Jumper

JumperJumper
Darsteller: Hayden Christensen, Jamie Bell, Samuel Jackson, Rachel Bilson, Diane Lane, Michael Rooker, Max Thierot und AnnaSophia Robb
Regie: Doug Liman;
Drehbuch: David S. Goyer, Jim Uhls nach dem Roman von Steven Gould;
Kamera: Barry Peterson;
Bildschnitt: Saar Klein, Don Zimmerman, Dean Zimmerman;
Musik: John Powell
USA / 2008; circa 88 Minuten


Ein Mensch der sich jederzeit zu allen Plätzen der Welt teleportieren kann. Now you see him, now you don’t. Das macht Spaß, da kommt Freude auf. Und filmisch sollte sich da doch einiges machen lassen. Jederzeit an jedem beliebigen Ort der Welt sein zu können, das beflügelt doch nicht nur die Phantasie, sondern auch den Intellekt. Gabe, oder Fluch, ist das nicht der allgegenwärtige Nimbus des gequälten Helden? Da dies alles aber nicht als großes Drama angelegt ist, sondern als hippes, verdächtig nach Coolness geiferndes Action-Spektakel, könnten so einige Zweifel am Gelingen des Unternehmens auftauchen. Das Action-bestimmte Spiel mit Raum und Zeit, schielt da am Ende jemand nach Neuinterpretationen des Althergebrachten? Und dann diese schauspielerische Totgeburt aus den ‚Klonkriegen‘. Selbstverständlich ist Hayden Christensen nicht schuld am Scheitern der zweiten ‚Star Wars‘-Trilogie, aber er hat doch seinen Teil dazu beigetragen. Allerdings weil Lucas es so wollte, aber der schale Nachgeschmack ist immer vorhanden.
David Rice ist der typische Looser in der Schule, unbeholfen und Ziel von Spott. Bis er bei einem Unfall feststellt, sich Kraft seiner Gedanken an jeden beliebigen Ort teleportieren zu können. Der Underdog muss nach wenigen Schrecksekunden nicht lange nachdenken, was er mit seiner Gabe alles erreichen könnte. Als Regisseur von ‚Swingers‘, ‚Go‘ und dem Star-Vehikel ‚Mr. and Mrs. Smith‘ zeigt Doug Liman bei ‚Jumper‘, dass er durchaus ein Regisseur für Schauspieler und deren Charakteren sein kann. Zumindest was die erste halbe Stunde des Filmes betrifft. Tatsächlich beginnt dieser als Action-Spektakel aufgebauter Streifen mit viel mehr Emotionen und wirksamen Gefühlen, als man ihm zutrauen möchte. Und die Effekte der Teleportation sind auch wirklich so überzeugend wie beabsichtigt.

Der Wechsel von Max Thierot als jüngerer David Rice auf ein nur acht Jahre älteres Alter Ego, gespielt von Hayden Christensen gelingt ebenfalls im Rahmen der Glaubwürdigkeit. Sehr schnell wird dem Zuschauer bewusst, dass die anfänglich durchaus berechtigten Bedenken unbegründet waren. Weder kommt es zu einem weiteren, peinlichen Versuch bei ‚Matrix‘ abzukupfern, noch versagt Christensens Schauspieltalent. Der Film ist hipp - durchaus - und er besitzt tatsächlich dieses Flair von Coolness, doch als Regisseur hat Liman seinen Fokus zu sehr auf dem, was dem Film schaden könnte.

Er vermeidet seinen sowieso kritisch beobachteten Hauptdarsteller zu überfordern und er hält die Action an der kurzen, vor allem aber plausiblen Leine. Soweit Teleportation in irgendeiner Form plausibel sein könnte. In vielen Teilen ist ‚Jumper‘ ein wirklich unterhaltsamer, erstaunlich gelungener Film.

Als bekennender Anhänger handgehaltener Kamera waren bei Liman Bedenken angebracht, die ‚Bourne Identity‘ spricht da vielen aus den verdrehten Mägen. Doch die inszenierte Action ist klar und der Zuschauer behält zum Ruhme des Filmes wirklich den Überblick. Da jagen sich Jumper gegenseitig um die halbe Welt, werden Busse von London in die Sahara geschleudert und eine Vielzahl geografischer Wahrzeichen wird zu gut genutzten Spielflächen. Das hat sehr viel schönes, ist visuell attraktiv und verfällt kein Mal einem aktuellen Trend, von schnitttechnischen, oder effektüberladenen Eskapaden. Auch John Powells nicht sehr variantenreiche, aber Orchester-orientierte Musik setzt andere Töne, als die sonst für so ein Zielpublikum üblichen hämmernden Beats und kreischenden Gitarren. Das erste große Set-Up, bezeichnenderweise im Kolosseum von Rom, zeigt in einer grandiosen Choreographie das Fähigkeiten und die Möglichkeiten der Jumper, die andere Objekte und Menschen durch Berührung mit teleportieren können. Ja, es muss viel gekämpft werden in ‚Jumper‘. Nach wie vor ist dieser Film eben kein Drama, sondern Action.

