Gruselkabinett (44 & 45) Berge des Wahnsinns
Wieder einmal nimmt sich das Gruselkabinett dem breiten Schaffen des Altmeisters der Phantastik an: H.P. Lovecraft. Diese späte Geschichte von ihm fusst auf seinem Chuthlu-Mythos und die Sage um die "großen Alten". Das Grauen bekommen die Protagonisten dabei nicht wirklich zu Gesicht, sondern immer nur Relikte und Teilstücke. Am Ende gibt es auch kein Besiegen des Monsters oder ähnliches. Vielmehr werden die überlebenden Expeditionsteilnehmer Sieger über sich selbst. Einmal mehr stellt Lovecraft die Lehre der menschlichen Evolution und die religösen Glaubensthesen in Frage. Dabei vergeht er sich jedoch mehr in Andeutungen als in gewagten Theorien.
Seine Helden sind auch nicht farblos. Alle sind angreifbar, haben mit persönlichen Schwächen und Leiden zu kämpfen. Herausgekommen ist eine unglaublich spannende Geschichte einer Expedition, die TITANIA ebenso unglaublich spannend umgesetzt hat. Die zwei CD-Version wirkt allerdings etwas gestreckt. Im ersten Teil passiert noch recht wenig. Die Expedition wird zusammengestellt und die Teilnehmer werden mehr oder weniger ausführlich vorgestellt. Dabei spielen die Dialoge wieder die Hauptrolle. Es wird sehr auf Feinfühligkeit gesetzt und auf Liebe zum Detail. Action und Spannung treten erstmal in den Hintergrund.
Im zweiten Teil steigt die Spannung dann ins Unermessliche. Dabei stimmt die Atmosphäre bis ins Detail. Heute wird viel über "Old School" bei Hörspielproduktionen gesprochen. Wer in Berge des Wahnsinns reinhört, und auch in viele andere Folgen der Reihe, der bekommt als Produzent ein Lehrstück an Old School und moderner Mischung geboten. Hier wurde eine präzise und auf höchstem Niveau ansprechende Arbeit abgeliefert. Das Gruselkabinett wird von Leuten gemacht, die ihr Handwerk verstehen. Das hört man schon an den Dialogen. Der Unterschied zwischen professionellen Regisseuren und Freizeitproduzenten wird deutlich, wenn man sich vor allem diese Doppelfolge anhört.
Hier werden die Dialoge von den Sprechern gelebt, gefühlt - und nicht geschwafelt. Selbst noch so lange Dialoge werden dadurch zum Ohrenschmaus. Sowas kriegt heuet nicht mehr jeder Regisseur hin.
Der Cast weist ausschließlich Sprecher auf, die zum ersten Mal für das Gruselkabinett vor dem Mikrofon stehen. Eine besonders gute Idee, da somit viel frischer Wind weht. Übrigens machen sich alle sehr gut, und vor allem Reiner Schöne würde ich mit seienr sonoren Stimme gerne öfter hören.
Die Musik sorgt für Gänsehaut auf der ganzen Linie. Diesmal ist sie optimal eingesetzt. Düstere Szenen in den Bergen werden dadurch untermalt, und die Geräusche machen schauerliche Angst.
Auch übder das Cover kann man nur Lobeshymnen aussprechen.
Das gilt für Teil 1 und 2.
Fazit: Mit zittrigen Fingern habe ich die CD wieder aus dem Player geholt, und das ist nicht gelogen. Das Gruselkabinett macht süchtig.