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... Ying S. Lee über "The Agency", die victorianische Epoche und Frauenrechte

Ying S. Lee ... Ying S. Lee über "The Agency", die victorianische Epoche und Frauenrechte

To the English Version hmmm ... Viktorianische Epoche, Spione, eine "starke" Frau ... was für ein Köder. Ich konnte nicht widerstehen und hatte die Gelegenheit, das erste Buch der Trilogie "The Agency" von Ying S. Lee schon auf Englisch lesen zu können.

Ich wollte mehr über die Person Y.S. Lee (unter diesem Autorennamen wurde das Buch verlegt) erfahren und habe Kontakt mit ihr aufgenommen.

Ying wurde in Singapore geboren und wuchs in Vancouver und Toronto auf. Inzwischen lebt sie in Kingston, Ontario, zusammen mit ihrem Mann und einem Sohn. 2004 hat sie ihr Studium der viktorianischen Literatur und Kultur abgeschlossen.

The Agency - A Spy in the HouseZauberspiegel: Hallo Ying, vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview mit uns genommen hast. Ying, ich habe mit dir Kontakt aufgenommen als ich dein Buch "The Agency - A Spy in the House" gelesen habe. Bitte erzähle unseren Lesern ein wenig über das Buch bzw. die Serie.
Ying Lee: Die Agentur-Trilogie spielt im viktorianischen London. Heldin ist Mary Quinn, eine intelligente, resolute 17-jährige Frau mit einer kriminellen Vergangenheit und einer ungewissen Zukunft. Der erste Roman in der Reihe, "Ein Spion im Haus", verfolgt, wie Maria vom Galgen gerettet wird, man sie als Undercover-Agentin ausbildet und sie dann auf ihre erste Aufgabe schickt. Sie schmuggelt sich in das Haus eines reichen Händlers ein, der unter Verdacht des Schmuggels steht. Die Welt der Agentur, eine geheime Truppe, die nur aus Frauen besteht, ist dunkel und gefährlich - weit entfernt vom "Tee und Scones"-Stereotyp historischer Romane.
 
Zauberspiegel: Das viktorianische Setting ist - zumindest scheint mir dies so - ziemlich populär in Großbritannien und den USA zu sein. Es war die Zeit, in der Großbritannien das große britische Empire war, mit klaren sozialen Gesetze und Schichten, kurz bevor die industrielle Revolution begann alles ändern. Warum mögen Menschen viktorianische Settings?
Ying Lee: Ich bin mir nicht sicher, warum andere die viktorianische Zeit mögen, ich liebe  sie, da es eine aufregende Zeit war: Die Technologie  entwickelt sich, Die Karten der Welt werden neu gezeichnet, soziale Werte werden revolutioniert. Es ist wahr, dass das British Empire zu dieser Zeit sehr etabliert war, aber es wurde auch herausgefordert, in Frage gestellt und verändert. Und während es klare soziale Hierarchien gab, rebellierten Frauen und Männer ständig gegen diese. Im Moment sind wir der Meinung, wir leben in einer schnelllebigen, spannenden, möglicherweise verwirrenden Zeit voller Veränderungen, aber im neunzehnten Jahrhundert war das nicht anders. Es ist unserer Zeit gleichzeitig sehr ähnlich und sehr gegensätzlich - eine Art Fantasy-Universum, mit dem Unterschied, dass es tatsächlich existierte.
 

 

Die spanische AusgabeZauberspiegel: Verkauft sich die Agentur gut? Wie reagieren die Medien auf dein Buch? Gefällt es  den Leser? Und hast du es schon geschafft internationale Lizenzen verkauft - vielleicht sogar nach Deutschland?
Ying Lee: Der Verkauf läuft bisher sehr gut, und ich erfahre tolle Reaktionen der Leser - das ist eine große Erleichterung, aber auch eine Ehre. "A Spy in the House", der erste Roman der Trilogie, wird in den USA im Frühjahr 2010 erscheinen, und ich bin total aufgeregt darüber berichten zu, dass der Verlag DTV die deutschsprachigen Rechte für die gesamte Trilogie gekauft hat! Der erste Roman soll im Oktober 2010 in Deutsch erhsceinen. Wir haben auch Rechte in Spanien, Italien und Japan verkauft.
  
