H.G. Ewers: Brennpunkt Vergangenheit - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 103
H.G. Ewers: Brennpunkt Vergangenheit
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 103
Handlung:
Im Jahre 2555 verfolgt Yokish Kendall, Leiter des IPC, in der Presse, dass die seit dem Jahre 2428 als verschollen geltende H.B.M. mit Guy Nelson und Mabel Nelson an Bord auf dem Mars landet. Das Raumschiff soll in einem Stasisfeld gewesen sein, bis der Roboter George es befreite. Kendall wundert sich, denn er meint sich zu erinnern, im Jahre 2528 Nelson auf dem Mars gesehen zu haben. Er nimmt Kontakt mit der Positronik von LETHOS CENTER auf und erhält die Bestätigung, dass er an dem fraglichen Tag auf dem Mars war. Kendall beschließt, nachzuforschen.
Er ruft zunächst den ihm gut bekannten Journalisten Lotwick Pooph bei der Terrania Post an und fragt diesen wegen des Artikels über die Nelsons aus. Pooph weist ihn auf seltsame Mutationen einfacher Tier- und Pflanzenarten der Erde hin, die sich bisher niemand erklären kann. Kendall verspricht, ihn zu informieren, falls das IPC Informationen bekommen sollte. Dann begibt er sich zum Landhaus der Nelsons, das in einer abgelegenen Gegend auf dem Mars steht, und geht hinein, als niemand reagiert. Im Keller trifft er auf Mabel Nelson und ein vollkommen fremdartiges, annähernd humanoides Lebewesen mit rosa Haut, das angekettet ist.
Es stellt sich heraus, dass Guy und Mabel Nelson im Jahr 2428 im Zirrus-Nebel auf der Suche nach dem legendären Planeten T'ien waren, angeblich dem Ausgangspunkt aller Zivilisationen der Milchstraße. Bei der Suche gerieten sie in ein Stasisfeld und wurden für verschollen und schließlich tot erklärt. Der Roboter George gab aber die Hoffnung nie auf. Schließlich gelang es ihm, in einem kleinen Raumboot die H.B.M. zu finden, und zwar gerade dann, als das Stasisfeld erlosch.
Nelson wollte die Suche nicht aufgeben. Ausgelöst durch eine Fehlfunktion an Bord, flog er versehentlich genau das Ohu-Pogu-System an, in dem T'ien liegen musste. Tatsächlich gelang es mit den letzten Wikipedia-logo.png Deuteriumreserven, den vierten Planeten, eine marsgroße Wüstenwelt mit zwei riesigen Städten an den Polen, zu erreichen. Die Städte waren aber durch Paratronschirme geschützt und daher unzugänglich. Kurz darauf erschien ein Greis an Bord, bei dem es sich um die Superintelligenz ES handelte. ES nahm kurz die Gestalt von Guys früherer Freundin Tami Ragsor an, dann übermittelte das Geistwesen eine Warnung, das Solsystem schwebe in großer Gefahr, und übergab Mabel einen Anhänger mit einem rosa Stein, dem »Lichtstein« oder auch Pulsschlag Wakondas. Anschließend wurde die H.B.M. in die Nähe des Solsystems versetzt.
George berichtete Guy und Mabel, dass er vor einigen Tagen nahe dem Landhaus ein seltsames Fahrzeug in Form eines Vielflächners gefunden hatte, dessen Insasse, ein fremdartiges Wesen, offenbar verletzt war. Außerdem sei vor einem halben Jahr der Papagaya Possibil Latenta Punch wieder aufgetaucht. Das Fremdwesen reagierte positiv auf den Stein, den Mabel bekommen hatte, und bezeichnete sich als einen Shakan namens Kish und sein Fahrzeug als ein PALL, kurz für Pseudosubstantielles Angleichungsfeld mit Linearzeitpoler und Lichtpositionsaustauscher, oder anders gesagt, eine Raum-Zeitmaschine mit einem perfekten Tarnfeld.
