Civil War Chronicles - Band 5: Die Hölle von Gettysberg
Civil War Chronicles
Band 5: Die Hölle von Gettysberg
Durango und seine Männer sind auf dem Weg zu General Lee, um ihn über den Fall Vicksburgs zu informieren. Nach dem Raub des Goldes aus Washington gerät Neil Vance in die Gefangenschaft der Nordstaatler und ist nun wieder bei seinen Kameraden. In einer Rückblende erinnert sich Durangos Reiter an die Befreiung.
Vance wird in ein Kriegsgefangenlager vor den Toren Washingtons interniert. Dort herrschen grausame Zustände, in denen die Gefangenen der Willkür des Wachpersonals ausgesetzt sind. Fast täglich kommen dabei inhaftierte Südstaatler ums Leben. Der Lagerkommandant beauftragt daraufhin ein Fuhrunternehmen, die Leichen der Soldaten in der Nacht heimlich abzutransportieren und in den Wäldern zu verscharren.
Es gelingt Durango, einen seiner Männer in das Fuhrunternehmen einzuschleusen. Auf dem Weg zum Lager überwältigen die Südstaatler die vermeintlichen Totengräber und können so unbemerkt in das Lager gelangen. Dort nehmen sie den Kommandanten gefangen und können Neil Vance aus der Gefangenschaft befreien.
Larry Calhoun befindet sich ebenfalls noch in Washington und heftet sich an die Fersen Durangos. Er ahnt, dass der wackere Lieutnant seinen Kameraden nicht im Lager zurücklassen wird. Im Augenblick der Befreiung erreicht Calhoun das Lager, kann die Flucht aber nicht mehr verhindern.
Durango und seine Männer sind auf dem Weg zu General Lee und die Niederlage des Südens in diesem Krieg beginnt sich abzuzeichnen. Vicksburg ist gefallen und stellt einen Wendepunkt in diesem Bruderkrieg da. Vicksburg ist ein strategisch wichtiger Punkt am Mississippi, der Lebensader des Südens. Mit der Einnahme der Stadt kontrolliert der Norden den Fluss und teilt das Gebiet des Gegners in zwei Teile.
Durango hadert bereits in den ersten Büchern mit der Gewalttätigkeit und dem Ausmaß des Krieges, ist aber von der Siegfähigkeit des Südens überzeugt. Schon der Titel des Buches macht klar, was ihm im nächsten Teil erwarten wird. Die Niederlage des Südens wird nach Gettysberg unumkehrbar sein.
Alfred Wallon fügt in der Reihe nicht einen Höhepunkt an den anderen ein, sondern lässt die Rebellengruppe auch kleinere Einsätze erleben. Das hält die Spannung aufrecht und die Handlung zerläuft nicht in Beliebigkeit.
Bevor die Protagonisten den geschichtsträchtigen Ort erreichen, müssen sie noch einen ihrer Leute aus einem Kriegsgefangenenlager der Union befreien. Neil Vance war nach dem Raub des Goldes in Gefangenschaft geraten und nun kehren seine Kameraden nach Washington zurück, um ihn aus der Haft zu befreien.
Den Leser erwartet ein spannendes Kommandounternehmen, in dem er Durangos Männer etwas näher kennen lernen darf. Neben Vance rückt der schrullige Sergeant McCafferty in den Mittelpunkt der Handlung, der eine zentrale Rolle bei der Befreiung seines Kameraden spielt.
So interessant die eingewobenen historischen Fakten in dieser Reihe sind, gehen die Charaktere doch manchmal im Ballast der Ereignisse etwas unter. Es sind gerade diese eingeschobenen Episoden zwischen den großen Geschehnissen, die den Charakteren mehr Screentime ermöglichen und sie für den Leser greifbarer machen.
Larry Calhoun ist wieder mit von der Partie und sogar Präsident Lincoln hat einen kurzen Auftritt. Die Wege der Calhouns und Durangos scheinen sich unaufhörlich zu kreuzen. Damit wird klar, dass die eingeschobenen Rio Concho Romane nicht nur Lückenfüller sind, sondern ein essentieller Teil der Handlung.
Im Juni 1863 überbringt Durango General Lee die Nachricht von der Niederlage in Vicksburg. Lee will die Initiative ergreifen und setzt seine Truppen ein weiteres Mal in Richtung Norden in Marsch, um die Hauptstadt Washington zu erobern.
