... Rona Walter und Kristina Lohfeldt über Märchen, Horror und Livehörspiel
... Rona Walter und Kristina Lohfeldt ...
... über Märchen, Horror und Livehörspiel
: Rona Walter, geboren am 11. Juni auf der Isle of Skye, Schottland, ist eine preisausgezeichnete Novellistin (VINCENT PREIS als “bester Fantasy Roman national 2012" für den Bestatter Roman Kaltgeschminkt), Drehbuchautorin und Dramaturgin. Nach ihrem Studium in The Arts and Media und Literature: 19th Century / Romanticism in England, machte sich die ehemalige leitende Buchhändlerin als Autorin für Bühne, Film, TV und Buch, selbständig. Sie drehte Imagefilme, Music Videos und arbeitete bereits mit dem The Dungeon/Merlin Entertainments, dem Imperial Krimi Theater und den University Players des English Theatre in Hamburg. Letzteren diente sie als Script-consultant für die Inszenierung New Frankenstein. Sie übersetzte den britischen Erfolgsautor Jonathan Green ins Deutsche, und arbeitet mit Filmemachern und Anthologisten aus den USA, Kanada, Großbritannien und der Schweiz.
: Die in Hamburg geborene Autorin und Literaturwissenschaftlerin Kristina Lohfeldt, wollte als Achtjährige Opernsängerin werden, und ließ demzufolge auch zwanzig Jahre später als Polly Peachum in Brechts “Die Dreigroschenoper" auf der Bühne ihre Stimme hören. Doch letztendlich lag ihr das Fabulieren mehr im blauen Blut (es heißt, in ihrem Stammbaum habe es alten dänischen Adel gegeben). Mit dem Erwerb der Schreibfähigkeit, erwachte auch die Lust am Formulieren. Bereits im zarten Alter von fünf Jahren diktierte sie ihrem schmunzelnden Vater Märchen in die Feder. Studiert hat sie später, was sie faszinierte: Literaturwissenschaft, Geschichte, Philosophie. Nach Projekten als Regieassistentin (u.a. am Matthias Claudius Theater in Hamburg) sowie langjähriger Tätigkeit als Lektorin und Werbetexterin, verdient sie seit 2006 als freie Autorin ihre Brötchen und wurde bereits mehrfach als beste Newcomerin nominiert (u. a. für ihren Roman "Too bad to be God").
Aber schon im Buch selbst werden diese aufgelöst. Warum dann überhaupt Pseudonyme?
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Pseudonyme zu wählen war für uns eine Art Eigenüberlistung. Wir wollten uns somit von unseren bisherigen Genres (Horror und Funny Fantasy) lösen.
: In unserem Vorwort befassen wir uns mit der Faszination Urmärchen vs. Disney und ihren Ursprüngen. Märchen, Sagen und Legenden sind immer auch ein Spiegel der Gesellschaft, sind der in jeder Generation neu zu entdeckende Pfad zu einer Art kollektivem Gedächtnis und zugleich zu unserem Unterbewusstsein. Manchmal erscheint es doch so, als schlummerten wir den Dornröschenschlaf, weil wir oft genug die Augen vor der Welt, die uns umgibt, verschließen. Wir lassen eine Dornenhecke um unser Innerstes wachsen, in das wir nur denjenigen einlassen, der uns nahesteht. Also waren Märchen von Beginn an eine Art Fingerzeig zur Tugendhaftigkeit und boten Orientierung, Lösung und Trost. Die Heldinnen und Helden sind keine Individuen, sondern Typen, weshalb viel Raum für Identifikation bleibt. Irgendwie ist es doch tröstlich, zu wissen: Egal was einen auch von anderen Menschen oder Generationen trennt, es gab und wird immer etwas geben, das jeden in einer Phase seines Lebens fasziniert oder gefesselt hat: Märchen. Und natürlich immer wieder schön, dass im Märchen oft gerade die Schwächeren oder Unterlegenen am Ende triumphieren. Tröstlich gerade heute in einer Welt, die immer rücksichtsloser zu werden scheint.
: Wir haben primär Märchen ausgewählt, die noch immer einen Bezug zu unserer moderneren Zeit haben, deren Weiterentwicklung durch die Christianisierung (Drachen zu Teufeln, Hutzelweiber zu Hexen) interessant ist, und die psychologisch eine tiefere Bedeutung haben, wie beispielsweise der Minderwertigkeitskomplex der kleinen Meerjungfrau oder die “Dünnhäutigkeit” der Prinzessin auf der Erbse.
: Bei “Spieglein, Spieglein meiner Seele" hat uns eher die Geschichte der bösen Stiefmutter inspiriert, eine Figur, die ja immer gern in eine bestimmte Schublade gesteckt wird: in die der rücksichtslosen Narzisstin. Auch war es einmal interessant zu erfahren, was denn hinter der nie erzählten Geschichte des Magischen Spiegels steckt. Viele Fragen in den Märchen sind unbeantwortet, ignoriert und übergangen, dabei steckt so viel Information und überraschende Botschaft im Detail! Die Geschichte von Schneewittchen wurde bereits so oft durchgekaut und neuinterpretiert, dass man ganz ihre interessanten Nebenelemente vergisst. Jedes Märchen jedoch ist sehr psychologisch und vakant interpretierbar, wie wir auch ausführlich in unserem Vorwort darlegen.
