... Uschi Zietsch über Fabylon, Kleinverlage, das Spektrum und ein Weihnachtsgeschenk
: In diesen Verlagen können Newcomer eine Chance zur Veröffentlichung bekommen, weil das Risiko stark minimiert werden kann, auch Anthologien haben ihre Nische gefunden, weil sie sich trotz Kleinauflagen tragen können. Dadurch gibt es eine viel größere Vielfalt, und wahre Perlen und Kleinodien, abseits des Mainstreams und Bestsellers. Entsprechend honoriert wird dieses Engagement durch Überraschungserfolge, denke man an Tannöd oder, das prominenteste Beispiel, Harry Potter. Beide Titel sind in Kleinverlagen erschienen.
? : Nun, ich habe vor der Gründung des Verlags schon drei Jahre im Vertrieb und Marketing gearbeitet, deswegen waren mir Begriffe wie Corporate Identity nicht fremd. Wir haben von Anfang an auf den Wiedererkennungswert unseres Logos und Werbesprüche wie Schöne Bücher für mehr Freude am Lesen, Phantasie kennt keine Grenzen, Der Verlag mit dem Faible fürs Fabelhafte gesetzt. Unseren kleinen A6-Prospekt haben wir in diesem Format seit 20 Jahren, auch das Titelmotiv ist immer gleich geblieben, das erhöht den Wiedererkennungswert. Außerdem passt der kleine Prospekt auch in eine Hosentasche zum Schnell-Mitnehmen. Natürlich waren wir enthusiastisch bei der Gründung des Verlages, aber Professionalität war von Anfang an gefordert. So haben wir auch ein bestimmtes Erscheinungsbild bei den Büchern geschaffen, das vom Format her ungewöhnlich ist und von der Aufmachung so, dass man sofort ein Fabylon-Buch erkennt. Wir haben einige Sammler, die uns seit Anbeginn treu sind. Wichtig sind auch die Cover, auf großartigen Schriftenschnickschnack hingegen verzichten wir, da sind wir ganz nüchtern.
: Wir haben natürlich nur sehr geringe Kostenaufwendungen, was die Verwaltung betrifft, und können die Bücher deswegen vom Preis her knallhart kalkulieren, sodass sie sich durchaus mit den Großen messen können. Auf dem Weg zu einem großen Verlag sind wir aber erst dann, wenn wir einen Knaller gelandet haben. Einen Großverlag würde ich auch gar nicht wollen, mittelständisch würde vollkommen reichen. Dafür allerdings stehen die Zeichen derzeit schlecht, wenn man bedenkt, wie viele gutsituierte Verlage gerade um ihre Existenz kämpfen oder gar wie der renommierte Schweizer Ammann-Verlag aufgeben müssen. Insofern bleiben wir im vernünftigen Risiko-Rahmen, mit einem kleinen Programm, erweitern allerdings derzeit unsere Marketing-Aktivitäten.
: Das war von Anfang an so gewollt. Wir wollen Phantasie in all ihrer Bandbreite herausgeben, und zwar eben kleine Perlen, die unseren Geschmack treffen. Das ist natürlich subjektiv, aber wir stehen zu jedem Buch, das wir machen, und das überdurchschnittliche positive Feedback aus Rezensionen und Lesermeinungen gibt uns recht.
: Sie unterstützen natürlich unsere Plattform für Newcomer und machen den Verlagsnamen bekannter.
: Ja, wir haben von Anfang an in unserem Verlag eine Autorenförderung gesehen. Deswegen publizieren wir auch ausschließlich deutschsprachige Autoren und geben keine Lizenzen oder Übersetzungen heraus. Gerade weil vor allem in der Phantastik deutschsprachige Autoren lange Jahre verpönt waren erst in der Fantasy hat sich in den letzten Jahren durch Überraschungserfolge ein bisschen was getan , haben wir unser Engagement dahin gesetzt, unbekannten Talenten eine Chance zu geben und zu zeigen, dass auch deutschsprachige Autoren richtig gut sind. Eine weitere Konsequenz der Autorenförderung sind unsere Seminare.
: Ich finde die Serie an sich etwas Besonderes, genau aus den von dir genannten Gründen, wie alles zusammengestellt ist. Und wir wollten eine unterhaltende Abenteuerserie machen, aber eben mit skurrilen Elementen und bizarren Geschöpfen. Mit einer Welt, in der nahezu alles möglich ist außer elektronischer Technik. Die Autoren sollten hier vor allem ihre Phantasie bei der Darstellung entfalten und ein außergewöhnliches Universum schaffen. Besonders ans Herz gewachsen ist mir natürlich der lustige kleine Pong, der redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Alle Hauptfiguren haben ihren ganz eigenen Charme, sodass es mir schwerfällt, mich zu entscheiden. Wenn ich ganz ehrlich bin, so ist mir vor allem ein Ort ans Herz gewachsen das schaurige Schiff ELIUM, das eine Erfindung unseres österreichischen Autors Wolfgang Oberleithner ist und so gut gelungen, dass es der Zentralpunkt im zweiten Zyklus ist und tja, die Quinternen. Ein so fremdes Volk mit so vielen Geheimnissen zu kreieren, die wir erst am Ende aufdecken werden ... das hat sehr viel Spaß gemacht.
: Nein, Bezug gibt es keinen, weder mein Mann noch ich sind Gamer oder Rollenspieler. Aber wenn eine Heldengruppe auf Reisen geht, bleibt es natürlich nicht aus, dass es da Parallelen gibt. Wir wollten eigenständige, ungewöhnliche Charaktere, damit für jeden Leser etwas dabei ist, womit er sich identifizieren kann.
: Abgesehen von der Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse als Vorspann sind wir gleich mitten in der Geschichte drin. Nahezu alle Protagonisten und auch einige Antagonisten der ersten Staffel haben sich in den vergangenen zehn Jahren in einem neuen Leben eingerichtet viele haben Ordnung, Familie -, und steuern ihr Schiff unerschütterlich durch die Schwierigkeiten, mit denen die Welt Less nach der Passage immer noch zu kämpfen hat: Naturkatastrophen, Armut, Raub. Die für unsere Figuren bis jetzt trotzdem vergleichsweise heile Welt wird entsprechend im ersten Teil in Stücke gehauen.
Die hauptsächliche Veränderung liegt darin, dass es diesmal einen kompletten, durchgehenden Handlungsbogen gibt, der sich vor allem mit den Quinternen beschäftigt. Die Autoren bekamen die Schauplätze und den Handlungsverlauf vorgegeben, konnten sich aber dennoch in der Ausführung frei entfalten.
: Der Handlungsbogen ist mit Band 12, der ihm Frühjahr 2010 erscheint, abgeschlossen, eine weitere Staffel wird es daher nicht geben. Aber es besteht durchaus später die Möglichkeit von Einzelabenteuern oder vielleicht auch einmal einer Storysammlung.
: *Schmunzel* Ja, diesen Eindruck habe ich auch dazu müsste man allerdings den Künstler Swen Papenbrock befragen, und der hat bisher auch auf hartnäckige Nachfragen still lächelnd geschwiegen. Ich glaube, das wird eine ewige Spekulation bleiben
: Weihnachten? Ganz klar: Der Pakt der Mäuse von Uwe Gehrmann. Ein zauberhaftes Buch mit ebenso zauberhaften Illustrationen des Autors, witzig, spannend und märchenhaft, mit eingeflochtenen Mythen.