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... Stefan Hensch über ›John Zamorra‹, einen unterbrochenen Zyklus und den »Der Psioniker«

Stefan Hensch... Stefan Hensch ...
... über ›John Zamorra‹, einen unterbrochenen Zyklus und »Der Psioniker«

Stefan Hensch ist der Kopf hinter »Der Psioniker«. Als Autor und (neudeutsch) Selfpublisher schickt er ein originelles Heldenteam in den Kampf gegen Luzifers Dämonen. (Zum Werkstattbericht: Geschichten auf meine Art - Werkstattbericht »Der Psioniker«). Dem Zauberspiegel erzählt er noch einiges zu den Hintergründen.

Stefan HenschZauberspiegel: Hallo Stefan! Vielen Dank, dass Du den Lesern des Zauberspiegels etwas über Dich und Deine Serie "Der Psioniker" erzählen willst! Fangen wir doch einfach mal mit Dir an. Wer ist Stefan Hensch und was macht er so?
Stefan Hensch: Sehr interessante Frage, deren Antwort sehr lang ausfallen könnte. Ich will die Leser aber nicht mit erkenntnistheoretischen Ideen über mich langweilen, sondern mich auf eine relevante Vorstellung beschränken. Seit meiner Kindheit liebe ich Geschichten und bin ein leidenschaftlicher Leser. Sehr früh fabulierte ich die ersten eigenen Geschichten, allerdings nicht auf Papier sondern per Mikro auf einem alten Kassettenrekorder (ja, das ist verdammt lang her`…). Dann kam aber schnell Stift und Papier, dann eine Schreibmaschine. Eines meiner ersten Machwerke darauf war eine Kurzgeschichte für die John Sinclair Erstauflage, die aber leider nicht veröffentlicht wurde. Die Jahre gingen ins Land, aber ich habe weiter gelesen und geschrieben. Beides sind weiterhin meine Lieblingsbeschäftigungen, denen ich immer noch leidenschaftlich nachgehe. Ich bin ein Kind der 1980er und mein Thema sind klassische Helden, wie sie damals Bücher, Fernsehen und Leinwand beherrscht haben und natürlich deren Gegenspieler, die guten alten Bösewichte!

Zauberspiegel: Du schreibst in der Nummer 1, dass Du John Sinclair und Professor Zamorra gelesen hast. Welche der beiden Serien ist näher dran an "Die Psioniker"?
Stefan Hensch: Ehrlich gesagt habe ich noch gar nicht darüber nachgedacht! John Sinclair hat mich insgesamt wohl früher und deshalb intensiver als Professor Zamorra beeinflusst. Ich will es mal so sagen: Ich versuche mit Jan Hannig einen Charakter zu erschaffen, der eine Art solides Fundament für die Serie bildet – genauso wie es der namensgebende John Sinclair auch ist. Beim Lesen habe ich immer das Gefühl „mit John" unterwegs zu sein, meinem alten Haudegen, mit dem ich schon mehrere Jungfrauen gerettet und danach Nächte zum Tag gemacht habe. Bei Professor Zamorra hat mich die extreme Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit beeindruckt, eben dass manchmal die Dinge völlig anders sind, als sie der Leser erwartet. Jedoch gibt es auch bei beiden Serien Schwachpunkte, die ich beim „Psioniker" vermeiden möchte: Beim aktuellen John Sinclair sind das leider viele Dinge, die der Altmeister Jason Dark momentan selber macht. Jan Hannig soll auf keinen Fall zu einer Persiflage von sich selbst werden und sich immer wieder durch die gleichen Abenteuer „kloppen" müssen. Bei Professor Zamorra scheint mir gelegentlich die „Integrität" der Serie zu zerfasern: Etwa dann, wenn Funktionen von Merlins Stern krass unterschiedlich beschrieben und dargestellt werden, oder wenn wie in einer Seifenoper plötzlich eine Legion „Nebendarsteller" sehr viel Raum eingeräumt wird, aber das Verhältnis zwischen Nicole und Zamorra kaum noch mit Leben gefüllt wird. Das ist jetzt kein Bashing beider Serien, denn ich liebe beide Reihen und werde sie mir bis zum letzten Atemzug kaufen. Als Leser kann man aber den Autor nicht abschalten, ich nenne das den „Beifahrer Effekt" – es wird vom Beifahrer auch dann gemeckert, wenn der Fahrer absolut fehlerfrei fährt. Um aber die Frage zu beantworten: Es ist wohl so, dass mir ein „John Zamorra" vorschwebt wink