Guy Nelson, neugierig geworden, testete zusammen mit George das PALL, das über Mentalbefehle gesteuert wurde. Er wünschte eine Versetzung um ein Jahr in die Vergangenheit, realisierte aber nicht, dass das PALL die Zeitbegriffe der Shakan verwendet und für diese ein Jahr 937 Millionen Erdjahren entsprach. Das PALL erreichte so die tiefste Erdvergangenheit. Zur großen Überraschung der Besucher war der Mars von einer fortgeschrittenen Zivilisation bewohnt, die sogar Antimaterie verwendete. Dann wurde ein zweites PALL geortet, und Guy Nelson nahm die Verfolgung auf. Diese führte durch die Zeit in das Jahr 2528, wo das zweite PALL entkam. Nelson nutzte die Gelegenheit zu einer Landung auf dem Mars zwecks Whisky-Einkaufs, und so erklärt sich, warum Kendall ihn im Jahr 2528 getroffen hat.
In der Handlungsgegenwart ist Kendall angesichts der Berichte der Nelsons besorgt. Er befürchtet eine Invasion des Solsystems, wenn nicht gar eine geplante Zeitmanipulation, worauf auch die Informationen über die Mutationen von Urtierchen hindeuten. Kish erscheint aber friedlich. Er meint, aus einem anderen Raum nahe dem Jupiter ins Solsystem gelangt zu sein. Kendall und George unternehmen einen Testflug ins Jahr 2528, wo Kendall sich selbst begegnet, aber dennoch kein Zeitparadoxon auslöst.
Dann beschließen die Nelsons und Kendall einen Plan. Sie reisen erneut 937 Millionen Jahre in die Erdvergangenheit und orten auf der urzeitlichen Erde energetische Aktivitäten, die sie näher betrachten wollen. Leider wird das PALL von einer Übermacht erwartet und löst sich einfach auf, so dass die Insassen in den Urwald stürzen. Sie bewegen sich aber mit Hilfe ihrer Raumanzüge zu der Basis der Unbekannten, die sich als Shakan erweisen. George meldet sich nicht, und Guy fürchtet, dass er zerstört wurde.
In der Basis findet Guy Nelson eine Shakan-Frau und ein Baby, wird aber überrumpelt und gefangen genommen. Beim Verhör erklärt er, die Shakan seien für ihn Invasoren, denn der Planet sei doch die Erde, die Heimatwelt der Menschen. Dies verblüfft die Shakan, die den Planeten Houtu nennen und meinen, ihre Rasse habe sich dort entwickelt. Handelt es sich um ein Paralleluniversum?
Da stürmen Kendall und George den Raum, befreien Guy und nehmen die Shakan gefangen. In einer Bourbon-Kiste findet Guy den Lichtstein, der auf die Shakan eine erstaunliche Wirkung hat. Sie fallen regelrecht in Anbetung auf die Knie. Tatu, Wissenschaftlerin und Befehlshaberin der Station, erkennt, dass die Shakan tatsächlich im Irrtum sind, und lässt alle Arbeiten einstellen. Guy gibt ihr den Stein. Dann kehrt er mit seinen Begleitern in die Gegenwart zurück. Tatu will mitkommen.
Als die Gruppe wieder bei Mabel ankommt, eröffnet diese, dass auch Kish inzwischen den Fehler der Shakan erkannt hat. Die Gefahr für die Menschheit scheint beseitigt zu sein. Die Shakan verabschieden sich.
Guy Nelson will aber noch das Rätsel von T'ien lösen. Nach einem kleinen Problem mit einem Inspektor, der das Schiff verschrotten lassen will, aber von Reginald Bull mit einer Bürgschaft beruhigt warden kann, startet die H.B.M. in Richtung Ohu-Pogu. Sie erreicht problemlos den Planeten T'ien und landet nahe einer der Polstädte. Da die Paratronschirme undurchdringlich sind, tauchen George, Guy und Kendall durch die Ansaugöffnung einer Meerwasserentsalzungsanlage. Kendall, der den IPC-Standard gewöhnt ist, ist entsetzt über Nelsons zusammengesuchte Ausrüstungsgegenstände.
