William Voltz: Ich, Rhodans Mörder - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 15
William Voltz: Ich, Rhodans Mörder
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 15
Handlung:
Dunn Beynon, ein verurteilter Versicherungsbetrüger, will nach seiner Gefängnisstrafe auf einem Bergbau-Planeten eigentlich nur noch alles hinter sich lassen und auf einer neuen Welt ein neues Leben anfangen. Doch die Reise auf der TEEKANNE verläuft nicht so, wie er es sich vorgestellt hat.
Bei einer Zwischenlandung wird er von einer schönen Frau in eine Falle gelockt. Eine terroristische Organisation implantiert in seinen Körper eine Bombe, die er mit nach Gelton nehmen soll. Dort soll sie irgendwann von einem anderen Agenten per Hyperimpuls ausgelöst werden, um alle zu diesem Zeitpunkt auf dem Planeten befindlichen Menschen in den Tod zu reißen.
Um zu verhindern, dass Dunn mit irgendjemandem außer den Angehörigen der Organisation über die Bombe sprechen kann, wurde ihm zusätzlich ein mit einem Hypnoblock gekoppelter Nervenschocker eingebaut. Tatsächlich führt jeder Versuch Dunns, nach seiner Rückkehr zur TEEKANNE jemanden mündlich oder schriftlich über die Geschehnisse zu informieren, zu einem unerträglichen Schmerzanfall.
Auf Gelton wird ihm, wie jedem neuen Siedler, ein Pate zugeteilt. Zu seiner Überraschung handelt es sich um eine Springer-Patriarchin, die er bereits auf dem Flug kennen gelernt hatte. Sie war anscheinend die einzige, die bereit war, einen verurteilten Verbrecher bei sich aufzunehmen. Ihre Tat war jedoch nicht ganz uneigennützig: Sie möchte, dass Beynon ihr aus dem umgebenden Urwald eine Pflanze besorgt, der vielerlei seltsame Kräfte zugeschrieben werden. Das Betreten des Waldes und der Kontakt mit den Ureinwohnern sind eigentlich verboten, doch ein Neuling wie Beynon ist noch nicht so leicht zu überwachen und kann leichter durch die Maschen schlüpfen. Er begrüßt diese Gelegenheit, sich fernab von all den Menschen, deren Leben er gefährdet, mit seinem Problem zu beschäftigen, und nimmt den Auftrag an.
Beynon ist klar, dass es nur zwei mögliche Lösungen gibt, wenn er nicht zum Mörder an Tausenden von Kolonisten werden will: Entweder er bringt sich fernab aller Menschen selbst um, oder er findet heraus, wer der Agent der Terroristen ist. Seine Patin hat er vor allem im Verdacht: Zu passend scheint ihm der Umstand, dass sie bereits an Bord der TEEKANNE war. Er will ihren Auftrag ausführen und hofft, auf diese Weise näher an sie heranzukommen.
Im Urwald angekommen wird er eines Nachts von der Ankunft einiger fackeltragender Eingeborener geweckt. Sie entdecken ihn nicht, und so kann er ein seltsames Ritual beobachten, in dessen Verlauf einige der Eingeborenen spurlos verschwinden. Nach dem Ende des Rituals ziehen sich die Wesen wieder in den Wald zurück. Am nächsten Morgen wird Dunn jedoch von einem der Eingeborenen geweckt und in ihr Dorf gebracht, wo er herzlich aufgenommen wird. Er verlebt einige Tage bei dem freundlichen Stamm, und noch mehrfach kann er das Ritual verfolgen, in dem die Wesen verschwinden. Er erhält jedoch keine Erklärung für diese Vorgänge. Schließlich verlässt er das Dorf und kehrt mit der gesuchten Pflanze nach Gelton City zurück.
Dort erwartet ihn eine böse Überraschung: Seine Patin ist am Tag zuvor gestorben. Jetzt wird ihm klar, dass sie schon länger krank gewesen sein musste und in die Pflanze vermutlich die Hoffnung auf Heilung gesetzt hatte. Sie konnte also nicht der Agent gewesen sein, und zudem hatte sein langes Zögern bei den Eingeborenen sie vielleicht das Leben gekostet. Zufällig erfährt Dunn während des Begräbnisses, dass Gelton am folgenden Tag seine Unabhängigkeit erhalten soll, und dass die Urkunde von Perry Rhodan persönlich überbracht wird. Nun ist ihm klar, wann und warum die Bombe in seinem Körper gezündet werden soll.
