... Eva Balkenhol über Naturbekloppheit, Hörspiele und »unaufhaltbare Massenmörder«
: Auf jeden Fall! Mit der ersten offiziellen Hörspielaufnahme geht ein Traum für mich in Erfüllung! Bereits im Grundschulalter habe ich mit meiner Freundin im eigenen Wohnzimmer vor dem Mikrofon gestanden. Wir haben unser erstes Hörspiel Die unaufhaltbaren Massenmörder aufgenommen (sehr zur Irritation unserer Eltern). Die Inspiration dazu hatte ich von Europa Kassetten wie TKKG oder Edgar Wallace, sehr cool. Noch heute sammle ich leidenschaftlich alle Folgen von TKKG und diverse andere Kassetten (ja, Kassetten). Da habe ich mich natürlich wahnsinnig gefreut, einmal in einem echten Studio zu stehen. Noch dazu in einem Dialog mit Schauspiel Legende Ilja Richter. Es macht mir wahnsinnig viel Spaß und ich freue mich schon auf weitere Aufnahmen im Studio.
: Im Gegensatz zum Bühnenschauspiel oder dem Arbeiten vor der Kamera, hat man beim Hörspiel nur seine Stimme als Ausdrucksmittel zur Verfügung. Außerdem spielt man ohne Partner. Da ist sicherlich viel Phantasie gefragt und auch Freude am improvisieren. Ich mußte mir den Gegenpart in meinem Kopf vorstellen um dann authentisch reagieren zu können. Das ist durchaus ein wenig absurd. Insbesondere, da die Studioumgebung ja nun nicht im geringsten der Umgebung in der Geschichte ähnelt. Als ich beispielsweise wie wahnsinnig singen sollte, als Linda Turtle im Bann des Spiegels ihre Noten spielt, stellte ich mir vor, tatsächlich Klavier zu spielen und von der Musik berauscht zu werden. Das sieht sicherlich von außen betrachtet urkomisch aus, doch es hilft, um die Figur zu spielen. Und wie ich damals bereits sagte: als Schauspieler darf einem so etwas nicht peinlich sein.
: Zum einen, was ich gerade gesagt habe, darf man sich nicht zu blöd vorkommen um einmal komplett aus sich heraus zu gehen. Man muß auch mal über sich selbst lachen können und sich nicht allzu ernst nehmen. Schließlich hat das Publikum bei Hörspielen nur die Stimmen der Schauspieler zur Verfügung, um sich ein Bild machen zu können. Wenn der Regisseur mir also so ein wunderbares Angebot macht, einmal komplett verrückt improvisieren zu dürfen, dann macht es mir Spaß das auch ungehemmt zu tun. Freude an der ganzen Sache zu haben, ist eine wichtige Vorraussetzung. Ebenso wie Phantasie. Aber auch eine gewisse sprecherische Grundausbildung ist sicherlich hilfreich. Vor dem Mikrofon muß man Lautstärke und Intensität der Sprache usw. gut dosieren können. Man hat auch nicht die Bewegungsfreiheit, die einem auf der Bühne sonst gegeben ist.
: Es ist auf jeden Fall gewöhnungsbedürftig. Aber wie ich bereits gesagt habe, kann man mit viel Phantasie damit zu Recht kommen. Im Fall von Gordon Black, konnte ich mir bevor ich meine Szene einsprach, die Aufnahme von Ilja Richter anhören. Es war allerdings nicht möglich seinen Text direkt einspielen zu können, so dass ich ihm antworten konnte, denn er hatte selbstverständlich keine lange genügen Sprechpausen eingelegt. Der Vorteil war also, dass ich eine Ahnung von der Atmosphäre der Szene bekam, aber der Nachteil dabei war, dass ich nicht mehr so frei improvisieren konnte. Sonst hätten die Passagen nicht mehr zusammen gepasst.
: *kicher* Naja, teis teils. Ich bin mit einer gewissen Naturbeklopptheit gesegnet, die mir erlaubt solche Situationen als Chance zu sehen, diese endlich ungehindert auszuleben! Auf der Bühne im Theater ist das allerdings Überlebensnotwendig. Wenn man im Theater ein Stück zehn- zwanzigmal spielt, ist es vorprogrammiert, dass irgendwann auch mal irgendetwas schief geht. Ein wichtiges Requisit fehlt, ein Schauspieler vergisst den Text usw. Es ist alles live und ich kann den Leuten schlecht sagen Stopp, alles auf Anfang!. Einmal stand ich in Dresden auf der Bühne und sagte das Stichwort für den Auftritt meines Kollegen, der allerdings zu der Zeit wohl ein wenig durch die attraktiven Statistinnen hinter der Bühne abgelenkt war. Ich sah mich also gezwungen mir einen kurzweiligen Monolog über fünf (wahnsinnig lange) Minuten aus den Fingern zu saugen, der immer wieder mit seinem Stichwort enden musste. Wenn man das mal überstanden hat, ist man wohl nicht mehr so leicht zu schocken. Aber ich gebe zu: der Ausstoß an Adrenalin ist immer wieder derselbe.
"Ich heiße Eva Balkenhol und wurde am 13.09.1981 in Marburg geboren. Zum Hörspiel kam ich über Umwege. Zunächst begann ich im Kindesalter eine Ballettausbildung. Die Liebe zum Tanz war groß und schließlich beendete ich ungefähr zeitgleich mit meinem Abitur meine Ausbildung bei der Royal Academy of Dancing. Übers Tanzen kam ich auch zum Theater, denn mit 15 Jahren ungefähr fing ich auch mit zeitgenössischem Theatertanz an.
Ich studierte also zusätzlich Schauspiel an der Schauspielschule Kassel und machte dort im Jahr 2007 meinen Abschluss. Neben diversen Tanzprojekten spielte ich bisher hauptsächlichTheater. Unter anderem am Staatstheater Kassel, Aktionstheater Kassel, Jungem Theater Göttingen und dem TJG in Dresden. Kontakt zum Horrorgenre bekam ich vor allem durch diverse (Trash-) Kult-Horrorfilme wie Überfall der Mörderrucksäcke oder dem düsteren Dämonen Splatter Five. Da ich mich schon seit ich denken kann sehr für Hörspiele begeistere, fing ich letztes Jahr schließlich an, auch in diesen Bereich hinein zu schnüffeln und hatte das große Glück nun endlich bei Nocturna Audio meine erste offizielle Hörspielaufnahme machen zu können."
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