Herbert, Mary H.: Die letzte Zauberin (Gabria-Serie)
Die letzte Zauberin (deutscher Titel des Samplers)
(Dark Horse / Lightning’s Daughter)Mary H. Herbert
„Gabria-Serie“: Originalband 1+2 (deutscher Band 1)
Heyne Allgemeine Reihe 01/13682 ISBN 3-453-86476-X
Originaljahr: 1990 und 1991 deutsch 2002
Übersetzung: Michael Siefener
Titelbild: nicht angegeben
682 Seiten; Paperback
Als die junge Frau Gabria sich durch die Ramtharin-Steppe nach Süden schleppt zum Klan ihrer Mutter, rettet sie ein „Hunnuli“ namens Nara vor Wölfen und dem Versinken im Matsch. Ihr eigener Klan, die Corin, war der kleinste der insgesamt 12 im Steppenland Ansässigen und wurde durch einen grausamen Überfall völlig ausgelöscht.
Ihr, der Tochter des Häuptlings, gelang nur durch Zufall das Entkommen. Nara ist eine gewaltige schwarze Stute und unterscheidet sich von den auch sonst beindruckenden Pferden der Steppennomaden durch die (in grauer Vorzeit von der Göttin Amara gegebene) Intelligenz der wenigen ihrer Rasse, die sie zu Geisteskontakt mit ihren Reitern befähigt und zu bewunderten Tieren macht, die nur „das Gute“ dulden. Gabria will im Klan der Khulinin, der von einem Blutsbruder ihres Vaters angeführt wird, Unterschlupf suchen und am jährlichen Treffen aller Klans den Schuldigen, Lord Mebh vom Wylfling-Klan, Rache und Wergeld verlangen. Mebh ist Häuptling des größten aller Klans und zeigt seit längerem die Machtgier, alle Klane der Steppe zu unterwerfen.
Da Frauen nach den starren Klansgesetzen weder Krieger sein noch Hunnuli reiten dürfen, gibt sich Gabria als ihr Zwillingsbruder Gabran aus und erreicht auch die vorläufige Aufnahme in den Khulinin-Klan. Kriegerführer Athlone, Sohn und Nachfolger des Häuptlings, wird ihr Lehrmeister in Waffendingen, der Heiler Piers, aus der Stadt Pra Desh am Meer stammend, ihr Freund, der auch ihr Geheimnis entdeckt, aber schweigt. Ein Gesandter Mebhs, der Häuptling Savaric bestechen will, wenn er sich unterwerfe, wird getäuscht; Savaric und Athlone spielen ihm bitteren Streit vor und entdecken dadurch auch die Wahrheit über das Geschenk einer Schmuckbrosche, die Mebh das Spionieren ermöglicht. Mebh ist außer für seine Machtgier auch wegen (noch nicht bewiesener) Anwendung von Magie verdächtig, eine noch schlimmer geächtetes Tabu unter den Klansleute, seit die Stadt der Zauberer vor etwa zweihundert Jahren zerstört und diese ausgelöscht wurden. Bei einem handgreiflichen Streit mit einem eifersüchtigen, missgünstigen Klansmann namens Cor wehrt sich Gabria mit einem Dolch und bemerkt, dass dieser eine eigentlich harmlose Wunde hervorruft, Cor jedoch in starkes Fieber bis an den Rand des Todes fallen lässt. Unwillkürlich hat auch sie die ihr innewohnende Magie („die Tyrmianische Kraft“, die sich in blauen Blitzen äußert) angewendet. Piers (der selbst ungenannt Magie in Form eines Heilstein anwendet) schweigt auch über dieses ihr zweites Geheimnis, Athlone, zufällig ebenfalls (bei einem Bad in Sommerhitze...) vom wahren Geschlecht informiert, schließt sich ihm an, vor allem wegen des Einflusses Boreas’, dem einzig anderen Hunnuli-Pferd unter den Khulinin. Nach etwa 6 Monaten bricht der Klan vom Winterruhelager im Südwesten zum Klanstreffen auf einer Heiligen Insel am Zusammenfluss der beiden größten Flüsse auf. Die Häuptlinge sind in ihrer Meinung über Mebh gespalten, der bereits zwei der Klans auf seine Seite gebracht hat und mit einer größeren Zahl Söldner aus der südlichen, der „Turischen Wüste“, im Gefolge auftaucht. Savarics leiblicher Bruder Seth erscheint