Die Aussicht, innerhalb eines Tages den Agenten finden und unschädlich machen zu müssen, um das Zünden der Bombe zu verhindern, stürzt Beynon in völlige Verzweiflung. Er betrinkt sich heillos und beginnt eine Schlägerei, die ihn ins Gefängnis bringt. Nun hat er keine Chance mehr, etwas zu unternehmen. Am nächsten Morgen erhält Beynon Besuch: Der Agent der Terroristen offenbart sich ihm und teilt ihm mit, dass er den Planeten verlassen wird, da die Gruppe aufgeflogen ist. Schon hofft Beynon, dass die Bombe nicht gezündet würde, da eröffnet ihm der Agent, dass es nie einen Hyperfunkpuls gab: Lediglich die Ausstrahlung von Perry Rhodans Zellaktivator kann die Bombe auslösen. Dunn Beynon glaubt nicht mehr an Rettung, als sich plötzlich ein unerwarteter Helfer einstellt: Einer der Eingeborenen, die er stets für Angehörige einer primitiven Zivilisation gehalten hatte, taucht bei ihm auf und versetzt ihn in eine andere Welt. Als Beynon wieder das Bewusstsein erlangt, ist er mit seinem Retter, Forch, auf dem Weg in einen eisigen Palast. Die Bombe ist aus seinem Körper entfernt, und er erhält nun auch die Erklärung für das rätselhafte Verschwinden der anderen Eingeborenen: Sie entstammen einem Volk, das seine Körper angepasst an die Welten wählt, auf denen sie als Beobachter eingesetzt werden. Sie sind jedem Volk, das Beynon kennt, in Wissen und Technik weit überlegen, doch noch immer sind sie auf der Suche nach der letzten Antwort. Zu diesem Zweck stellen sie verdeckt Forschungen an, um statistische Daten zu sammeln. Beynon, der ihr Geheimnis nun kennt, soll als Gegenleistung für seine Rettung einer von ihnen werden. Obwohl es nicht ganz der Weg ist, den Beynon sich erträumt hatte, ist er doch auch nicht der schlechteste – Beynon wird einer der »Statistiker des Universums«.
Anmerkungen:
Das Handlungsjahr ist nicht explizit angegeben. Es wird aber klar, dass die Kolonie auf Gelton vor 30 Jahren gegründet wurde und nunmehr unabhängig werden sollte. Bis zum Kolonialgesetz im Jahre 2435 wurde im Solaren Imperium die Unabhängigkeit einer Kolonie nach exakt 30 Jahren gewährt. Laut Spartac liegt Gelton in den Plejaden und wurde im Jahre 2328 gegründet. Daraus ergibt sich rechnerisch das Jahr 2358. Die Archiv-CD1 gibt passenderweise das Jahr 2358 an.
Jetzt zur Kritik:
Wieder einmal ein Voltz-Band. Typisch für Willi ist das kierkegaardsche Syndrom des in die Welt geworfenen Antihelden, der an seinen Lebensumständen schier verzweifelt. Mitunter aber tritt auch Hartnäckigkeit und ein versteckter Optimismus hinzu, der die Person dann zum Handeln treibt. Voltz-Protagonisten sind typischerweise getriebene Menschen, die nicht oder nur selten aus eigenem Antrieb handeln. Fast immer wird ihnen ihre Handlungsweise durch äußere, soziale Mechanismen aufgezwungen.So auch hier mit Dunn Beynon.Voltzsche Figuren mögen also halbgebrochen daherkommen, sind aber dadurch stärker charakterisiert als bei einigen anderen Autoren, weil die Problematik ihrer Psyche die Konturen der Persönlichkeit stärker abbildet.So empfinde ich das jedenfalls.Nur Kneifel kann hier noch konkurrieren. Beide Autoren gehen also in der inneren Problematik etwas in die Tiefe, während etwa HGE oder KM ihre Helden doch positiver zeigen mit weniger Selbstzweifeln oder privaten Lebensproblemen.
Jedenfalls überzeugt auch dieser Band inhaltlich bis auf den blödsinnigen Namen des Raumschiffs (TEEKANNE).Voltz führt hier zum ersten Mal die „Statistiker des Universums“ ein, die hier nur als eigene Taschenbuch-Idee auftreten und erst viel später als kosmische Idee Einzug auch in die Heftserie fanden.Amüsant fand ich auch den folgenden Satz der Statistiker (sinngemäßes Zitat, nicht wörtlich):“Er gehört zu einem Volk, dass die nächste, benachbarte Galaxie anfliegen will. Man stelle sich einmal vor, mit Raumschiffen!“ Als wenn nicht alle Völker in PR (bis auf gaanz wenige!) Raumschiffe auch für intergalaktische Flüge verwenden.Abgesehen von der aktuellen Problematik des Attentates, der Beynon unterworfen ist, schimmert hier bereits ein größerer kosmischer Zusammenhang durch, der das Buch lesenswert macht.Sehr viel später wird MMT ein ähnliches Thema, ein Attentat auf Rhodan, in einem PLR-TB aufgreifen.Mitunter kann man also ein solches Buch einschieben, wenn die Larmoyanz des Helden und der Handlung für den Leser nicht zu groß wird.Noch immer lesenswert!Direkt danach aber sollte man einen Actionroman lesen, in dem die Helden weniger reflektieren, sondern mehr handeln, auch aus eigenem Vermögen und Willen oder Auftrag, nicht nur wegen der Umstände!Einfach nur, um die innere Lähmung abzuschütteln, die solche Bücher bei mir immer erzeugen. Das ist nicht negativ gemeint, denn ab und zu lese ich diese Bände mit überstarker Selbstreflexion des Antihelden-Protagonisten gerne.
Schlussbemerkung: man beachte auch den Verlust der Sprachvielfalt in den Untertiteln der Neuauflagen gegenüber dem Original (s.unten und vergleichend auch die Bände in den vorigen Artikeln von mir über die PLR-TBs). Das gilt übrigens nicht nur für diesen Band, ist also serieninhärent, nicht autorenabhängig.Es muss eben später alles kürzer und schneller sein, schlagwortartig, weniger elaboriert,wahrscheinlich verkaufsträchtiger. Ein sprachlicher Kulturverlust und kultureller Sprachverlust!Das ist aber ein eigenes Thema.
Ich, Rhodans Mörder
v© 2020 by H. Döring