George verschwindet spurlos, während Kendall und Nelson ins Innere der Stadt versetzt werden. Die Stimme der Stadt warnt sie vor tödlichen Gefahren, und tatsächlich erwartet die beiden Menschen ein Parcours tödlicher Fallen. Nicht zuletzt Kendalls bionische Arme helfen, diese Prüfungen zu überstehen. Auch die Energie der Schutzanzüge schwindet, alle technischen Geräte der Terraner versagen. Schließlich gelangen Kendall und Nelson an einen Ort, an dem sie das Gefühl haben, nur als körperlose Bewusstseine zu existieren und regelrecht im Leerraum zu schweben. Dann spüren sie eine fremdartige Macht, die sich als die Pulsierende Kraft des Schwarzen Steins bezeichnet.
Nelson und Kendall erfahren, dass der Planet T'ien einst von den Nachkommen der Shakan besiedelt wurde, wodurch sich der Kreis schließt. George wird von der Stadt repariert und »perfektioniert«, bevor alle auf die H.B.M. zurückkehren müssen und zur Erde zurückfliegen. Die Erlebnisse auf T'ien sollen für immer geheim bleiben.
Guy Nelson wird einen Handelsvertrag der GALACO bekommen. Außerdem sagt Kendall ihm zu, alle Reparaturkosten der H.B.M. zu übernehmen.
Kritik:
In diesem Roman mischt HGE die Hauptpersonen des IPC wie Yokish Kendall aus seinen eher ernsthaften, moralischen Büchern mit seinen Klamaukabenteurern Guy, George (dem klapprigen Roboter) und Mabel Nelson aus den „humorvollen“ Bänden.Dennoch gelingt ihm eine spannende und ernsthaft erzählte Story, deren Gefahren und auch Lösungsmöglichkeiten der Entschärfung überzeugend herüberkommen.
Jeder der Protagonisten ist klar geschildert und sogar der ewige Whiskysäufer Nelson trägt zur Lösung bei.Im Grunde genommen, müsste er längst an Leberzhirrose und delirium tremens gestorben sein, denn soviel Whisky flaschenweise pur verträgt kein Mensch (hier spricht der Autor des Artikels aus Erfahrung!).Aber immerhin hält HGE sich hier etwas zurück, konzentriert sich auf die Story und lässt vor allen Dingen auch die IPC-Mitglieder agieren.Ja, so ein PALL zu haben, wäre ein feines Ding – jedenfalls sind die Zeitabenteuer hier wirklich überzeugend geschildert und die Story hat bei all ihrer Spannung auch etwas (echten, nicht aufgesetzten) Humor. Ein wirklich schönes Stück SF-Erzählung, dass auch außerhalb des Perry-Kosmos selbstständig da stehen könnte, wenn man die Personennamen und Begriffe etwas verfremden würde.
Über das IPC und Nelson werde ich allerdings in den noch folgenden, wenigen Artikeln nichts mehr schreiben, weil sie jetzt bereits zu oft vorkamen.Dennoch ist auch diese Story hier amüsant zu lesen und man lässt das Buch nicht sinken vor dem Ende. Es ist ja auch kurz.Immerhin kann HGE hier wieder einmal die Fantasie ausspielen, die beim Perry in der Hauptserie zu oft eingebremst wurde.Das macht den Band zu einer wirklich netten SF-Geschichte.
Auf Dauer mag HGE etwas penetrant daherkommen, aber diese Schwächen legten sich wohl mit zunehmender Schreiberfahrung, auch in den Planetenroman-Taschenbüchern. Also als Fazit: noch immer lesenswert, zumindest einmal.
Brennpunkt Vergangenheit
© 2022 by H. Döring