Hans Kneifel - Die Nacht des violetten Mondes - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 14
Hans Kneifel - Die Nacht des violetten Mondes
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 14
Zur inhaltlichen Handlung:
Toni Cimarosa ist der Sohn des reichen Spencer Cimarosa, seines Zeichens Eigentümer und Direktor der Cimarosa-Handels-Holding. Toni verbringt seine Zeit in erster Linie mit seinen Hobbys, dazu gehören das Polospiel und Autorennen. Einem Beruf geht er nicht nach.
Vor einigen Jahren ist sein jüngerer Bruder, Alistair Cimarosa, als Soldat der Solaren Flotte bei einem Einsatz gegen die Blues gefallen. Angeblich hat ihn sein Kamerad Randolph Keegy im Stich gelassen. Toni musste seinem Vater daher versprechen, dass er den Tod seines Bruders rächen würde, indem er Randolph tötet. Seitdem ist er bestrebt, Randolph das Leben zur Hölle zu machen. Sowohl bei einem Polospiel als auch bei einem Autorennen bekämpfen sich die beiden aufs schärfste, und Toni droht Randolph, ihm auch noch seine Freundin Nicoline Terjesen abzunehmen.
Da stirbt plötzlich Spencer Cimarosa, und Toni wird sein alleiniger Erbe. D'Arcy, der engste Vertraute von Spencer Cimarosa, weiht Toni gemeinsam mit seinem Kollegen Glenn Caplan in ein großes Geheimnis ein: Tonis Vater hatte in den Jahren seit dem Tod seines ältesten Sohnes mit einem geheimen Projekt begonnen, dessen Ziel die Rückführung von Planeten in den Verband des Solaren Imperiums sein sollte. Dazu hatte er in eine Basis, eine Reihe von Raumschiffen und gut ausgebildete Mitarbeiter investiert. Die Vorgehensweise bestand im Wesentlichen darin, ausgewählte planetarische Eingeborene zu Agenten auszubilden und sie mit einer entsprechenden Mission und geeigneter Ausrüstung zurückzuschicken. Erste Erfolge hat es bereits gegeben. Toni soll nun entscheiden, ob er bereit ist, dieses Projekt weiterzuführen. Er erbittet sich einige Tage Bedenkzeit.
Toni trifft in einer Bar zufällig auf Nicoline, und die beiden kommen ins Gespräch. Nicoline eröffnet Toni, dass Randolph Keegy seit jenem unglücklichen Einsatz, bei dem Tonis Bruder starb, ein emotionales Wrack ist. Die beiden hätten auch keine Beziehung, sondern sie versuche nur, als Ärztin zu helfen. Im Laufe des Abends kommen sich Toni und Nicoline näher. Auch Toni erzählt einiges von sich.
In einem Zwischenspiel wird geschildert, wie der Planet Dong-soni durch die Gruppe Violetter Mond wieder Kontakt zum Imperium erhält. Ein Eingeborener des Planeten, Aola Vohmai, war als kleines Kind zu Ausbildungszwecken mitgenommen worden. Er kehrt jetzt in der Maske eines Pelzjägers zurück und stürzt den autokratischen Herrscher und dessen ausbeuterisches System. Dann erscheint ein Kreuzer des Projekts mit violett leuchtendem Schutzschirm und landet.
Wenige Tage später erzählt Toni Nicoline von dem Vermächtnis seines Vaters und erbittet ihren Rat. Sie meint, dass dieses Projekt gerade der Lebensinhalt sein könnte, den er bislang nicht gefunden hat, und empfiehlt ihm, mit Perry Rhodan zu sprechen.
Toni Cimarosa stimmt zu und kontaktiert Rhodan, um ihn über das Geheimprojekt zu informieren und seine Entscheidung abzuwarten. Gemeinsam mit Caplan reist er mit umfangreichen Unterlagen nach Terrania City. Nach einem längeren Gespräch fliegen die drei Männer und Reginald Bull die Basis des Projekts an, einen ausgehöhlten Asteroiden in einem abgelegenen System, um alles in Augenschein zu nehmen. Die Besichtigung ergibt, dass das Projekt fortgesetzt werden soll.