“Die siebte Nacht” spiegelt eine Art (Stief-)Mutter-Tochter-Konflikt, die Rivalität der Frauen, wider. Es geht dabei nicht nur um einen Generationenkampf, sondern auch um den grundsätzlichen Begriff von Macht und Manipulation sowie der Frage, wohin Narzissmus führen kann, wenn man es mit der Selbstliebe und mit übertriebener Eitelkeit auf die Spitze treibt. Außerdem wird hier das bekannte Märchenmotiv einmal umgedreht: hier ist nicht nur die Stiefmutter “böse”, sondern auch oder gerade das Kind bzw. die Heranwachsende der Schneewittchenfigur. Insgesamt geht es hier – meistens untypisch für Märchen – um starke Frauenfiguren. Hier sind tatsächlich die Männer mal Staffage.
: Illustrationen waren geplant, und wir hatten bereits eine spannende Idee. Genaueres wird nicht verraten, denn vielleicht greifen wir für Band II (lachen) auf unsere Ursprungsidee zurück. Die Umsetzung blieb allerdings hinter unseren Erwartungen zurück, und ein Wow-Effekt hätte uns wiederum viel Geld gekostet. Das hätte sich auf den Endpreis ausgewirkt, was wir unseren Lesern nicht antun wollten.
: In dem Test “Once upon your mind” können Leser herausfinden, wie viel von den Märchencharakteren in ihnen selbst schlummert.
Nachdem Rona sich zwei Bier genehmigte, entstand diese zündende Idee...
: Kristinas bevorzugtes Genre gibt es nicht. Sie schreibt alles, was sie interessiert, ob Märchen, Fantasy (Funny oder auch High...), Steampunk, Mystery (gerne auch Hörspiel) oder Belletristik.
Rona hingegen bevorzugt Drama und Abenteuer (nur Script), Geistergeschichte und Märchen (natürlich), obwohl sie sich bei Bedarf im Bereich Horror austobt.
: Nun, da Rona einige Zeit in einer internationalen Bucherbranche als Buchhändlerin arbeitete, kann hier angemerkt werden, dass Neuautoren im Buchhandel stets schlechte Karten haben, da man ihren Erfolg nicht einschätzen kann – und darum geht es ja leider heute im modernen Handel: um Zahlen und nicht mehr um Vielseitigkeit und Individualität. Das kommt folgendermaßen:
Da der Bestatter Roman KALTGESCHMINKT äußerst individuell ist da 1) ein Genre Mix aus Horror, schottischer Folklore und (britischem) Humor, und 2) keinem vorgegebenen Trend folgt, ist es nie leicht, sich als Jungautor in der Bücherbranche zu behaupten. Trotzdem KALTGESCHMINKT in Hamburg spielt, wurde der Roman lediglich von der kleinen Buchhandlung “Marissal” und ihrem grandiosen Team promotet, Thalia und Co. entsorgten die angebotenen Flyer sofort. Zum positiven Aspekt sei aber gesagt, dass in den Jahren 2012, 13 und 14 viele interessante Lesungen folgten, an die man immer wieder gern zurückdenkt. Ob Fledermaushöhle, Absyntherie, Drachenwinkel, Theater, Pub oder The Dungeon, es gab damals viele interessante und wundervolle Förderer.
Noch diesen Sommer erscheint nun die 2. überarbeitete und zu 90% umgeschriebene Auflage von KALTGESCHMINKT unter dem Titel COLD HANDS INC. in deutsch und THE HUMAN DRESS im Englischen, diesmal ohne Luzifer Verlag, dafür aber mit viel Unterstützung englischer und kanadischer Verlage. Die deutsche Version wird jedoch wieder über Amazon publiziert. Da hat man dann als Autor auch finanziell etwas mehr von.
: Kristina hat 2013 gemeinsam mit Marco Ansing das Steampunk-Live-Hörspiel “Die letzte Instanz” auf die Bühne des Theaters an der Marschnerstraße in Hamburg gebracht, wobei wir auch von der Steampunkband “Drachenflug” unterstützt wurden, sowie von bekannten Sprechern wie Martin Sabel und Detlef Tams.
Rona inszenierte 2014 mit ihren Schauspielern Gosta Liptow und Guido M. Kobr die interaktive Bühnenlesung zu “Kaltgeschminkt” ihr dazugehöriges Drehbuch “Morticians on Stage” mit dem Imperial Krimi-Theater unter der Leitung von Florian Lienkamp und Janine Krieger. Zudem erschien kürzlich in Zusammenarbeit mit der Wicked Library U.S. und Maddy von Stark die inszenierte Online-Lesung “Just like Grandpa”, gelesen von Nelson Pyles.
: Rona beginnt in Kürze die Arbeit an einem ans Genre angelehnten Roman im Englischen. Allerdings begnügt sie sich damit, die Übersetzerin der Steampunk-Romane von Jonathan Green zu sein.
Kristina spielt mit dem Gedanken, ein Steampunk-Märchen zu schreiben. Interessierte Verlage: macht euch schon mal bereit, sie rechtzeitig anzuschreiben.
: Weitere gemeinsame Projekte von Mr. Dance und Ms. Darling sind in Vorbereitung.
Bis dahin beendet Rona ihr Drehbuch zu “The Green” und ihre Recherche zum neuen englischsprachigen Roman, und sowohl Rona als auch Kristina freuen sich bereits auf ihre Hörspiele zu einer neuen Serie von Midnight Seagull Media.
Das Foto von Rona Walter stammt von Richard Ohme
Das Foto von Kristina Lohfeldt stammt von Katja Harms