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Horst Hermann von Allwörden 12.5.1964-8.9.2023

Horst Hermann von Allwörden 12.5.1964-8.9.2023

Horst Hermann von Allwörden war der Initiator, Gründer, Motor und Inspirator des Zauberspiegels, von seinem Beginn 1982 bis zu seinem Tod im September 2023.

Dieser Artikel soll eine Reminiszenz an ihn sein, die Nachrufe aus 2023 sammeln und eine Möglichkeit geben, ihn und seine Geschichte mit dem Zauberspiegel im Nachhinein noch ein wenig kennen zu lernen.

Horst Hermann stammte aus Drochtersen in der Nähe von Stade, nahe der Elbe, der er sich immer sehr verbunden fühlte - deshalb auch der ständige Begleiter Elbsegler auf seinem Kopf. Er wuchs in einer Schutenschifferfamilie auf, der Vater arbeitete bis zu seinem Unfalltod im Hamburger Hafen. Schon als Jugendlicher begann er sich für Heftromane zu interessieren, vor allem für alles, was mit Horror zu tun hat, und für das Fandom als Gemeinschaft von Fans wie ihm.

Bereits 1982 entstand der Zauberspiegel als Printmagazin. Der inzwischen ebenfalls verstorbene Norbert Aichele und Horst entwarfen die Idee eines Printmagazins für alles, was mit Fantastik im Allgemeinen und viel mit Horror zu tun hatte ... aktiv sein, selbst schreiben. (Zur Geschichte des Zauberspiegels in Stichworten)

Zitat aus "30 Jahre Zauberspiegel Wie die Zeit vergeht ...": Geboren wurde der Zauberspiegel aus der Idee Jürgen Grasmücks, der meinte, der »Dan Shocker’s Fantastik Club ›Marlos‹« brauche Regionalgruppen, um den Kontakt der Mitglieder untereinander zu verbessern und die Aktivität derselben zu erhöhen. Dieser Einfall brachte die ›Aktionsgruppe 2000‹ (bezogen auf die damals noch vierstelligen Postleitzahlen) hervor. Und diese wurden die Eltern des Zauberspiegels, der seinen Namen von Jürgen ›Dan Shocker‹ Grasmück erhielt, der so als Pate fungierte. Von großer Bedeutung war für Horst immer Jürgen Grasmück aka Dan Shocker, den er als den Vater des Horrorheftromans bezeichnete.

Zitat aus "As Time Goes By #146": "Allerdings fiel uns kein brauchbarer Titel ein. Das erledigte im Januar dann Jürgen Grasmück. Er gab dem Zauberspiegel seinen Titel, den er fortan in gedruckter und elektronischer Form im weltweiten Netz trägt".

Zitat aus "30 Jahre Zauberspiegel Wie die Zeit vergeht ...": Es begann bescheiden. Eine geheftete, gerade mal um dreißig Seiten dicke Broschüre. Wir waren auf der einen Seite unglaublich stolz auf unsere Nummer 1, aber zugleich wussten Norbert Aichele und ich auf der anderen Seite, dass wir damit erst am Anfang standen."

Im Laufe der Zeit entstanden 24 Zauberspiegel, 10 Zauberstern, 10 Zauberschrift, 3 Zaubergalerien, 2 Zauberwald und ein Zauberspiegel-extra.

Horst schrieb in "As Time Goes By #47": "Die beste Phase hatte der Zauberspiegel von der Nummer 7 an. Ich war der nominell alleinige Herausgeber, aber Norbert hat mich nie im Stich gelassen und unterstützt. Die 8. Ausgabe geht als die verlorene Nummer in die Geschichte ein, weil die komplette Auflage nie ankam (und die Deutsche Bundespost mit einem Schulterzucken reagierte). Und ab der Nummer 9 ging es richtig los. So machten wir ab dem 1. Quartal 1987 viermal im Jahr knapp 300 Seiten (wobei einiges auf A3 geschrieben und zweimal herunterkopiert wurde, um den Platz optimal zu nutzen). Jedes Jahr bis einschließlich 1990 über 1000 Seiten Fanzine jedes Jahr und das mit einem Stamm von einem knappen Dutzend Leuten. Wie ich finde, eine tolle Leistung."

