»Was wäre, wenn nicht …?« - Kein Perry und die Folgen
»Was wäre, wenn nicht …?«
Kein Perry und die Folgen
In dieser Zeit zwischen den Krisen – für PR-Action-Leser muss Perry schon 51 Jahre später einen potentiellen Flächenbrand im Demetria-Sternhaufen austreten und kommt auch danach kaum mehr zur Ruhe, während die Hauptserie damit bis zum Jahr 2326 wartete – erscheint ein Agent aus der unfassbar fernen Zukunft des Jahres 2072 NGZ, beinahe vier Jahrtausende später. FENERIKS Quintarch Farbaud, „der im Glanz“, hat ihn ausgesandt, damit er in der Vergangenheit Informationen über den Werdegang der Terraner zum Störfaktor kosmischen Ausmaßes sammelt und um einiges zu ändern, wenn es nötig erscheint. Der Agent Ghalyb geht in seiner Aufgabe auf und schildert sie Fellmer Lloyd:
»Schon bald werden wir alles wissen, was wir benötigen. Dieses Wissen wird uns helfen, in der Vergangenheit Rhodan, Atlan, Mercant und ein paar andere relevante Terraner zu vernichten. Dadurch werden die Menschen der Gegenwart keine Gefahr mehr für FENERIK darstellen.«
Es hat ja schon früher einen (erfolglosen) Versuch gegeben, sich Perry und die Terraner vom Hals zu schaffen. Faktor I – Mirona Thetin – gab in PR 297 ihrem Untergebenen Faktor II – Trinar Molat – den Befehl, in der Vergangenheit ein tefrodisches Kampfschiff auszusenden, das den Arkonidenkreuzer auf dem Mond zerstören soll. Ein sehr ökonomischer Ansatz, denn wenn Perry Rhodan Crest und Thora nie begegnet wäre – was dann?
Die Erde stand 1971, zum Zeitpunkt der ersten bemannten Mondlandung im Perryversum, bereits am Rande eines Krieges mit Atomwaffen. Je nachdem wann das Arkonidenschiff zerstört wird könnte er sogar schon stattgefunden haben: In PR 2 startet die „Asiatische Föderation“ ihre Interkontinentalraketen in Richtung „Westblock“, weil ihre Führung überzeugt ist, dass Perry Rhodan und seine Mannschaft am Goshun-See einen Spionagestützpunkt tief in ihrem Gebiet errichtet haben. Das Wettrennen um den Mond ist ein kritischer Moment, weil jeder Teilnehmer befürchten muss, dass die Gegner auf dem Mond einen permanenten Stützpunkt errichten und ihn mit Atomraketen bewaffnen werden, um dann jeden Punkt der Erde zu bedrohen. Dann lieber schnell zuschlagen bevor es zu spät ist … und im Perryversum hat das Raumfahrtprogamm des Ostblocks seine Kosmonauten drei Monate vor der STARDUST zum Mond geschickt, ohne dass der Geheimdienst des Westblocks Wind davon bekam. Deshalb wusste man im Westen auch nicht, dass das russische Raumschiff auf der Mondoberfläche zerschellte, höchstwahrscheinlich durch Gegenmaßnahmen des Arkonidenkreuzers – wie es ja beinahe auch der STARDUST geschehen wäre. Hätte der Ostblock mit breiter Brust eine erfolgreiche Landung auf dem Mond verkündet und mit Fotobeweisen untermauert – vielleicht hätte dann der Westen zum Präventivschlag ausgeholt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Perry Rhodans Erde im Jahr 1971 in den Abgrund des Atomkriegs gestürzt wäre und sich zurück in die Steinzeit bombardiert hätte, ist jedenfalls extrem hoch.
Was dann?