Durango erreicht mit einer Vorhut die kleine Stadt Gettysberg, die einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt darstellt. Nach einer ersten Niederlage gelingt es den Konföderierten Gettysberg zu besetzen.
Als die scheinbar besiegten Nordstaatler fliehen, untersagt General Ewell die Verfolgung des Feindes. Das verschafft der Unionsarmee Luft und am Cemetery Hill errichten sie ihre Verteidigungslinie.
Am folgenden Tag kommt es zu einem Gefecht, in dem beide Seiten hohe Verluste zu beklagen haben, es aber trotzdem zu keiner Entscheidung kommt. Und auch am dritten Tag lässt General Lee seine Truppen gegen die Palisaden der Nordarmee anstürmen und unterliegt.
Die Südstaatler müssen sich aus Gettysberg zurückziehen. Die Schlacht bildet den Wendepunkt des Bürgerkrieges, von dem sich der Süden nicht mehr erholen wird und der Norden seine Überlegenheit an Menschen und Material voll ausspielen kann.
Mit der Geschichte „Die Hölle von Gettysberg“ erreichen die Civil War Chronicles ihren bisherigen inhaltlichen und dramaturgischen Höhepunkt.
Im ersten Band der Chronicles nimmt Durango an der Schlacht von Bull Run teil, tritt aber selbst verhältnismäßig wenig in Erscheinung. Viele Personen treten in kurzen Auftritten in Erscheinung , was der Geschichte eine epische Breite verleiht, den Leser aber nicht immer mit den Personen mitfühlen lässt.
Autor Alfred Wallon geht mit dieser Story einen anderen Weg und lässt den Leser die Ereignisse aus der Perspektive der Charaktere miterleben, die er in den letzten Romanen kennengelernt hat. Auf der Seite des Südens sind das natürlich Durango und seine Männer, die an den wichtigen Ereignissen dieser Schlacht direkt beteiligt sind. Auf der Seite des Nordens ist es Larry Calhoun, der im Auftrag Präsident Lincolns bei den Truppen ist. Er ist zwar kein Soldat, erlebt die Geschehnisse aber aus nächster Nähe mit. Das vermittelt dem Leser das Gefühl, ganz nah an den Geschehnissen beider Konfliktparteien dran zu sein.
Der Roman findet einen guten Mittelweg, den historischen Ablauf der Schlacht zu beschreiben, ohne zu sehr in militärische Details zu verfallen, die den Handlungsfluss bremsen könnten. Denn schließlich handelt es sich noch immer um einen Unterhaltungsroman und keinen historischen Tatsachenbericht. Der Kern der Schlacht ist der zweimalige Versuch der Südstaatler, den Cemetery Hill zu erstürmen. Es gelingt dem Autor, den wesentlichen Schlachtablauf und die Fehlentscheidungen der Offiziere nachzuzeichnen.
Der Leser trifft wieder auf viele historische Persönlichkeiten, die ganz selbstverständlich in die Handlung eingewoben sind. Allem voran natürlich General Lee, der wohl bekannteste Offizier der Südstaaten. Diese Natürlichkeit ist eine besondere Stärke der Reihe.
Durango und Larry Calhoun treffen wiederholt aufeinander. Zu Beginn der Story spionieren Durango und Sergeant McCafferty im Lager der Union und erkennen sich in einem kurzen Augenblick wieder. Auf dem Schlachtfeld in Gettysberg treffen die beiden ebenfalls kurz aufeinander, so dass sich die Handlung der Reihe immer weiter auf diese beiden fokussiert.
In einem ruhigen Augenblick erzählen sich Durango und McCafferty, was sie vor dem Krieg getan haben. Der Lieutnant berichtet, dass er als Waise nach einem Indianerüberfall bei Priestern aufgewachsen ist und er lediglich ein Medaillon seiner Mutter bei sich hatte, auf der sein Vorname Jay eingraviert ist. Werden hier vielleicht die Spuren einer Nachfolgeserie gelegt, die nach dem Bürgerkrieg spielt oder ist Durango vielleicht selbst ein Calhoun? Damit würden Durango und Larry Calhoun als Metapher für den Bruderkrieg zwischen Nord und Süd stehen.
Seit dem ersten Band wünscht sich Durango, dass das Sterben bald ein Ende haben möge. Allerdings steht er fest für den Sieg des Südens und kämpft mit voller Leidenschaft an vorderster Front mit.
Weiter geht es demnächst mit dem nächsten Band dieser lesenswerten Serie, mit dem Titel „Das Gesicht des Todes“.
12/2024