Zauberspiegel: Du hast einen Abschluss in viktorianischer Literatur, hast Geschichte studiert. Warum hast du dich für die viktorianische Ära entschieden? Was war so reizvoll für dich?
Ying Lee: Ich wurde von ihrer Literatur in diese Zeit gezogen. Ich liebe die Arbeiten von Charles Dickens, George Eliot, den Brontes, Elizabeth Gaskell, Elizabeth Barrett Browning und Tennyson. Diese Autoren haben die Art, wie ich über diese Zeit denke, maßgeblich beeinflusst - und dazu geführt, dass ich mich in den kulturellen Kontext, in dem sie ihre Kunst geschaffen haben, verliebt habe.

 

Zauberspiegel: Immer, wenn ich über das Viktorianische nachdenke, komme ich auf Frauenrechte, eine starre soziale Gesellschaft und Korsetts. Ich denke an Charles Dickens und die Brontes ... Warum haben Sie diese Zeit als Zeitraum für Ihr Buch gewählt?
Ying Lee: Es begann damit, dass ich über das 19. Jahrhunder schreiben wollte. Und mir stellte sich die Frage nach einer Geschichte, die in den Zeitraum passen würde. Es ist interessant, dass du den Kampf für die Rechte der Frauen erwähnst. Die Aussichten für Frauen waren düster, auch für die intelligenten unter ihnen. Man könnte eine Gouvernante werden (unterbezahlt, machtlos - schau dir Jane Eyre an und erinnere dich daran, dass diese Geschichte ein Happy-End hat!). Man könnte bei seinen reichen Verwandten als eine halbe Dienstbotin leben (Jane Austen hat eine Menge dazu sagen). Man könnte versuchen eine Arbeitsstelle als Schalterangestellte zu bekommen (und die Hälfte dessen verdienen, was der Mann neben einem bekommt, für die gleiche Arbeit - einige Dinge haben sich nicht geändert). Und bei jeder dieser Arbeitsplätze musste man respektabel sein, gut ausgebildet und man hatte einen langen schmerzhaften Weg vor sich. Schon beim Gedfanken an all das würde ich am Liebsten schreien. Hier bin ich also meinen eigenen Weg gegangen und habe einen Roman geschrieben, der in gewisser Weise völlig unhistorisch ist. Es ist ein Buch über  den Versuch unabhängig zu sein in einer Zeit, in der dies besonders anspruchsvoll war.


Zauberspiegel: "The Agency" erinnert mich etwas an Charlies Angels und Sally Lockhart von Philip Pullman. Haben andere ähnliche Vergleiche zu deinem Buch gezogen? Und wie ist es, wenn die eigene Arbeit im Vergleich zu anderen gesehen wird um sie in irgendeiner Weise einordnen zu können?
Ying Lee:
Ich denke, Vergleiche sind unvermeidlich, weil sie eine einfache Art und Weise sind ein Buch schnell zu beschreiben. Die Leute nennen beides - Charlie's Angels und Sally Lockhart, und ich finde es generell schmeichelhaft. Ich habe Charlie's Angels als Kind gesehen, und wollte eine von ihnen sein (die Dunkelhaarige).
Von der Sally Lockhart-Trilogie hörte ich zum ersten Mal nachdem ich den ersten schriftlichen Entwurf des Romans geschrieben hatte, aus dem "A Spy in the House" wurde. Ich geriet sofort in Panik und habe "Ruby in the Smoke" gelesen. Nach dem Lesen entspannte ich mich wieder - die beiden Bücher sind sich nicht so nahe - und es ging mir gut damit, mit meinem Roman weiter zu machen. (Ich habe allerdings den Namen der Heldin geändert: Ursprünglich hieß sie nämlich Mary Lockett, und das war einfach zu nahe). Und während ich natürlich hoffe, dass die "The Agency"-Romane ihren ganz eigenen Wert haben, bin ich immer wieder sehr geschmeichelt, wenn ich in einem Atemzug mit Philip Pullman genannt werde!

Kommentare  

#1 Hermes 2009-07-22 13:06
Das Interview macht ja richtig neugierig auf die Romane! Wenn die Bücher halten, was hier versprochen wird, ist das Unterhaltung mit historischem Flair vom Feinsten.

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