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... Markus Heitz über Gartenzwerge, Hölle, Himmelreich und Blutportale

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... über Gartenzwerge, Hölle, Himmelreich und Blutportale

Markus Heitz ist ein Phänomen: Nicht nur, dass er es immer wieder schafft, seine Fans alle paar Monate mit neuem phantastischem Lesestoff zu versorgen. Zusätzlich findet er immer wieder die Zeit – und vor allem die Lust! – dem Zauberspiegel mit schöner Regelmäßigkeit Rede und Antwort zu seinen vielseitigen Werken zu stehen.


Einen solchen großzügigen Einsatz sieht man nicht alle Tage. Wenn er dann doch mal auftaucht, muss er deshalb auch umgehend genutzt werden. So kommt es, dass der Zauberspiegel dem Bestsellerautor auch zu »Blutportale«, seinem neusten Roman aus dem Bereich „Dunkle Spannung“, ein wenig auf den Zahn gefühlt hat.

Zauberspiegel: Fangen wir mit einem auffälligen Detail an: Ein Buch über die/eine Hölle, das 666 Seiten stark ist – Zufall? Absicht? Hattest Du damit überhaupt etwas zu tun?
Markus Heitz: Wirklich? Sind es 666 Seiten? So ein Zufall aber auch. Der Teufel steckt im Detail. Oder war er ein Eichhörnchen? Aber anscheinend ist er klein und putzig, wenn man den Redensarten Glauben schenken möchte. Und so etwas wird gefürchtet ...

Zauberspiegel:Zuerst Werwölfe, dann Vampire, und nun Dämonen sowie die Titel gebenden Blutportale. Bei den Werwesen und den Blutsaugern hattest Du ja jede Menge Orientierungshilfe in Sachen Literatur. Wie sah das beim Thema „Blutportale“ aus? Woran hast Du dich da orientiert?
Markus Heitz: Da ging es in erster Linie um meine eigenen Ideen und Vorstellungen, wenn man von Portalen und Dimensionen spricht. Was dem einen die Hölle, ist dem anderen sein Himmelreich.
Ich persönlich finde Vorgärten mit klassischen Gartenzwergen, und ich betone GARTENZWERGEN, die Hölle. Wetten, dass es sehr viele Freunde davon gibt? Für mich wären demnach Vorgartenbesitzer mit Gartenzwergen darin also Satanisten. Ist alles eine Frage der Definition.
Abgesehen davon gibt es eine alte Kurzgeschichte von mir, die in einem anderen Verlag erschienen ist, in der dieses Thema bereits aufgegriffen wird. Es war die logische Fortführung und Ausweitung.

Zauberspiegel:Deine bisherigen Horrorromane hatten immer eine Zweiteilung: Eine Storyline war in der Gegenwart angesiedelt, eine andere in der Vergangenheit. Warum gibt es diese Teilung diesmal nicht?
Markus Heitz: Das stimmt so nicht ganz. Es gibt die Linie im 17. Jahrhundert, die in Venedig spielt, auch wenn die Verknüpfung dieses Mal nicht dem bisherigen Muster der drei Vorgänger folgt: Einer der Charaktere springt zwischen den Zeiten. Zumindest mit meinem Verstand oder seinen Erinnerungen – falls es seine sind. Und es gibt einen Ausflug in eine antike Stadt.

Zauberspiegel:»Blutportale« enthält eine Menge Anspielungen auf deine vorangegangenen Horrorromane. Hat sich das während des Schreibens zufällig ergeben, oder ist das ein ganz bewusster Versuch, einen in sich geschlossenen Kosmos zu gestalten?
Markus Heitz: Nein, ich plane Romane und Serien. Sicher ergibt sich manches im Verlauf des Schreibens, aber in diesem Fall stand der Kosmos VOR dem Entstehen der Romane.
Wenn die Leserinnen und Leser sozusagen chronologisch lesen, werden sie mehr und mehr bemerken, dass es Zusammenhänge gibt. Liest er die Romane einzeln bzw. unabhängig voneinander, wird es ihm nicht unbedingt bewusst, aber es fehlt ihm nichts, um die Handlung zu verstehen.


Zauberspiegel:Ein erläuterndes Nachwort fehlt diesmal zwar, doch ich bin mir sicher: Auch »Blutportale« basiert, zumindest in Teilen, auf realen Ereignissen. Welche Passagen des Romans gehen auf wahre Geschehnisse zurück? Besonders die Sache mit der Pestsalbe würde mich interessieren...
Markus Heitz: Die Geschehnisse in Venedig, was die Zahlen angeht, was die Schilderungen angeht, was den Einsatz von Pestsalbe angeht, was die Theorien über die Ausbreitung der Pest angeht, das gab es so. Dass wiederum Dämonenanbeter dahinter stecken, ist meine Theorie. Zugegebenen, eine sehr abenteuerliche, aber dennoch meine.