In einem weiteren Zwischenspiel wird der Planet Amboina von einem Agenten des Violetten Mondes aufgesucht. Hier hat sich eine primitive Stammeskultur gebildet. Der Agent Anahay ist bemüht, die Landung eines Kontaktschiffes vorzubereiten. Sein Hauptgegner ist ein Stammesschamane, der seine Machtposition gefährdet sieht. Anahay ist zwar erfolgreich, wird aber bei der Landung des Schiffes von dem Schamanen heimtückisch erschossen.
Ein weiterer Planet, Whaiang Madira in M 13, hat eine philosophisch-akademische Gesellschaft entwickelt, in der ein zentraler Rechner namens Kyberna eine wesentliche Rolle spielt. Der Agent Necca Etain wird aktiv, um die dort lebenden Menschen aus ihrer kulturellen Erstarrung zu befreien, indem er die Positronik deaktiviert.
Sechs Wochen nach dem Tod seines Vaters beschließt Toni Cimarosa, die Angelegenheit mit Randolph Keegy endgültig zu regeln. D'Arcy kann ihn nicht von einer Forderung zu einem Duell mit altertümlichen Pistolen abbringen. Nicoline, der er ebenfalls seinen Plan schildert, verlässt ihn daraufhin wütend. Sie kann auch Keegy nicht davon abbringen, die Forderung anzunehmen, und ruft die Polizei an. Diese nimmt beide Duellanten im letzten Moment fest, bevor jemand verletzt wird. Außerdem hat Nicoline Rhodan informiert.
Rhodan lässt die beiden Festgenommenen zu sich bringen, wo er ihnen nachdrücklich die Meinung sagt. Er macht Toni klar, dass Keegys Handeln seiner Pflicht entsprochen und er dadurch im Übrigen das Leben von 300.000 Menschen gerettet hat – und dass Keegy bis heute seine Schuldgefühle wegen Tonis Bruder nicht überwinden konnte. Dann eröffnet er, dass auch Keegy Brüder in Diensten der Flotte verloren hat. Beide Männer reichen sich die Hände und versöhnen sich. Da gibt es noch eine große Überraschung: Der totgeglaubte Alistair Cimarosa betritt den Raum. Er hatte wider Erwarten den Angriff der Blues überlebt und musste sich auf eigene Faust durchschlagen.
Keegy tritt in die Organisation »Violetter Mond« ein. Nicoline und Toni versöhnen sich. Toni und Keegy fliegen mit einem Kreuzer des Violetten Mondes nach Whaiang Madira, um auch diesen Planeten wieder mit dem Imperium zu vereinen.
Im Roman findet sich keine Jahresangabe, was die zeitliche Einordnung erschwert. Da die Blues bekannt sind, kann der Roman frühestens nach dem Jahr 2327 spielen, und Toni Cimarosas Bruder Alistair war vor drei Jahren gefallen, was die Datierung auf das Jahr 2330 nahelegt. Dafür spricht auch, dass es in die Primitivität zurückgefallene, mindestens 200 Jahre besiedelte menschliche Kolonialwelten gibt. Schließlich erwähnt Randolph Keegy, dass seine Brüder auf dem vierten Planeten von Brulab-3 gefallen sind. Das entsprechende Gefecht fand 2327 statt. Die Archiv-CD1 gibt passenderweise auch das Jahr 2330 an.
Zur Kritik:
Es ist ein typisches Thema für Hans Kneifel: junger, überreicher, gelangweilter Mann sucht sich ein nützliches Hobby und wird dabei erwachsen.Außerdem tut er auch noch etwas für die Gesellschaft.
