66/67
Ein Film über Hardcore-Fans von Eintracht Braunschweig müsste für mich
als Hannover 96 Fan eigentlich ein absolutes Unding sein, doch hat mich
dieser Film der Regisseure Jan-Christoph Glaser und Carsten Ludwig
wirklich positiv überrascht, denn haben die beiden doch ein
erstklassiges Millieu-Drama geschaffen, das insbesondere durch seine
unverbrauchten Darsteller absolut überzeugen kann. Wer hier allerdings
einen echten Hooligan-Film erwartet, geht mit falschen Erwartungen an
den Film heran, der in erster Linie erstklassige Charakter-Studien der
Hauptdarsteller bietet und bei dem der Fußball vielmehr als
Randerscheinung ziemlich im Hintergrund steht. Im Mittelpunkt der
Geschichte stehen 6 junge Männer, die als der harte Kern einer einstmals
größeren Hooligan-Gruppe übriggeblieben sind und ihre fast schon
fanatische Liebe zu ihrem Fußball-Verein als Vorwand nehmen, um ihren
Frust und ihre aufgestaute Agressivität abzulassen, indem sie fans
anderer Vereine grundlos zusammenschlagen. Dabei entseht ihr Frust aus
der eigenen Unfähigkeit, sich im realen Leben zurechtzufinden und etwas
daraus zu machen.
Diese absolute Unfähigkeit tritt insbesondere bei Florian (Fabian Hinrichs) hervor, der trotz der Tasache, das alle Charaktere sehr eindringlich beleuchtet werden, ganz klar im Vordergrund steht. Er ist der Wort-und Anführer des harten Kerns und fühlt sich für seine Jungs verantwortlich. Mit seinem wirklichen Leben kann er allerdings recht wenig anfangen und ist in allen wichtigen Dingen äusserst unentschlossen. So besitzt er beispielsweise schon längst sein Diplom als Ingenieur, das er sogar mit Auszeichnung erworben hat, hält aber seinen Vater immer wieder hin, der ihn in seine Firma einbinden möchte. Doch auch in zwischenmenschlicher Hinsicht will er sich keineswegs festlegen, denn obwohl er eine Affäre mit der Schwester seines türkischen Freundes hat, kann er sich nicht dazu durchringen, diese Affäre auf eine Beziehungsebene zu bringen. Es erscheint einem als Zuschauer fast so, als wenn hier eine sehr starke Angst vorherrscht, nämlich die Angst, erwachsen zu werden. Und genau diese Angst herrscht bei allen 6 Freunden vor, die sich so in ihre "wahre Familie" flüchten, die jeder Einzelne in der Fan-Gruppe sieht.
In dieser Familie werden ganz einfach sämtliche Alltagsprobleme vergessen, so braucht man zum Beispiel nicht an einen schwerkranken Vater-oder eine vollkommen oberflächliche Beziehung zu denken, denn es zählt einzig und allein die Liebe zu einem Verein die sogar soweit geht, das alle Mitglieder der Gruppe sich die Jahreszahlen der bisher einzigen Meister-Saison in Form eines Brandings auf der Brust verewigt haben. Nur hier fühlt sich jeder Einzige der jungen Männer akzeptiert und für voll genommen, ausserdem flüchtet man sich in den Glauben, das man wirklich gebraucht wird. So entsteht auch ein vollkommen surreales Empfinden falscher Loyalität und sämtliche Prioritäten im Leben werden absolut falsch gesetzt. Auch wenn der Fußball hier im Prinzip sehr stark im Hintergrund steht, so bestimmt er doch ganz eindeutig das Leben 6 junger Männer, die mit dem wahren Leben nicht zurechtkommen. Kein Wunder also, das die 3. Halbzeit zum Lebensinhalt wird, in der man seinen ganzen Frust ablässt, indem man sich mit Hooligans anderer Vereine verabredet, um sich gegenseitig die gesichter einzuschlagen. Dies wird allerdings nur einmal während des Filmes gezeigt, als es auf einem rastplatz zu einem Aufeinandertreffen mit Fans von Hannover 96 kommt.
Deshalb sollte man hier auch von Beginn an keinen Hooligan-Film englischer Machart erwarten, in denen auch streckenweise explizite Härte gezeigt wird, bei "66/67" stehen ganz eindeutig die einzelnen Charakterstudien im Focus der Geschichte. Manch einen wird das eventuell sogar etwas enttäuschen, aber gerade das macht diesen Film so besonders. Es geht einmal nicht hauptsächlich um die brutalen Schlägereien an sich, vielmehr wird man mit den Gründen konfrontiert, warum sich Menschen in eine Art Scheinwelt flüchten und sich ihre Befriedigung aus Körperverletzungen holen. Dies geschieht immer unter dem Deckmantel des Fußballs, der so wenigstens insbesondere durch die sogenannte 3. Halbzeit dazu dient, die eigene Unfähigkeit zu überdecken, das reale Leben zu meistern. Von den Regisseuren dieses Filmes wurde diese Thematik ganz hervorragend umgesetzt und von absolut authentischen Darstellern brillant interpretiert, so das man insgesamt gesehen von einem wirklich überzeugendem Film sprechenkann, der zudem auch ohne explizit dargestellte Härte ein hohes Maß an Intensität entfalten kann.
