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Drei Blickwinkel-Nachschlag (2):…und neues Leben blüht aus den Ruinen… Goodbye and Hello – Heftroman

Rolf Michael

... …und neues Leben blüht aus den Ruinen…
Goodbye and Hello – Heftroman…

Ich weiss, dass Einiges, was in meinem Artikel steht, eigentlich nicht zur Sache gehört. Tut mir leid, aber das ist nun mal so, wenn ich ins Plauscheln komme... Die drei fachkompetenten Artikel zur Sache habt ihr ja schon gelesen. Hier sind also nur einige Gedanken und Erinnerungen von einem, der "dabei war" und seinerzeit gegen jeden Widerstand versucht hat, im Rahmen seiner Möglichkeiten das Niveau des Heftromans zu heben.


Drei Blickwinkel-Nachschlag: (2)…und neues Leben blüht aus den Ruinen… Goodbye and Hello – HeftromanVieles, was heute als "Rettung des Heftromans" vorgeschlagen wird, habe ich damals schon versucht, mit einzubringen. Wenn es nur darum ging, meine Stories im Bezug auf die damals aktuellen Filme abzustimmen.

Die "Literatur" habt ihr in den drei Vorgängerartikeln gelesen. Was ich geschrieben habe, dient eigentlich mehr zur entspannenden Unterhaltung - ist eben "Roman-Heft".

Und wenn ich an den hoch verehrten und heiß geliebten Idolen diverser Leute gekratzt habe, dann vergesst nicht, ich habe sie über viele Jahre sehr gut gekannt und mit ihnen eng zusammengearbeitet. Das können nicht viele von sich behaupten.

Das, was ich geschrieben habe, ist die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

So Einiges sollen die Leute, die es interessiert, noch wissen, bevor alles im Nebel der Legende verschwindet.  Denn die ambitionierten Historiker der Unterhaltungsliteratur haben ein Recht darauf, alles zu erfahren, bevor niemand mehr da ist, der diese Dinge durch eigenes Erleben bezeugen kann.

Auch auf diese Art möchte ich das, was ich geschrieben habe, verstanden

wissen. Und - was ich geschrieben habe - habe ich geschrieben  !!!

„Das Alte stürzt! Es ändert sich die Zeit. Und neues Leben blüht aus den Ruinen.“ Diese Worte des ‚alten Attinghausen’ aus Schillers „Wilhelm Tell“ könnten richtungsweisend für eine Renaissance des Heftromans werden – wenn es denn von einem Verlag überhaupt gewollt ist.

Ein Verlag, egal welcher auch immer, ist ein wirtschaftlicher Betrieb, der gewinnorientiert arbeitet und weder ein Mäzen für ambitionierte Literaten noch eine Teststrecke für hoffnungsfrohe Jungautoren.

Es geht um die Menge Druckwerke, die man verkauft – um sonst nichts. Und ich möchte mal ketzerisch behaupten, dass auch Hitlers „Mein Kampf“ heute nachgedruckt und vertreiben würde, wenn es nicht gesetzlich verboten wäre. Denn das wäre eine sichere Bank für ein Geschäft.

Am Anfang steht das Geld. Denn ein Buch „machen“ kostet einiges, das Autorenhonorar ist dabei eigentlich verschwindend gering. Und die Leute, die im Verlag darüber entscheiden müssen, sind gehalten, nur die Dinge „einzukaufen“, die Rendite versprechen. Keiner der Verlage, die damals „Harry Potter“ abgelehnt haben, hat geahnt, was ihm entgangen ist. Eine Mischung zwischen Kinder- und Jugendbuch mit Internatsgeschichten und etwas mit Zauberei aufgepeppt. Absolut nichts Neues – und so kam es vom Tisch. Genau so, wie die Platten-Firma DECCA Anfang der 60er eine Band mit der Bemerkung ablehnte „Gitarren-Combos“ kämen aus der Mode. Kurze Zeit später hätte niemand mehr die „Beatles“ abgelehnt… und nachdem sich der Erfolg einstellte, dürften sich bei gewissen Verlagen diverse Leute ins Gesäß gebissen haben, dass sie den „Potter“ zurück schickten.

Keine Idee, sei es literarisch, musikalisch oder sonst auf künstlerischen Sektor, ist auch nur eine rote Rübe wert, so lange nicht der Glanz des Geldes dahinter zu erkennen ist. Andererseits – die Leute, die das zu entscheiden haben, sind Angestellte des jeweiligen Verlages und haben dafür zu sorgen, dass die Firma keine Schaden durch einen „Flop“ erleidet – denn wenn das mehrfach geschieht, könnte ihr eigener Stuhl wanken.

Auf diese Art gehen sicherlich viele gute Ideen und Schriftwerke für immer verloren oder werden erst gar nicht umgesetzt – aber wer fragt danach? Bekannt und bewährt – das ist die Devise, die Erfolg verspricht. Und Erfolg lässt sich immer nur in Münzen abmessen – die Ruhmeskränze vertrocknen sehr schnell.

Ja, und um zum Thema zu kommen. Genau das ist es, woran der Heftroman nicht nur krankt – sondern schon immer gekrankt hat. Man hat bis auf ganz wenige Ausnahmen immer auf sichere Bänke – d.h. auf sicheren Verdienst, gesetzt. Das, was wir das produzieren, ist schon immer so gelaufen, das läuft – und das wird weiter laufen!“

Das gilt einerseits für das überholte Format des Romanheftes (obwohl man es so schön zusammengerollt in die Tasche stecken oder auf der Toilette irgendwo hinstecken kann und außerdem kein Lesezeichen benötigt) wie für die äußere Gestaltung (es lebe die „Bastei-Zinne“) und den besonders den Inhalt.

Hier noch etwas zu sagen hieße, Eulen nach Athen tragen, dieweilen sie bereits von drei kompetenten Persönlichkeiten im „Zauberspiegel“ dorthin getragen wurden. Die drei, jeder für sich, haben ja Recht. Sie haben ja sooo Recht. Und das, was den Heftroman ausmacht, erinnert mich ein einen Patienten, der schon „auf der Linie“ ist und den man nur noch mit Elektroschock den Leben wieder geben kann.

Ob die dafür zuständigen „Ärzte“ jedoch die „Fachkompetenz“ dazu haben, kann ich nicht sagen – weil ich mich über viele Jahre um diese Dinge nicht gekümmert habe. Nachdem ich den „Zamorra“-Band mit dem Titel „Wenn Sparks Dämonen jagt“, den ich mit einem Wutschrei an die Wand geschleudert habe (ich bin übrigens nicht die Einzige. im „Zauberspiegel“ gibt es noch eine bekannte Persönlichkeit, die genau bei dem gleichen Meisterwerk Giesa’scher Literatur aus der Serie ausgestiegen ist) habe ich nur noch ab Band 500 in die Serie reingelesen. Ich las auch nur, weil Werner mir Hoffnung auf einen Neueinstieg machte. Als er mir dann, obwohl ich ihm auf seinen Wunsch für den 666er Zyklus einen Text von 200 Manuskriptseiten als „Geburtstagsgeschenk“ vermacht hatte,  kategorisch und kommentarlos sagte, dass aus einem Neueinstieg nichts würde, habe ich alle „Zamorras“ außer meinen eigenen Romanen (die als Hard-Cover gebunden sind) in den Müll geworfen – und die Sache war für mich erledigt.