Der Roman besitzt zwei Erzählebenen: die Persönliche des Toni Cimarosa und die Allgemeine des violetten Mondes.Beide Ebenen werden überzeugend miteinander verflochten, im privaten Bereich der Ehrgeiz und Stolz, der Frust, die Enttäuschung und Selbstsucht aber auch die Überwindung einer nicht gewollten Feindschaft werden klar dargestellt.Das Eingreifen von Rhodan und Bull hilft ebenfalls, zwei Kontrahenten wieder auf eine gerade Bahn zu bringen, auch im psychischen Bereich endlich wieder Klarheit zu schaffen. Außerdem ist ja das große Projekt „violetter Mond“ voranzubringen, das die Cimarosa Holding im Namen der Menschheit finanziert.Typischerweerise beschriebt HK hier primitive Planeten, deren Kontakt mit Terra schon rund zweihundert Jahre abgerissen ist.Es klingt zwar seltsam, das in einem derart kurzen Zeitraum so etwas passiert sein soll, aber wenn man annimmt, dass gerade zu Beginn der Existenz des Solaren Imperiums die freien Siedler und wilden Kolonien oft nicht durch eine entsprechende Behörde abgesichert und überwacht wurden, wie sie das terranische Kolonialamt bei offiziell eingerichteten Kolonien vornimmt, dann können solche frühen Kolonien auch in einem derart überschaubaren Zeitraum durchaus einmal verlorengehen … und müssen dann mühsam wiedergefunden und eingegliedert werden.
Das bringt dort sicher Fortschritt: technischen und hoffentlich auch gesellschaftlichen: Demokratie, Antibiotika und Abflusskanäle.Das stärkt außerdem das Imperium um je eine neue (alte) Welt und vergrößert so die Effizienz der Ausbreitung der terranischen Menschheit in der Galaxis.Sieht man also mal vom narzisstischen Gehabe des Protagonisten ab, der ja auch nichts dafür kann, dass er mit dem „goldenen Löffel im Mund“ geboren ist, dann entwickelt sich eine überzeugende Handlung in höherem Rahmen, die dem wohl des Imperiums dient … und mal nicht von offiziellen Stellen Terranias wie Rhodans oder Bulls Administration ausgeht, wenn diese das Projekt auch bei Bekanntwerden sanktionieren.Es handelt sich also sowohl im Inneren wie im Äußeren um einen Entwicklungsroman, der auch durchaus noch spannend zu lesen ist, weil er nicht nur persönliche Konflikte darstellt sondern das alte SF-Thema: „Es ist nicht leicht, ein Gott zu sein“ (Strugatzki-Brüder), auf eine neue Erzählebene im Perryversum hob.Durchaus noch lesenswert, es sei denn, der Leser ist dem Stil von Kneifel abgeneigt.Das Motiv des "violetten Mondes", das eigentlich für das Entwicklungsraumschiff der Cimarosa Holding und ihre dafür angewendeten Inszenierungen auf den verlorenen Planeten steht, wird im Titelbild der Neuauflage etwas zu wörtlich genommen.
Die Nacht des violetten Mondes
© 2020 by H. Döring
Kommentare
www.old.sfcu.de/html/jahrmillionen-chronik.html
Danke für die Information der Allgemeinheit.
Und wer kann schon sagen, wie viele Gruppen einfach mal einen Frachterkapitän dafür bezahlten, sie in eine schöne neue Welt zu bringen, wo sie dann ihr eigenes Utopia hochziehen können?
Star Trek hatte da auch so einige "verloren gegangene" Kolonien zu bieten - und die Weltraumhippies, die Kirks Enterprise auf den "Weg nach Eden" zwingen wollten.
Und die gehören zu den Kolonialarkoniden, stellten einige Kommandeure für die Flotten des Robotregenten und unterstützten Atlans Herausforderer Carba da Minterol. Unvorstellbar, dass die in ihrem eigenen System eine terranische Kolonie hinnehmen würden.
Sehr wahr! Man sollte aber meinen, dass Rainer Castor das irgendwie hätte hinbiegen können, zwei Systeme mit gleichem Namen oder so ...