Kurt Mahr: Die Invasion findet nicht statt - Perry-Rhodan-Planetenroman Band 129
Kurt Mahr: Die Invasion findet nicht statt
Perry-Rhodan-Planetenroman Band 129
Handlung:
Ende November 3451 sollen auf den Siedlungswelten der Strangelove-Ballung, die von terranischen Siedlern bewohnt werden, erstmals freie Wahlen stattfinden. Es ist davon auszugehen, dass die dann gewählte demokratische Regierung um Aufnahme in das Solare Imperium ersuchen wird. Leider liegt die Ballung nahe an der ZGU, so dass die Solare Abwehr erwartet, dass vor dem Wahltermin ein Invasionsversuch unternommen wird. Frank Beaulieu, Direktor der Abwehr, beauftragt den Sonderagenten Mark Richter, inkognito auf den Planeten Sinfal zu gehen. Sinfal ist der nächstgelegene Flottenstützpunkt der ZGU, und Richter soll die Invasion durch Sabotage verhindern.
Richter ist mit großzügigen Geldmitteln und einem Vorrat an siganesischer Mikrotechnik versehen. Er beginnt, indem er das Steuerungssystem für Gleiterflüge verwirrt, und zwar ausgerechnet, als ein Kalfaktor einen offiziellen Besuch unternimmt. Dies versetzt die Innere Abwehr, die von Stephor Ginsk geleitet wird, in entsprechend große Aufregung und setzt sie unter Erfolgszwang.
Richter wird nicht ertappt, und er kann den nächsten Schritt tun: Er stellt ein Videoband mit einer angeblichen Ansprache des Kalfaktors her, in dem dieser sagt, dass eine aggressive Invasion geplant ist. Durch Bestechung von Ladus Tonkar, einem Techniker, wird das Videoband in den planetaren Nachrichten ausgestrahlt. Ladus Tonkar ermöglicht Richter die Abreise zu der Freihandelswelt Kano-Kano unter falschem Namen.
In einem weiteren Schritt nutzt Richter seine falsche Identität, um eine Anstellung als Systemtechniker zu bekommen. Er speist ein Sabotageprogramm in die Computernetze des Planeten ein, das jedem Bürger und jeder Institution großzügige Geldbeträge überweist. Die Folge ist Inflation und Chaos. Erste Gruppen von Bürgern versuchen, den Planeten zu verlassen. Zugleich legt Richter zu seiner Absicherung falsche Spuren, die auf eine angebliche Widerstandsgruppe, geleitet von dem Bankier Kalpar Rhumin, hinweisen, und bricht dazu in dessen Haus ein. Weitere Anschläge folgen.
Die Behörden verhaften wie geplant Kalpar Rhumin und eine Reihe von dessen Freunden, wundern sich aber, dass sie selbst bei harten Verhören nichts gestehen, die Detektoren aber behaupten, dass sie die Wahrheit sagen. Währenddessen fliegt Richter zum Nachbarplaneten Upatik. Dort manipuliert er zwei Hyperfunkantennen. Eine davon soll mit einer Bombe in die Luft gesprengt werden, die andere in einigen Tagen durch ein fingiertes Notsignal eines Kurierschiffes die auf Sinfal stationierte Flotte weglocken, so dass sie die Invasion nicht durchführen kann. Leider begegnet Richter beim Platzieren der Bombe Singlik Schnatz, einem Prospektor. Er macht diesen betrunken und hofft, dass er sich an nichts erinnern können wird.
Um seine Flucht zu sichern, schließt Richter mit Infar Varik, Besitzer eines kleinen überlichtschnellen Raumschiffes, einen Kaufvertrag über dessen Schiff ab. Er will einige Tage abwarten, bevor er seine finalen Maßnahmen einleitet. Dann aber wird er doch verhaftet und eingesperrt. Entsetzt findet er als Zellengenossen Ladus Tonkar vor. In den Verhören durch Stephor Ginsk und dessen Mitarbeiter lässt sich Richter nur Andeutungen entlocken, dass er für die Solare Abwehr arbeitet. Er will erreichen, dass man ihn nach Rudyn bringen muss.
Zugleich gelingt es Richter, sich heimlich mit Tonkar auszutauschen und diesem klarzumachen, dass er die Flucht plant. Dann wird ein weiterer Bekannter in die Zelle gebracht: der Prospektor Schnatz, der anscheinend hart verhört wurde. Allmählich wird Richter klar, wie man ihn überführt hat. Als aber dann ein Robotgleiter die drei abtransportieren und zum Raumhafen bringen soll, handelt Richter. In seiner Jacke war noch Mikrotechnik eingebaut, mit deren Hilfe er die Tür öffnen kann. Die drei Menschen entkommen.