Fazit: "66/67" ist ein mehr als nur gelungener Film, der sich einmal nicht hauptsächlich mit den Taten eines Hooligans beschäftigt, sondern vielmehr tiefe Einblicke in eine Scheinwelt aus falsch verstandener Loyalität bietet. 6 Männer, die auf die 30 zugehen sind nahezu unfähig, sich dem erwachsenwerden zu stellen, richtigen Respekt und das Gefühl der ungeteilten Anerkennung erfahren sie lediglich untereinander, was auch gleichzeitig zu der Unfähigkeit führt, eine echte zwischenmenschliche Beziehung zu führen. Erst zum Ende der Geschichte scheinen alle zu einer Art Einsicht zu kommen, was aber für manch einen schon zu spät kommt, wie es hier ganz eindrucksvoll in Szene gesetzt wurde. Es handelt sich um einen Film, der nicht nur für Fußball-Fans absolut empfehlenswert ist und ganzzeitig erstklassige und intensive Unterhaltung bietet.
Diese absolute Unfähigkeit tritt insbesondere bei Florian (Fabian Hinrichs) hervor, der trotz der Tasache, das alle Charaktere sehr eindringlich beleuchtet werden, ganz klar im Vordergrund steht. Er ist der Wort-und Anführer des harten Kerns und fühlt sich für seine Jungs verantwortlich. Mit seinem wirklichen Leben kann er allerdings recht wenig anfangen und ist in allen wichtigen Dingen äusserst unentschlossen. So besitzt er beispielsweise schon längst sein Diplom als Ingenieur, das er sogar mit Auszeichnung erworben hat, hält aber seinen Vater immer wieder hin, der ihn in seine Firma einbinden möchte. Doch auch in zwischenmenschlicher Hinsicht will er sich keineswegs festlegen, denn obwohl er eine Affäre mit der Schwester seines türkischen Freundes hat, kann er sich nicht dazu durchringen, diese Affäre auf eine Beziehungsebene zu bringen. Es erscheint einem als Zuschauer fast so, als wenn hier eine sehr starke Angst vorherrscht, nämlich die Angst, erwachsen zu werden. Und genau diese Angst herrscht bei allen 6 Freunden vor, die sich so in ihre "wahre Familie" flüchten, die jeder Einzelne in der Fan-Gruppe sieht.
In dieser Familie werden ganz einfach sämtliche Alltagsprobleme vergessen, so braucht man zum Beispiel nicht an einen schwerkranken Vater-oder eine vollkommen oberflächliche Beziehung zu denken, denn es zählt einzig und allein die Liebe zu einem Verein die sogar soweit geht, das alle Mitglieder der Gruppe sich die Jahreszahlen der bisher einzigen Meister-Saison in Form eines Brandings auf der Brust verewigt haben. Nur hier fühlt sich jeder Einzige der jungen Männer akzeptiert und für voll genommen, ausserdem flüchtet man sich in den Glauben, das man wirklich gebraucht wird. So entsteht auch ein vollkommen surreales Empfinden falscher Loyalität und sämtliche Prioritäten im Leben werden absolut falsch gesetzt. Auch wenn der Fußball hier im Prinzip sehr stark im Hintergrund steht, so bestimmt er doch ganz eindeutig das Leben 6 junger Männer, die mit dem wahren Leben nicht zurechtkommen. Kein Wunder also, das die 3. Halbzeit zum Lebensinhalt wird, in der man seinen ganzen Frust ablässt, indem man sich mit Hooligans anderer Vereine verabredet, um sich gegenseitig die gesichter einzuschlagen. Dies wird allerdings nur einmal während des Filmes gezeigt, als es auf einem rastplatz zu einem Aufeinandertreffen mit Fans von Hannover 96 kommt.
Deshalb sollte man hier auch von Beginn an keinen Hooligan-Film englischer Machart erwarten, in denen auch streckenweise explizite Härte gezeigt wird, bei "66/67" stehen ganz eindeutig die einzelnen Charakterstudien im Focus der Geschichte. Manch einen wird das eventuell sogar etwas enttäuschen, aber gerade das macht diesen Film so besonders. Es geht einmal nicht hauptsächlich um die brutalen Schlägereien an sich, vielmehr wird man mit den Gründen konfrontiert, warum sich Menschen in eine Art Scheinwelt flüchten und sich ihre Befriedigung aus Körperverletzungen holen. Dies geschieht immer unter dem Deckmantel des Fußballs, der so wenigstens insbesondere durch die sogenannte 3. Halbzeit dazu dient, die eigene Unfähigkeit zu überdecken, das reale Leben zu meistern. Von den Regisseuren dieses Filmes wurde diese Thematik ganz hervorragend umgesetzt und von absolut authentischen Darstellern brillant interpretiert, so das man insgesamt gesehen von einem wirklich überzeugendem Film sprechenkann, der zudem auch ohne explizit dargestellte Härte ein hohes Maß an Intensität entfalten kann.
Fazit: "66/67" ist ein mehr als nur gelungener Film, der sich einmal nicht hauptsächlich mit den Taten eines Hooligans beschäftigt, sondern vielmehr tiefe Einblicke in eine Scheinwelt aus falsch verstandener Loyalität bietet. 6 Männer, die auf die 30 zugehen sind nahezu unfähig, sich dem erwachsenwerden zu stellen, richtigen Respekt und das Gefühl der ungeteilten Anerkennung erfahren sie lediglich untereinander, was auch gleichzeitig zu der Unfähigkeit führt, eine echte zwischenmenschliche Beziehung zu führen. Erst zum Ende der Geschichte scheinen alle zu einer Art Einsicht zu kommen, was aber für manch einen schon zu spät kommt, wie es hier ganz eindrucksvoll in Szene gesetzt wurde. Es handelt sich um einen Film, der nicht nur für Fußball-Fans absolut empfehlenswert ist und ganzzeitig erstklassige und intensive Unterhaltung bietet.