Sykes, Sam: Tome of the Undergates - The Aeons' Gate Book One
In »Tome of the Undergates« erzählt Sykes von der mörderischen Mission einer ungewöhnlichen Truppe von Abenteurern. Diese verdingen sich als Eskorte für einen hochrangigen Priester, der sich angeblich auf diplomatischer Mission befindet. In Wahrheit jedoch beschützt er ein uraltes Buch, das den Schlüssel zum Tor zur Unterwelt enthält. Vor Jahren aus der Welt der Sterblichen vertrieben, lauern hier mächtige Dämonen auf ihre Befreiung, um die Menschheit erneut zu unterwerfen.
Während eines Piratenüberfalls auf hoher See wird das Buch von einer unheimlichen Kreatur entwendet. Machtlos müssen die Abenteurer mit ansehen, wie das höllische Wesen mit dem Schlüssel zur Unterwelt verschwindet. Die bittere Niederlage ist der Auftakt zu einer blutigen Jagd, bei der es um nicht weniger geht als das Schicksal der Welt. Doch wie soll man ein Monster aufhalten, das anscheinend nicht zu verletzen ist? Und wie soll dies ausgerechnet einer Gruppe von Kriegern gelingen, die einander ebenso wenig vertrauen wie ihren Feinden?
»Tome of the Undergates« konnte mich nicht sonderlich begeistern. Sykes Roman pendelt unentschlossen zwischen düsterer, brutaler Fantasysaga à la Brent Weeks (»Night Angel«-Trilogie) und ironisch-phantastischem Abenteuer à la Scott Lynch (»Die Lügen des Locke Lamora«), ohne jemals auch nur annähernd die Klasse besagter Autoren zu erreichen. Sykes gibt sich alle Mühe, beide Stilrichtungen zu vereinen. Das Ergebnis lässt allerdings zu wünschen übrig und wirkt blass, zeitweilig gar reichlich konfus.
Deutlich wird dies schon in der allerersten Szene, in welcher der Piratenüberfall geschildert wird. Die entsprechende Passage nimmt fast ein Drittel des 700 Seiten (!) dicken Romans ein. Was nicht daran liegt, dass Sykes wirklich viel zu erzählen hätte. Endlose ebenso abstruse wie inhaltsleere Dialogszenen (es geht doch nichts über minutenlange, belanglose Zwiegespräche, während in der Umgebung der Gesprächsteilnehmer gekämpft und gestorben wird) und unsinniges Hinauszögern der Handlung (auf Dutzenden von Seiten geschieht im Grunde gar nichts) blähen die Szene, die man mühelos kompakter und weitaus spannender auf 50 Seiten hätte schildern können, unnötig auf.
Ein weiteres Problem des Romans ist die schwache Darstellung der Protagonisten. Sykes krebst mit seinen Charakterisierungen in viel zu oberflächlichen Gefilden herum. Seine (Anti-)Helden bleiben blass, ihr Wesen beschränkt auf einige wenige nennenswerte Charakterzüge. Diese werden im Gegenzug übermäßig stark betont, was schlussendlich zur Folge hat, dass die Abenteurer mehr wie Karikaturen denn wie glaubwürdige Figuren wirken, mit denen man mitfiebern kann. Für einen charakterorientierten Roman wie »Tome of the Undergates« kommt dies einem Todesstoß gleich.
Fazit: Der erste Teil der »The Aeons Gates«-Saga ist ein unausgegorenes, langatmiges Werk, das durch eine originelle Erzählung überzeugen möchte, dabei allerdings an der aufgeblähten Darstellung der Handlung sowie der mangelhaften Ausgestaltung der Protagonisten scheitert. Fans von Scott Lynch und Ian Abercrombie können durchaus mal einen Blick riskieren, sollten ihre Erwartungen aber nicht zu hochschrauben.