Außer, dass ich gelegentlich Western von G.F. Unger lese (den ich leider niemals kennen gelernt habe, obwohl er nicht weit entfernt gewohnt hat) oder mal einen „Jerry Cotton“ hat mich eigentlich nur „Maddrax“ fasziniert. Aber weil „Maddrax“ ein Stoff ist, der sich für mich nicht zum Mitschreiben eignet (für mich zu viel SF) wurde das Kaufen der Serie irgendwann eingestellt. Jede Woche ein Heft lesen – wann soll ich denn meine Arbeit machen, mit meinen Katzen schmusern (sehr wichtig) und meine sonstigen Bücher lesen…und davon habe ich verdammt viele…

Das ich über Jahre nur noch gelegentlich Unger-Western (die Hard-Cover-Serie seiner besten Western von Bertelsmann habe ich im Regal) oder „Jerry Cotton“ gelesen habe, bedeutet nicht, dass ich dem Heftroman abweisend gegenüber stehen würde. Genau das Gegenteil ist der Fall. Die erste „Erwachsenen-Literatur“ die ich gelesen habe, waren Wild-West-Romane, die mein Vater geschenkt bekam – selbst hätten wir uns so was Anfang der 50er Jahre nicht leisten können. Und mit 14 im Eintritt ins Teenager-Alter, als man mir erklärte, das Wild-West und Schwertergeschichten für einen „Erwachsenen“ nichts mehr wären, sondern dass man gefälligst Kriminal-Romane zu lesen hätte, war das mein Einstieg in „Jerry Cotton“, die ich von Klassenkameraden bekam. Bis auf wenige Ausnahmen ist „Cotton“ auch der einzige Krimi geblieben, den ich lese – und das auch heute noch mit Begeisterung!!!

Als ich 1998 in New-York gewesen bin, wollte ich die Eindrücke verwerten und einen „Cotton“ schreiben. Aber das ist es eben – man kann manches lesen – aber es selbst nicht schreiben.  Nach ca. 10 Seiten habe ich es gelassen – der Krimi ist nicht meine Welt – und die drei Lokalkrimis, die ich gemacht habe, sind mehr Adventure-Krimis mit Mystik und Historie.

Schuster- bleib bei deinen Leisten. Nicht nur Krimis – auch Science Fiction oder Arzt-Romane sind so nicht mein Fall. Wollte ich das versuchen, käme ein Fiasko heraus. Das ist es eben, was mich, der mehr „aus dem Bauch heraus“ schreibt, von den „Lohnschreibern“ unterscheidet, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Und das soll absolut nicht abwertend sein. Ich bewundere Leute, die einen Grusel, einen Bergroman, einen Cotton eine erotische Love-Story und einen Western hintereinander schreiben können und die Sachen akzeptiert werden. Das könnte ich nicht. Das, was mich auf der Heft-Szene eben interessiert, ist Grusel, Horror, Fantasy und Mystery.

Was in den Heft-Serien jedes Genres heute geboten wird, ist entweder nicht das, was mich begeistert. Arzt- und Heimatromane kaufe ich genau so wenig wie Landser- oder Neo-Söldnerhefte, die man unlängst mal versuchsweise produziert hat. In Sachen Science-Fiction, wenn es keine Space-Operas sind, gibt’s außer dem Erbschleicher des Universums auch nichts mehr ohne Buchrücken. Ich habe damals die ersten 200 Rhodan-Bände gelesen und war begeistert – 20 Bände später habe ich keine mehr gekauft. Ja, das ist das Einzel-Schicksal eines Freundes des Heftromans – ich bin sicher, viele Andere werden ähnlich gedacht und gehandelt haben. Allerdings – auf „Perry-Rhodan-Action“ bin ich mal gespannt. Das werde ich mal antesten.

So lange aber meine Sachbücher über Historie und Mystik mich mehr faszinieren und für mich spannender sind als ein Heft, fällt es mir nicht schwer, am Heftständer vorbei zu gehen. Und die sind ja in den meisten Buchhandlungen kaum zu finden. Wie Parias stehen sie ganz hinten in der Ecke, wo sie kein Schwein bemerkt – geschwiegen denn ein Käufer. Und wenn auf diesen Ständern was zu finden ist, sind es neben Rätselheften nur Liebes-, Arzt- und Adelsromane, gelegentlich hat sich mal ein Frauen-Grusel oder ein John Sinclair hierher verirrt. Naja, nichts gegen Liebesromane oder Frauen-Grusel…schöne Grüße von Michaela Ford….und von Melanie Maine und Linda Morrison….ahem…ich stehe dazu   im Gegensatz zu meiner lieben Freundin Tanja Rion…

Aber es ist nur ganz selten, dass in den Buchständern für Hefte auch mal Action-Serien außer Rhodan oder Unger-Western zu finden sind – und Letztere meist in Dreier-Bänden. Der Buchhändler stellt das an Druckwerken nach vorn, was sich seiner Meinung nach verkauft. Und wenn da nichts seitens des Vertriebs einiges getan wird, um das Heft oder den Nachfolger aufzuwerten und vor allem Dingen die Produkte in den Verkaufsstellen besser zu platzieren – dann ist alles andere vergeblich.

Und dann gehört natürlich Werbung dazu – sonst läuft gar nichts. Wie heißt es doch so schön? Werbung ist teuer – keine Werbung ist noch teurer. Nur die „Rolling Stones“ und „James Last“ können ein Konzert geben, ohne dass Plakate geklebt werden müssen. Aber für die Hefte gibt es keine Werbung – weil niemand mehr zu hoffen wagt, dass der todkranke Patient durch eine solche Infusion noch gerettet werden kann. Das Heft ist für sie wie ein alter Ackergaul- es wird gewartet, bis er im Geschirr zusammen bricht. Da war eben nichts mehr zu machen. Und vielleicht kauft man sich danach einen Traktor…bzw. fängt dann an, sich Gedanken zu machen, auf welche Art man jetzt Geld verdienen könnte.

Am Gelde hängt – zum Gelde drängt – doch alles….

Ja, und wenn dann mal jemand die Initiative ergreift und das Heft wieder populär machen will, dann macht man es so laienhaft, dass selbst Leuten wir mir, die eigentlich mit Werbung nichts zu tun haben, Tränen in die Augen treten.

Bastei hat es vor Jahren mal mit großflächiger Plakat-Werbung versucht. Die Sache war so richtig hausbacken und langweilig aufgemacht. Ein großes Plakat, auf dem die Titelbilder verschiedener Hefte zu sehen waren. Diese Art von Werbung hätte man sich sparen können.