Im Jahr 69 nach dem großen Knall kommt Atlan aus seiner Tiefseekuppel wieder an die Oberfläche, wird vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen (oder was Arkoniden eben so tun in dieser Lage), in die Hände spucken, ein paar Scherben wegräumen und wieder bei fast Null mit der Entwicklungshilfe anfangen. Selbst wenn Perry Rhodan den Atomkrieg und die Zeit danach überlebt haben sollte: Um diesen Tag mitzuerleben, müsste er das biblische Alter von 104 Jahren erreicht haben. Ohne Zelldusche und unter postapokalyptischen Verhältnissen nahezu unmöglich, selbst in gut geschützten Tiefbunkern.
Waren die Zerstörer des Arkonidenkreuzers gründlich und haben auch den geschützten Notrufsender mitvernichtet? Falls ja, haben weder Fantan-Leute noch Individualverformer die Erde angesteuert, und auch die Topsider hatten keinen echten Grund, ins Wega-System einzufallen. Den Ferronen fehlt der Sinn fürs Fünfdimensionale, und sie würden für ihre ersten interstellaren Forschungsmissionen vielleicht auch nicht gerade einen gelben Zwergstern aussuchen, der so viel kleiner und kühler als ihr Zentralgestirn ist. Womöglich werden die Überreste der irdischen Zivilisation einmal von den Springern entdeckt – in diesem Fall muss Atlan vielleicht wirklich nur den Daumen hochhalten und um eine Passage nach Arkon bitten. Der Robotregent übergibt die Führung des Großen Imperiums an Gonzoal VIII., und der beginnt umgehend damit, sein müdes Volk zu revitalisieren.
Das Galaktische Rätsel bleibt bis auf Weiteres ungelöst, Wanderer unentdeckt und die Zelldusche bleibt kalt. Möglich, dass Atlan im Kampf gegen die Druuf auf Terraner – halt, Larsafianer! „Terra“ hatte seine Chance und hat's vergeigt! - zurückgreift. Das Lineartriebwerk der Druuf wird er aber eher nicht in die Hände bekommen und damit bleibt auch das Blaue System der Akonen bis auf Weiteres ungestört.
Wird Imperator Atlan die Posbis befrieden und die Pläne für die Transformkanone von ihnen erhalten? Das erscheint fraglich. Wird ES sich im Jahre 2326 ehemals irdischer Zeitrechnung aus dem Staub machen und vorher 25 Zellaktivatoren in der Galaxis verstreuen? Kann sein. Wird irgendwann einer dieser Zellaktivatoren bei einem Unfall zerstört und startet damit die Invasion der Hornschrecken und das Aufeinandertreffen der Imperien von Arkon und Gatas? Das ist statistisch nicht unwahrscheinlich.
Ob das erneuerte Große Imperium sich näher mit dem galaktischen Kern befassen wird und dabei durch das Sonnensechseck in eines der Fallensysteme der Meister der Insel geraten wird? Könnte Gonozal VIII., der Ewige Imperator, über seinen Schatten springen und mit den Methans ein Bündnis gegen die Meister schließen?
Es kam jedoch alles ganz anders. Die Tefroder erreichten das Sol-System vor den Arkoniden - Thoras Keuzer war noch gar nicht auf dem Mond havariert. Um die Wartezeit zu überbrücken beschlossen die Tefroder, sich die Venus mal näher anzusehen, der Robot-Kommandant der Venusfestung machte kurzen Prozess mit ihnen, und die Geschichte ging weiter, ohne dass irgendjemand etwas von der RAWTHOR und ihrer gescheiterten Mission erfahren sollte.
Eine kleine Fußnote noch zum Untertitel "Aktivatorträger in tiefer Vergangenheit – sie kämpfen gegen die Sendboten des Quintarchen ": Im Jahr 2115 n.Chr. trugen weder Fellmer Lloyd noch Julian Tifflor oder Reginald Bull einen Zellaktivator. Atlan hatte einen, Perry hatte einen, aber alle anderen späteren Träger von Zellaktivatoren waren damals noch auf eine Zelldusche im Physiotron auf Wanderer angewiesen. Das änderte sich erst 2326.