von Smercek, Boris: Incognita

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Incognita
von Boris von Smercek

In der fantastischen Literatur gibt es eine Reihe von Themen, die niemals aus der Mode zu kommen scheinen. Zeitschleifen zum Beispiel. Mittlerweile gibt es kaum eine SF-Reihe, die ohne auskommt. Oder aber der feste Glaube daran, dass der Weltuntergang immer mit Horden von Zombies einhergeht.

Ein wirklich klassisches Thema aber ist eines, das spätestens seit H. G. Wells weltbekannt ist: Zeitreisen.


Der Sprung in eine andere, normalerweise in der Vergangenheit liegende Epoche der Weltgeschichte und die damit verbundenen Konsequenzen faszinieren Autoren und ihr Publikum immer wieder aufs Neue. Die Folge: Alle paar Wochen erscheint ein neuer Roman, ein neuer Film oder ein neues Spiel, das Zeitreisen zum Thema hat, die einen gut und interessant, die anderen billig und oft einfach nur lächerlich.

Jetzt hat Boris von Smercek, Autor verschiedener durchaus spannender Thriller, sich an den Klassiker herangewagt. Dabei herausgekommen ist Incognita, ein Zeitreise-Thriller, der sein Publikum mit auf die Suche nach El Dorado nimmt.

Zum Inhalt: John McNeill ist ein begeisterter Geschichtsfan. Sein großer Traum ist es, anderen Menschen die Faszination seines Hobbys näher zu bringen und historische Gegebenheiten für sie lebendig zu machen, z.B. in einer möglichst realitätsnahen Freizeitanlage.

Da erfährt er, dass sein alter Studienkollege Gordon Cox eine Zeitmaschine entwickelt hat. Als dieser ihm dann anbietet, eine Reise in die Vergangenheit zu wagen, geht für John einer der größten Träume seines Lebens in Erfüllung. Er macht einen Sprung ins 16.Jahrhundert, ins Gebiet des Amazonas, wo er Mitglied der Expedition Gonzalo Pizarros auf der Suche nach der Goldstadt El Dorado wird.

Doch was zunächst als Abenteuer beginnt, entwickelt sich schnell zum Albtraum. Die Sicherheitsvorkehrungen, die Gordon entwickelt hat und die eigentlich dafür sorgen sollen, dass man sicher wieder in seine eigene Zeit kommt, scheinen nicht zu funktionieren. Gefangen in der Vergangenheit beginnt für John ein Kampf ums Überleben, der dadurch erschwert wird, dass die Expedition anders verläuft, als man es aus den Geschichtsbüchern kennt...

Incognita beginnt als Zeitreiseroman, wie man ihn kennt. Der Weg, den John und Gordon dabei einschlagen, ist zwar ein anderer als üblich, doch storytechnisch macht das zunächst wenig aus. John landet planmäßig in der Vergangenheit, lebt sich mehr oder weniger ein, trifft die (obligatorische) hübsche junge Frau, macht sich Feinde und kommt nicht mehr in die Gegenwart zurück, woraufhin er verzweifelt versucht, zu überleben, bis Gordon einen Weg findet, ihn zurückzubringen. Was die ganze Sache trotz dieser altbekannten Versatzstücke sehr angenehm macht, ist der Handlungsort. Endlich mal was anderes als das Mittelalter, der Wilde Westen oder die schottischen Highlands. Zumindest auf mich wirkt der Amazonas, was Zeitreisen anbelangt, noch recht unverbraucht.

Doch was als Roman im Fahrwasser von Timeline und Co beginnt, entwickelt sich bald zu einer Story, die an die TV-Serie Lost erinnert. Warum? So viel will ich hier noch nicht verraten, aber eines sei gesagt: Wer nicht auf das ein oder andere Mysterium oder unheimliche Vorkommnisse steht, der sollte die Finger von dem Buch lassen.

Ansonsten ist Incognita ein Roman, der sich gut und flüssig lesen lässt. Er ist zwar weder besonders tiefgründig oder originell (als versierter Fan fantastischer Unterhaltung hat man schnell raus, wie der Roman enden wird), und die Personen sind teilweise enorm stereotyp und einfach gestrickt. Doch Kurzweile bietet der Thriller auf alle Fälle. Er ist gut geschrieben und weist immer wieder sehr spannende Momente auf. Für zwischendurch, wenn man einfach mal für ein paar Minuten abschalten und nicht großartig nachdenken will, ist er genau das Richtige.

Wer allerdings einen Wissenschaftsthriller erwartet, dem sei gesagt: Weitschweifige Erklärungen wie bei Crichton bekommt man hier nicht geliefert. Mit Wissenschaftsthrillern hat das Buch daher recht wenig gemein, hier steht das Abenteuer im Vordergrund. Wem das zusagt, der kann unbeschwert zugreifen und sich auf eine interessante Mischung aus SF, Historischem und einem guten Schuss Mystery freuen.

Incognita
von Boris von Smercek
Bastei-Lübbe Taschenbuch
erschienen Winter 2007 (Deutschland)
398 Seiten, 7.95 €
ISBN: 978-3-404-15780-8
Verlagsgruppe Lübbe

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