Ein Bild mit jungen Leuten in gepflegter Umgebung, die in zwangloser Partystimmung Heftromane in den Händen halten und der passende Slogan wie seinerzeit in der Zigaretten-Werbung (Marlboro, Peter Stuyvesant, Camel etc.) wäre wesentlich besser gekommen. Und auch ein kurzes Filmchen gedreht und in die Kino-Werbung (die ist gar nicht so teuer, wie man annimmt) gegeben, das hätte mehr Erfolg gehabt. Zumal es vor ca. 25 Jahren, als die Aktion lief, gerade mit den Privat-Sendern erst anfing und sich diesen Luxus noch nicht viele Leute leisten konnten. Da ist man mehr ins Kino gegangen.

Aber die Leute, welche die oben geschilderte Werbung damals verbrochen haben, waren sicher hoch studierte und daher hoch bezahlte Leute. Sie haben sicher viel mehr Ahnung haben als einer der Konsumenten, der von der Werbung angesprochen werden soll. Fazit: Die ganze Sache war für die Katz! Miau!!!

Habe ich eigentlich Ahnung vom Heftroman, dass ich hier so die Schnauze aufreiße? Sicher nicht so viel wie die Leute, die diese Artikel geschrieben haben und schon gar nicht wie die, die diese Artikel und mein Geschreibsel hier irgendwann kommentieren.

Nur habe ich die Vorschläge zur inhaltlichen Rettung des Heftromans, wie sie Horst Hermann von Allwörden in seinem Artikel zur Rettung des Heftromans vorgeschlagen hat, zu meiner Zeit in der ersten Hälfte der 80er Jahre schon gemacht. Jedenfalls so weit es mir möglich war.

Hauptsächlich wurde das natürlich im Zamorra praktiziert. Der Prof wurde in meinen Romanen immer mehr zur Gestalt eines väterlichen Freundes und Lehrers, der dann eingegriffen hat, wenn die B-Helden nicht mehr weiter kamen. Vorher hatte Zamorra außer Nicole Duval nur noch Bill Fleming als „Wasserträger“. Natürlich hat Werner in seinen Bänden ab 111 (besonders da) auch mit B-Helden in der Gruppe gearbeitet – aber die waren im nächsten Band wieder verschwunden und außerdem vergleichbar mit Kindern im Vorschulalter, die vor lauter Neugier in gefährliche Situationen kommen, aus der sie eben nur von der „Kindergartentante“ gerettet werden können.

Bei mir was der „Meister des Übersinnlichen“ zwar immer noch der Ober- Muck, aber erstens hatte der Barbie-Verschnitt Nicole Duval in meinen Romanen meistens Pause und zweitens habe ich mit Michael Ullich und Carsten Möbius, später auch mit Tina Berner und Sandra Jamis „Teenager-Helden“ eingeführt, die zwar entweder sportlich und kräftig gut drauf waren (Micha Ullich) oder eben nachdenkend und gleichzeitig clever (Carsten Möbius).

Bei Tinchen und ihrer Freundin Sandra verhielt sich das ähnlich. Eigentlich waren Tina (Christina) und Sandra reale Girlies aus meinem Freundeskreis, die meine Romane Korrektur lasen und die natürlich so geschildert habe, wie sie gern hätten sein wollten – allerdings auch teilweise, wie sie mit all ihren Problemen und Problemchen um Schön-sein, die Jungs und den Reiterhof wirklich waren. Das hat sicher den Reiz dieser beiden Mädchen-Figuren ausgemacht. Micha- und Carsten dagegen sind mein ureigner Charakter – je nach der Situation, die ich zu bewältigen habe.

Das hat natürlich damals meinen „Vorgesetzen“ in Form von W.K.Giesa und Jason Dark als Redakteur nicht so recht gefallen. Zitat W.K.Giesa: „Der Zamorra ist eine Helden-Serie mit dem Helden „Professor Zamorra“ und eine Grusel-Serie!“ Letztere Bemerkung kam daher, dass ich schon klassische Fantasy in die PZ-Handlung eingewoben habe (das hyborische Zeitalter Conans von Cimmeria), als dieses Genre vom Film noch nicht recht entdeckt und in den Redaktions-Etagen völlig unbekannt war. Dazu kamen auch noch die Zeit-Abenteuer, die Ausflüge in die Elben-Welt Tolkiens und die Dimensionen der Namenlosen Alten von H.P. Lovecraft. Übrigens hat das Lovecraft-Thema im Zamorra genau einem Band vor meinem Erstlingswerk „Der Krakengötze“ schon ein anderer Autor aufgegriffen. Gemeint ist der Band „Der Mann der das Grauen erbte“, das in gewisser Weise den „Hexer“ vorweg nahm und den ein gewisser „Henry Wolf“ geschrieben hatte. Heute heißt er nur noch Wolfgang Hohlbein und hat mit der Lovecraft-Thematik richtig Geld verdient. Der „Hexer“, der als Heft nicht so eingeschlagen hat und eingestellt wurde, brummt im TB und Hard-Cover wie alle Bären des Yellowstone zusammen genommen.

Aber damals, Anfang der 80er wurden solche außergewöhnlichen Romane bei den Leuten, die bei mir das Sagen hatten, gar nicht gern gesehen. Wären meine Romane damals nicht von der Leserschaft gelobt und in Fanzines bejubelt worden, wäre ich schnell wieder aus den Heft-Geschäft draußen gewesen. Und der Pabel-Verlag, wo man mit „Vampir“ wesentlich experimentierfreudiger war und wo mein Freund Hugh Walker seine grandiosen Horror- Romane veröffentlichen konnte, war mit Autoren „voll bis unters Dach“ Da hätte ich keine Chance gehabt.

Mein unbestreitbarer Vorteil war (heute kann man ja drüber reden), dass der zuständige Lektor so mit Arbeit überlastet war, dass er meine Romane entweder gar nicht oder höchstens quer gelesen hat. Der gab die Manuskripte gleich an den Anwalt zur Prüfung wegen jugendgefährdender Schriften weiter und änderte höchstens die Stellen, die der Anwalt als zu „gewalttätig“ angestrichen hatte. Einmal hat er auch vergessen, das Unterstrichene zu ändern. Im Satz bedeutet aber „Unterstrichen“ dann dieser Textteil kursiv besonders heraus zu heben ist.

Mein „Zamorra“-Band „Dämonen-Orakel“ (der letzte Troja-Band) ist so ein Fall.

Eine Kostprobe gefällig?

„Michael Ullich reagierte wie eine abgezogene Handgranate“. Ja, das war den jugendlichen Lesern genau so wenig zuzumuten wie ein Held, der sich nach dem Schwertkampf die Klinge am Umhang des toten Gegners abwischt. Wenn heute in den Texten weiter so verfahren wird, ist allerdings nichts mehr zu machen. Selbst im Nachmittagsprogramm sehen die Kids mehr.

