Lee, Tanith: Dark Dance (Unstillbares Verlangen)

Tanith Lee

Unstillbares Verlangen

(Dark Dance)

 

Bastei-Luebbe Taschenbuch: Allgemeine Reihe 13498

ISBN: 3-404-13498-2Originaljahr:      1992               deutsch: 1993  337 Seiten

Übersetzung:     Adelheid Hartmann

Titelbild:            Mark Harrison

 

Irgendwo an der abgelegenen Westküste Nordenglands gibt es ein großes Herrenhaus, in dem langlebige, wie sich herausstellt, vampirische Damen und Herren residieren. Der einzige etwas jüngere und somit aktivere erlaubte sich diverse Ausflüge in die reale Welt Londons und hat dort auch die Mutter der Protagonisten dereinst geschwängert; die Tochter erlangt nun ein als Erbschaft eines großen Vermögens getarnter Ruf an eben dieses Haus, in dem sie nun leben muss, zunächst einigermaßen fasziniert von der morbiden Atmosphäre und mehr noch angezogen von ihrem immer noch wie ein glutvoller Adonis aussehenden Vater (der schließlich, zur "Blutauffrischung" auch mit ihr eine weitere Tochter zeugt), dann aber entfremdet und abgestoßen. Mehrere Versuche zu fliehen, gelingen nicht, und als es schließlich doch klappt, sind die wohl "schicksalhaften" Bande so groß, dass auch ihre Tochter ihnen verfällt und sie wieder dorthin reisen muss. Es endet mit der Zerstörung von Haus und Gesellschaft.

  

Sicher gibt der Originaltitel "Dark Dance" wenig Spielraum für einen Aufsehen erregenden Titel, aber daraus etwas so Anreisserisches wie "Unstillbares Verlangen" zu machen, spiegelt in Verbindung mit einem weichzeichnenden Hamilton-Style-Cover mehr vor, als der Roman hergibt. Es ist nicht gerade das im Titel beschriebene, dass einen zu diesem Horrorroman greifen lässt, eher um mal wieder zu überprüfen, ob einem Tanith Lee vielleicht in einer anderen denn der Sparte Fantasy oder SF anders (besser) daherkommt.

 

Sie tut es nicht.

Die Story um eine Vampirgesellschaft im Verborgenen ähnelt jener, die George R. R .Martin als "Fiebertraum" darbot, und beide Autoren bleiben sich treu: Martin, von dem man sagt, dass er selbst das New Yorker-Telefonbuch noch zu einem mitreißenden Thriller verarbeiten könnte, war wie gewohnt brilliant,  Tanith Lee scheitert wie immer knapp.

 

Es ist schon ein Kreuz mit ihr - sozusagen ein Bayer-Kreuz, Seit Jahr und Tag spielt Bayer Leverkusen in der Fußball-Bundesliga, hält sich ja wacker, hat diese und jene Erfolge und kann doch das Odium nicht loswerden, etwas Synthetisches, Zusammengekauftes zu sein, ein Konglomerat aus guten Einzelspielern, die aber nie richtig zu einer Mannschaft zusammenwachsen können und denen das wichtigste fehlt: der Funke, der überspringt. 

Genauso ist es mit Romanen von Tanith Lee. Objektiv macht sie immer (fast) alles richtig. Die Handlungen sind nicht unlogisch, die Personen nicht uninteressant, die Atmosphäre wird nicht ungeschickt erzeugt und der Stil ist immer über dem Durchschnitt (wiewohl das auch an dessen niedriger Schwelle liegen mag). Und trotzdem fehlt das immer das Entscheidende: der Funke ,so etwas wie "die Seele" eines Romans, das Mitreißende, Packende. Die einzige und rühmliche Ausnahme war "Volkhavar";

 

Im vorliegenden Fall ist sie sogar noch weiter daneben als sonst. Ihre üblichen Anflüge beinahe noch viktorianisch-prüder Schilderungen von "Erotik" zügelt sie diesmal und beschränkt sie auf eine einzige, dafür drei zerdehnt lange Seiten umfassende, peinliche Szene; dafür glühen am Ende einige winzige Fädchen päderastisch-angehauchter Schwüle, die eigentlich zu dem morbiden Grundthema passen müssten, aber wie immer knapp verfehlt werden. Die eigentlich guten Ansätze des Themas werden bei weitem nicht ausgeschöpft, vor allem nicht, weil sich die Hauptpersonen kaum außer mit ihren Namen voneinander nicht unterscheiden; alles ist einfach so entsetzlich langweilig, wie das die Leute auch beklagen, und selbst die nachmalige (voraussehbare) Zerstörung des Hauses wie der Vampirgesellschaft ist nicht mehr stark genug geschildert, damit der bis dahin recht effektiv eingelullte Leser mehr denn die müden Augenbrauen hochziehen kann...

 

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