Neben seinem Engagement im Bereich des Zauberspiegels war für eine lange Phase der Verein FOLLOW wichtig für ihn. FOLLOW (Fellowship Of the Lords of Lands Of Wonder, übersetzt etwa "Gemeinschaft der Herrn der Wunderländer" wurde 1966 von Hubert Straßl aka Hugh Walker, Eduard "Edi" Lukschandl und Axel Melhardt gegründet.

In "As Time Goes By #86" schrieb Horst über seine Zeit bei FOLLOW: "Ich stieß zwar schon Ende der siebziger, Anfang der achtziger schon mal auf FOLLOW. Als nämlich Gustav Gaisbauer zeitgleich Vorsitzender des neugegründeten FOLLOW-Träger- bzw. Service Vereins EDFC e. V. (Erster Deutscher Fantasy Club) und des Dan Shocker's Fantastik Club 'Marlos' war, lag dem Clubletter umfangreiches Infomaterial bei. Aber ich ignorierte das. Vorerst.

1986 dann mein erster körperlicher Kontakt mit FOLLOW. Ich ging das erste Mal auf ein Fest. (...) Rolf Michael schleppte mich da hin. Ich war begeistert von dem, was da ablief. Es machte einen irren Spaß. Zudem lernte ich Bernd Haban und auch Helmut Pesch, mit dem ich stundenlang über Tolkien unterhielt, kennen."

In FOLLOW entstand auch sein FOLLOW-Name "Harantor". "Für das Sindarin entschied ich mich dann zu guter letzt. Letztendlich war mein voller Name Harantor Adandil Errandir (bedeutet etwa: Horst Hermann Menschenfreund Weitgewanderter)".

Zitat: "Zwischen 1995 und 1998 (konkret den Festen der Fantasie - Ludwigstein I und II - kam das erste Mal der Gedanke an einer Online-Präsenz auf. (...) Rezensionen und das aktuelle Geschehen sollte sich auf einer Homepage wiederfinden. (...) Lars Vollbrecht hat eifrig Schriftzüge angefertigt, die ich zum Teil heute noch habe. (...) In der Folge des Ganzen Gerappels um FOLLOW kam die Idee auf, den Zauberspiegel wiederzubeleben. Auch hier war von vornherein eine Doppelpräsenz im Gespräch. Gedruckt und Online. Nur hier kam schon der Gedanke auf, dass auch Artikel und Geschichten das Aktuelle und das Rezensiosnangebot ergänzen sollten. Nur war überhaupt nicht klar, wer das ganze technisch betreuen sollte. Und wir, die wir am Zauberspiegel beteiligt waren, konnten zwar surfen, aber HTML und so waren für uns böhmische Dörfer.

Doch wir bastelten vor uns hin und wälzten Konzepte. Zugleich sagte man sich, man werde schon Jemanden finden, der sich der Technik annehmen werde. Norbert und ich waren der Meinung, es gäbe für alles Experten und die würden sich finden. Aber der Schwerpunkt lag voll auf der gedruckten Ausgabe. Die Online-Edition wäre als Zusatzangebot zu sehen.

Letztlich ging auch die Planung eines gedruckten Zauberspiegel-Jahrbuchs den Bach hinunter. Kein Geld und fehlende technische Kenntnisse. Shit. Aber die Idee blieb im Hinterkopf. Insbesondere Online wurde von Jahr zu jahr attraktiver (insbesondere die drei Buchstaen D-S-L) ließen einer Online-Edition immer mehr Möglichkeiten. (...)"

In "As Time Goes By Aller guten Dinge sind vier" schrieb Horst weiter: "Nun hatte ich den festen Vorsatz den Zauberspiegel wiederzubeleben. Diesmal als reiner Online-Edition. Das Konzept stand schnell. Schließlich hatte ich geübt und wusste mittlerweile, was ich wollte.

Doch mit der Technik haperte es wieder. Dann trat ein Glücksfall (in vielerlei Hinsicht) in mein Leben. Ich nüchterte von meiner Geburtstagsparty aus. Es war der 13. Mai 2007. Gegen 18:30 Uhr wollte ich ein wenig chatten. Und mich erreichte die Nachricht einer gewissen Kelpie. Dann wurde eifrig diskutiert, und sie enthüllte eines ihrer Hobbies - Webdesign und erklärte mir das Konzept von CMS. Diese drei Buchstaben elektrisierten mich. Trennung von Form und Inhalt. Auch technische Deppen können Beiträge einstellen. Großartig!!!

