Weeks, Brent: Beyond the Shadows - The Night Angel Trilogy 3
Beyond the Shadows
Erneut hat der geheimnisvolle Wolf aus der Zwischenwelt Kylar Stern ins Leben zurückgeholt, nachdem dieser den Kampf gegen Gottkönig Ursuul eigentlich verloren hatte. Dadurch gelang es dem Night Angel einmal mehr von den Toten aufzuerstehen und den perplexen tyrannischen Herrscher ins Jenseits zu befördern. Doch das vermeintliche Geschenk des Wolfs hat seinen Preis. Kylar soll das mächtige Schwert Curoch zu einem bestimmten Ort in Midcyru bringen. Eine Aufgabe, die seinen Fähigkeiten eigentlich unwürdig ist wäre da nicht die Tatsache, dass sich die Klinge momentan in der Hand des wohl größten Schwertkämpfers aller Zeiten befindet...
Unterdessen beginnt in Khalidor der Kampf um die Nachfolge des Gottkönigs. Ein Streit, mit dem der Seher Dorian, seines Zeichens Garoth Ursuuls ältester Sohn, nie etwas zu tun haben wollte. Als er jedoch merkt, dass er die Frau seiner Träume nur vor dem sicheren Tod bewahren kann, wenn er sich in den Machtkampf einmischt, muss er eine schwerwiegende Entscheidung treffen.
Vürdmeister Neph Dada will das Chaos ausnutzen, um seine eigene Machtposition zu stärken und auszudehnen. Gemeinsam mit hunderten Magiern sowie der Göttin Khali macht er sich auf, die mächtigsten magischen Artefakte der bekannten Welt in Black Barrow zu versammeln. Dadurch, so hofft er, kann er seine magischen Kräfte ins Unermessliche steigern und sich zum Herrscher der bekannten Welt aufschwingen...
Es gibt Reihen, deren finaler Band ist das Non-plus-Ultra der ganzen Serie. Ein monumentales Meisterwerk, das die Vorgängerromane, und waren sie auch noch so gut, bei Weitem übertrifft. Dann allerdings gibt es Reihen, deren letzter Teil den vorangegangenen Bänden einfach nicht das Wasser reichen kann und sich daher als schwächster Teil der Saga erweist.
Bei Brent Weeks' »The Night Angel Trilogy« ist das leider der Fall. »Beyond the Shadows« ist das spürbar schlechteste Buch der Reihe.
»The Way of Shadows« zeichnete sich aus durch eine ungewöhnliche Storyline mit nicht minder außergewöhnlichen Charakteren. Statt es wie gewohnt mit Prinzen, Adligen oder zumindest ehrenwerten Gaunern zu tun zu bekommen, stellte Weeks Mörder, Huren und Diebe in den Mittelpunkt seiner Reihe, die alles andere waren als hochwohlgeboren oder edelmütig. Der Nachfolgeroman »Shadow's Edge« lebte von der unerbittlichen Härte der Story und Weeks' Mut, Grenzen, auch die des guten Geschmacks, zu überschreiten. »Beyond the Shadows« dagegen ist schlicht gewöhnlich.
Man darf die Titulierung schlechtester Roman der Reihe nicht falsch verstehen. »Beyond the Shadows« ist und bleibt ohne jeden Zweifel ein gutes, lesenswertes Buch. Doch im Vergleich mit seinen beiden Vorgängern fällt er deutlich ab.
Nachdem sich Weeks zu Beginn seiner Saga noch reichlich Mühe gegeben hat, auf neuen Pfaden zu wandeln, so verfällt er im finalen Band der Reihe mehr und mehr in gewohntere Formen. Klassische Fantasyelemente bestimmen plötzlich das Bild, große Schlachten, Legionen schier unbesiegbarer Bestien und Adelige in Hauptrollen inklusive. Auch die Story selbst entwickelt sich mehr und mehr nach bekannten Mustern und weiß bei Weitem nicht mehr so zu schockieren und zu überraschen wie noch in Buch eins und zwei.
Wer also »The Way of Shadows« und »Shadow's Edge« gelesen hat, der bleibt nach der Lektüre von »Beyond the Shadows« ein wenig enttäuscht zurück. Das ist eigentlich schade, denn genau genommen ist Weeks mit dem Buch vielleicht kein Meisterwerk, aber doch ein nicht zu verachtendes Schriftstück gelungen, das man durchaus gelesen haben sollte. Gut gezeichnete Charaktere sowie der eingängige Schreibstil des amerikanischen Autors sorgen dafür, dass man den Roman trotz seiner knapp 700 Seiten rasch durchbekommt.
Lob muss man Weeks zudem aussprechen für das Ende, das er seiner Geschichte angedeihen lässt. Nach den brisanten Entwicklungen am Ende des mittleren Bands hätte man nicht gedacht, dass es Weeks noch gelingen würde, seine Saga rundum zufriedenstellend abzuschließen, ohne gleich alle Protagonisten sterben zu lassen. »Beyond the Shadows« zeigt, dass es doch geht. Respekt.
Alles in allem ist »The Night Angel Trilogy« eine Saga, die man trotz des abfallenden Endes lesen sollte. Fans von Greg Keyes, Robert Jordan und Brandon Sanderson tun sich einen Gefallen, wenn sie die drei Bücher der Saga zur Hand nehmen. Brent Weeks ist mit seinem Epos ein tolles Debüt gelungen, das nicht umsonst für einigen Wirbel in den USA gesorgt hat. Ich bin mir sicher, dass man von dem Schriftsteller in Zukunft noch so einiges hören wird.