Zauberspiegel: Dein Titelheld Jan Hannig ist Antiquitätenhändler. Das ist eher unüblich unter Dämonenjägern. Wieso hast Du Dich für diesen Beruf entschlossen?
Stefan Hensch: Ich will an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten, deshalb nur so viel: Ich habe leidenschaftlich gerne Geschichten aus dem Lovecraft`schen Universum gelesen. Dort sind Antiquitätenhändler durchaus häufiger als Protagonisten vorzufinden. Antiquitätenhändler können es ja z.B. auch mit Artefakten längst vergangener Kulturen zu tun bekommen, ebenso mit „besetzten" (verspukten) Gegenständen oder auch mit längst vergessenen Schätzen. Außerdem kommen Jan Hannig bei diesem Beruf seine besonderen Fähigkeiten zugute. Dies ist aber ja der Anfang einer Geschichte, die in ihrem Lauf ja noch Einiges relativieren könnte. Dabei belassen wir es hier aber, sonst verrate ich wirklich noch zuuuu viel!

Zauberspiegel: Im Roman sprichst Du von Psi-Kräften. Das klingt eher nach SF, dabei ist der Roman sonst eher ein Gruselroman mit den Versatzstücken Dämonen und Luzifer. Warum hast Du Dich gegen magische Kräfte entschieden?
Stefan Hensch: Auf der einen Seite hat das einen rein formalen Grund – der Titel „Psioniker" trägt ja den Begriff „Psi" schon als Wortbestandteil in sich. Aber ich wollte auch eigene Wege gehen. Als Leser hat mich auch Wolfgang Hohlbeins „Hexer" stark beeinflusst. Ich wollte jetzt aber keinen Robert Craven in der Jetzt-Zeit schreiben, obwohl ich Hohlbein wirklich für die Umsetzung bewundere. Das Psi-Kräfte originär eher SF-typisch sind, stimmt absolut. Dies ist vielleicht eines von vielen Merkmalen die belegen, dass mich Professor Zamorra eben nicht umsonst auch da begeistert hat, wo es auch um SF ging. Deshalb muss ich sagen: SF wird auch eine Facette vom „Psioniker" sein, definitiv. Gerade in Band 2 wird es auch in diese Richtung gehen. Weiterhin wird auch das Psi-Thema aus einer anderen Perspektive beleuchtet werden, was für das Verständnis meiner Interpretation wahrscheinlich auch sinnvoll ist. Magische Kräfte an sich werden aber ebenfalls ihren Platz bekommen, nur eben definitiv nicht im Repertoire der Hauptfigur!

Zauberspiegel: Ingo Voss, der Side-Kick von Jan Hannig, ist eigentlich ein Dämon. Schafft das nicht Verwirrung, weil das im Heftroman übliche Schwarz/Weiß-Schema durchbrochen wird?
Stefan Hensch: Oh ja und das ist auch absolut beabsichtigt! Zu Anfang habe ich ja gesagt, dass mich „echte Helden" begeistern. Aber ebenso trifft das auch auf die sogenannten Anti-Helden zu, wie z.B. Elric von Melnibone von Michael Moorcock. Mit Ingo Voss habe ich noch viel vor, gerade auch um die Relativität von Gut und Böse zu demonstrieren. Insofern verletzte ich tatsächlich ein Genre-Gesetz, bzw. beuge es zumindest bis zur Belastungsgrenze. Ob das vom Leser angenommen wird, kann ich natürlich nicht sagen. Da ich aber absolut alleinverantwortlich bin, kann ich solche Experimente wagen und hoffe auf das Feedback meiner Leser!

