Zu den Sternen: Stanislaw Lem - Solaris (Hörspiel)

Zu den Sternen! Die große Science-Fiction-Box (Jubiläumsedition)Solaris
Hörspiel nach dem Roman von Stanislaw Lem
Übersetzt von Irmtraud Zimmermann-Göllheim
Mit Oliver Stokowski, Maria Simon, Bernhard Schütz, Hans-Peter Hallwachs, Lena Stolze, Markus Scheumann, Hilmar Eichhorn, Thomas Rühmann, Hansjürgen Hürrig und Claus Hahn
Hörspielbearbeitung / Regie: Peter Rothin
Ton: André Lüer
Schnitt: Christian Grund
Regieassistenz: Corinna Waldbauer
Dramaturgie: Steffen Moratz
Redaktion: Matthias Thalheim
Komposition: Mario Schneider
2 CD, ca. 125  Minuten
Erschienen in der Jubiläumsedition
"Zu den Sternen! - Die große Science-Fiction-Box"
Eine Produktion des MDR / Der Audio-Verlag 2009

Die Besatzung der Forschungsstation auf dem Planeten Solaris hat den Kontakt zur Erde abgebrochen. Der Psychologe Kris Kelvin wird beauftragt, den Zustand der Mannschaft festzustellen und begibt sich ins Universum. Doch schon bald nach seiner Landung muss er erleben, wie die sonderbaren Kräfte des offenbar intelligenten Planeten wirken können. Der Klassiker, mit einem hervorragenden Sprecherensemble um Oliver Stokowski erstmals als Hörspiel des MDR inszeniert, erweckt die visionären Ideen Lems zum Leben.

Mein erstes Hörspiel-Experiment im Jahr 2011. Ich habe Stanislaw Lems Werke bisher weder gelesen, noch gehört und schon gar nicht gesehen (Verfilmungen seiner Bücher gibt es ja einige) - umso größer der Reiz mich gleich seinem wohl berühmtesten Roman SOLARIS (hier in der Inszenierung des MDR) zu zuwenden. Kein ganz einfacher Stoff, wie ich jetzt im Nachhinein sagen kann.

Wer bei SOLARIS nach mutigen Abenteurern und grässlichen Weltraum-Monstern sucht, wird enttäuscht sein, denn bei den geschlilderten Erlebnissen von Kris Kelvin und den Besatzungsmitgliedern der Raumstation handelt es sich tatsächlich mehr um eine geradezu philosophische Reise zur menschlichen Psyche mit all ihren Eigenarten und Zügen die das Mensch-Sein ausmachen.

Kris Kelvin (in der Rolle des Ich-Erzählers) muss schon bald nach seinem Eintreffen auf Solaris feststellen, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Die halbe Anlage ist abgeschaltet, die Besatzungsmitglieder Snaut und Sartorius stehen offensichtlich völlig neben sich, und sind nicht fähig sinnvolle Auskünfte über die Geschehnisse  zu geben. Seltsamerweise scheinen sich außerdem noch weitere Personen in der Station zu befinden, die Kelvin aber zunächst verborgen bleiben. Schon bald nach seiner Ankunft aber wird Kelvin selbst zum Opfer seiner eigenen Wahrnehmung, sieht er sich doch plötzlich seiner bereits vor einigen Jahren verstorbenen Geliebten Harey gegenüber, für deren Selbstmord er sich die Schuld gibt. Kelvin glaubt nun selbst Verrückt zu werden, und ist sich selbst nach einer Art "Selbst-Test" nicht wirklich sicher ob er Wahnsinnig ist.. er entledigt sich deshalb des Problems in dem er Harey in eine Kapsel lockt, die er ins Weltall befördert... verschwendete Zeit, denn schon kurze Zeit später ist Harey zurück.

Kelvin findet nach einigen Nachforschungen und dem Fund der Aufzeichnungen des Piloten Berton  endlich den Grund für die seltsamen Ereignisse an Bord, es ist der "Ozean" der fast den gesamten Planeten Solaris umgibt. Eine Art fremde Intelligenz, die fähig ist dreidimensionale, lebende Abbilder aus Erinnerungen und Gefühlen der drei Forscher zu schaffen... Abbilder ihrer Schuldgefühle, denen sie sich stellen oder damit leben lernen müssen, was unweigerlich kein gutes Ende nehmen würde. Letztlich finden Snaut und Sartorius einen Weg sich ihrer "Folterknechte" zu entledigen, doch Kris Kelvin bleibt letzten Endes skeptisch....
"(..) so verharre ich im unerschüttlichen Glauben, die Zeit der grausamen Wunder ist noch nicht um..." (1)
Das Hörspiel lebt von der stets düsteren und bedrückenden Atmosphäre, die auf der Raumstation herrscht.  Als Hörer kann man sich dieser tiefen Beklemmung (die aber gleichzeitig eine große Faszination in sich birgt) kaum entziehen, sofern man eine "Verbindung" zur Geschichte aufbauen kann, die zugegebenermassen nicht gleich von Beginn an nachzuvollziehen ist. Mit etwas Einfühlungsvermögen (und Geduld) allerdings gelingt es bald auch "zwischen den Zeilen" zu lesen, und vielleicht ansatzweise eine Ahnung vom dem zu bekommen, was Lem über das "Verhältnis der Menschen zu diesem "Ozean" als einer nicht-humanoiden Intelligenz" (2) aussagt - wie erwähnt ist SOLARIS keine leichte Lektüre. So sind zum Beispiel auch die Grenzen des menschlichen Verstandes ein Thema,  der stets auf der Suche nach einem Sinn, nach dem Höheren, Neuen, Fremdartigen auch tatsächlich verstehen und begreifen könnte, was ihm "geboten" wird - und dies als gegeben zu nehmen. Eine Geschichte, die sehr zum Nachdenken anregt...

Zur guten Unterhaltung, auch wenn ich mich schwer damit tue Lem's Werk aufs simpelste als "Unterhaltung" zu bezeichnen, tragen auch die ausgesprochen überzeugenden Sprecher ihren Teil bei. Ihre Darstellungen wirken echt, und hauchen den Figuren nachvollziehbare Emotionen ein.

Die Musik, besonders zu Anfang des Hörspiels gefällt und stimmt den Hörer vorab schon auf jene oben erwähnte beklemmende Stimmung ein. Der Rest der Geschichte wird begleitet von leisen Klängen, die gut platziert wurden, aber nicht zu häufig vorkommen.

Eine grandiose Produktion, die ich mir gerne noch ein zweites Mal anhören werde.  Für alle die anspruchsvolle Unterhaltung mögen absolut empfehlenswert.

Wer sich nicht gleich die komplette Jubiläumsbox zulegen möchte um in den Genuss dieses Hörspiels zu kommen, dem sei das Einzelhörspiel (ebenfalls beim DAV erhältlich) nahegelegt.
 
Stanislaw Lem - Solaris (Einzelhörspiel)
 
 
 
Stanislaw Lem - Solaris
: 978-3-89813-619-8
EUR 19,99
Webseite des DAV
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Quellen:
(1) Hörspiel-Zitat
(2) S. Lem im Interview mit Patrick Grossmann, 2005

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