Smith, Gavin: Der Veteran

Gavin Smith - Der VeteranDer Veteran
(Veteran)
Von Gavin Smith
Aus dem Englischen von Bernhard Kempen
656 Seiten; 9,99 €
ISBN: 978-3442267699
Erschienen: Frühjahr 2011 (D); 2010 (GB)
Blanvalet Taschenbuch

»Der Veteran« ist der Erstling des Briten Gavin Smith. Der düstere SF-Roman entwirft das finstere Bild einer fernen Zukunft, in der die Menschheit nach langen Jahren des Krieges gegen sich selbst mit einem übermächtigen Feind aus den Tiefen des Alls konfrontiert wird. Der herausgebende Verlag Blanvalet kündet das Buch wie folgt an...


Das Debüt des neuen britischen Superstars der Science Fiction!
Vor sechzig Jahren tauchten SIE wie aus dem Nichts auf und fielen über das expandierende Sternenreich der Menschen her. Seither herrscht Krieg. Jakob Douglas ist ein Veteran unzähliger Schlachten, und er dachte, er hätte seinen Teil getan, die Erde zu verteidigen. Da landet einer von IHNEN auf der Erde, und Jakob wird zurück in den aktiven Dienst gezwungen, um den Eindringling zu vernichten. Aber was, wenn es sich bei dieser ultimativen Killermaschine tatsächlich um einen Botschafter des Friedens handelt …?
© Blanvalet, 2011

Auch wenn es die marktschreierisch anmutende erste Zeile der Ankündigung verheißen mag: Der ganz große Wurf ist Smith mit »Der Veteran« nicht gelungen. Kurzweilig und atmosphärisch dicht weiß das Buch über weite Strecken hinweg gut zu unterhalten. Diverse Schwächen lassen sich aber dennoch nicht verleugnen.

Zunächst sei hier einmal auf verschiedentliche Missgriffe in Wortwahl und Ausdrucksweise hingewiesen. Ich habe das Buch nur in der deutschen Fassung gelesen, nicht im englischsprachigen Original. Daher kann ich an dieser Stelle nicht sagen, inwiefern das Problem auf die Übersetzung oder auf den Schreibstil Smiths zurückzuführen ist. Die deutsche Fassung von »Der Veteran« jedenfalls ist voll von unglücklichen Wendungen und Umschreibungen, die der Handlung oft viel von ihrer Dramatik nehmen und ein wenig ins comichafte abgleiten lassen. Die abgehackt wirkende Erzählweise trägt das ihre dazu bei, dass die Lektüre des Romans nicht durchgängig eine echte Freude ist.

Auch inhaltlich weißt das Buch verschiedene Mängel auf. Eindimensionale Figuren, unausgegorene Wechsel des Erzähltempos sowie reichlich pseudo-philosophische Gedankengänge und Dialoge zerren mitunter ganz schön an den Nerven des Lesers.

Und doch: Aller Schwächen zum Trotz wollte ich das Buch bis zu seinem Ende nicht mehr aus der Hand legen. Hierfür gibt es vor allem zwei Gründe: das ausgefallene Setting sowie die ungemein dichte, düstere Atmosphäre, die Smith wirklich hervorragend aufbaut. Letztere steht in Ausdruckskraft der fatalistischen Grundstimmung, wie sie etwa in der Neufassung von »Battlestar Galactica« vorhanden ist, in nichts nach. (Auch wenn, und das sei hier betont, die Story als solche in eine ganz andere Richtung geht. Wo BSG hart und brutal ist und einen Blick in die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele erlaubt, erscheint »Der Veteran« trotz der die Handlung prägenden Brutalität und trotz der Betonung der niederen menschlichen Instinkte mehr sarkastisch und bissig, wie eine bewusst grotesker, übertriebener Blick auf die Zukunft einer Menschheit, die sich mehr und mehr in die falsche Richtung entwickelt.)

Was die Ausgestaltung des Settings betrifft, legt Smith eine ungemeine Kreativität an den Tag. Er nimmt seine Leser mit auf eine actionbetonte Reise, die von Ghettos, die aus abgewirtschafteten Bohrinseln bestehen, über durch atomverseuchtes Gebiet wandernde Städte bis hin zu aus biotechnologischen Bestandteilen zusammengesetzten Asteroidenfeldern führt. Jede Location wird stimmig beschrieben und zum Schauplatz vieler beeindruckend inszenierter, recht blut- und bleihaltiger Actioneinlagen, bei denen die Herzen von Freunden brachial-gewaltiger Geschichten beträchtlich schneller schlagen werden.

»Der Veteran« ist alles andere als ein Meisterwerk. Die vielen kleineren und größeren Mängel machen es schwer, die düster-sarkastische Geschichte in vollem Umfang genießen zu können. Das beeindruckende Setting und die stimmungsvolle Atmosphäre sorgen allerdings dafür, dass der Roman dennoch ein echtes Erlebnis ist, das sich Fans von Markus Heitz‘ »Collector« oder Jeff Somers‘ »Der elektronische Mönch« keinesfalls entgehen lassen sollten. Kein Zweifel: Gavin Smith hat Potenzial! Und das ist auch gut so, endet »Der Veteran« doch in einer Art und Weise, die die Lektüre der 2012 erscheinenden Fortsetzung unerlässlich macht.

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