Zauberspiegel: Ich habe den Eindruck, dass Deine Serie einen zyklischen Aufbau haben wird. Über wieviel Hefte wird sich so ein Zyklus erstrecken?
Stefan Hensch: Das stimmt absolut! Zyklen haben mir schon immer sehr gefallen, da sie die Facetten und Vielseitigkeit einer Serie massiv erweitern können. Es wird aber keine 100% Festlegung auf Zyklen geben. Zwischendurch wird es immer wieder abgeschlossene Einzelhefte geben, die dem Leser auch etwas Zeit zum Ankommen im Jetzt geben werden. Dennoch möchte ich auch eine gewisse Kontinuität der Zyklen gewährleisten, da sonst einfach schnell der Schwung und damit auch die Spannung verschwindet. Da ich momentan ja meine ersten Erfahrungen mit dem Heftroman-Bereich sammele, werde ich mich momentan auf ca. maximal 3 – 4 Hefte pro Zyklus beschränken. Wobei ich mir hier auch eine Art Modell des „alternierenden Zyklus" vorstelle : also ein Mehrteiler, der temporär von 1 – 2 Einzelabenteuern unterbrochen wird, der dann aber weitergeht. So wird es zumindest in der Anfangsphase sein und dann sehen wir mal weiter.

Der PsionikerZauberspiegel: Mit dem "Speer des Schicksals" (Zur Leseprobe: Der Speer des Schicksals - Leseprobe aus »Die Psioniker« Nr. 1) greifst Du einen real existierenden Gegenstand auf, dem übernatürliche Kräfte zugesprochen werden. Wie bist Du gerade auf diese Lanze gekommen?
Stefan Hensch: Die Lanze ist mir schon mehrfach über den Weg gelaufen, u.a. auch mal in der Comicverfilmung „Constantine". Generell mag ich es, reale Objekte oder Geschehnisse in eine fiktive Handlung einzubauen. Das ist natürlich keinesfalls neu oder gar revolutionär, aber ich lese solche Stories selbst gerne. Die Lanze wird uns aber noch eine ganze Weile beschäftigen und natürlich auch die Konsequenzen, wenn ein solches Objekt für egoistische Ziele genutzt wird. Ja, ich habe durchaus noch „Großes" mit der Lanze vor…

Zauberspiegel: Werden die drei Hauptpersonen, also Jan Hannig, Ingo Voss und Till Helnerus, mit der Zeit auch einen familiären Hintergrund (oder eine Lebensgefährtin) bekommen?
Stefan Hensch: Definitiv! Wir reden zwar über „pulp", aber jede Figur soll rund werden. Dazu gehören Hintergrundgeschichten, Beziehungen usw. Ich habe noch keine konkrete Idee, aber ebenso wären auch „Solo Missionen" im Serienkosmos denkbar. Aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt nur Spekulation!

Zauberspiegel: Das erste Abenteuer spielt in Deutschland. Auch in der Vorschau zu Band 2 sieht es so aus als ob wieder Deutschland Handlungsort ist. Wird das so bleiben oder betätigen sich die Protagonisten demnächst auch als Globetrotter?
Stefan Hensch: Über diesen Punkt habe ich bei der Konzeption auch länger nachgedacht. Normalerweise ist ja der typische Dämonenjäger kein Deutscher, bekommt aber eigentlich immer einen festen Partner in Deutschland. Bei John Sinclair war das ja lange Will Mallmann, später dann Harry Stahl. Bei Professor Zamorra gab es ja diverse Deutsche, u.a. die Peters-Zwillinge. Deshalb habe ich mich für Deutschland als „Basis" entschieden, ich halte das einfach für authentischer. Selbstverständlich wird es noch internationaler mit Reisen und Abenteuern z.B. ins Ausland werden, aber ich habe da noch eine ganze Menge mit Jan Hannig vor. Etwas davon wird sich bereits im zweiten Band andeuten, getreu dem alten Motto: „Nichts ist so wie es scheint"…

