... Angela Mackert über den TextLustVerlag, kultigen Lesegenuss und Gaias Schatten
... Angela Mackert ...
... über den TextLustVerlag, kultigen Lesegenuss und Gaias Schatten
: Der Verlagsname sollte die Lust, die Begeisterung am Text ausdrücken bzw. die Freude an guten Geschichten, und zwar von beiden Seiten ausgehend – vom Verlag als auch vom Leser. Einfach ausgedrückt sollte der Verlagsname signalisieren, dass es bei uns Bücher gibt, die man spontan nach Lust und Laune zwischendurch lesen kann, um dabei so manche, ganz persönlich definierte, Perle zu entdecken.
: Der Verlag hat sich den kurzen Texten verschrieben – Kurzgeschichten und Kurzromanen bzw. Novellen, die wir in Reihen und Serien herausbringen. Damit wollen wir Leser ansprechen, denen wenig Zeit zum Lesen bleibt oder die abgeschlossene Geschichten für die kleinen Pausen des Tages suchen. Die Qualität der Geschichten ist für uns dabei sehr wichtig, nicht nur was das Handwerkliche betrifft, sondern auch das, was eine Erzählung transportiert. Wer mit allen Sinnen liest, wird immer wieder etwas finden, worüber sich nachzudenken lohnt und so noch mehr Spaß beim Lesen haben.
: Die "Kaffeepausengeschichten"-Reihe ist unsere Kurzgeschichtenreihe, kleine Bücher mit jeweils drei Kurzgeschichten eines Genres, denen als Besonderheit Lesetipps vorangestellt sind, die es ermöglichen, sich noch tiefer auf eine Geschichte einzulassen. Diese "Rezepte" geben daneben auch Hinweise, wie man sich ein zur Geschichte passendes Ambiente schaffen kann – allein oder zusammen mit Freunden.
: Wie kam ich darauf? Ich hab oft spontane Ideen, die ich – wenn sie mich am nächsten Tag immer noch überzeugen – auf die Möglichkeiten ihrer Umsetzung hin prüfe. Die Rezepte für den kultigen Lesegenuss waren jedenfalls so eine spontane Idee, die mir kam auf der Suche nach einem Mehrwert für die Reihe, den es so noch nicht gab. Selbst testen ist schwierig, da ich die Geschichten, zu denen sie passen müssen, zum Zeitpunkt des Rezepteschreibens ja bereits in- und- auswendig kenne. Für mich ist es daher eher wichtig, mich in die Rolle des Lesers zu versetzen. Er muss die Tipps umsetzen können (deshalb gibt es auch manchmal Alternativ-Vorschläge) und die Neugier auf die Geschichte soll noch ein bissel steigen. Die Tipps für den kultigen Lesegenuss schreibe ich jeweils selbst und ich habe keine Angst, dass mir die Ideen, die sich ja immer an der jeweiligen Geschichte orientieren, ausgehen.
: : Die Bände der Teezeitgeschichten beinhalten im Gegensatz zu den Kaffeepausengeschichten immer die Geschichte eines einzigen Autors und unterscheiden sich daneben, wie du sagst, in der Länge. Mit einer Lesedauer von etwa 2 bis 2 1/2 Stunden sind sie gut geeignet, um den Abend (oder eine sonstige längere Pausenzeit) mit einer abgeschlossenen Geschichte gemütlich ausklingen zu lassen. Deshalb der Tee – er steht für Gemütlichkeit.
: "Gaias Schatten" ist eine Mystery-Serie, in der es um Schuld und Sühne, um Gerechtigkeit und gerechten Ausgleich geht. Die Idee dahinter hat im weitesten Sinn mit Karma zu tun, was soviel heißt, dass jede Handlung in der Vergangenheit das gegenwärtige Schicksal bestimmt. Deshalb geht es in den Geschichten auch oft um (zum Teil weit) zurückliegende Begebenheiten, die aktuell wirken (das Thema wird quasi auf irgendeine Art wieder aufgewirbelt). Gaias Schatten, eine fiktive Figur, die in allen möglichen Gestalten auftreten kann und nur an einem roten Mal zu erkennen ist, sorgt dafür, dass die dunklen Geheimnisse der Vergangenheit ans Licht kommen und dass abgerechnet wird.
: Nein. Die Serie orientiert sich an der mythologischen Gestalt Gaias: Muttergottheit, Todesgottheit, Rachegottheit und Orakelgottheit, und verfolgt eher einen esoterischen (Esoterik = verborgenes Wissen) Ansatz, der besagt, dass alles in einem universalen Zusammenhang steht und auch jeder Mensch in das größere Ganze eingebettet ist. Die Gaia-Hypothese geht dagegen vom wissenschaftlichen Ansatz aus, betrachtet die Erde und ihre Biosphäre wie ein Lebewesen, das sich selbst organisiert. Bei der Serie "Gaias Schatten" geht es jedoch nicht darum, ob die Erde sich selbst erhält, egal was wir mit ihr tun, sondern es geht um die Verantwortung des Einzelnen für das Ganze. Wenn einer die Verantwortung für sein Tun ablehnt, muss möglicherweise ein anderer sie übernehmen, und sei es Jahrzehnte oder Jahrhunderte später – Gewicht und Gegengewicht, damit das Gleichgewicht des großen Ganzen erhalten bleibt. Als Mutter liebt Gaia jedes ihrer Kinder, aber als Todesgöttin setzt sie ihrem Wirken ein Ende und als Rachegöttin bestraft sie Fehlverhalten. Zuvor sie gibt ihnen als Orakelgottheit jedoch Hinweise, überläßt die Interpretation dann aber dem Einzelnen, damit er über die Folgen seines Tuns nachdenkt. Aber dies ist, wie gesagt, nur die Hintergrundidee zur Serie. Die Geschichten selbst sind einfach nur spannend, ob man sie nun aus dem esoterischen Blickwinkel betrachtet oder nicht.