Die Produktion eines Heftes lässt sich am ehesten mit einer Musikproduktion vergleichen, mit der Leute wie Dieter Bohlen richtig Geld verdient haben. Egel ob in der modernen Pop-Musik, im Schlager oder im Bereich der volkstümlichen Musik: Es gibt immer wieder Kompositions-Schemata, nach denen man sich zu richten hat, wenn man Erfolg auf breiter Linie haben will. Natürlich gilt das auch für die Texte, die sich inhaltlich immer wiederholen. Die Leute von der „Volkstümlichen“ wollen eben ihre heile Welt genau so wie die „Schlager-Freunde“, wobei sich das vom musikalischen wie vom textlichen heute überlappt. Und wenn dann mal ein „engagierter Text“ wie damals „Griechischer Wein“ dabei ist, dann ging das nur, weil er von Udo Jürgens gesungen wurde. Ansonsten bleiben wir mal schön bei der heilen Welt und wenn man für ein Stück mehr als vier oder fünf Griffe auf der Gitarre oder auf dem Keyboard können muss, dass wird das vom hohen Olymp der Studiobosse meist abgelehnt.

Dass es dennoch Gruppen wie früher die Ärzte, Pur oder die Toten Hosen und heute Juli oder Silbermond geschafft haben, ist ein Glücksfall. Ja, ich oute mich hier mal, dass ich diese Musik gern höre. Ansonsten haben wir es ja hauptsächlich mit Eintagsfliegen zu tun – ein Superhit – und nie wieder was davon gehört.

Mit dem Heftroman ist das genau so. Du hast gefälligst nach einem Schema zu arbeiten, dass dir vorgegeben ist. Wenn du das nicht willst, schreibt eben jemand anderes. Ich hatte beispielsweise vor einigen Jahren die Chance, bei den Bastei-Serien „Torn“ und „Vampire“ einzusteigen. Bei beiden konnte man sagen: „Im Prinzip Ja – aber…“ Torn war mehr Science Fiction als Zeitreise, zumal man sich bemühte, die Zeit nicht genau zu lokalisieren und Namen historischer Figuren zu nennen. Ob man im 30jährigen-Krieg-Roman nun den Begriff „Der Feldherr“ mit „Wallenstein“ ersetzt hätte, wäre garantiert nicht schlecht für die Story gewesen – denn der gute Albrecht Wenzel Eugenius war es tatsächlich. Aber so fand meines Erachtens der Leser keine rechte Beziehung zur Handlung in der Serie.

Bei „Vampire“ fand ich die Grundidee nicht schlecht, aber die Sache hatte zu wenig Substanz. Mein Entwurf für einen großen Hintergrund wurde nicht akzeptiert – und sicherheitshalber habe ich danach nichts mehr von mir hören lassen. Gegenüber Freunden habe ich mich damals geäußert, dass diese beiden Serien nicht über Band 20 kämen. Und dann würde man sagen: „Der Michael hat die Serie kaputt geschrieben“. Nun, das haben andere getan – und ich könnte mich jetzt einen Auguren nennen, wäre ich der Einzige gewesen. Aber W.K.Giesa (heute darf man es sagen) hat damals mit den gleichen Argumenten des Gleiche gesagt.

Ich habe mal ketzerisch den heutigen Heftroman mit der Handlung eines Kasper-Theaters verglichen. Erst kommt die Gefahr, der Teufel klaut die Großmutter oder Nicole Duval. Dann kommt der Kasper (na, wer wohl), der erst vorgestellt wird und dann seinen Seppel ruft (früher Bill Fleming). Ja, dann gehen sie in den Wald oder sonst wohin, verprügeln das Krokodil und den Räuber, den ihnen der Teufel entgegen schickt und ganz zum Schluss bekommt der Teufel den „Arsch gehauen“ und muss die Großmutter wieder hergeben. Kurzer Reigentanz auf Seite 62 und Feierabend.

Das ist im Prinzip ja nicht verkehrt und Generationen von Unterhaltungsautoren haben ihre Geschichten nach dieser Masche gestrickt. Nur gibt es zum Kaspertheater einen kleinen Unterschied. Dort werden die Kinder, die Zuschauer, in die Handlung einbezogen. Der Kasper stellt direkte Fragen an sie, die natürlich lauthals beantwortet werden. Und die Kinder warnen den Kasper auch, wenn hinter ihm das Krokodil auftaucht oder der Räuber die Pfefferpistole in Anschlag bringt.

Klar, im Heft kannst du die Leser auf diese Art nicht einbeziehen. Aber du kannst versuchen, sie mit unvorhergesehenen Vatianten in der Handlung zu fesseln. Sie müssen geistig an der Seite des Helden die Abenteuer miterleben.

Das habe ich seinerzeit immer wieder versucht. Denn ich habe ja mit dem Roman meist in erste Linie mir eine Geschichte erzählt. Ich wusste meist nur den Anfang und das vermutete Ende. Dazwischen gab es ein Rollenspiel mit mir selbst – obwohl das „Rollenspiel“ noch gar nicht erfunden war. Wenn ich in einer Situation war, die man ganz einfach mit Prügel-Action oder einem Energieblitz aus dem Amulett hätte lösen können, bin ich mit meinem Hund Charly durch die Gegend gelaufen und habe so lange gesucht, bis ich eine möglichst ungewöhnliche und unvermutete Lösung gefunden hatte.

Das fing schon in meinem zweiten „Zamorra“ mit dem Titel „Herr der Grünen Hölle“ richtig an. Das Amulett versagte plötzlich den Dienst. Das hatte es im „Kraken-Götzen“ auch schon getan – aber logisch erklärt, weil der Schwarz-Zauberer Amun-Re eben älter war als das Amulett und Merlins Stern die Magie des alten Atlantis nicht kannte.

Es hat sehr lange gedauert, bis ich Werner klar gemacht hatte, dass eine Allzweckwaffe, die wie eben das Amulett immer funktioniert, langweilig wird. Ja, und so kam es dann, dass er mitgezogen hat und das Amulett im 250er Zyklus erst mal vollständig entmachtet hat.

Die dreizehn Amulette, der Juju-Stab  und noch verschiedene andere Dinge waren erst mal Abfallprodukte, aus denen ich später noch was machen wollte. Was Werner und andere daraus gemacht haben, war absolut nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Aber die Rechte an den Ideen gehören dem Verlag und der Leser hat es eben konsumiert, weil er es nicht besser wusste.

Übrigens, was die wenigsten wissen, auch die Idee, Asmodis aufgrund eines geheimen Gesprächs mit dem Höllenkaiser für einen bestimmten Zeitraum die Seiten wechseln zu lassen, stammt von mir. Nur dass ich es auf ca. 20 Bände beschränken wollte, weil es sonst für mich langweilig wird. Wie mit so vielem anderen aus meiner Ideenküche hat Werner fleißig weitergemacht und die Leute glauben heute noch, dass er das alles selbst erfunden hat. Wenn ihr wüsstet…

Zu meinem Glück haben den Lesern meine manchmal recht außergewöhnlichen Ideen und Variationen eines Themas gefallen – den Leuten, die das „Sagen“ hatten, eigentlich weniger. Meine Romane waren ihnen einfach zu kompliziert und so fiel dann mal der berühmt-berüchtigte Satz: „Wir schreiben für die Dummen.“

Dagegen habe ich schon damals heftig protestiert und tue es heute noch. Denn die Dummen lesen nicht – das haben sie damals schon nicht getan – und heute tun sie es erst recht nicht. Wer ohne Kenntnis der Kunst des Lesens oder einfach zu faul dazu ist, sitzt vor dem Bildschirm und hat was weiss ich wie viele Programme, dazu DVDs und Videos. Oder er hat Computerspiele, wo er sein eigenes Action-Heft erleben kann. Natürlich mit sich selbst in der Heldenrolle.