ebenfalls mit einigen weiteren Mitglieder der „Eidbrecher“; Klansleute die in einer Zitadelle im Innern der Steppe die verbliebenen Artefakte und Bücher der Zauberkunst hüten, aber auch bereits von Mebh angegriffen wurde, da dieser sein Wissen aus dem mächtigsten Buch der Magie hat.Mit Gabria/Gabran als letztem Corin konfrontiert kann er jedoch Wergeld und ein Duell vermeiden, da er (nach einem vergeblichen Zähmungsversuch eines Hunnuli) halbgelähmt und nicht mehr kampffähig ist. Savarics Vorhaltungen der Gier nach Oberherrschaft kontert er durch den Gegenvorwurf und bringt als Zeugen einen verschollenen Boten der Khulinin, der angeblich selbst Söldner aus denr Turi-Stämmen anwerben sollte. Die magische Beeinflussung, der der Zeuge unterliegt, wird von Gabria unwissentlich gebrochen, beim Angriff des Todgezeichneten auf Mebh offenbart dieser die Thyrmianische Kraft und tötetr ihn mit einer starken blauen Flamme, sichtbares Zeichen der Magieanwendung. Die Ratssitzung und das Klantreffen geht in Chaos auseinander. Die Khulinin und die sich ihnen angeschlossenen Klans der Bahedin und Jananan brechen nach Westen zum Winterlager auf, begleitet von einem Meisterbarden, den Mebh ob einer unwilligen Prophezeiung (kein Mann, kein Schwert werde ihn töten, aber in einem Duell werde er fallen durch die Macht der Butterblume) hat blenden und aussetzen lassen. Er weist ihnen den Weg zu einer uralten, aber noch intakten Bergfestung aus Vorklanszeit, im Zentralgebirge der Steppe. Die drei Klans und die Dangari, jener Klan, auf dessen Gebiet die Feste liegt verschanzen sich dort, nachdem Mebh’s nachsetzende Übermacht sie auch vorher schon angegriffen hat. Gabria verschwindet vorher mit Nara, um sich auf Rat des Barden zur „Alten Sumpffrau“ zu begeben, die in den Sümpfen am Flussdelta hausen und als einzige noch Magie beherrschen mag in der Steppe. Dies erweist sich als richtig, in wenigen Tagen bringt die Uralte ihr alles bei, was sie noch vermag und entlässt sie, allerdings mit einem geheimen Bannzauber. Die Übermacht der Belagerer hat etliche, aber vergebliche Versuche unternommen, die Feste Ab-Chakan zu erobern. Gabria trifft kurz vor der Festung auf Seth und einige Begleiter, die letzten Überlebenden der „Eidbrecher“, deren Zitadelle Mebh ebenfalls erobern konnte. Sie schlagen sich durch den Umklammerungsring in die Feste durch, müssen aber alsbald erleben, wie Mebh ein Ultimatum stellt: er gibt ihnen eine Stunde, sonst werde der (einen Tag vor Gabrias Rückkehr bei einem Ausfallunternehmen gegen Katapulte gefangene Athlone durch Magie getötet). Gabria, von Seth mit weiteren Magiemitteln versehen, bietet ihm das Duell an, und, da sie ja weder ein Mann ist noch ein Schwert benutzt, sondern ihren Dolch und zudem ihr Mädchenkosename „Butterblume“ war, gewinnt es, tötet ihn und erfüllt de Barden Prophezeiung. Sofort brechen die anderen Klans den Kampf ab, die Wylflinge und die Söldner werden von den Gegnern geschlagen und ergeben sich ebenfalls. Gabria ist bereits wieder nach dem Sumpf unterwegs, Athlone (inzwischen in mehr denn starken Zuneigungsgefühlen zu ihr entbrannt) folgt ihr und rettet sie gerade noch, ehe die Sumpffrau ihr beabsichtigtes Ritual der Geistesübertragung und Übernahme ihres Körpers vollenden kann. Als sie nach dem Kampf erneut zurückkehren, erreicht sie die Nachricht, dass Savaric von Lord Branth, dem ersten Häuptling, der sich Mebh anschloss, hinterrücks getötet wurde und Branth zudem mit dem magischen Buch entkommen konnte. Nach eine erregten Sitzung