Nicht einmal drei Wochen später ging der Zauberspiegel online... Wunderbar. Und seither kann ich mich endlich darauf konzentrieren, was ich wollte. Ein Online-Magagzin zu entwickeln.

Wir verliebten uns aber auch ineinander, und ich verdanke ihr viel. Nicht nur die technische Seite des Zauberspiegel und der vielen Möglichkeiten. Aber was ich ihr noch verdanke, gehört nicht hierher und ist eine andere Geschichte. Aber - obwohl es sentimental klingen mag: Ich liebe diese Frau, und sie ist einfach phantastisch..."

So entstand 2007 entstand durch das Kennenlernen von Horst und mir die Idee, den Zauberspiegel als Online-Magazin neu entstehen zu lassen. Am 31.05.2007 erschien der erste "Quo Vadis, Zauberspiegel" des neuen Online-Magazins.

Im Laufe der Zeit entstanden viele Artikel, in denen Horst über seine beiden Lieben schrieb: Den Heftroman und das Fandom. 40 Jahre Horrorheftroman schrieb Horst 2008, eine große Liebe. Der Artikel bietet einen wunderbaren Einstieg in das Thema aus Sicht von Horst und vielen Autoren.

As Time goes by war eine langlaufende Kolumne von Horst, insgesamt sind fast 160 Artikel erschienen, in denen er über seine mehr als 30 Jahre im Fandom berichtet.

Der Zauberspiegel wuchs über die Jahre zu dem heran, was man heute finden kann. Es gab 2013 einen mächtigen Datencrash, bei denen viel Content verloren ging und vielleicht noch über die Wayback Machine zu finden ist.

Horst schaffte es in herausragender Weise, immer wieder Menschen anzuziehen, neue Ideen auszukochen und umzusetzen, Mitarbeiter zu finden und zu halten. Die Anzahl an aktiven Autoren auf dem Zauberspiegel variierte immer wieder, letzten Endes war dies ganz normal für ihn, immerhin war und ist der Zauberspiegel ein Non-profit Magazin, und alle Mitarbeiter sind ohne Entlohnung einfach aus Spaß und Interesse an der Sache und dem Genre aktiv.

Gemeinsam mit Helmut Pesch gelang es ihm, zwei Romane zu veröffentlichen, was ihn sehr stolz machte. Mehr Buchveröffentlichungen hat es leider nicht gegeben.

Neben der Arbeit am Zauberspiegel, der ihn jeden Tag teilweise mehrere Stunden in Anspruch nahm, war nicht mehr viel Platz für schriftstellerische Aktivitäten oder andere Passionen.

Völlig überraschend, er war gerade beim Bearbeiten von Artikeln des Zauberspiegels gewesen, hatte er einen Schlaganfall zuhause in unserer Wohnung. Die Folgen des Schlaganfalls waren so weitreichend, dass Horst am 8. September 2023 im Krankenhaus in Itzehoe an den Folgen des Schlaganfalls verstarb.

Artikel anlässlich seines Todes

In der Phase nach seinem Tod gab es viele Umbrüche und Veränderungen.

Als seine Ehefrau übernahm ich die Rolle der Herausgeberin und arbeitete daran, in der neuen Situation am Erhalt des Zauberspiegels zu arbeiten. Verschiedene Artikel mit dem Titel "Quo Vadis Zauberspiegel" brachten die Herausforderungen zum Ausdruck.

Das Jahr 1 p.m.Hhva (post mortem Horst Hermann von Allwörden wink) geht aktuell (August 2024) seinem Ende entgegen. Es gibt den Zauberspiegel noch, das hätte er bestimmt gern gesehen. Wir Mitarbeiter bemühen uns darum, das von Horst und den anderen Mitarbeitern Geschaffene zu bewahren, aber auch neue Wege zu beschreiten. Hierzu entsteht ein neuer "Quo Vadis Zauberspiegel - September 2024" Zwischenruf.

Danke Horst!

 

 

 

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