Richter beschließt, noch nicht aufzugeben, aber er braucht einen Hypersender. Er überredet seine Begleiter, in das Haus von Kalpar Rhumin, der mittlerweile freigelassen wurde, einzudringen. Sie nehmen den Bankier und seine Familie als Geiseln. Das Manöver dient aber nur dazu, Stephor Glinsk anzulocken, der wie geplant von Richter überwältigt wird. Damit verfügt er über eine wertvolle Geisel, nämlich den Abwehrchef. Glinsk gibt Richter seine gesamte Ausrüstung zurück. Dieser gibt den vorgesehenen Hyperimpuls, so dass die Flotte des Planeten abfliegt.
Dann erzwingt Richter für sich und seine Begleiter freien Abzug mit Infar Variks Schiff. Ginsk nimmt er als Geisel mit. Die Flucht ist erfolgreich. Schnatz und Tonkar beginnen ein neues Leben außerhalb der ZGU. Die Wahlen in der Strangelove-Ballung finden statt, und wie erwartet treten die Welten wenig später dem Solaren Imperium bei. Glinsk aber kehrt nach abgelehntem Asylantrag in die ZGU zurück, wo er vermutlich wegen Versagens verhaftet und hingerichtet wird.
Kritik:
Kurt Mahr nimmt sich hier einer Untergruppe der SF an, die eine zeitlang international beliebt war: der „Wespen“-Romane. Das sind Agentenromane, in denen ein einziger Mensch eine ganze soziologische Planetenentwicklung durch seine Attacken und Methoden ändert. Ein einziger „Sabotagespezialist" stürzt eine Regierung oder ändert einen außenpolitischen Kurs oder macht den Planeten sturmreif durch eigene Truppen etc. Der Name kommt daher, dass eine Wespe durch einen einzelnen Stich einen Autounfall erzeugen kann, der eine Massenkarambolage auf der Autobahn mit vierzig Toten zur Folge hat. Kleine Ursachen, große Wirkungen wie die Erdnuss am Bindfaden als Elefantenfalle.
Eric Frank Russell hat bei Ullstein einige Romane dieser Art veröffentlicht. Kurt Mahr übernimmt jetzt dieses Thema und verpackt es sozusagen neu im Perry-Rhodan-Schema, indem er seinen zweiten Starageneten Mark Richter des späten Solaren Imperiums dafür hernimmt. Damit ergibt sich eine muntere, flotte Geschichte, die Kurt Mahrs Stärken beweist, nämlich den Umgang mit Positroniken, äh, will sagen mit Großrechnern und vernetzten Computersystemen. Diese Realereignisse kann er eben auch gut in seiner SF der Perrywelt umsetzen. Der Titel spielt übrigens auf eine anderen Roman eines anderen bekannten SF und F Autors an: Lyon Sprague de Camp:“Das Mittelalter findet nicht statt“ (Lest Darkness Fall). Jedenfalls gelingt Mahr mit diesem Roman eine gute, zusammenhängende Geschichte, die durchaus noch ein zweites Lesen wert war. Abschließend sei gesagt, dass KM so ein Thema sicher auch ganz von selbst liegt bzw. er es im Perryschema abarbeiten kann, aber wahrscheinlich war er auch über die damals bereits erschienene SF im internationalen Kreis informiert und kannte einige der anglosprachlichen „Wespenromane“.
Dieser hier jedenfalls ist gelungen und könnte auch außerhalb des Perryversums mit einigen inhaltlichen Veränderungen für sich stehen!Positiv erwähnt sei auch noch das recht fesselnde Titelbild, das natürlich perfekt in den kalten Krieg der Realwelt ebenso passte wie in die fiktive Situation der terranischen Sternenreiche und ihrer selbstgemachten Konflikte durch Machtstreben und Dummheit!
Die Invasion findet nicht statt
© 2022 by H. Döring
Kommentare
Der Kampf des Einzelnen gegen ein System ist allerdings ein so gängiger Plot in nahezu allen Spannungsgenres, dass eine Benennung wie "Wespenroman" bisher überflüssig erschien.
Nach längerer Internet-Recherche ist es mir auch nicht gelungen, den Begriff an anderer Stelle als hier zu finden. Allerdings landete ich u.a. bei der Titeldeutung im englischen Eintrag zu Eric Frank Russels Roman, die hier mehr oder weniger direkt übertragen Eingang gefunden hat.
Im übrigen halte ich wie Heiko auch das für kein "Untergenre" vom "Untergenre". Da wird sonst jeder Atlan/USO-Roman vom Agentenroman zum Wespenroman. Man kann es mit den Schubladen auch übertreiben.