Es war einmal ... - Grimm von Christoph Marzi
Es war einmal ...
Grimm von Christoph Marzi
Doch innerhalb weniger Stunden ändert sich alles.
Erst wird Vesper von einem mysteriösen Unbekannten verfolgt, dann erfährt die, dass ihr Vater bei einem Überfall getötet wurde. Während Vesper den Schock noch zu verarbeiten versucht, hört sie von seltsamen Wolfswesen, die in Hamburg gesichtet werden – und dann fallen überall auf der Welt Kinder gleichzeitig in einen unerklärlichen Schlaf.
Schon bald muss Vesper feststellen, dass es eine Verbindung zwischen all den furchtbaren Ereignissen gibt und dass ihr eigenes Schicksal eng mit diesen Geschehnissen verwoben ist: Die Mythen, seit Jahrhunderten verbannt, sind dabei, sich einen Weg zurück in die Menschenwelt zu bahnen – eine Welt, die erkennen wird, dass Märchen alles andere als harmlose Kindergeschichten mit Happy End sind …
»Grimm« von Christoph Marzi (»Lycidas«, »Lilith«) hat zwar schon ein paar Jährchen auf dem Buckel – das Original erschien 2010 –, doch erst jetzt, im Zuge meines in den letzten Monaten gesteigerten Interesses an Märchengeschichten (»Hänsel & Gretel – Hexenjäger«, »Once Upon A Time«, »Die fantastische Welt von Oz« und Co lassen grüßen) habe ich den Roman aus dem Stapel ungelesener Bücher in meinem Regal hervorgekramt und gelesen. Eine Wahl, die ich nicht bereut habe.
Mit »Grimm« legt Marzi eine spannende, recht düstere phantastische Geschichte vor, die sich der Motive verschiedenster Märchenerzählungen bedient und in ungewöhnlicher Weise miteinander kombiniert. Seite an Seite mit der sympathischen, wenn auch ein klein wenig konturlosen Heldin durchlebt der Leser einen aufregenden Plot, in dem Wesen aus der Märchenwelt mit aller Macht versuchen, in unsre Welt, aus der sie einst verbannt wurden, zurückzukehren. Marzi begnügt sich dabei nicht, die gängigen Bilder vom großen Bösen Wolf, Rumpelstilzchen etc. schlicht zu übernehmen, sondern interpretiert diese leicht modern um, wodurch die Bedrohung, die von den Mythenwesen ausgeht, weitaus greifbarer wird, als dies in den heutzutage reichlich antiquiert wirkenden Märchenerzählungen der Fall ist. Gekonnt werden Legenden und reale Elemente zu einem phantastischen Thriller vermischt, der den Leser von Beginn an in seinen Bann zu ziehen weiß.
Sonderlich viel auszusetzen gibt es an dem Roman nicht. Einzig die etwas blassen Protagonisten, die in der phantastischen Handlung ein wenig untergehen, und Marzis Tendenz, nur selten konkrete Aussagen zu machen, sondern allzu stark mit Andeutungen und mehr oder weniger deutlichen Anspielungen zu arbeiten, trüben das Bild ein wenig. Aber wirklich nur ein wenig! Alles in allem ist »Grimm« ein flüssig geschriebener, spannend zu lesender Roman, der bestens unterhält und Freunde der (noch immer andauernden) Märchenwelle in TV, Film und Buchmarkt zu begeistern weiß.
Fans der Serie »Once Upon A Time« und Ähnlichem sei das fesselnde Werk daher wärmsten empfohlen!