Zauberspiegel: In Band 1 gibt es eine Leserbriefseite, die aber naturgemäß noch keine Rückmeldungen enthalten konnte. Hast Du inzwischen schon Leserbriefe erhalten?
Stefan Hensch: Ich habe mir seit einigen Jahren radikale Ehrlichkeit zur Handlungsmaxime gemacht und werde dabei bleiben, denn ich will einfach kein oberflächlicher Dummschwätzer sein. Bisher gab es exakt 0 Leserbriefe. Insgesamt ist auch das Interesse und auch der Absatz der Hefte sehr überschaubar – aber vorhanden! Ich hatte eine geringfügig bessere Erwartungshaltung, aber die Realität ist immer die beste Kur. Keinesfalls werde ich als Ghostwriter irgendwelche Lobhudeleien konstruieren und diese auf der Leserbriefseite als authentische Zuschriften verkaufen. Solange ich keine Briefe bekomme, werde ich dort den Lesern einfach selbst direkt ansprechen und kleine Anekdoten und Gedanken zu dem jeweiligen Heft veröffentlichen. Das wird jetzt definitiv keine monumentalen Ausmaße annehmen, aber als Leser finde ich solche Infos interessant. Man muss da auch die Kirche im Dorf lassen – als absoluter independent Autor trete ich in Wettbewerb zu Verlagen, die auch im „niedrig Preissegment" Ebooks und Taschenbücher mit perfekter Gestaltung, tollem Marketing und qualifiziertem Lektorat anbieten. Im Grunde ist das so, als wen ich mit einem Fiat 500 auf dem Nürburgring unterwegs bin und mir einbilde, ernsthaft mit einem Ferrari mithalten zu können. Das wäre einfach ein Kampf mit ungleichen Waffen, den ich nur verlieren kann. Nein, der „Psioniker" ist mein Baby. Ich konzipiere, schreibe, korrigiere und gestalte in Eigenregie und in meiner Freizeit. Wahrscheinlich würde ich eher im Lotto gewinnen, als über das Schreiben reich und berühmt. Viel spannender ist für mich aber die Frage, was ich OHNE das Schreibe wäre. Die Antwort ist sehr einfach: unglücklich. Zusätzlich möchte ich qualitativ hochwertige Geschichten abliefern und wenn ich mich dann noch kontinuierlich von Detail zu Detail verbessere, habe ich in meinen Augen einen anständigen Job gemacht!

Zauberspiegel: Mir gefällt das Titelbild von Band 1. Werden die weiteren Cover ebenfalls von Eva Kirchner gestaltet werden?
Stefan Hensch: Ich hoffe es! Ich liebe nämlich das Cover und auch die sonstigen Arbeiten von Eva. Doch Eva Kirchner und ich haben das gleiche Problem: Zeitnot. Um für alle Fälle gewappnet zu sein, habe ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt um einen Co-Zeichner bzw. Künstler ins Boot zu bekommen. Dabei habe ich aber ganz schnell gemerkt, dass hier ein dickes Problem auf mich zukommt. Professionelle Künstler kann ich einfach nicht bezahlen. Wir müssen alle definitiv von etwas leben, aber auf unbestimmte Zeit ist die Serie ein Hobby von mir, mit dem ich momentan auch keine Reichtümer verdiene. Aus diesem Grund denke ich momentan sogar über eine Art „Seriencover" nach, dass gering modifiziert immer dann zum Einsatz kommt, wenn es zeitlich bei Eva nicht hinhaut. Sad but true, so ist das Leben als Autor im Selbstverlag…

Zauberspiegel: Gibt es auch andere Veröffentlichungen von Dir?
Stefan Hensch: Wie ich schon gesagt habe, begleitet mich das Schreiben schon eine ganze Weile. Da ließen sich ein paar klitzekleine Veröffentlichungen quasi nicht vermeiden. Dabei handelt es sich um zwei Kurzgeschichten in den Anthologien „Angst habe ich keine" und „Poseidons Wette", herausgegeben von Insa Segebade im Gipfelbuch-Verlag. Weiterhin wurde eine Kurzgeschichte vom Steinbach Verlag für eine Hörbuch-Compilation ausgewählt und vertont.
Zusätzlich haben extrem viele Manuskripte ihren Weg in die Mülltonne gefunden, da sie partout keinerlei Interesse bei einem Verlag hervorrufen konnten. Mit den obligatorischen Absageschreiben in Form der üblichen Textbausteine kann ich meine Wohnung tapezieren, aber auch das gehört zum Leben eines Autors und hat letztlich dazu geführt, dass es nun den „Psioniker" gibt!

Uwe Weiher

 

Die Fragen für den Zauberspiegel stellte: Uwe Weiher

 

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