Na gut, vielleicht steckt er im Körper von Lara Croft, ist ein Nachtelf oder irgend so eine Figur – aber das, was er auf dem Bildschirm erlebt, ist sicher noch spannender als die Handlung eines Romanheftes üblichen Zuschnitts. Im Gegensatz zu einem echten Abenteuer, wo es auch schon mal weh tun kann oder wo du in Gefahr läufst, tatsächlich den Löffel abzugeben, kann dir bei diesem Spiel nichts passieren. Wenn sich auch dein Alter Ego auf dem Bildschirm nur noch mühsam über die Szene schleppt und den Sterbenden Schwan spielt – du selbst könntest noch einen ganzen Kindergarten voll Helden zeugen.

Aber genau das ist es, was das Medium „Spannungsroman“ von der Szene verdrängt. Die reine Actionhandlung, in der man, wenn dem Autoren nichts anderes mehr einfällt, die Seiten zu füllen, eine Prügelei oder eine Verfolgungsjagd mit dem Auto anfängt, hat man auf dem Bildschirm viel Besser – und braucht sich vor allen Dingen nicht die Mühe zu machen, das Gelesene mit der eigenen Phantasie in geistige Bilder zu verwandeln.

Als ich vor einigen Jahren durch die USA tourte, sah ich in Las Vegas eine Spielhalle für Kids (das gibt es da). Darin gab es unter vielen anderen Action-Spielen auf dem Bildschirm (Truck-Fahrer, Surfer, Feuerwehrmann etc.) auch ein Action-Spiel, wo du der Held bist. Mit einer originalgroßen Wumme wirst du im Team mit einer Task-Force gegen Terroristen eingesetzt wird, die in ein Gebäude eingedrungen sind. Und da wird erst geschossen und anschließend die Fragen gestellt. Du musst nur aufpassen, keine eigenen Leute abzuknallen. Aber ansonsten geht es zu wie einer Geburtstagsparty von Bruce Willis und Sylvester Stallone. Es stirbst sich so – und das Blut spritzt voll auf die Mattscheibe.

Ich räume ein, in Deutschland wäre so was verboten. Aber dort ist es angekommen – ihr hättet mal sehn sollen, wie begeistert die Nachkommen der Vietnam-Veteranen rumgeballert haben. Da das schon einige Jahre zurück liegt ist es möglich, dass ein paar von ihnen diese theoretischen Kenntnisse inzwischen in Bagdad in die Praxis umsetzen konnten. Wer wollte da noch eine „paramilitärische Ausbildung“ verdammen?

Na, lasst die Jungs, die so was spielen, mal zum Bund, möglichst zu den Panzergrenadieren kommen, wo ich meine 18 Monate abgeleistet habe. Bei so einem Verein vergehen all diese Heldenambitionen sehr schnell. Wenn du mal ein Maschinengewehr oder eine Panzerfaust mitsamt Sturmgepäck und Munition über 20 oder 30 Km schleppen musst (wir sind damals noch 60 km getippelt), dann vergeht die Action-Romantik vom GI-Joe.

Also, die im Übermaß vorhandenen und leicht zugänglichen sowie nach einer gewissen Zeit zum erschwinglichen Preis zu kaufende Action-Spiele sind neben der täglichen TV-Berieselung aller Sparten sicher ein Grund, dass man so was erst gar nicht mehr lesen muss.

Wem der Bildschirm zu wenig ist, für den gibt es andere Dinge, die in Deutschland zwar verboten, in Holland oder Österreich aber möglich sind. Du gehst mit einer Laser-Knarre in ein Keller-Labyrinth und schießt da auf alles, was dir entgegen kommt. Das sind zwar Leute wie du selbst, die auch ihren Eintritt bezahlt haben, aber es geht ja nur darum, die Knarre hochzureißen, den Stecher durchzuziehen und die typische heldenhafte Chuck-Norris-Haltung einzunehmen. Oder soll ich von Gotcha-Spielen oder so was schreiben? Es gibt heute jede Menge Möglichkeiten, seinen eigenen Action-Roman zu erleben. Und deshalb kann eben dieser Action-Roman nur dann überleben – wenn er mehr bietet. Unterhaltung mit Hochspannung und leicht zu konsumieren – besser gesagt, runter zu lesen.

Ich gebe es ja zu. Meine Romane waren nicht so einfache Kost. Sie waren etwas komplizierter geschrieben und Dr. Pesch vom Lübbe-Verlag sagte mir mal: „Du schreibst Hefte, um die ein Buchrücken gehört“. Nun, ich nehme es als Kompliment.

„Du sollst ja nicht primitiver schreiben – du sollst einfacher schreiben!“ erklärte W.K.Giesa in all seiner Weisheit. Ja, was ist denn das – einfacher schreiben?

Gewiss, wenn ich mir heute meine alten Romane vornehme, würde ich stilistisch vieles anders machen. Aber nicht alles. Eine Story lebt von der Atmosphäre, die der Text ausstrahlen muss. Eine Grusel-Situation kann man zwar im Jason-Dark’schen Stil mit einigen Worten skizzieren, aber wenn man sich etwas von Stephen King abguckt, dann kann man den Leser in die Handlung mit hinein ziehen. Ich habe damals hauptsächlich in den Zeitabenteuern den markigen und erhabenen Stil von Felix Dahn (Kampf um Rom etc.) verwendet.

Die Art, wie man mit Worten und Lautmalerei den Hintergrund plastisch hervor treten lässt ist vergleichbar mit der Musik in einem Monumental-Film. Entweder sie passt – oder der Film wird Schrott. Bestes Beispiel neueren Datums ist der Film „Marie Antoinette“. Wirklich gut gemacht und historisch auch im Detail bis auf wenige Ausnahmen korrekt – aber mir einer Art Disco-Unterhaltungs-Mucke musikalisch unterlegt liegt der ganze Streifen völlig daneben – von den Turnschuhen zwischen Marie Antoinettes Schuhsammlung mal ganz zu schweigen. Aber das ist sicher genau so „gewollt weil künstlerisch wertvoll“ wie das Lama, das im Film „Troja“ in einer kurzen Szene zu sehen ist.

Also, ich bin dafür, dass dieses „grobflächige Schraffieren einer Szene“ den Leser nicht in die Handlung zieht. Das ist wie bei einem unveröffentlichten Römer-Roman einer guten Freundin, bei dem am Anfang eine Römer durch die Landschaft galoppiert, von der nichts, aber auch gar nichts beschrieben oder angedeutet ist.