: Die Serie ist ja mittlerweile komplett veröffentlicht. Henry hat zusammen mit mir die Ausschreibung organisiert und danach die eingehenden Geschichten gelesen. Mithilfe eines Punktesystems wurde bewertet, er hat sich aber auch die Mühe gemacht, ausführlich zu kommentieren und seine Bewertung zu begründen. Natürlich habe ich trotzdem jede Geschichte auch selbst gelesen, aber psst ...! Danach traf er eine Vorauswahl, die er mir vorgelegt hat. Aus dieser traf ich die endgültige Entscheidung. Das Lektorat der Geschichten ging dann direkt vom Verlag aus, um Arbeitszeit zu sparen. Henry hat aber jedes Lektorat auch noch mal kontrolliert, sodass nicht nur wie üblich vier Augen sondern sechs Augen über die Endqualität wachten.
: Ah, ich denke für eine Agentur ist mein Kleinverlag kaum als Fliege an der Wand sichtbar und zudem nicht sehr lukrativ aufgrund der Kurztexte ... Eine Ausschreibung macht zwar viel Arbeit, aber sie hat sich gelohnt. Wir haben richtig gute Geschichten bekommen ...
: Die Serie verfolgt ein Konzept und die Geschichten, obwohl völlig unterschiedlich, mussten in der Umsetzung des Konzepts zueinander passen. Sieben sollten es auf alle Fälle sein, acht sind es geworden. Daneben hatten uns aber auch einige Geschichten erreicht, die nicht zu den anderen passten, aber so verdammt gut waren, dass wir nicht auf sie verzichten wollten. Diese sind in der Reihe "Teezeitgeschichten" veröffentlicht worden. Eine davon hast du bereits gelesen: "Fuchsgold" von Julia Vogel. Eine weitere kann ich dir wärmstens ans Herz legen: "Wintergrab" von Arne Kilian. Die hab ich schon weiß Gott wie oft gelesen und bin immer aufs Neue hin und weg. Dann noch "Die Schattenkrieger" von Andreas Zwengel – rasant und spannend von Anfang bis Ende ... Aber ich glaub, ich muss aufhören, sonst bete ich dir am Ende vor lauter Begeisterung noch die ganze Litanei unserer Veröffentlichungen herunter.
: Du meinst jetzt schreibende Frauen? Ich weiß nicht ... vermutlich ist es beim Lesen eines Ausschreibungstextes einfach so, dass er entweder die Ideen in Gang bringt oder nicht. Generell sehe ich das Thema auch nicht Geschlechtsspezifisch. Wenn ich vom Leser ausgehe, dann sind Männer sicher noch unterrepräsentiert. Ein kleiner Hinweis an diese: Mit den Bänden von “Gaias Schatten” könnt ihr das ändern. Die sind nämlich garantiert nicht nur für Frauen.
: Die grafische Gestaltung ist sehr wichtig, da das Cover immer den ersten Eindruck schafft. Wenn das Layout bereits steht, ist es generell so, dass ich für die Grafiken gewisse Vorgaben mache, das Team danach aber erst mal in Ruhe arbeiten lassen. Entweder das Ergebnis “triffts”, dann sind alle glücklich, oder es triffts eben nicht ganz, dann müssen wir bis zum Glücklich-Sein halt noch weiter an der grafischen Gestaltung arbeiten. Wenn für eine neue Reihe oder Serie ein neues Layout gebraucht wird, so lasse ich mich in der Regel erst mal überraschen. Kommt dann der erste Entwurf, so wird gemeinsam solange getüftelt und diskutiert, bis ich mit dem Endergebnis zufrieden bin.
: Ganz klar die guten Geschichten, die ich veröffentlichen darf ... und dann freut mich natürlich jeder einzelne Leser, der meine Begeisterung teilt.
: Hm, mal überlegen ... da ist zum einen der elende Preiskampf auf dem Buchmarkt, der allen Verlagen das (Über-)Leben schwer macht. Zum anderen ärgert es mich, wenn ich die vorgefasste Meinung höre, dass man mit Kurzgeschichten keine vollwertigen Geschichten erzählen kann. Das kann man nämlich sehr wohl! Aber dagegen hilft nur Offenheit und Lesen mit wachen Sinnen.
: Das ist eine Schicksalsfrage ... Wenn ich eines in den 4 Jahren meiner Verlagsarbeit gelernt habe, dann dies: In der Buchbranche können sich die Marktbedingungen von heute auf morgen ändern, nichts ist sicher. Du musst dich anpassen, immer wieder nach Lösungen suchen und vor allem rudern, rudern, rudern, in der Hoffnung, dass dir dabei nicht die Puste ausgeht. Gemäß dieser Erkenntnis lass mich einfach arbeiten und stell mir die Frage in fünf Jahren nochmal ...
: Zum einen geht es spannend weiter mit unserer Jugendbuchserie: "Die Schrecken von Sahlburg". Im Januar ist der vierte Band "Friedhofsnacht" herausgekommen, die nächsten folgen im April ("Dunkelwelt"), Juli ("Spiegelschmerz") und Oktober ""Fluchgespinst"). Dann kommen natürlich weitere "Kaffeepausengeschichten", die nächste im März hat den Titel "Paradynamische Therapie" und handelt von den Sorgen und Nöten von Geistern, Hexen, Vampiren und Co. Im Juni kommt dann "Vampirghetto" heraus. Auch die Teezeitgeschichten werden fortgeführt. Band 13 "Gefallene Göttin" von Dimitrios Athanassiou kommt im Mai. Und ansonsten einfach überraschen lassen ...