Maddrax Nr. 200: Die Suche beginnt

CoverCoverDie Suche beginnt
(inkl. Maddrax Reloaded - Rollenspiel)
von Joe Zybell und Michael Schönenbröcher
Maddrax Bd. 200
64 Seiten/€ 2,50
Bastei Verlag

***Achtung Spoilerwarnung - Der Rezensent bezieht sich auf Inhalte des Romans, die zartbesaiteten Lesern den Spaß verderben könnten***

 

Die Götter des Schicksals (oder die Serienautoren, was aufs Gleiche hinausläuft) kennen wirklich keine Gnade mit Matthew Drax. In den Bänden 149 und 150 wurde er von seiner geliebten Aruula getrennt und musste sich lange, lange Zeit ohne sie durchschlagen. Dann traf er sie vor einigen Romanen endlich in Australien wieder, durfte sie mal kurz in den Arm nehmen – und jetzt sind sie schon wieder getrennt.

Daa’tan, Matts und Aruulas gemeinsamer, reichlich verkorkster Sohn, hatte seinen Vater in Band 199 noch zu töten versucht und nur Aruulas Einschreiten war es zu verdanken, dass er von diesem Plan abgelassen hat. Der Preis: Aruula musste versprechen, Matt zu verlassen und für immer bei Daa’tan zu bleiben. Gemeinsam mit Victorius, einem skurrilen Afrikaner mit einem Faible für bunte Perücken, machten sie sich auf nach Afra und ließen Matt in einem wuchernden Dornengestrüpp zurück.

Dies ist die Ausgangssituation von Band 200. 

Rulfan, Matts Freund und inzwischen auch Blutsbruder, gelingt es, den Mann aus der Vergangenheit aus den Dornen zu befreien. Doch Drax kämpft mit dem Tod. In tiefer Bewusstlosigkeit wird er von Erinnerungen an sein früheres Leben und die letzten 199 Bände überschwemmt. Rulfan und eine Überlebende der großen Schlacht des Vorgängerbandes (die beinahe Rulfans neue Freundin geworden wäre, wenn nicht die Götter des Schicksals und die Serienautoren auch mit ihm kein Erbarmen kennen würden) transportieren Matt zu einem australischen Bunker, wo sie auf Hilfe hoffen. Diese Hoffnung ist nicht unberechtigt, denn seit der Wandler mitsamt seinen Daa’muren wieder ins All gezischt ist, wird die Erde nicht mehr von dem permanenten EMP heimgesucht, der in den letzten 50 Bänden jegliche Technik lahm gelegt hat. Blöd nur, dass sie sich ausgerechnet einen Bunker aussuchen, in dem Putschen eine Lieblingsbeschäftigung seiner Bewohner zu sein scheint – und natürlich stolpern sie in den aktuell laufenden Putschversuch hinein.

"Die Suche beginnt" ist ein merkwürdiger Roman, dies aber im besten Sinne: des Merkens würdig. Wir erfahren viele neue, wichtige Dinge: Der EMP ist erloschen; es werden Andeutungen über das Schicksal der Bunkerleute gemacht; die meisten Telepathen haben ihre Fähigkeiten verloren (außer natürlich Aruula – es wäre ja auch noch schöner, wenn die Barbarin plötzlich nicht mehr lauschen könnte); Victorius plant, Daa’tan zu hintergehen und nicht nach Hause, sondern nach Ägypten zu fliegen.

Doch trotz all dieser Neuigkeiten ist die eigentliche Handlung des Romans sehr kurz gehalten. Einen weitaus wichtigeren Teil nehmen nämlich Matts Erinnerungen ein.

Laaangweilig, werden jetzt vielleicht manche Altleser aufstöhnen. Das kennen wir doch alles schon.

In der Tat erfährt der Altleser aus den Vergangenheitsszenen nichts wirklich Neues. Aber langweilig ist es dennoch keineswegs! Vielmehr gibt es Gelegenheit, in Erinnerungen zu schwelgen, sich manche Dinge noch einmal vor Augen zu führen und einfach dieses inzwischen schon so komplexe Universum zu genießen.

Für die Neuleser hingegen ist dieser Band eine wahre Fundgrube. Sie bekommen in einer leicht verdaulichen, unterhaltsamen Form alles dargeboten, was Maddrax ausmacht. Sie erhalten Infos, ohne von ihnen erschlagen zu werden. Sie lernen nahezu alle der wichtigen Personen kennen. Und sie können den Reiz erschnuppern, den Maddrax bietet.

Dieser Band atmet mit jeder Zeile das typische Maddrax-Feeling. Die Daa’muren sind größtenteils Vergangenheit. Das intergalaktische Gekloppe ist vorerst abgefrühstückt – zumindest bis irgendwann der Streiter auf den Plan treten wird, was meiner Einschätzung nach aber noch ein gutes Stück dauern wird. Und so kommt bereits in diesem Band das einzigartige Flair dieser Serie wieder hervor, das vor allem die ersten fünfzig bis hundert Bände geprägt hat. Back to the roots soll es in diesem Zyklus wieder gehen. Ich freu mich drauf!

Wer sich bisher nicht sicher war, ob er bei Maddrax einsteigen soll oder nicht, steht hier vor einer leichten Wahl: Tu es einfach! Du wirst es nicht bereuen! Selten war der Einstieg so einfach!

Meine Lieblingsstelle in diesem Band möchte ich nicht unerwähnt lassen. Ich vermute, sie stammt aus der Tastatur von Michael Schönenbröcher: „Matthew Drax gehörte zu den wenigen Menschen, die in Kontakt mit einer Rasse standen, die verborgen in den irdischen Meeren lebte. Seit Jahrtausenden schon, lange bevor der erste Homo sapiens seinem Nebenmann mit einem Knochen einen Scheitel gezogen und damit das Friseurhandwerk begründet hatte.“

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