo G. Caroll, Clint Eastwood u.a.
Regie: Jack Arnold
Drehbuch: Robert M. Fresco, Martin Berkeley
Musik: Joseph Gershenson
ca. 81 Min.
FSK 12
USA 1955

(1)= Moviepilot
(2,2a,3)= Jack Arnold, Jack Arnold erzählt (Interview)
(4)= https://flexikon.doccheck.com/de/Akromegalie

(5)= Mara Corday: Ein kurzer Traum (von Norbert Aichele)
(6)= Wikipedia (Mara Corday)

© by author

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Kommentare  

#1 AARN MUNRO 2022-04-05 08:50
Den Film mag ich immer noch sehr. Nur zwei Anmerkungen.Meine Ausgabe der DVD ist vorne auf dem wirklich tollen Cover so bunt, dass dem Käufer ein Farbfilm suggeriert wird.
Und:Das Ende der armen Spinne kam doch etwas zu kurz im Film.Hier hätte ich mir drei Minuten mehr Filmmaterial gewünscht.Ansonsten ist der Film neben Formicula einer meiner "Lieblingsmonsterfilme".Vor allem wegen der Atmosphäre, der Charaktere usw.Das Thema selbst ist eigentlich von H.G.Wells entlehnt: "Die Riesen kommen".Technischer Fortschritt als Achillesferse der Menschheit.

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