Hermann fragte dann die Lady in seiner unnachahmlichen direkten Art, ob das denn der Schimmelreiter auf dem Deich oder so was sei. Ja natürlich, es war die Landschaft Kampaniens, ließ sich die Autorin vernehmen. Nur ist Hermann noch nie in Italien gewesen – und vielleicht der eine oder andere Leser auch nicht. Fazit: Eine halbe Seite literarische Ausmalung des Hintergrundes und die Sache wäre erledigt. So aber hatte eben jene Frau „Recht“, wie sie übrigens immer Recht hat (nein, es ist nicht meine Ex-Petra) und deswegen ist der Roman immer noch unveröffentlicht. Denn so was bemängelt man natürlich auch am Schreibtisch eines Lektors. Und wenn eine Story so los geht, wird sie spätestens auf Seite 3 beiseite gelegt und mit Formblatt zurückgeschickt. Man hätte mit Interesse gelesen und bedauere vielmals…nun, ein Brief errötet nicht….

Was heißt es nun eigentlich, im Sinne eines Redakteurs „einfach“ zu schreiben?

Anlässlich meines „Troja-Zyklus“ beim Zamorra bemängelte der Redakteur den Namen „Agamemnon“. Der sei viel zu kompliziert gewählt und den könnte sich der Leser doch nicht merken. Meine Antwort: „Ja, hätte ich ihn vielleicht Drusus nennen sollen?“ fand seine Zustimmung. „Das kennt der Leser, das versteht er. Und das kauft er auch!“

Heiliger Homer!

Aber wer wollte gegen solche Argumente aus der Chefetage etwas sagen. Gut, dass jener Verlagsgewaltige zu viel selbst zu schreiben hatte und meine Romane erst gar nicht gelesen hat – sonst wären sie niemals erschienen. Und gut, dass die Romane schon raus waren, als so was aufgefallen ist. Den Feldherrn vor Troja mit dem Namen Drusus – wer hätte mir abgenommen, dass mir so was aufgezwungen wurde.

Und welchen Rat gab jener Redakteur mir dann? „Nimm zwei Dinosaurier, nenn den einen Fritz und den anderen Franz und lass sie sich bekämpfen. Zamorra geht dann dazwischen und regelt das.“

Ja, wenn man solche Verlagsvorgaben hat und sich danach richtet, dann müssen natürlich geniale Werke entstehen. In einem späteren Band mit einer Zeitreise in die Urzeit (Verloren im Höllensumpf) habe ich PZ und Micha Ullich auf zwei Flugsaurier gesetzt. Micha nannte seinen „Fritz“ (so nannten die französischen Poilus im ersten Weltkrieg die deutschen Soldaten) und Zamorra nannte seine Flugechse „Franz“ – er ist immerhin Franzose…wer hat das was von „Franzmann“ gerufen…?

Übrigens hat der gleiche Verlags-Mensch den Begriff „Indiana-Jones“, den ich in einen Zamorra eingebaut hatte, weil die Filme gerade populär waren, in „der Indianer Jones“ umgewandelt. Ja, so war das damals – und ich würde nicht meine Seele verwetten, dass es heute noch so ist…aber da hat sicher Asmodis was dagegen… der hat mich schon in Kessel Sieben eingeteilt… wegen Geheimnisverrat der Höllenstruktur im „Zamorra“…ahem…

Ich habe nicht nur damals beim Zamorra sondern auch sonst immer aus dem Klischee des Heftes ausbrechen wollen. Ich wollte für den Leser etwas schreiben, was zwar den Anschein von Dutzendware hat, aber keine war.

Meine beiden „Lassiter“ wurden nicht in die Zweitauflage aufgenommen, weil sie nach Auskunft der Redaktion „Edelwestern wie sie der Unger macht“, aber eben keine richtigen „Lassiter“ waren. Dieses Kompliment hat mich über den Verlust des Nachdruckhonorars mehr als hinweg getröstet.

Natürlich gilt das auch für die Frauen-Grusels und die Liebesromane. Erstere habe ich gar nicht ungern geschrieben und im „Zauberspiegel“ findet sich mein letztes „Werk“ dieses Genres unter dem Titel „Das Meer wird dein Leichentuch“. Bei Bastei wurde es abgelehnt, weil der Roman kein richtiges Happy-End hat. Klar, die „Titanic“ geht unter und es wird dabei gestorben. Das Ende meines Romans ist also tragisch und für ein Heft außergewöhnlich. Den Roman hatte ich übrigens ein Jahr vor dem Film geschrieben. Kelter hat ihn dann veröffentlicht, als die „Titanic“-Welle vorbei war. Eine Ausarbeitung des Stoffes als Taschenbuch lehnte man vom Bastei-Verlag damals mit den Worten ab: „Der Film wird sowieso ein Flop“. Und damals hat man alles, was es über die Titanic zu lesen gab, wirklich alles gekauft. Nun, jetzt könnt ihr ihn hier im „Zauberspiegel“ für lau lesen…

Überhaupt, die Frauen-Romane, die ich geschrieben habe… Egal ob Mystery-Grusel oder Erotic-Love-Story, ich habe meine Heldinnen immer so geschildert, wie die Frauen aus meiner Umgebung waren. Und manch eine davon hat sich da auch recht gut, wenn auch idealisiert wieder erkannt. Im Gegensatz zu den Verlagsvorstellungen waren meine Heldinnen viel zu selbständig. Klar, sie gerieten in Bedrängnis und hatten Probleme – aber anstatt, wie vorgeschrieben, um Hilfe zu plärren und zu warten, bis er kam, um die Situation zu klären und ihr auf Seite 62 den Heiratsantrag zu machen, schafften es meine Heldinnen, die Schwierigkeiten ganz oder wenigstens zum größten Teil selbst zu erledigen.

Ich bin der Ansicht, man soll der Leserin wie dem Leser etwas suggerieren. Und das ist: „Hilf dir selbst, sonst hilft dir niemand – nicht einmal Gott!“ Wer sich darauf verlässt, dass er von anderen in letzter Sekunde gerettet wird, der wird von der Realität furchtbar enttäuscht. Inzwischen scheint sich da seit „Jessica Bannister“ etwas geändert zu haben. Und auch die frühere Vorgabe, dass die Handlung ausschließlich in alten Schlössern in England oder Schottland spielen dürfte und er mindestens Millionär sein müsse (gilt noch besonders für den Liebesroman) scheint heute nicht mehr ganz aktuell zu sein. Na, ich habe noch einige Konzepte, auch außerhalb von England, die darauf warten, ausgearbeitet zu werden. Ob ich das jemals tun werde – Crom mags wissen.

Ich räume ein – bei Kelter hätte ich eine Chance. Aber seit jenem Gespräch mit W.K.Giesa, wo er mir erklärt hat, dass er mir keine Chance beim Zamorra mehr einräumt, hat es bei mir einen inneren Knacks getan. Und es wird sicher noch einige Zeit dauern, bis das innere Feuer, dass Hermann aus einer verglimmenden Glut wieder angeblasen hat, wieder empor flammt. Ideen und vorliegende Konzepte habe ich mehr, als ich in diesem Leben noch verwirklichen kann. In diesem Jahr werde ich 60 und wenn unser Personalamt Glück gehabt hätte, dann hätte ich mich schon im August 2006 von dieser Welt verabschiedet. Aber meine Katzen werden wohl fleißig zu Bastet gebetet haben und wenn ein „Held“ eine 20%ige Überlebenschance hat, dann ist das mehr als ausreichend. Also, mich gibt es noch und sicher wird das für einige Zeit noch so bleiben. Nur, dass ich heute viel bewusster lebe, mir noch Einiges von der Welt ansehen will (meine Indien-Reise war ein Teil davon) und ansonsten nicht mehr die Schnauze halte, wenn mir was nicht passt.