nunmehr wieder aller siegreichen Klans wird Gabria, trotz des Gebrauchs von Magie als Retterin gegen Mebh begnadigt. Ihr anderes todeswürdiges Verbrechen, als Frau sich als Krieger ausgegeben und gekämpft zu haben, wird nach Khulinin-Klansrecht durch die alsbaldig stattfindende Heirat mit Athlone aufgewogen. Dies ist eine gedrängte Zusammenfassung des ersten Teils vom deutschen Sampler (amerikanisches Einzel). Normalerweise sollte man als Rezensent so etwas nicht tun, um dem geneigten Leser nicht die Spannung zu nehmen. Im vorliegenden Fall sollte sich das jedoch erübrigen, da es doch recht enttäuschen würde, wenn der Leser nicht (wie der Rezensent) nach dem quäligen Lesen des ersten Bandes aufgeben würde. Dass es noch weitere Fortsetzungen der somit zur „Gabria-Serie“ gewordenen Fantasysaga gibt, wird hier nur noch der Vollständigkeit halber erwähnt. „Lightning’s Daughter“ (zweiter Teil des deutschen Samplers) schließt unmittelbar an und beschreibt, wie die Hauptpersonen den in die Stadt Pra Desh entkommenen Branth unschädlich machen. In „City of the Sorcerers / WInged Magic („Die Tochter der Zauberin“; ebenfalls in einem deutschen Sampler; Heyne TB 52155) muss eben diese ihre Abenteuer bestehen wie bereits eine Enkelin Gabrias in „Dark Goddess“ („Die dunkle Zauberin“ Heyne 52174). In einer Rückblende auf alte Tage erzählt Gabria die Geschichte vom Ahnherrn „Valorian“ der Klansleute („Valorians Kinder“, Heyne 52203).All dies entnimmt man dem Klappentext und bei schnellstem Durchblättern dieser Bände. Die verschiedenen Klans der Steppe unterscheiden sich trefflich durch die Farbe ihrer Umhänge. Das ist aber schon das farbigste, was man in diesen Büchern findet. Selten gibt es etwas so Blasses, Fades wie diese Serie, wobei das Besondere darin liegt, dass sie weder gut noch sonderlich/abgrundtief schlecht ist, dann hätte man wenigstens noch etwas, worüber man sich „erregen“ könnte. So bleiben ein paar wenige Unwahrscheinlichkeiten der Handlung (Hin- und Herreisen zwischen Orten, für deren Bewältigung, selbst ein Göttinnen-gesegnetes Hunnuli weniger Zeit denn der sprichwörtliche Blitz eines der Originaltitel braucht; das Vorhandensein einer zwar etwas angealterten, aber ansonsten starken Festung, die innerhalb 3 Tagen soweit in Ordnung gebracht wird, dass sich dort 3000 Krieger plus Frauen, Kinder, Pferden und Vieh bequem der Belagerung erwehren können...wobei die Existenz der Festung, obwohl im einzigen Pass des zentralen Gebirges liegend, zweihundert Jahre lang nahezu völlig unbekannt war, ein Schnellkurs von vier Tagen in Magiebeherrschung, wozu die Hauptperson 12 Tage unterwegs ist, weil sie wieder rechtzeitig zurück zum Showdown sein muss). Nach Ansätzen von Spannung, Originalität, intensiver Charakterstudien der Personen, Landschafts- und Kulturbeschreibungen fischt des Suchers Netz vergebens. Es ist nicht wohl- oder unangenehm schmeckend, nicht mal erfrischend wie Quell- oder geschmacklos wie Leitungswasser: nur Blümchenfantasy, durchscheinend bis zum Grund des Trinkgefässes, auf dem die blassesten Farben nur zu erahnen sind.Das, was man braucht, um so ein langes Garn wie diese Serie (in deutsch immerhin über 2000 Seiten inzwischen) einigermaßen erträglich zu finden, den sog. „Grip“ (der den Leser, selbst bei schlechten Romanen, anspringt und weiterlesen lässt, um wenigstens zu wissen, wie es denn letztlich ausgeht), fehlt hier völlig.Dass sich dies in den Fortsetzungsbänden einstellt, mag man nicht mehr glauben. Vergeudete Zeit, sich weiter damit zu befassen.