Chattam, Maxime: Alterra - Im Reich der Königin

Alterra - Im Reich der KöniginAlterra – Im Reich der Königin
(Autre Monde: Malronce)
von Maxime Chattam
Aus dem Französischen von Maximilian Stadler und Nadine Püschel
PAN Hardcover
Erschienen: Sommer 2010 (Deutschland); 2009 (Frankreich)
393 Seiten; 16,99 €
ISBN: 978-3426283066
PAN (DroemerKnaur)


»Im Reich der Königin« ist der zweite Band der phantastischen Jugendbuch-Trilogie »Alterra« aus der Feder des französischen Bestsellerautors Maxime Chattam. Das Buch knüpft nahtlos an den Vorgängerroman an und erzählt die weiteren Erlebnisse der „Gemeinschaft der Drei“.
Nach einem mysteriösen Sturm ist das Antlitz der Welt auf unglaubliche Weise verändert. Die Landschaft hat sich dramatisch gewandelt, die Natur über Nacht weite Teile der vom Menschen besiedelten Gebiete zurückerobert.


Technik funktioniert nicht mehr, und unheimliche Kreaturen durchstreifen die Lande. Ein Großteil der Erwachsenen ist spurlos verschwunden. Diejenigen, die noch übrig geblieben sind, haben ihr Dasein vor der Katastrophe vergessen und leben teils wie Wilde, teils in mittelalterlich anmutenden Gemeinschaften.

Die Einzigen, die noch wissen, wie es vor dem Sturm ausgesehen hat, sind die Kinder und Jugendlichen, die aufgrund des Vergessens, das die Erwachsenen heimgesucht hat, auf sich alleine gestellt sind. Mehr noch: Sie müssen sich vor den Erwachsenen verstecken, da diese sie im Auftrag der schrecklichen Königin Malronce jagen. Insbesondere auf einen Jungen hat die Königin es abgesehen: auf Matt, die Hauptfigur der Saga.

Matt weiß, dass er im Visier der königlichen Häscher steht. Um herauszufinden, warum die geheimnisvolle Herrscherin ihn in die Finger bekommen will, begibt sich Matt gemeinsam mit seinen Freunden Ambre und Tobias auf eine gefahrvolle Reise. Auf der Suche nach Antworten wagen sich die drei durch eine Welt, die nichts mehr mit der Erde gemein hat, die sie vor dem Sturm kannten …

Die Lektüre des zweiten Teils von »Alterra« hat mich hin- und hergerissen zurückgelassen. Einerseits punktet »Im Reich der Königin« durch das interessante Szenario, das Chattam entworfen hat. Vom Grundgedanken her mag die Idee „Kinder regieren eine von Erwachsenen verlassene Welt“ alles andere als originell sein (»The Tribe«, »Level 4 – Die Stadt der Kinder« und Co lassen grüßen); die Umsetzung des Themas weicht aber erfrischend von bereits bekannten Geschichten ab und bietet dem Leser allerhand Neues und Ungewöhnliches. Wozu nicht zuletzt auch der ausgesprochen rege Einfallsreichtum Chattams beiträgt, wenn es um die Entwicklung einzelner Handlungsstränge geht: mit Hilfe von Ballons schwebende Schiffe, Wälder, die so dicht sind, dass ihre Baumkronen Meeren (!) gleich befahren werden können, und ungewöhnliche Monster an noch ungewöhnlicheren Orten sind nur die Spitze des Eisbergs. Freunde ungewöhnlicher phantastischer Kulissen kommen hier voll auf ihre Kosten.

Dem gegenüber stehen simple Charaktere und die allzu oberflächlich ausfallende Ausgestaltung der Handlung. Um bei Letzterer zu bleiben: Beim Lesen stellt sich das Gefühl ein, Chattam springe von einem Handlungsort zum anderen, von einem Schauplatz zum nächsten, als würde ihn jemand oder etwas dazu anspornen, sich nur ja zu beeilen. Kaum hat der Leser etwas Neues entdeckt – und Neues entdeckt man in dem Roman zuhauf –, wird er von der Handlung auch schon wieder weitergezerrt zum nächsten Ereignis und zum nächsten Schauplatz, ohne dass ihm genügend Zeit geblieben wäre, das zuvor Präsentierte ausreichend zu würdigen.

In solchen Momenten macht sich deutlich bemerkbar, dass die  »Alterra«-Saga sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche richtet. Um des momentanen Sense of Wonders-Willen opfert sie fast jegliche Tiefe; das gilt für die Handlung wie auch für die Beschreibung der Charaktere, die samt und sonders sehr simpel gestrickt sind.

»Im Reich der Königin« ist zu keiner Zeit langweilig. Immer passiert etwas, immer schreitet die Handlung mit vollem Tempo voran. Die Story als solche bietet zudem genügend Spannung und interessante Entwicklungen, dass auch erwachsene Leser die Abenteuer der Gemeinschaft der Drei neugierig verfolgen. Das ändert allerdings nichts daran, dass dem Roman jegliche Tiefe abgeht. Kurzweilige Unterhaltung bietet er durchaus; letztendlich sind die Geschehnisse aber reichlich trivial und viele der geschilderten Ereignisse enorm plakativ, ohne Gespür für charakterliche oder handlungstechnische Feinheiten in Szene gesetzt, sodass sich bei erwachsenen Lesern während der Lektüre kaum mehr als mildes Interesse einstellt.

Der zweite Teil der »Alterra«-Trilogie ist ein Fantasyspektakel, das jugendliche Leser dank des rasanten Fortschreitens der Handlung und Protagonisten, mit denen man sich leicht identifizieren kann, einige angenehme Lesestunden bereitet. Erwachsene Leser dagegen müssen immer mal wieder ein Auge zudrücken, um durchweg Gefallen am Buch zu finden. Wer Romane wie Tim Bindings »Sylvie und die verlorenen Stimmen« oder Cornelia Funkes »Tintenherz« mag, sollte dem Buch aber eine Chance geben.

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