Klar, ich würde ganz gern wieder schreiben – natürlich mit der Chance der Veröffentlichung, sonst fange ich so was erst gar nicht mehr an. Aber wenn sich nach diesen ehrlichen Zeilen einige Leute auf den Schlips getreten fühlen und das verhindern – ich lebe seit Jahren mit dem, was ich monatlich von meinem Dienstherrn auf mein Konto bekomme, und ich werde davon auch weiter existieren. Also, kein Grund für mich, vor irgendwelchen Verlagsmoguln den Kotau zu machen oder in Proskynese zu sinken.

Es gab ja Mitte der 80er mit „Bastei-Fantasy“ schon einmal den ambitionierten Versuch, den Heftroman neu zu gestalten. Dr. Helmut Pesch, heute bei Lübbe, wollte damals anspruchvolle Fantasy für ein Taschengeld, sprich die Kosten eines Heftes, produzieren. Bastei hatte dazu 100 traumhaft schöne Bilder der Gebrüder Hildebrand aus den USA eingekauft, zu denen verschiedene Autoren Romane schreiben sollten.

Als Dr. Pesch erkannte, dass die Leser mehr zu action-betonten Storys tendierten als zu Romanen im tolkienschen Stil war es schon zu spät. Damals wurden Heftserien noch bei Auflagen dicht gemacht, von denen man heute träumt. Im Dezember 1985 gab mir Dr. Pesch das „Aus“ bekannt. Zwei von mir noch in Auftrag gegebene Romane wurden zum Taschenbuch „Der Drachenlord“ zusammengefasst und hatten später die Folgebände „Der Wunderwald“ und „Götterkrieg“. Wen diese Sachen interessieren, sie sind vollständig neu bearbeitet unter dem Titel „Die Adamanten-Welt“ beim Internet-Verlag „Readers-Planet“ zu beziehen.

Warum diese grundlegende Änderung? Nun, Werner und ich waren damals von Anfang an für Bastei-Fantasy mit vorgesehen, weil man uns aufgrund des damaligen Erfolges beim Professor Zamorra zutraute, so was zu schreiben. Außerdem kannte ich Dr. Pesch aus meinen FOLLOW-Zeiten. Nun hatten Werner und ich jeder für sich eine Welt entwickelt. Werner hatte die „Straße der Götter“ aus dem Zamorra einfach übernommen. Ich hatte das Konzept einer „Geborstenen Welt“, die am Äquator auseinander driftet. Da wir beide ohnehin zusammenarbeiteten, wurde uns aufgetragen, aus beiden Welten eine Gemeinsame zu machen.

Für die „Adamanten-Welt“ musste ich alles, was Werner beigetragen hatte, entfernen, weil diese Dinge Teile vom Zamorra und damit im Eigentum des Bastei-Verlages sind.

Dass Werners Romane zu der Serie unter dem Titel „Tempel der Schatten“ und „Die Sturmrösser von Khe-She“ in der Serie nicht erschienen sind liegt daran, dass Werner eben das Heft-Klischee geschrieben hat – und damit absolut nicht den Geschmack des Redakteurs traf. Mag sich der, der sie im Sonderband des EDFC zum 500sten Zamorra oder als Zauberwald 2 gelesen hat, selbst sein Urteil bilden.

Dr. Pesch bat mich, wenigstens den „Tempel der Schatten“ zu überarbeiten. Er hatte den Roman schon angekauft, ohne ihn richtig zu lesen, weil es ja ein bekannter und routinierter Autor war, der ihn geschrieben hatte. Nach kurzem Lesen stellte ich fest, dass nicht viel mehr als der Titel und der Einsatz von Damon und Byanca übrig bliebe, wenn ich die Sache so bearbeiten, besser gesagt, nach dem Geschmack eines Dr. Pesch neu schreiben müsste. Einige Seiten habe ich angefangen – dann wurde die Serie eingestellt und das Geschriebene wanderte ins Altpapier.

Ja, die Bastei-Fantasy, das war so die Art, wie man heute neu anfangen müsste. Nur, dass seinerzeit Fantasy von der Leinwand her nur von „Conan“, „Ator-Herr des Feuers“ oder „Beastmaster“ bekannt war. Heute würde so etwas vielleicht laufen. Aber komme mir keiner jetzt auf den Gedanken, ich wollte die „Adamanten-Welt“ weiter schreiben. Da habe ich inzwischen bessere Konzepte. Viel bessere…

Und das nicht nur für Fantasy, sondern auch für Grusel, Horror und Mystery. Selbstverständlich alles mit einem Hintergrund, der auf alten Überlieferungen beruht und einen Hauch „Da Vinci-Code“ in sich trägt. Und selbstverständlich sind es bei fast allen Konzepten Teams, die eine Entscheidung herbeiführen. Und ich meine, genau das ist es, was vielleicht ankommt. Selbstverständlich muss einer der Boss sein und etwas mehr drauf haben. Aber er ist kein Supermann, der das Kind alleine ins Bett legt. Ein Musterbeispiel für das, was ich mir vorstelle ist für mich die TV-Serie „Primeval“, von der jetzt die zweite Staffel anläuft. Nur dass ich solche Konzepte, wenn auch nicht gerade mit Urzeit-Monstern, seit vielen Jahren in der Schublade habe.

Was ich gern machen möchte, ist so was wie früher die „Zeit-Kugel“. Abenteuer in der Vergangenheit oder einer zu erwartenden Zukunft – wie wir es auch aus dem Fernsehen kennen. Und da habe ich nicht nur mit „Sandra Flynn – Gefangene der Zeit“ mit einer Einzelheldin, sondern auch mit „Time-Raiders“ was für Teenager vorliegen. Nur ist vom Verlag zu hören, dass Zeitabenteuer nicht mehr ankommen. Sonderbar, dass so was nur im Fernsehen läuft…

Und da sind wir bei dem, was Hermann so fordert. Die Sache kann nur laufen, wenn Verlag und Autoren immer hart am Wind, sprich am Trend segeln. Sich auf Leserbriefe zu verlassen, kann verheerend sein. Denn das ist nur eine Einzelmeinung oder die einer verschwindend kleinen Gruppe. Man muss aber was haben, was die Masse interessiert – und damit kauft. Das gilt auch für Figuren innerhalb einer Serienhandlung, die sich überlebt haben und langweilig werden. Beim Zamorra war Bill Fleming so ein Fall. Mögen mich heute einige Leute verfluchen. Aber ich war derjenige, der Werner dazu gebracht hat, die älteste B-Helden-Figur der Serie von der Platte zu nehmen. Mit Tina Berner habe ich das ja auch getan, nachdem alles, was die Figur in sich hatte, ausgespielt war. Ich konnte ihr nur noch einen Heldentod in Wagner-Kulisse geben – und Tinchen durfte im Urwelt-Atlantis-Zyklus als Jedi-Ritter mit geschwungenem Laserschwert sterben. Es hat einige Zeit gedauert, bis mir Christina Berninger das vergeben hat. Aber es ist nun mal so. In einer lang laufenden Serie muss die Anzahl der „Helden“ etwas überschaubar bleiben.