Zauberspiegel:Will Gul, eine der Hauptpersonen aus »Blutportale«, ist von Beruf Florist. Wie kommt man dazu, seinem Helden gerade diesen Job zu verpassen? Florist ist ja nun alles andere als ein gewöhnlicher Beruf für eine Figur in einem Horrorroman...
Markus Heitz: Na ja, er hat es sich auch nicht ausgesucht, eine Person in einem Horrorroman zu werden. Ich war's, der ihm das angetan hat. Und bekanntlicherweise kann es ja gerade in DEM Genre jeden treffen, von unbekannten Mächten heimgesucht zu werden.
Zudem: Warum dann nicht auch mal einen Floristen? Es war mal an der Zeit, den Hero-Index gerade bei sogenannten „friedfertigen“ Berufen hoch zu setzen. Wer mit Blumen hantiert, kann dennoch Hände aus Stahl haben!


Zauberspiegel:Um bei Will zu bleiben: Dein Held ist ein sehr religiöser Mensch, der dem hinduistischen Glaubenssystem tief verbunden zu sein scheint. Hast Du selber Erfahrungen mit dieser Religion, oder hast Du dich für Dein Buch extra in das Thema einarbeiten müssen?
Markus Heitz: Nein, ich habe keinerlei persönliche Erfahrung.
Für das Buch habe ich mich informiert, bin dabei aber sehr an der Oberfläche geblieben – denn alleine über Hinduismus kann man Bücher schreiben. Was einige Menschen auch schon getan haben. Aber da es um die Story geht und weniger um die Erläuterung einer Religion, müssen die Andeutungen und Anspielungen marginaler Natur bleiben.


Zauberspiegel:Kommen wir zu einer weitere, sehr interessanten Figur, nämlich dem Bösen des Romans, Levantin. Inwiefern unterscheidet sich diese Figur von den anderen Bösewichten, die Du in deinen bisherigen Romanen eingesetzt hast? Woran hast Du dich bei der Konzeption dieser Figur orientiert?
Markus Heitz: Es sollte ein Wesen sein, das Macht besitzt und nicht davor zurückschreckt, seine Überlegenheit zu zeigen – aber immer mit dem Blick, dass er die Menschen ja ganz gerne mag, wenn sie nicht so schrecklich einfach wären. Ist so ein bisschen wie bei Mensch und Hund: Man kann dressieren, viele von ihnen sind halbclever, manche extrem doof, und so toll man sie auch findet, es sind eben immer noch Hunde und keine Menschen. Diese Grundüberlegenheit und das Geheimnis seiner Abstammung gibt ihm einen ganz anderen Drive als den bisherigen Schurken.

Zauberspiegel:Um noch kurz bei den Protagonisten zu bleiben: Entgegen der üblichen Kleiderordnung deiner Romanfiguren trägt Saskia ein knallbuntes Sammelsurium an Kleidungsstücken. Wieso (man verzeihe mir das Wortspiel) dieser Stilbruch?
Markus Heitz: Na ja, auch für sie gilt, dass sie eine Persönlichkeit ist, die nicht deswegen cool ist, weil sie schwarze Kleidung trägt. Ihre Einstellung zum Leben ist – zumindest bis Einsetzung der Handlung- sehr bunt. Sie mag das Unkonventionelle, und so sehr Schwarz unkonventionell ist, das Bunte kann es fast noch toppen. Ich kenne mehr Menschen, die Schwarz als bunt tragen. Und damit meine ich richtig bunt!

Zauberspiegel:Man mag »Blutportale« vorwerfen, dass die Helden allzu schnell und unbewegt den Tod Unschuldiger in Kauf nehmen (allen voran Saskia, die mit ihren Kräften eine Menge Schaden anrichtet). Wie stehst Du zu dieser Aussage?
Markus Heitz: Saskia kann nichts dafür. Sie erhält etwas geschenkt, mit dem sie nicht umgehen kann. Anfangs.
Und wie das so ist, wenn man etwas Unbekanntes benutzt, ohne eine Anleitung bekommen zu haben, kann es klappen – oder es geht schief. Der Unterschied liegt in den Auswirkungen des Fehlers: Lasse ich die Kupplung eines Autos zu schnell kommen, würge ich den Motor. Fahre ich ein Atomkraftwerk zu schnell hoch, kann wesentlich mehr passieren.


Zauberspiegel: Mitunter kam mir »Blutportale« ein wenig überfrachtet vor. Hast Du dir beim Schreiben jemals die Frage gestellt, den Roman, wie etwa deine Werwolfsaga, in zwei Teile zu splitten?
Markus Heitz: Nein, ich finde es nicht überfrachtet. Klarer Einspruch.

Zauberspiegel:Der nächste Roman aus deiner Feder ist ein Fantasyepos über die Albae. Was kommt danach? Wirst Du wieder in den Bereich der „Dunklen Spannung“ zurückkehren?
Markus Heitz:2009 ist ein Fantasy-Jahr mit den Albae im April oder Mai und dem zweiten Teil von »Die Mächte des Feuers« im Herbst 09, der den Arbeitstitel »Drachenkaiser« trägt.
Aber im Frühjahr 2010 sind die dunklen Mächte wieder an der Reihe.


Zauberspiegel:Vielen Dank, Markus, für dieses Interview!

 

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