Leider kommt mit der Action auch ein Gegner für die Jumper ins Spiel, die sogenannten Paladine. Und spätestens mit der Erklärung, schon die Inquisition und Hexenverbrennungen sind Kämpfe zwischen Paladinen und Jumpern gewesen, wird klar, das sich das Drehbuch überhaupt nicht im Griff hat und Doug Liman seine Prioritäten aus dem Blick verloren hat. Da ist Sam Jackson als Person, Jamie Bells Charakter, eine absurde, geschichtliche Erklärung und der noch absurdere Plot, der hier schon den zweiten Teil propagiert. Dass Samuel L. Jackson gerne als der abgebrühte Obermacker dargestellt wird mag auf einer Seite verständlich sein, das hat er eben drauf. Bei ‚Jumper‘ allerdings ist dieses makellose Fehlen von Charaktereigenschaft lachhaft und die unmotivierte Ernsthaftigkeit seines Spieles geradezu kontraproduktiv. Dann ist da Jamie Bells Charakter des Griffin, der als eine ständige Variable für das Vorankommen der Handlung fungiert. Je nach Bedarf der Geschichte und ohne weiter darauf einzugehen, lehnt er kategorisch jede Hilfe für Christensens David ab, oder weicht ihm einfach nicht von der Seite. Nur um als Gegenpol zu dem besonneneren, ruhigeren David zu agieren, hätten sich die Autoren wesentlich mehr anstrengen müssen. Ständig wirft das Drehbuch mit Erklärungen um sich, die den Film dann doch nicht erklären, sondern handlungsorientierten Stillstand bewirken.

Gerade der Schluss hält letztlich eine besondere Überraschung bereit, die dem verwöhnten Zuschauer ziemlich auf das Gemüt schlagen dürfte. Da führt man zwanghaft einen gar nicht schlecht umgesetzten Film plötzlich ad absurdum, in dem man deutlich macht, die Intelligenz der Zuschauer nicht nur unterschätzt, sondern als nicht vorhanden gemeint zu haben. Da offeriert eine im Hintergrund operierende Diana Lane als gegnerischer Paladin ihrem Jumper Sohn David, dass sie die Familie nur verlassen hatte, um ihm das Leben zu retten. Aber jetzt gibt sie ihm einen Vorsprung und wird ihn dann jagen. Letzter Jump, Musik, Abspann. Das wirkt nicht nur sehr widersprüchlich, das ist auch äußerst naiv und ein künstlerischer Fehlgriff. Aber das dem Hauptdarsteller in dieser letzten Szene ausgerechnet von Kristen Stewart (Panic Room, Into the Wild, Zathura etc.) die Tür geöffnet wird, die dann letztlich im Film nur zwanzig Sekunden zu sehen ist, beschwört einiges für die Zukunft herauf. Und zugegeben, Diane Lane dürfte im zweiten Teil auch mehr ansehnliches Feuer auf der Leinwand versprühen, als der unsägliche Jackson. Doch warum vergibt man Chancen, in dem man unbeholfen eine Dramaturgie aufbaut, welche kaum lächerlicher geschrieben sein könnte?

Jumper‘ hat durchaus seine Schwächen, die deutlicher nicht sein könnten und kaum zur Reputation der Autoren und dem Durchsetzungsvermögen des Regisseurs beitragen. Aber ‚Jumper‘ ist dennoch ein in Ansätzen sauber und wunderbar effektiv umgesetzter Fantasy-Spaß, von dem man dann doch mehr sehen möchte. Hayden Christensen füllt seine Rolle gekonnt und sogar ein bisschen Vielschichtig aus und die Aktionen rund um das Teleportieren funktionieren tadellos. Sei es mit oder ohne Gegenstände, im Kampf, oder nur zum Beeindrucken der neuen Freundin. Tief in seiner verwundbaren Zelluloid-Seele ist ‚Jumper‘ ein herzensguter Film. Mit allen Enttäuschungen, die er mit sich bringt, verführt er den Zuschauer letztlich doch, gespannt auf den zweiten Jump zu sein. 

 

Kinoplakat Jumper: Copyright 2008 20th Century Fox 

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