Natürlich gibt es keine Garantie, das ein neues Romankonzept den Erfolg von „Perry Rhodan“ oder „John Sinclair“ bringt. Aber hätte sich nicht jemand gefunden, der das Risiko eingegangen wäre, den „Herrn der Ringe“ zu produzieren, wäre das Manuskript vermutlich in Tolkiens Nachlass verstaubt und vergessen. Wenige Autoren haben das Glück, dass ihre Werke über 30 Jahre nach ihrem Tod wieder entdeckt werden und den Leuten, die sie neu produzieren, die Kohle bringen, die jener Robert Ervin Howard mit seinem Conan und anderen Helden gern gehabt hätte. Wenn nicht zufällig ein Verlag sich erbarmt hätte und das Manuskript eine britischen Sozialhilfebezieherin als Buch zu produzieren, wüsste die Welt heute noch nichts von Hogwards und der Bedrohung der Welt durch – ihr wisst schon, wen. So aber hat Frau Rowling inzwischen mehr Knete als die Queen und nicht nur der Verlag sondern auch die Filmleute haben mit der Idee, die ursprünglich keiner wollte, richtig Asche gemacht.

Fazit: Alles ist nichts wert – bis nicht Geld geflossen ist. Und so ist das auch mit den Ideen zur Neugestaltung der Unterhaltungsliteratur für ein Taschengeld. So lange es nicht Leute bei den Verlagen gibt, die irgendwie hinter dieser Sache nicht nur Geld, sondern viel Geld wittern und bereit sind, hier was zu investieren und nicht zu kleckern, sondern zu klotzen, so lange wird das nichts.

Die Redakteure und Verlagsgewaltigen, die ich hier erwähnt habe, sind heute überwiegend im wohlverdienten Ruhestand oder steuern drauf zu. Und die neue Generation – die scheint mir mehr Elan und Kreativität zu entwickeln. Aber du kannst nicht den Turm von Babel bauen, wenn es dir an Baumaterial fehlt. Oder im Fall der Produktion eines Buches am notwendigen Geld. Und das – entscheiden nicht die Leute an den Lektoren- und Redaktionstischen, sondern die kaufmännische Etage. Und denen ist es ziemlich egal, was produziert wird, wenn’s nur nicht illegal ist (wie das eingangs erwähnte Machwerk eines österreichischen Postkartenmalers) und schwarze Zahlen schreibt. Aber das kann wohl in alle Branchen der Wirtschaft umgesetzt werden.

Mini-Serien könnten eine Möglichkeit sein – zumal man so was mit einigem Geschick immer verlängern kann. Perry Rhodan war, wie mir Clark Darlton mal erzählte, nur auf 50 Bände geplant. Mit dem Erfolg hat niemand gerechnet. Das Gleiche gilt für John Sinclair – und ganz gewiss auch für den Professor Zamorra – oft totgesagt, lebt er noch. Wie lange? Das weiß nur Crom – und die kaufmännische Abteilung des Bastei-Verlages.

Also, ob das „Heft“ vom Format her zu retten ist, wage ich zu bezweifeln. Aber die Art der Unterhaltungsliteratur in einem etwas anderen, vor allem zeitgemässerem Gewand, das wäre nicht nur möglich, sondern auch erstrebenswert. Wenn neue Ideen gebraucht werden – ich bin sicher, nicht nur ich hat davon Einiges in der Schublade liegen.

Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns nun endlich Taten sehen…

Und hoffen wir, dass wir, wie wir mit Schiller angefangen und tatsächlich mit Goethe enden können. Denn wenn wir Shakespeare bemühen, würde es lauten:

„Gute Nacht, mein Prinz“ und „Der Rest ist Schweigen“.

Nicht gerade ermutigend, nicht wahr. Aber da gibt es noch ein anderes Zitat vom alten William aus „Richard  III“

„Keiner heilt mit Jammern seinen Schmerz…“

Also, dann legt euch mal ins Zeug und seht, dass ihr den alten Kahn „Unterhaltungsliteratur“ wieder flott bekommt. Die Ideen sind vorhanden – jetzt muss nur noch der Wille der Verlage da sein…

Glaubt nur einfach dran und hofft, dass wie im Heftroman zum Schluss alles gut wird…

Denn die Hoffnung stirbt zuletzt….

Rolf Michael, Burgstr. 9, 34582 Borken

 

Kommentare  

#1 Captain Elch 2008-04-04 10:00
"Habe ich eigentlich Ahnung vom Heftroman, dass ich hier so die Schnauze aufreiße? Sicher nicht so viel wie die Leute, die diese Artikel geschrieben haben ..."

Das macht mich irgendwie nachdenklich...
#2 Thomas Tippner 2008-04-04 11:47
Aha...
Habe noch keine Ahnung, was ich von diesem Artikel halten soll. Liest sich etwas wie gekränktes Ego mit der Hoffnung auf Neues, was aus der eigenen Schublade kommt.
Muss mir zu diesem Artikel erst einmal meine Gedanken machen...
#3 Harantor 2008-04-04 12:29
Nein, kein gekränktes Ego. Aber ein durchaus - aus verschiedenen guten Gründen - Enttäuschtes. Und in Rolfs Schublade ruhen tatsächlich noch diverse Perlen. Gerade arbeitet er an einem Roman für den Zauberspiegel.
#4 Thomas Tippner 2008-04-04 14:58
Gekrönktes Ego klingt vielleicht zu hart, stimmt... aber das da jemand aus einer tief verkrusteten Kränkung geschrieben hat, merkt man schon...
#5 Sandra 2008-04-08 18:24
Rolf ist doch nicht einmal in der Lage, einen Irrlicht zu schreiben, der die wichtigste Verlags(und LESERINNEN-)anforderung erfüllt: ein Happy End. Gut, früher schon, aber dann hat er die Chance zum Wiedereinstieg und fabriziert so einen Titanic-Müll. Darüber regt dich der Redakteur noch heute auf. Kein Wunder.
Fazit: Es klingt nicht nur nach gekränktem Ego, es IST gekränktes Ego.
Wer Heftromane schreiben will muss sich anpassen. Wer das nicht kann soll es lassen braucht aber hinterher nicht heulen.
#6 Captain Elch 2008-04-09 13:23
Ich möchte Sandras letzten Satz etwas modifizieren:
Wer Heftromane produzieren will muss sich anpassen. Wer das nicht kann soll es lassen aber hinterher nicht heulen, wenn die Käufer ausbleiben.

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