Zu den Sternen: Arkadi & Boris Strugatzki - Die dritte Generation (Hörspiel)
Russland ist ja bekannt für seine schwere, meist nicht einfach verständliche Literatur. Die Brüder Arkadi und Boris Strugatzki machen da keine Ausnahme, wobei ich das nach ihrem Roman inszenierte Hörspiel DIE DRITTE GENERATION leichter verdaulich empfinde, als das zuletzt von mir rezensierte SOLARIS des Polen Stanislaw Lem.
Ähnlich wie Lem's Solaris lebt auch DIE DRITTE GENERATION von der bedrückenden Atmosphäre eines Planeten, auf dem scheinbar keinerlei biologische Aktivität vorhanden zu sein scheint. Dennoch bemerkt Stas (Jens Wawrczeck), der an der Umformung des Planeten mitwirkt, kurz vor der Freigabe zur Umsiedlung seltsame Geräusche und Stimmen, die, wie sich herausstellt, alle den gleichen Grund haben: einen kleinen menschlichen Jungen, den er etwa auf 12 Jahre schätzt. Nach dem Fund eines irdischen abgestürzten Raumschiffes wird klar, dass der "Kleine" an Bord jenen Schiffes gewesen sein muss. Auf die Frage wie das Kind den Absturz und die einsamen Jahre auf den Planeten überleben konnte, kann es nur eine Antwort geben: es muss irgendwo - unentdeckt - doch intelligentes Leben auf dem öden, kargen Himmelskörper geben, und es hat den Jungen gerettet.
Die Crew erhält nun den Auftrag soviel wie möglich über diese Wesen, die sich Ihnen nur als riesige "Fühler" in der Ferne zeigen herauszufinden, Mittler dabei soll der Junge sein, da zu ihm - obwohl er nicht einmal von der Existenz der fremden Zivilisation weiss - eine Art psychische Verbindung zu bestehen scheint. Man versucht die menschliche Seite in dem Kleinen zu wecken, und tatsächlich beweist das Kind bald eine unersättliche (typisch menschliche) Neugier - dennoch lassen die Fremden nicht davon ab, durch den Jungen zu betonen, dass sie (die Crew) den Planeten verlassen sollen. Nachdem klar ist, dass jeglicher persönlicher Kontakt dem Menschenkind nur schaden wird, wird die Mission abgebrochen und die Crew verlässt endlich den Planeten. Stas erhält den Auftrag auf einer Raumstation in der Nähe des Planeten zu bleiben, um weiterhin mit dem ungewöhnlichen Kind zu kommunizieren, das so unendlich viele Fragen hat.
DIE DRITTE GENERATION behandelt ebenso wie viele andere Klassiker dieses Genres nicht nur einfach die seltsam-schöne Geschichte eines Jungen, der glaubt er könne alles bewirken, dass er sich wünscht (aufgrund der Tatsache, dass er nichts von der "eingeborenen" Zivilisation des Planeten weiss), sie handelt ebenso von der Moral. Wie verhält man sich wenn man auf eine anders geartete Intelligenz trifft? Wie geht man mit einem Menschen um, der nur auf den ersten Blick einer ist - der frei von Vorurteilen ist und nichts von jeglichem menschlichen Begehren weiss? Ist es wichtiger Informationen zu erhalten, oder das Leben eines Einzelnen zu schützen?
Die gleichbleibend träge Atmosphäre bringt zwar dem Hörer der Situation des vermeintlich "toten" Planeten etwas näher, dennoch ist es genau diese Abwechslungslosigkeit, die man als Hörer schnell als Länge empfindet. Vielleicht hätte man das mit einem Mehr an Geräuschen oder Sounds etwas aufpeppen können.
Die Sprecher tun ihr Bestes, und bis auf die Kleinigkeit, daß ich Jens Harzer den kleinen Jungen nicht wirklich abgenommen habe, kann ich auch nichts finden, dass irgendwie negativ zu bewerten wäre.
Alles in Allem ist dem Bayerischen Rundfunk mit der Inszenierung DIE DRITTE GENERATION ein sehr schönes Hörspiel gelungen, dass zwar hier und da einige Ecken hat, im Gesamteindruck aber dennoch durchaus besteht.
Wie schon in meiner Rezension zu Stanislaw Lems SOLARIS erwähnt: Nur für Hörer geeignet, die nach gehobener Unterhaltung suchen.
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(1) Quelle: Inhaltsangabe d. Romans / Amazon.de